Eilt! -  Richtlinien für Rüge und Tadel?

Rozo

Neues Mitglied
Hallo liebe Miteltern,

zum ersten Mal gibt es ein Problem mit meiner 11jährigen in der 6.Klasse eines Gymnasiums in NRW.

Sie hat sich während einer Unterrichtsstunde in Abwesenheit der Lehrerin mächtig daneben benommen (Gegenstände in den Raum geworfen - NICHT auf Kinder!). Lt. Lehrerin war es "ein Anfall". Als sie dazu kam, saß meine Tochter heulend und hustend in der Ecke. Ohne mit ihr oder den anderen Kindern zu besprechen, was nun wirklich passiert ist, hat sie eine sog. Rüge ins Klassenbuch eingetragen, mich telefonisch benachrichtigt und mir dann einen schriftlichen Tadel ins Haus geschickt.

Ich als Mutter habe dann mit meiner Tochter über ihr Felhlverhalten gesprochen und habe über die anderen Mütter versucht, die Beobachtungen der Kinder zu sammeln, die auch dabei waren. Alle vier beteiligten Kinder stellen die Situation viel harmloser dar als die Lehrerin...

Dazu kommt, dass die Lehrerin mir zwar ausfühlich über das sonstige Verhalten meiner Tochter Auskunft geben konnte, sich aber dabei in Widersprüche verwickelt. So sagt sie z.B., dass das Kind schon immer so war (auch vor dem Tod des Vaters im letzten Sommer) - aber damals kannten wir die Dame noch gar nicht.
Die Mitschülerinnen meinen, die Frau könne meine Tochter "nicht leiden"...

Dass sie sich falsch benommen hat, ist uns beiden klar. Aber ich möchte auch meiner Tochter helfen, dass sie sich gerecht beurteilt fühlt. Als sie z.B. kürzlich (bei einer anderen Lehrerin) von einem Schüler mit einem Stuhl verletzt wurde, passierte diesem Jungen gar nichts...

Meine eigentliche Frage:
Nach Auskunft der Kinder gibt es die sog. Rüge (harmloserer Klassenbucheintrag), 3 Rügen ergeben 1 Tadel, 3 Tadel 1 Konferenz usw. Gibt es dieses System wirklich in dieser Form? Ich möchte gern den "Härtegrad" der Ermahnung beurteilen können, denn meine Tochter fühlt sich ungerecht behandelt, da keiner zu der auslösenden Situation angehört wurde.

Vielen Dank für Eure Hilfe

Rote Zora
 

atropa

Lieb war gestern !!!
Meine eigentliche Frage:
Nach Auskunft der Kinder gibt es die sog. Rüge (harmloserer Klassenbucheintrag), 3 Rügen ergeben 1 Tadel, 3 Tadel 1 Konferenz usw. Gibt es dieses System wirklich in dieser Form? Ich möchte gern den "Härtegrad" der Ermahnung beurteilen können, denn meine Tochter fühlt sich ungerecht behandelt, da keiner zu der auslösenden Situation angehört wurde.

Ich bin in NRW zur realschule gegangen.Und ja, es GIBT dieses System ;-)

als Beispiel, eine Rüge hab ich mal bekommen, weil ich einem Mitschüler recht pampig im Handarbeits-Unterricht gesagt habe, er soll sein sch**** Stoffstück selber nähen :whatever

Einen Tadel bekam ich für das schwänzen einer mathearbeit.

öhm,mehr hatte ich nicht in 6 jahren :pfeif

Hilft dir das weiter?
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Ich weiß gar nicht, ob es dieses System immer noch gibt. Also ich meine mit den Rügen und Tadeln. Bei uns früher war es auch so, aber in der Schule meiner Jungs kenn ich das System nicht. Unser Großer ist jetzt auch schon zweimal mit einer Rüge nach Hause gekommen, aber das hatte keine größere Bedeutung - er mußte als Strafe am Freitag die 7. Stunde nachsitzen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich weiß auch von keinem Tadel, der an dieser Schule ausgesprochen wurde. Aber Klassenkonferenzen gibt es auch noch - was wir zum Glück noch nicht hatten.

