Meine Tochter (14) hat Untergewicht

Francetto

Neues Mitglied
Hallo, ich habe eine Frage an euch, Meine Tochter (14) hat vor ca 1,5 Jahren begonnen abzunehmen, Zuerst war es nicht so schlimm, sie war mit 11 und 12 zwar bei weitem nicht dick, aber schlank auch nicht.
Nun ist es soweit, dass sie mit 170cm 50 kg hat und panische Angst, irgendetwas zuzunehmen. Sie isst über den Tag verteilt zu wenig (ich schätze so um die 600-800 kalorien, geht 2 mal die Woche 8 km laufen.
Ich brauch in diese Richtung gar nichts zu sagen, denn da geht sie in die Luft und hält mir vor, ich halte sie für gestört, sie macht doch alles normal, sie isst doch usw....Ihr bMI liegt bei 17.3, sie ist in der pubertät, braucht ihr Körper da nicht umso mehr die Energie ???
Wie kann ich ihr helfen, ohne dass ich genau das Gegenteil erreiche ? Wie erreiche ich sie ? Ich weiss, dass sie das Thema selbst belastet, sie jedoch grosse Angst vor dem Zunehmen hat.
Sie hat auch sehr große Augen bekommen und ist relativ blass.
Wenn wir alle zu Hause sind, isst sie mit uns zu Mittag, aber nicht besonders viel, kleine Portionen, sonst nur Knäckebrot, Salat Gemüse Jogurth....ich mache mir Sorgen ,dass sie da in etwas hineindriftet oder besser gesagt, noch weiter hineinrutscht wo sie schon jetzt schwer rauskommt bzw dann noch schwerer.
Ihre magische Gewichtsgrenze, die sie unbedingt halten will ist eben die 50 kg...was aber, wenn sie einmal einen Magen Darmerkrankung bekommt ? Dann hat sie plötzlich nur mehr 45 kg ? In meinen Augen braucht sie Reserven, sollte ihre magische Grenze bei 55 kg haben und nicht bei 50 Aber wenn ich was sage, auch wenn es ruhig und sachlich ist ,gibts Explosionsgefahr, obwohl wir eigentlich sonst ein sehr gutes Verhätnis haben...das ist also nicht bei Allem so...sie ist auch in der Schule eine Perfektionistin, hat lauter 1er....
Wie sollen wir uns da verhalten ??
danke und lg Francetto
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Hallo Francetto,

Deine Tochter bewegt sich an der Grenze zur Magersucht. Das ist ein sehr heikles Thema. Da Sie offenbar aktuell die fünfzig Kilo fixiert hat, würde ich genau da ansetzen. Das ist zwar untergewichtig, aber noch nicht gefährlich untergewichtig. Darum würde ich versuchen, mit ihr einen Deal zu machen. Solange sie nicht unter 50 kg rutscht, läßt Du sie mit dem Thema komplett in Ruhe. Wenn sie weniger wiegt, macht sie freiwillig eine Therapei. Das ganze hochoffiziell mit Vertrag und Gewichtskontrollen einmal pro Monat. Wenn sie unter fünfzig ist, wird nach einer Woche kontrolliert. Wenn Sie dann wieder unter fünfzig ist, geht es ab zum Arzt. Das wäre mein Vorschlag.

Viele Grüße

Dr. Dolittle
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Ich finde den vorschlag von Dr. Dolittle sehr gut und würde sagen dass du es damit ruhig mal versuchen solltest.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Wenn jemand 50 Kilo wiegt, dann kann das völlig unschädlich sein. Ich selber habe noch nach der ersten Schwangerschaft nur 47 Kilo gewogen auf eine Körperhöhe von 168cm. Ich bin eben so veranlagt und meine Töchter auch.
Das selbe Gewicht wäre jedoch für sehr viele Menschen ein akutes Gesundheitsproblem. Wie es Francettos Tochter gesundheitlich geht, können wir nicht wissen. Ich empfehle deshalb, zu einem Arzt zu gehen, der soll sie gründlich durchchecken. Das müsste ohnehin schon fällig gewesen sein im Rahmen der J1.

Das größte Problem sehe ich aber in der Angst vor dem Zunehmen. "Panische Angst"! Das ist für mich Magersucht und gefährlich. Und ja, es ist heikel dieses Thema zwischen Eltern und Kind alleine anzugehen, da kann man viel kaputt machen. Also lässt man das den Psychologen machen.

