Nachbarsmädchen

Larissa1111

Neues Mitglied
Hallo.

Ich bräuchte mal einen Rat bzgl. eines Nachbarskind. Es handelt sich um ein 10 Jähriges Mädchen. Das Kind lebt nur ein Haus weiter, zusammen mit seiner 11 Jahre alten Schwester und den Eltern 40+45 Jahre alt.

Das Mädchen habe ich (30 Jahre weiblich )erstmalig vor 4 Jahren kennen gelernt. Sie lief hier durch die Straße mit nackten Füßen in offenen Sandalen im tiefsten Winter!!! als sie 6 Jahre alt war um am Kiosk für die Eltern Zigaretten zu kaufen. Ich sprach sie damals an was los wäre, wo ihre Schuhe sind so lernten wir uns kennen. Dies ist eigentlich eine gute Wohngegend und so etwas fällt schon auf.
Mit der Zeit stand dieses Mädchen immer öfter vor meiner Tür und hat auf mich gewartet bis ich angefangen hab mich um sie zu kümmern. Da ich eine große Wohnung, Garten+Hund hab war sie dann im laufe der 4 Jahre immer öfter hier und hatte ausreichend Platz und Möglichkeiten zum spielen, rief mich sehr oft an manchmal täglich und ich unternahm auch viel mit ihr nahm sie irgendwohin mit, Ausflüge usw. Also alles Dinge die Eltern eigentlich mit einem Kind machen sollte. Die Eltern unternehmen absolut gar nichts mit den Kindern...dazu später mehr. Trotzdem grenzte ich mich auch immer wieder ab und meinte sie muss auch wieder nach Hause, das ihre Eltern sie lieben usw. ich wußte auch nicht so richtig was ich sagen soll.
Sie meinte nämlich oft das sie gerne bei mir bleiben möchte, bei mir einziehen will und sie mich liebt usw...Das es ihr Zuhause nicht gut geht wußte ich da natürlich schon, auch durch viele Anzeichen. Für sie bin ich wie eine Mama, was sie auch schon öfters sagte (sie ist erst 10!) Naja ich hab auf jeden Fall immer ganz viel gefragt was denn zuhause bei ihr los ist und vor 2 Jahren erzählte sie mir das ihre Eltern jeden Tag morgens zum Arzt müssen weil die krank sind und es ihnen schlecht geht. Mir kam das seltsam vor. aber ich fragte nicht weiter nach. Meiner Tante, die Jugendrichterin ist erzählte ich das mal vor einem Jahr und sie sagte eventuell sind die Eltern in einem Methadonprogramm. Nun erfuhr ich vor 4 Wochen von dem Mädchen (endlich) das die Eltern tatsächlich Heroinabhängig sind und die Mutter in einem Methadonprogramm ist und der Vater weiterhin Heroin nimmt. Nach außen wirken die Eltern zwar leicht verwahrlost, aber trotzdem irgendwie unauffällig. Erst war ich schockiert, aber dann auch froh das die Wahrheit nun raus ist, das Kind hab ich nie gedrängt was zu sagen, die hat das von sich aus erzählt.
Die Eltern haben übrigens 5 Kinder, 3 sind im Heim, das 11 Jährige Kind ist wohl ständig bei Freunden und das 10 Jährige Mädchen sucht fast täglich! den Kontakt zu mir.

Jetzt zu meinem "Problem". Das Mädchen hat mir schon oft erzählt sie bekommt zuhause nichts zu essen, bzw erst Abends etwas. Niemand kümmert sich um sie. Mir tut das total leid. Nach der Schule und morgens gibt es nichts. Mittlerweile weiß ich auch den Grund, die Eltern stehen wohl Nachts zwischen 1-2 Uhr auf und spielen bis morgens, bis eben die Ersatzdrogen beim Arzt ausgeteilt werden irgendwelche PC-Spiele (die Familie bekommt Hartz4) und schlafen dann wenn sie bei der Ausgabestelle waren bis 6-7 Uhr Abends. Das heißt der Tagesrythmus ist komplett anders als bei den Kindern. Die beiden Mädchen bewältigen ihren Tag alleine, mit Schule usw. Ich hab dann vor circa einem Jahr angefangen öfters für das Mädchen zu kochen, mir ihre Sorgen angehört mich um ihre Schulsachen gekümmert usw...wie gesagt ich bin "erst" 30 und hab auch noch keine Kinder und bin dazu voll Berufstätig (allerdings Selbstständig von Zuhause.) Die Eltern haben mir auch mal einen Dankesbrief geschrieben in dem Stand das sie mir sehr dankbar sind das ich mich um ihr Kind kümmer und sie wissen wie wichtig ich ihrer Tochter bin. Ich denke mal die Eltern sind massiv überfordert mit der ganzen Situation und ich kümmer mich total gerne um ihr Kind...nur auch das muss ja Grenzen haben.