Auch mein Sohn hat diese Rügen als Ungerechtigkeit angesehen - aber ich habe nicht wirklich was unternommen. Nur bei der ersten Rüge habe ich auf die Benachrichtigung hinten drauf geschrieben, dass ich es nicht in Ordnung finde, dass mit meinem Sohn über den eigentlichen Sachverhalt gar nicht geredet wurde. Aber er ist zum Nachsitzen erschienen und ich habe da auch nicht weiter interveniert.

Aus den diversen Erfahrungen mit Lehrern und Schule kann ich nur sagen, dass es nicht immer gut ist, wenn sich Eltern in Schulangelegenheiten einmischen. Natürlich kannst Du der Lehrerin sagen, was Du davon hälst, aber letzendlich wird es Deine Tochter wieder im Unterricht ausbaden müssen. Es gibt zwei Sachen, die ich inzwischen mühsam gelernt habe: Der Lehrer steht immer noch allein vor der Klasse und den Lehrern wird mehr geglaubt als den Kindern.

Vielleicht ist es beser, dass Deine Tochter weiß, dass Du ihr glaubst, dass Du nicht auch noch ganz doll mit ihr schimpfst und dass Du ihr den Rücken stärkst. Aber sie wird lernen müssen, dass sie abhängig ist von den Lehrern und dass die Welt manchesmal ungerecht ist.

Tut mir leid, wenn es ein bißchen zynisch oder frustiert klingt, aber ich bin jetzt bereits seit 7 Jahren Schulkind-Mutter und habe viel erlebt. Aber wenn Du glaubst, dass es eine Lehrerin ist, mit der man reden kann - und die einen eventuelle Unmut nicht an den Kindern ausläßt, dann versuche es. Ich drück Dir die Daumen, dass Dir eine gute Entscheidung gelingt. :druecker

LG Schiffchen
 

Frank2007

Systemlord
Also bei uns gab es dieses System auch .
Ja ich glaub das gibt es immer noch.
Du weisst ja von wem die Rüge kommt also nehm sie nicht so ernst.
Schade ist nur das deine Tochter halt jetzt eine hat.
Ich glaub die zählt immer für ein ganzes Schuljahr danach geht es aufs neue los.
Lg
Frank
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Bei uns gibts ein ähnliches System.
Statt Rüge gibts bei uns eine Info (immer auch schriftlich an die Eltern), 3x Info = Eintrag ins Tagebuch, Eintrag ins Tagebuch gibts aber auch wenns was "Schlimmeres" war (z.B. Gefahr für Mitschüler u. Lehrer, was ja auch beim Werfen von Gegenständen so ist).
Man kann aber auch noch von der Schule für eine od. zwei Wochen "beurlaubt" werden. Aber da kommt erst noch ne Konferenz.

LG :bye: Cordu
 

Rozo

Neues Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure superschnellen Antworten.

Zumindest weiß ich jetzt, welche Fragen ich in der Schule stellen kann, ohne mich völlig lächerlich zu machen.

Natürlich fürchte ich auch, meiner Tochter auf lange Zeit eher zu schaden, wenn ich zuviel Theater mache. Deshalb werde ich mich zunächst mal mit der Klassenlehrerin beraten, die eine sehr besonnene und veständnisvolle Frau ist.

Drückt mir die Daumen...

Rozo
 
C

chisi

Guest
Ehrlich gesagt würde ich es auch nicht so stehen lassen. Bei manchen Lehrern fragt man sich wirklich wo die ihr Studium absolviert haben und wie die auf die Kinder losgelassen werden können.
Sicher muß man vorsichtig sein, damit die Kinder es nicht ausbaden müssen, aber ich habe mittlerweile die Nase so voll von Lehrern, dass ich nicht mehr an mich halten kann und auch bereit bin, notfalls weiter an die Öffentlichkeit und Schulamt etc. zu gehen, wenn ein vernünftiges Gespräch nichts bringt.