Ich selber habe jahrelang neben den magersüchtigen Kindern im Krankenhaus zu Mittag gegessen. Das hat mich vom Magerwahn abgehalten, für mich war es Abschreckung. Ich weiß aber, dass es sehr viele Mädchen gibt, die dieser Anblick animiert auch so zu werden.

Oft sind diese Kinder im Krankenhaus therapiert worden und kaum waren sie wieder zuhause, ging das Hungern wieder los. Bei Magersucht handelt es sich doch sehr häufig um ein Problem zwischen Eltern und Kind und wie kann man das dann ohne Hilfe von außen in den Griff bekommen. Jede Aktion von Seiten der Eltern verschlimmert es doch nur.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Das würde ich so nicht pauschalisieren. Es kann auch sein, daß das Kind sich erst recht sperrt, wenn die Eltern es zum Arzt oder Psyachologen schleppen, weil sie selber überzeugt sind, nicht krank zu sein und auch nicht wie ein kranker Mensch behandelt werden wollen. Bei Magersucht funktoniert es meist nur dann, wenn im häuslichen Umfeld Eltern und Kinder einen Weg finden, sich zu einigen und die Kinder wieder zur Ruhe finden. Magersucht ist eine Reaktion auf Streß und wird durch mehr Streß nicht besser.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
@Dolittle
Ich habe nicht pauschalisiert! Ich finde sogar, dass mein Beitrag weniger pauschal ist als deine beiden.
Ich frage mich, wie man auf eine ernste Anfrage so leichtfertig antworten kann?

In diesem Fall kann die Magersucht wohl kaum die Folge von Stress sein. Das Mädel will dünn sein und hungert sich bewusst schlank. Wir wissen nicht warum. Es kann sein, dass sie das einfach schön findet, es kann aber auch sein, dass sie Aufmerksamkeit von ihren Eltern will. Es kann so vieles sein, aber auf Stress weist ja erstmal nichts hin, wenn das Mädchen bewusst nur Nahrungsmittel auswählt, die nicht dick machen. Auf mich wirkt das wie ein Hilfeschrei.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Du solltest vielleicht zuerst erklären, was du unter Stress verstehst, denn das ist ein sehr dehnbarer Begriff. Vom hohen Erwartungsdruck bis zum mangelnden Selbstwertgefühl kann natürlich alles darunter fallen. Aber das scheint nicht der Stress zu sein, von dem du hier sprichst, denn den kann man ja ohne fremde Hilfe beheben.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Ich meine Disstreß, welcher Art auch immer.
Ich finde meine Antwort auch nicht leichtfertig, sondern realistisch. Stell Dir mal vor, Dein Mann würde Dich und Deine Ansichten nicht mehr verstehen, sich von Dir entfremden, sich dann an irgendeiner Lappalie festbeißen, Dich zu einem Arzt schleppen und dem sagen, Du bist krank und mußt therapiert werden, weil Du psychisch gestört bist. Würdest Du Dich widerstandslos einweisen und Dir Dein Selbstbestimmungsrecht nehmen lassen?
 

coin80

Neues Mitglied
Also es handelt sich hier garantiert nicht um eine Lappalie. Das Mädchen wiegt nicht nur grenzwertig wenig, sondern nimmt auch noch viel zu wenig Kalorien zu sich. Hier ist die Gefahr einer Mangelernährung mit allen Konsequenzen, die das für die kindliche Entwicklung hat, sehr groß. Daran ändert man auch nichts durch einen "Vertrag". Es geht nicht vor allem darum, nicht unter ein bestimmtes Gewicht zu rutschen, sondern ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen. Wenn das Kind das nicht kann, dann ist das ein riesiges Problem. Es könnte in dieser Konstellation 60 Kilo wiegen, und trotzdem gesundheitlich in Gefahr sein.

Der einzig richtige Rat, vor allem wenn man einen Dr im Nick führt und immer wieder behauptet, Kompetenz zu haben, ist zum Arzt zu gehen, und sich dort beraten zu lassen. Das kann man auch erstmal tun, ohne dass die Tochter dabei ist.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Also es handelt sich hier garantiert nicht um eine Lappalie.
Wo soll ich das denn behauptet haben?

