Kompliziert -  Meine Tochter will ihre Mutter kennenlernen

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Tiger_Mum

Guest
Meine drei ältesten sind ja für ein Jahr aufs College in America gegangen.

Nun ist Anfang Juli das Jahr vorbei und sie kommen zurück.

Alle drei Kinder sind adoptiert. Ich habe vier eigene.

Von der einen ist die Mutter vestorben und der Vater ist unbekannt.
Von der anderen sind die Eltern unbekannt.

Und nun zu der dritten: Patrizia

Meine älteste.

Sie kam mit 4 Monaten zu uns.

Gestern telefonierten wir und sie eröffnete mir, dasss ie sobald sie nach Deutschland zurück kommt ihre Mutter suchen und kennenlernen will

Es hört sich zwar so undankbar und doof an, aber ich habe nie damit gerechnet.
Klar, man sieht regelmäßig im Fernsehen Kinder und Eltern die ihre wahren angehörigen suchen, aber ich war so doof, dass ich nicht damit rechnete das meine das auch tun wollen :wand

Ich habe so eine Angst!
Was ist wenn sie uns nicht mehr als Eltern akzeptiert. Sie sagt zwar das sich zwischen uns nichts verändern wird, aber ich habe trotzdem tierische Angst.

Und das hört sich vielleicht egoistisch an, aber ich finde, dass diese Frau überhaupt nicht das recht hat, sich MAMA eines Kindes zu nennen.

Sie ist es zwar genetisch,aber doch auch im Herzen?

Ich habe schließlich sie großgezogen. Ich habe mit ihr gelacht, geweint, ihr geholfen, stundenlang an ihrem Bett gesessen wenn sie krank war usw.

Eben das was eine MAMA tut.

Dieser Beitrag hört sich so ICH - bezogen an. Und ja ich denke momentan in dieser Situation auch an mich. Aber mein herz fühlt sich so.

Ich liebe meine Patrizia über alles und ich will sie nicht verlieren.

Sorry, dass ich euch damit belästige, aber ich musste mir das mal eben von der Seele schreiben

Danke

Ps. Das ist überings meine Tochter
 
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Jana696

Guest
Hallo Bigmummi,

dem Beitrag von Sadhana ist nichts hinzuzufügen.

Fast jedes adoptierte Kind möchte natürlich seine Wurzeln kennenlernen. Das ist völlig normal.
Meine beste Freundin wurde auch adoptiert. Sie hat Jahre damit verbracht, ihre Eltern und Geschwister nach und nach zu finden. Zu ihrer "richtigen Mutter" hat sie inzwischen ein wirklich gutes Verhältnis - aber mehr als eine Freundin kann sie nie werden.
Ihre (Adoptiv)-Mama ist und bleibt ihre Mama. Zu IHR hat sie Vertrauen und mit IHR redet sie über wirklich alles.
Weil sie weiß, was ihre Mama für sie getan hat und weil SIE ihr die Werte vermittelt hat, die sie prägen.
Ihre Worte: Was ich bin, habe ich meiner Mama zu verdanken.

Mach Dir bitte keine Sorgen, sie wird immer DEINE Tochter bleiben.

Gruß Jana
 
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Tiger_Mum

Guest
@ sadhana


Danke für den lieben Text.
Ich habe gerade eine richtige Gänsehaut bekommen.
Du hast recht. Ich müsste ihr wirklich dankbar sein. Denn ohne sie hätte ich meine Tochter nicht.
Ich hoffe natürlich für sie, dass sie glücklich wird. Ich habe nur auch so eine Angst, dass die Mutter mich gegenüber meiner Tochter schlecht macht.
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@Jana

Wie hat deine Freundin ihre Mutter ´gefunden?
Ich meine wo hat sie sich gemeildet?

Ich möchte nicht, dass sie entäuscht wird.
Ich habe Angst, dass sie sich zu große Vorstellungen macht.
Ich möchte nicht, dass sie glaubt, dass ihre Mutter vielleicht vieles besser gemacht hätte als ich. Und das sie dann entäuscht wird. Vieleicht ist ihr mutter psychisch Krank oder alkohol anhängig.

Ich möchte nicht das ihr Traum von ihrer Mutter durch die Realität platzt.

Desiree
 
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Jana696

Guest
Hallo Desiree,

die Mutter zu finden war wohl noch relativ einfach. (im Gegensatz zu den Geschwistern) Es gab damals beim Jugendamt eine sehr liebe Frau, die ihr den Namen gegeben hat. Ist allerdings nicht ganz legal.
Wenn Du Tips für Deine Tochter möchtest, kann ich meine Freundin gerne fragen, wie man´s am besten anstellt.

Gruß Jana
 
T

Tiger_Mum

Guest
Das wäre sehr nett jana :applaus

Würde mich wirklich für meine Tochter freuen.
 
J

Jana696

Guest
Durch meine Freundin nimmt mich dieses Thema ganz schön mit. Ich weiß von den Ängsten, Glücksgefühlen und Rückschlägen bei der Suche.

Ich weiß nicht, unter welchen Umständen Deine Tochter damals weggegeben wurde. Du vermutlich auch nicht.
Es kann auch sein, das Deine Tochter auf Unverständnis und völlige Ablehnung stößt, wenn sie ihre leiblichen Eltern gefunden hat.
Bitte rede mit ihr darüber, sooft sie will - sie wird jemanden brauchen, bei dem sie ihre Gefühle "abladen" kann. Sei für sie da, auch wenn es Dir weh tut.