Ich drücke dir die Daumen, dass du bei deinem Gespräch mit der Klassenlehrerin ein Stück weiterkommst und hoffe, deine Tochter übersteht diese Situation gut. Sicher machen Kinder oft Blödsinn, der leider manchmal auch gefährlich ist, aber als "Padagoge" kann ich es auch anders lösen als mit Rüge und Tadel, zumindest beim ersten Mal, bei Wiederholung ist es dann vielleicht ein Mittel der Wahl, aber auch da sollte man gut schauen.
 

atropa

Lieb war gestern !!!
sieh es mal so.. deine tochter hat sich daneben benommen und eben die Quittung erhalten.
Rüge und Tadel wirken nachhaltig.

Oder was glaubst du, warum ich nach über 20 (!!!) Jahren immer noch ganz genau weiß, wofür ich die erhalten hab??
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Das kann ich nur unterschreiben, atropa, ich weiß auch noch ganz genau, warum ich damals eine Rüge/Tadel erhalten habe :pfeif - das weiß man dann sicher noch! Wobei - bei meinem Sohn lass ich mich ja überraschen,ob der das in 20 Jahren auch noch alles weiß :ausheck

:-D
 

atropa

Lieb war gestern !!!
ja,wirklich,nach so langer zeit..... :rofl

aber ich mag dieses etwas veraltete System.
Bei uns an de Schule hat es hervorragend funktioniert, und es gab selten solche ausfallenden Unterrichte,wie ich sie zeitgleich an der schule meiner damaligen Freundin erlebt habe.. was die den Lehrern auf der nase rumtanzten! :wow

das hätte es an der Realschule ,auf der ich war, NIE gegeben!

Da herschte Ordnung und Disziplin :pfeif
Manchmal etwas hart, aber.. so ist das Leben.

Es pudert einem im späteren Berufsleben auch keiner den Po. :zwinker:
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Ja, es stimmt - und das Leben ist ungerecht - auch so eine alte Weisheit, die die Kinder irgendwann lernen müssen. Natürlich ist es manchmal bitter, aber auch Lehrer sind nur Menschen, die mal schlechte Laune haben, mal gute Laune, mal etwas übersehen, mal absichtlich etwas "komisch" entscheiden, weil sie eben an diesem Tag keine Lust haben. Es ist immer schwierig als Elternteil, sich da allzu doll einzumischen, weil wir eben nicht wirklich wissen, was dann in der Schule passiert.

Und ich habe auch noch nicht wirklich erlebt, dass ein Lehrer einen anderen kritisiert oder einer Kritik zugestimmt hätte. Da gilt oft auch der Spruch: Es hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus! :ausheck

Tja, ich bin jedenfalls in solchen Sachen sehr vorsichtig geworden :whatever

Edit Rechtschreibfehler - war unverständlich geworden :pfeif
 
I

IlkaM.

Guest
Ich möchte mal vorsichtig nachfragen, da Du das so in Klammern abhandelst:

"...auch vor dem Tod des Vaters im letzten Sommer..."

Ist es so, dass der Vater des Mädchens erst vor einigen Monaten gestorben ist?

Das gäbe dem Ganzen eine ganz andere Gewichtung und wäre meilenweit entfernt von einem normalen Streit um irgendwelche Klassenbucheintragungen.
 

doria

Aktives Mitglied
Also eine offizielle "Ordnungsmaßnahme", wie es so schon im Schulgesetzt heißt, ist weder Rüge noch Tadel. Die unterste vom Schulgesetz in NRW vorgesehene Ordnungsmaßnahme ist der sogenannte Verweis - gegen den man entsprechend auch Widerspruch einlegen kann. Rüge und Tadel gibt es im Schulgesetz nicht - es sind also "nur" schulinterne Maßnahmen. Insofern also keine wilde Sache, allerdings kann man deswegen auch keinen Widerspruch dagegen einlegen.
Wir machen bei uns an der Schule etwas in der Art, wir verschicken "Missbilligungen". Für uns bedeutet es nur, dass wir den Eltern mehr oder weniger offiziell mitteilen wollen, dass irgendwas war - und die Eltern entsprechend mit den Kindern darüber sprechen können. Würde die Schule oder die Lehrerin die Sache sehr ernst nehmen, hättet ihr also mit Sicherheit was offizilleres bekommen. Ich fände an eurer Stelle interessant, wer es unterschrieben hat - Lehrerin und Schulleiterin??? Und - wird es in der Schülerakte abgeheftet oder nicht?
Ich würde die ganze Sache nicht überbewerten und mich eher auf Zukünftiges konzentrieren - mit dem Kind besprechen, wie sie sich demnächst weniger konflikträchtig abreagieren kann. Warum hatte sie einen "Anfall"? Was steckt aus ihrer Sciht hinter der Geschichte, dass sie sich so schlimm aufgeregt hat? Ggf. mit der Lehrerin den Tod des Vaters nochmal thematisieren - vielleicht weiß sie es gar nicht?
 