Das Mädchen wiegt nicht nur grenzwertig wenig, sondern nimmt auch noch viel zu wenig Kalorien zu sich
Der Kalorienbedarf unterlegt starken interindividuellen Schwankungen. Sie hält ihr Gewicht, sie treibt regelmäßig Ausdauersport und ist super in der Schule. Offenbar reicht diese geringe Kalorienzufuhr für sie aktuell.

Hier ist die Gefahr einer Mangelernährung mit allen Konsequenzen, die das für die kindliche Entwicklung hat, sehr groß.
Sie ißt Mittagessen, Knäckebrot, Salat, Gemüse, Jogurt - viele Portioenen über den Tag verteilt. Das ist eine ausgewogene Ernährung. Welche Konsequenzen soll sie da erleiden, denkst Du?

Es geht nicht vor allem darum, nicht unter ein bestimmtes Gewicht zu rutschen, sondern ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen.
Au contraire, mon ami. Frag Dich mal, warum die in den Kliniken für Eßgestörte die Mädels ständig auf die Waage stellen, aber denen das Kalorienzählen verbieten. Die Körpermasse ist ausschlaggebend, nicht die Kalorienmenge.

Darum nochmal der Hinweis: Hör bitte auf, hier Panik verbreiten zu wollen.
Es könnte in dieser Konstellation 60 Kilo wiegen, und trotzdem gesundheitlich in Gefahr sein.
Welche Gefahr konkret schwehbt Dir da vor?

Der einzig richtige Rat, vor allem wenn man einen Dr im Nick führt und immer wieder behauptet, Kompetenz zu haben, ist zum Arzt zu gehen, und sich dort beraten zu lassen. Das kann man auch erstmal tun, ohne dass die Tochter dabei ist.
Ich habe nirgendwo etwas dagegen gesagt. Francetto hat sicherlich nicht ohe Grund hier Rat gesucht, ich habe einen guten Asatzpunkt gesehen und einen Vorschlag gemacht. Darum geht es in einem Forum.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Checkliste zu Magersucht:
-Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 % unter dem zu erwartenden Gewicht oder Body-Mass-Index von 17,5 oder weniger (bei Erwachsenen)
-Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von hochkalorischer Nahrung und zusätzlich mindestens eine der folgenden Möglichkeiten:
selbstinduziertes Erbrechen,
selbstinduziertes Abführen,
übertriebene körperliche Aktivität,
Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Diuretika,
-Körperschemastörung in Form einer spezifischen psychischen Störung
-Endokrine Störungen, bei Frauen manifestiert als Amenorrhoe, bei Männern als Libido- und Potenzverlust
-Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Entwicklung gestört (Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung)
-Niedriges Körpergewicht, weniger als 85 % des zu erwartenden Gewichts
-Große Angst vor Gewichtszunahme
-Strikte Kontrolle der Nahrungsaufnahme
-Körperschemastörung:
Übertriebener Einfluss des Gewichts auf die Selbstwertung,
Krankheitsverleugnung,
(nur bei Frauen) sekundäre Amenorrhö.

Diese Punkte müssen offenbar für eine Diagnose zutreffen.

Was wissen wir?

Francettos Tochter hat einen normalen BMI.
Sie hat den Gewichtsverlust selber herbeigeführt durch Vermeiden von hochkalorischen Nahrungsmitteln und durch Sport. Sind zwei Mal die Woche 8 km übertrieben? Es kommt ja noch Schulsport dazu.
Auf jeden Fall trifft laut Francetto der Punkt "große Angst vor Gewichtszunahme" zu.
Und alle anderen Punkte kann nur ein Arzt klären. So ein Gang zum Arzt muss ja auch gar nicht stressig sein, es ist ja erstmal eine ganz einfache Untersuchung. Falls man den Arzt jedoch strikt ablehnt, könnte das auch noch unter den Punkt "Krankheitsverleugnung" fallen. Das Explodieren, wenn man sie auf ihre Diät anspricht, könnte vielleicht auch schon ein Vorläufer sein.

Das ist das, was ich aus dem einen einzigen Beitrag herauslesen kann.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Das sehe ich ähnlich, deshalb mein Hinweis auf die Grenze zur Magersucht, die das Geschriebene nahelegt. Da sind wir doch gar nicht sooo weit auseinander:)
 
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