Nur...so langsam bin ich auch etwas ratlos. Das Mädchen kommt wirklich JEDEN Tag zu mir bzw möchte zu mir kommen und ruft immer an. Sie fragt auch oft ob sie bei mir essen darf, kuschelt sich an mich, will überall hin mit usw. Ich finde sie ganz bezaubernd und kümmer mich sehr gerne um sie, aber ich bin nicht ihre Mutter und weiß auch nicht wo ich die Grenze ziehen bzw mich verhalten soll da sie ja ein Zuhause hat. Dazu denke ich dann auch manchmal das ich den ganzen Tag arbeite, öfters noch für das Kind koche bzw was mit ihre unternehme, zum einen weil ich sie sehr mag und ich großes Mitleid mit ihr hab, aber das sind alles Aufgaben der Eltern. Ich finde irgendwie keinen richtigen Mittelweg...vielleicht versteht ja jemand was ich meine? Ich sehe dem Kind jedes Mal die Enttäuschung und Traurigkeit an wenn ich ihr sage sie kann nciht zu mir kommen, manchmal steht das Kind auch stundenlang an seinem Kinderzimmerfenster und guckt zu mir rüber. Das tut mir immer so leid, nur ich hab selbst ein Leben, arbeite eben auch viel und weiß nicht so recht was ich tun soll. Die Eltern ansprechen möchte ich auch ungerne, weil ich denke das die mit dem Heroin usw eh schon viele Probleme haben. Ich hab auch Angst wenn ich nun ein regelmässigen Rythmus für das Kind finde z.B. in dem ich sage ok du kannst alle 3 Tage zum Mittagessen kommen und einmal die Woche unternehmen wir was zusammen und wenn ich das dann nicht einhalte (wegen meiner Arbeit...) wirft die Kleine das total aus der Bahn. Zuhause hat sie ja schon kaum Halt und ich versuche so gut es geht ihr hier zu helfen und wir haben auch ne Menge Spaß, aber ich weiß auch nicht ob das so richtig alles ist was ich tue.

Vielleicht hat ja einfach noch jemand Tipps wie man mit so einer Situation umgehen kann bzw was es für Lösungen oder Wege gibt damit umzugehen und einen Weg zu finden. Einfach sie ignorieren kann ich nicht mehr, dafür sind wir schon zu vertraut, das würde ich dem kleinen Mädchen auch nicht an tun wollen und ich mag sie ja auch sehr. Jugendamt einschalten bringt aus meiner Sicht auch nichts, da ich vermute das Jugendamt ist eh schon involviert, da ja bereits 3 Kinder im Heim sind und bestimmt bekannt ist das die Eltern Drogenabhängig sind. Ich möchte dem Mädchen helfen, so das es dauerhaft gut klappt und ich sie nicht immer enttäuschen muss wenn ich z.B. nicht kann. Die ist dann verständlicherweise immer todunglücklich...aber was soll ich machen ich muss auch arbeiten und hab eben auch ein Leben. Wie löst man so etwas pädagogisch bzw was sagt man da???

Liebe Dank :)
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Das JA ist involviert.
Ja, dein Leben und deinen Job brauchst du selbstverständlich.
Auch die Voraussetzungen zur Herausnahme des 4. Kindes sind bereits gegeben (Heroinsucht, Kindesvernachlässigung).
Möglicherweise kannst du offiziell Pflegemutter für die kleine Grosse werden - mit Bezahlung durch's JA und festgelegten Zeiten. Zur Vermeidung von Heimaufenthalt.
Als ein grosses Problem sehe ich es genauso wie du, dass es wohl zuwenig zu essen bekommt und hungern müsste, wenn du es nicht unterstützt.
Da würde ich an deiner Stelle Tagebuch führen/beginnen; auch mit den gereichen Essensmengen.
Wahrscheinlich wird das JA die Not nicht freiwillig erkennen wollen - und es müssen Beweise her - da könnte dein Tagebuch ein Indiez sein.

Vielleicht kannst du aber auch parallel dazu mit dem Mädchen zusammen überlegen, wie es sich das Überleben in ihrer Elternwohnung besser sichern kann. Vielleicht gestattet die Mutter(mit ihrem Metadonprogramm), dass ihre 10-jährige Tochter ein bischen mehr Taschengeld bekommt - und dafür eine zugesicherte Ecke im Kühlschrank erhält und sich zu essen selber einkaufen darf.

Als grosses Glück sehe ich es an, dass (noch) keine elterlichen Übergriffe auf das/die Mädchen stattfinden. Jedenfalls berichten tust du davon bisher nichts.
Mit der Pubertät entwickeln sich die Gefühle im Mädchen, habe ich mir sagen lassen.
Ob das so sang- und klanglos an den eigenen Eltern vorüberstreichen kann?
 

una-elfe

Neues Mitglied
Das ist ja eine spannende und zugleich traurige Geschichte.

Ich kann gut nachempfinden, wie Sie sich fühlen müssen. Mein Gott, das arme Kind.
Ich bin auch 30, habe eine 5 Monate alte Tochter und weiß, was das für eine Verantwortung ist, und wieviel Zeit das beansprucht.

Ich finde das, was mein Vorredner geschrieben hat, gut. Aber da müssen Sie ja auch für sich sehen, ob Sie das wollen, denn ich denke, dass sich das Mädchen dann noch mehr daran gewöhnt, und dann ist es umso schlimmer, wenn dann keine Zeit mehr da ist.

Irgendwie auch komisch, dass solch ein kleines Mädchen bei Eltern leben darf, wenn diese Heroin nehmen, bzw am Methadon Programm teilnehmen und sich offensichtlich gar nicht um das Kind kümmern.

Die Kleine schreit ja nach Hilfe, das merkt man ja, in dem sie stundenlang vor Ihrem Fenster steht.

Ist das traurig. Weiß nicht was man da am Besten tun sollte.

Vielleicht wäre es wirklich gut, sich mal mit ihr zusammen zu setzen und versuchen eine Lösung zu finden. Eventuell sollte man das Jugendamt zu Rate ziehen. KINDSWOHL!!! Und dem Mädchen geht es ja offensichtlich nicht gut.

Ich finde toll was Sie da leisten!Hut ab, würde nicht jeder machen.
 
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