Rozo

Neues Mitglied
@IlkaM.

Ja, mein Mann ist im August 07 plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Im Januar 07 ist übrigens das gleiche mit meinem Stiefvater (ihrem einzigen Opa) passiert. Seitdem - so sagt sie - versucht sie, so zu trauern, dass es keinen nervt. Diese Einstellung hat mich beunruhigt. Der Therapeut, der vor einigen Wochen mit ihr gesprochen hat, sah jedoch keinen Handlungsbedarf.

Diese Aktion in der Schule war das erste Mal seit August, dass sie Nerven gezeigt hat. Hätte sie zu Hause mal so hemmungslos geweint und um Hilfe "gerufen", hätte ich das sogar normal gefunden.
Ich hatte mir die von der Schulleitung zugesagte Hilfe anders vorgestellt. Ein kommentarloser (!) Tadel hilft dem Kind nicht.

@doria

Doch, auf meine Bitte hin wurden damals alle betroffenen Lehrer informiert und um Hilfe gebeten. Da kannte diese Fachlehrerin die Klasse jedoch erst eine Woche. Wie kann sie dann beurteilen, dass meine Tochter "immer schon so unter Dampf gestanden hat" und dass es eben nichts mit dem Tod des Vaters zu tun hat.

@Kaethe

Dank einer sehr harmonischen Grundschulzeit und einer freundlichen Klassenlehrerin am Gymnasium bin ich weit entfernt, Deinen ganzen Berufsstand zu verdammen. ;-))
Das Gespräch mit der Fachlehrerin war auch gar nicht so verkehrt. Sie hat auch zugegeben, dass sie mit der Situation überfordert war und auch einige Anschuldigungen zurückgenommen. Den Tadel jedoch hat sie am selben Tag (also schon 2 Tage vor unserem Gespräch) in die Post gesteckt. Ich wusste also damals noch gar nicht von der "Härte" der Beurteilung.
Vielleicht hätte sie sich auch erst mal beruhigen sollen.
Immerhin hat sie zuerst von fliegenden Töpfen und Deckeln berichtet, sie hätte auch Angst um ihre eigene Sicherheit gehabt. Dabei sind solche Dinge nicht geflogen und sie war gar nicht anwesend!

Ich erwarte ja nur, dass sie die beteiligten Kinder anhört. Und nicht mir gegenüber behauptet, das wären alles Ausreden meiner Tochter. Was für Ausreden? Sie gibt ja zu, was sie getan hat.

@alle

Ich danke Euch nochmals für Eure Kommentare und Hilfe. Die Klassenlehrerin opfert mir heute ihre Freistunde. Dabei werde ich hoffentlich herausfinden, ob und wie lange dieser Tadel in den Akten bleibt.

Ach ja, jemand hatte danach gefragt: unterschrieben haben die Klassenlehrerin und die Fachlehrerin.
Ich gehe nicht davon aus, dass ich die Sache rückgängig machen kann. Leider droht durch diese "Verfahrensdebatte" die Ursache, nämlich das Fehlverhalten meiner Tochter, etwas unterzugehen. Das ist nicht meine Absicht. Auch ich akzeptiere keine fliegenden Löffel und habe ihr das sehr deutlich gemacht.
 

freddilysie

Urlaubsreif
Berichte mal was dabei rausgekommen ist. ich finde auch super das du erstmal versucht hast rauszubekommen wie die anderen Kids das gesehen haben.

Wenn bei meiner mal wieder was schief läuft, frage ich auch immer die Kinder die meistens alles mitbekommen und auch ehrlich sind wie sie das gesehen haben, damit ich einen besseren Einblick bekomme.

