Info -  Mal ein bissel die Angst vor Medis nehmen will

Felicitas

ständig auf Achse
Hallo,
ich will mal versuchen Euch ein bissel die Angst zu nehmen ,vor diesem ja so schrecklichem Medikament.

Bei uns fing alles im Jahr 1997 an,zweite Klasse Grundschule.
Die Lehrein sprach mich an und meinte das mit unserem Sohn etwas nicht ganz ok sei, er wäre immer so ,zerstreut,unaufmerksan und in keinster Weise bei der Sache.Ebenso motorisch würde etwas nicht stimmen.
Na gut,dachte ich ,wir werden mal schauen was der Kinderarzt dazu sagt,denn er kennt das Kind ja schon etwas länger.

Ich hatte mich im Vorfeld auch etwas schlau gemacht(meine Anfänge im Internet) und stieß irgendwie auf das Wort ADHS.
Da dachte ich mir past ja alles ,ausser das Sohnemann nicht rumhibbelt,sondern eher träumt .

Ich auf zum Kinderarzt ,ihn mit meinen Nöten und Sorgen bombadiert.
Dieser meinte nur ganz lapidar,die einzige die hier ein Problem hat,dass sind Sie und wenn sie meinen sie bekommen jetzt von mir Ritalin ,dann sind sie an der falschen Adresse.
Es gibt auch andere Möglichkeiten mit solchen Kindern umzugehen,z.B. Zappelin,AfraAlgen ,oder Johanniskrautoel.

Na gut dachte ich ,er wird es wissen und ich bin los und habe Zappelin gekauft.
Mit dem Erfolg,dass Sohnemann immer schwieriger wurde auch zu Hause.
Dann halt eben Afra Algen,mit dem Erfolg,dass er so komische Flecken bekam.Darauf hin wurden seine Leberwerte getestet diese waren grottenschlecht,also auch wieder abgesetzt.

Dann haben wir die Ernährung umgestellt,Zuckerfrei,Glutenfrei sowie Phosphatfrei.
Stress auf der ganzen Linie die Familie litt und besser wurde nix.

Dann kamen ab und zu mal Anrufe aus der Schule,dass es so nicht weiter ginge und Sohnemann ,wenn er sich nicht grundlegend ändert auf eine Sonderschule müsste,die Schulpsychologin sei schon informiert .
Wenn ich an das Drama der Hausaufgaben denke ,kann ich die Lehrer verstehen.
Da bekam ich im wahrsten Sinne des Wortes Muffensausen.
Mittlerweile war es Oktober 1999

Ich hatte mich schon Monate vorher bei einem Kinderpsychologen angemeldet,aber wartete immer noch auf einen Termin.
Nun war es aber an der Zeit ,dass dieser sich unseren Sohn mal anschaute.
Dann lief alles paraleel ,Kinderpsychologe und Schulpsycholgin ,beide kamen zu dem Ergebniss ,dass Sohnemann irgendwie unterfordert sei bei einem IQ von 128.
Nur was nutzte und das ,nämlich nix.

War ja immer noch massiv gegen Medikamente.
Der Kinderpsychologe bat mich beim letzten Gespräch ,als wir die Diagnose ADS bekamen mir folgendes Buch zu kaufen.
Das hyperaktive Kind und seine Probleme
von Cordula Neuhaus.
Ich in die nächste Buchhandlung ,und es gekauft.
Auf dem Weg nach Hause,war mit der U-Bahn in der Stadt ,blätterte ich darin rum und ich fing an zu weinen.

Mein Gott was muß mein Kind gelitten haben.

Als mein mann und ich dieses Buch gelesen haben ,da meinte mein Mann ,sollen wir es nicht doch mal versuchen mit diesem Medikament?.

Nach langer Überlegung haben wir uns dann im Dezember 1999 dazu entschieden unserem Sohn Medis zu geben. Er war zu diesem Zeitpunkt 9 3/4 alt Jahre alt.

Die erste halbe Tablette bekam er mit Bauchschmerzen meinerseits.
Die größte Freude für mich,war allerdings,dass er an diesem Vormittag ganz allein in sein Zimmer ging und mit Lego spielte,daran war im Vorfeld nicht zu denken.

Montags ging er dann mit einer halben Tablette in die Schule und er bekam das allererste Mal einen lachenden Smiley
man war das Kind stolz.

Dann haben wir langsam gesteigert bis wir auf 15mg Tagesdosis waren . Eines Tages sagte mein Kind zu mir ,es war kurz bevor er auf die weiterführende Schule kam,Mama ,warum hast du mir nicht sofort die Tabletten gegeben ,du merkst doch selber,dass ich jetzt erst ich sein kann.


Heute ist der Lappes fast 16 Jahre alt,nimmt immer noch Medis ist kerngesund und unser ganzer Stolz.

Wenn ich mich damals nicht schweren Herzens für die Medis entschieden hätte,ich weiß nicht,wo er heute wär.
Vielleicht als Drogenabhäniger irgendwo ,oder er würde nicht mehr leben,denn suizidgefährdet war er schon im Alter von 9 Jahren.Das Teppichmesser hatte schon seine Pulsadern gestriffen.

Ich hoffe ,dass ich Euch nicht zu sehr vollgelabert hab.




Feli
 

Leon910

*Jungsmama*
:heul2 irgendwie hab ich jetzt pipi in den Augen...

Wahnsinn! Ich sach ja, meine Einstellung zu den Medis hat sich auch total geändert, und ich denke, damit kann es meinem Kind nur besser gehen!!

Danke für Deine Geschichte! :maldrueck


LG Marion :sonne
 

wulffine

liebt den Frühling...immernoch
:heul2, hast du das aber ergreifend geschrieben! :knutsch
Das Buch hab ich zu hause, es ist wirklich nichts verschönt.
Ich war auch damals am überlegen und sagte, wir probieren es zumindest.
Es war klasse, wie einfach unser Junge doch zu handhaben war!
Wir wußten, es war die richtige Entscheidung.
Sollte unsere Kleine beim Test als positiv gelten, werden wir nicht zögern, ihr die Medis zu geben. Der Kinder willen. :Lesen
 

Engelflügel

Namhaftes Mitglied
Ich danke Dir Felicitas.

ich sitze hier und habe Tränen in den Augen.

Ich habe gestern nochmal als hin und her überlegt, habe meinen sohn gefragt, ob er lieber Medis nimmt, die sofort helfen, oder liebe, erstmal was versuchen, wo wir schauen müssen ob es wirkt.
Habe ihm gesagt das es Nebenwirkungen geben kann und er meinte, er möchte so schnell wie möglich Medis, damit er sich besser konzentrieren kann.

Ihr habt mir hier die Augen geöffnet und ich sag einfach mal Danke an alle, die mir Mut geamacht haben.
 
Oben