Die Realität ist für Deine Tochter wichtig. Ob positiv oder negativ - sie muß es rausfinden. Hilf ihr, so gut Du kannst.
Für Deine Tochter steht das Warum an erster Stelle. Auf keinen Fall der Gedanke, ob ihre leibliche Mutter es besser gemacht hätte.


DU hast ihr geholfen, erwachsen zu werden. Das WEIß Deine Tochter. Und dafür liebt sie Dich...
 
J

Jana696

Guest
@ Sadhana

Ist leider nicht ganz einfach - das JA stellt sich meistens quer. In dieser Beziehung steht dort der Datenschutz an erster Stelle.

Gruß Jana
 
M

Mine

Guest
Hallo Bigmummi!

Ich hoffe, ich verstehe Deine Angst. Ich hätte sie auch.
Ich bin von meinem Papa adoptiert worden. Meine Mama war mit einem Mann verheiratet, im 6. Monat hat sie sich von ihm getrennt, es war nicht gerade schön. Als ich etwas über ein Jahr war, verlangte er sogar einen Vaterschaftstest und hat nie auch nur einen Cent (damals noch Pfennig) an Unterhalt gezahlt. 2 Wochen vor meiner Geburt kam sie dann mit meinem Papa zusammen, er war sogar bei der Geburt mit dabei. Sie war fast 21, er 24. Nach fast 1 Jahr war ich seine Tochter, daran war nichts mehr zu rütteln. Er hat mich nie spüren lassen, dass er nicht mein Erzeuger ist, 1990 kam mein Bruder, geheiratet haben meine Eltern 1991, damals erfuhr ich auch, dass "Papa nicht dein Papa" ist. Das war O-Ton meiner Mama. Ich hab's nicht verstanden, mich eigentlich nur aufgeregt, dass ich noch den Mädchennamen meiner Mutter trug und nicht den von meinem Vater, so wie die anderen. Naja, 1993 wurde ich adoptiert, so spät erst, weil mein Erzeuger nicht unterschreiben wollte. Er hatte wohl Angst, mich als Rentenvorsorge zu verlieren. Ende 2000 zerstritt ich mich mächtig mit meinen Eltern, hatte da schon länger den Wunsch, meinen Erzeuger kennenzulernen. Ich bin von zuhause abgehauen, hab mich einen Monat lang nicht bei meiner Familie gemeldet, damals mit 16 Jahren. Im ersten Telefonat mit meiner Mama wieder wollte ich Namen und Telefonnummer meines Erzeugers erfahren. Sie gab mir beides. Am nächsten Tag (Nikolaus) traf ich mich mit ihm, zog letztlich sogar hin. Nach weiteren 6 Monaten besserte sich das Verhältnis zu meinen Eltern wieder, ich zerstritt mich mit meinem Erzeuger, zog in eine eigene Wohnung. Mittlerweile habe ich sehr sehr lockeren Kontakt zu ihm, nicht gerade das beste Verhältnis, aber naja.
Er hätte mir nie das geben können, was mein Papa mir gegeben hat. Vor einiger Zeit erfuhr ich sogar, dass meine Eltern nur geheiratet haben, damit ich auch endlich vor dem Gesetz zur Tochter meines Papas wurde. Bis heute steht er voll und ganz hinter mir, reißt sich den Ar*** für mich auf, wenn ich Probleme habe. Ich weiß - oder ahne - was ich meinen Eltern und vor allem ihm damals angetan habe, als ich meinen Erzeuger kennenlernen wollte und zu ihm gezogen bin. Auf der anderen Seite war das auch eine Erfahrung für mich, die ich nicht missen möchte, allerdings hätten die Umstände wahrlich schöner sein können.
Ich wünsche Deiner Tochter und Dir, dass ihr ihre Mutter/Eltern findet. Es ist sicherlich nicht böse gemeint von ihr, aber es ist eben irgendwie zwangsläufig dieses "Wo komm ich her" im Hirn verankert, denk ich. Bestimmt will sie Dich nicht als Mama verlieren, aber wenn sie fast ein Jahr weg von euch war, ist das schon eine massive Distanz und von dort sieht vieles anders aus, Fragen kommen auf. Steh bitte so weit wie möglich hinter ihr, sofern es Deine Kräfte zulassen. Rede mit ihr über ihre und auch über Deine Ängste und Vorstellungen. Das hat mir damals wirklich geholfen.
Alles Gute!
 
T

Tiger_Mum

Guest
Danke Mine.

Ich bin froh das es nicht nur mir so geht,
Und wirklich Hut ab und eine Portiion :respekt an dich und deinen vater.

Nicht viele Väter sind bereit ein fremdes Kind als ihr eigenes zu sehen toll.

Ja ich werde zu ihr stehen.
Ich habe damals als ich sie vom Heim mit nach Hause nahm ihr geschworen das ich sie nie wieder gehen lasse udn das ich für sie kämpfe und durchs Feuer gehe.

Und das werde ich halten.

Ich werde mir den A**** für sie aufreißen. Alles tun weas in meiner Macht steht.

Denn genau jetzt in einem sehr wichtigen Abschnitt ihres Lebens
werde ich ihr helfen und voll hinter mir stehen.

Und gestern Abend am Telefon berichtete ich ihr von meiner Angst und was sie darauf sagte brachte mich zum heulen.

Sie sagte: "Hör mal zu Mama. Du bist meine Mama und du wirst es immer bleiben. Denn kein Mensh ist mir so wichtig wie ihr es seit. Diese Frau ist meine Mutter auf dem Papier aber nicht in meinem Herzen :crying

So schön. Ich habe rotz und wasser geheult. So schön hat sie das gesagt.
 
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