Hoffe ihr könnt das alles zu Gunsten der Kleinen regeln.

Ich finde schon alleine mit den beiden Toden hat die Maus so viel Last zu tragen, wer weiß wie es in ihr aussieht. Viel Kraft weiterhin. :druecker
 

Rozo

Neues Mitglied
So, heute Vormittag habe ich also mit der Klassenlehrerin gesprochen.

Das System ist eben so: eine Rüge wird nur ins Klassenbuch eingetragen, 3 Rügen wiegen so schwer wie ein Tadel, der schriftlich nach Hause geschickt wird. Aufgrund der "Schwere der Tat" hat meine Tochter eben sofort den Tadel bekommen.

Dummerweise habe ich vorher auf dem Gang die Fachlehrerin getroffen, die bei meinem Protest sofort mit Folgen für die Kopfnoten drohte. Na ja, die entscheidet sie mit ihren zwei Wochenstunden ja nicht allein.

Die Klassenlehrerin konnte zum Vorgang natürlich nichts sagen und kann auch den Tadel inhaltlich nicht ändern. Sie muss sich selbst noch erkundigen, ob und wie lange er in der Akte meiner Tochter bleiben wird.
Sie sagt selbst, dass solche Ermahnungen eben im Ermessen der Lehrer liegen. Die Fachlehrerin gibt wohl schon für eine vergessene Hausaufgabe eine Rüge und ist entsprechend schnell mit dem Tadel bei der Hand.

Die Empfangsbestätigung für den Tadel habe ich jetzt unterschrieben. Allerdings habe ich auf dem Formular meinen Protest über die Formulierung "Gefährdung der Mitschüler" notiert, da die Löffel in den leeren Raum geworfen wurden. (Ja, meiner Tochter habe ich natürlich gesagt, das auch dabei was passieren kann.)
Meine Tochter hat sich heute bei der Frau entschuldigt. Dabei hat eines der anderen Mädchen nochmal versucht zu erklären, dass eben nicht mit einem Tablett Frisbee gespielt wurde. Leider bleibt die Frau bei ihrer Überzeugung, dass diese Kinder alle lügen (und sie selbst vielleicht durch Wände gucken kann).

Ich komme jetzt nicht weiter, weigere mich jedoch den von der Fachlehrerin vorgeschlagenen Schulpsychologen zu beantragen. Wir nehmen uns jetzt bis Ende der Osterferien Zeit und gehen danach evtl. noch einmal zu dem bereits bekannten Therapeuten.

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass ein Gespräch der Lehrerin mit den Kindern (vor oder statt Tadel) hilfreicher gewesen wäre.
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Ja, ein Gespräch wäre sicher besser gewesen - aber letztendlich bestätigt Dir ja sogar die Klassenlehrerin, dass mit dieser Lehrerin "nicht gut Kirschen essen ist". Sie wäre sicher auch in einem Gespräch nicht von ihrer Meinung abgerückt - schon allein ihre Drohung auf dem Gang, die Kopfnoten zu verschlechtern, zeigt doch, wie unsensibel sie ist. :nanana
Zusätzlich legt sie das "Strafensystem" sehr sehr eng aus - mein Gott, bei jeder vergessenen Hausaufgabe eine Rüge, bei dreien dann ein Tadel - boah mein Junge hätte schon etliche Tadel :ausheck

Ich wünsch Dir, dass Ihr, Du und Deine Tochter, einen Weg findet, dass Ihr mit dieser Lehrerin zurechtkommt. Du schreibst ja, dass sie "nur" zwei Wochenstunden in der Klasse hat. Also vielleicht Augen zu und durch. Ich drück Euch die Daumen :druecker

LG Schiffchen
 

doria

Aktives Mitglied
Tut mir sehr Leid, dass es nicht erfreulicher ausgegangen ist ... Vielleicht versucht ihr jetzt am besten, das Ganze ruhen zu lassen - was ändern kann man ja offensichtlich eh nicht.Schade, dass sich die Kollegin nicht flexibler gezeigt hat.
 

Rozo

Neues Mitglied
Den (hoffentlich) letzten Akt dieser Geschichte hat mir meine Tochter soeben erst erzählt.

Während ich im Gespräch mit der Klassenlehrerin war, hatte sie wieder Unterricht bei besagter Fachlehrerin. Diese teilte der Klasse mit, sie könnte wohl das Gruppenprojekt wegen des Zwischenfalls nicht fortführen.
Daraufhin gab es eine ganze Schulstunde lang Schuldzuweisungen und jedes Kind konnte mal so seinen Frust an meiner Tochter auslassen. Ein Junge z.B. hat sich lang und breit empören dürfen - bis jemand bemerkte, dass er doch an dem Tag gar nicht in der Schule war... Die Mädchen haben sich wohl weitestgehend zurück gehalten, eine von den damals Anwesenden hat meine Tochter jedoch vehement verteidigt.

Nach der Stunde kam meine Tochter kreidebleich, zitternd und verheult zu mir und hat sich für den Rest des Tages beurlauben lassen. Ich hatte ihren Zustand auf eine Erkältung zurückgeführt, aber das war es wohl nicht (allein).

Ich finde so eine Klassengerichtsverhandlung ziemlich dubios, wenn doch bei dem Vorfall nur vier Kinder überhaupt im Raum dabei waren.
 

doria

Aktives Mitglied
Es klingt ein bisschen danach, als wäre es doch an der Zeit, die Schulleitung hinzuziehen? Mir drängen sich viele Fragen auf: Während deine Tochter ihren "Anfall" hatte, war die Lehrerin nicht im Raum - also war es während einer Pause, richtig? Wenn es nciht während einer Pause war, hat die Kollegin ihre Aufsichtspflicht verletzt und sollte von daher auch mal etwas vorsichtiger sein .... Wenn es also während der Pause war, wo bitteschön ist dann der kausale Zusammenhang zu einem Projekt zu sehen? Mir ist völlig unklar, was Pausenverhalten von Schülern mit unterrichtlichen Projektvorhaben zu tun haben? (Was denn überhaupt für ein Gruppenprojekt???) Das als erstes. Als zweites: Stigmatisierung ist kein legitimes Erziehungsmittel, egal, was deine Tochter angestellt hat (und so weltuntergangsmäßig klang es alles nun auch wieder nicht), kann es nicht sein, dass sie so vor der Klasse bloß gestellt wird. Vor allem, da ja offensichtlich die Maßnahme (Tadel) schon beschlossen war und insofern ja von Seiten der Lehrerin auch kein Klärungsbedarf mehr bestehen konnte. Welchen Grund gab es also überhaupt, diese Suppe nochmal hochzukochen??? Ein solches Klassengespräch würde doch nur Sinn machen, um herauszufinden, was los war????
Fragen über Fragen.
Stelle sie ruhig mal der Schulleitung.
 
I

IlkaM.

Guest
Ist die Schulleitung der richtige Ansprechpartner? Vermutlich sollte es so sein.

Gibt es an der Schule einen Schulpsychologen? Einen Mediator? Einen Sozialpädagogen?

Rozo - ich finde es ganz, ganz schlimm, was da mit Deiner Tochter passiert, und ich kann Dich nur bitten: Stell Du Dich ganz klar an ihre Seite und sehe davon ab, sie auf irgendeine Art und Weise zu tadeln (auch nicht im Tonfall von "Also wenn du da wirklich mit Dingen geschmissen hast - das geht gar nicht, junge Dame!")! Ihr müsst zusammen eine Strategie entwickeln, wie Ihr mit dieser Lehrerin und der ganzen Situation umgeht.

Es kann nicht sein, dass sie an den Pranger gestellt wird! Es kann nicht sein, dass sie einen halben Nervenzusammenbruch erleidet, weil eine Lehrerin es zulässt, dass andere Schüler über sie herfallen! Ich weiß nicht, was das für ein merkwürdiges pädagogisches Konzept sein soll - ICH habe davon noch nichts gehört, und wenn sie sich irgendwas dabei geacht haben sollte, dann hat sie es stümperhaft aufgezogen. Fahrlässig.

Es gibt zwei wichtige Straßen, auf denen sich Deine Tochter bewegen muss:

1. Die Schule. Hier muss sie Leistung bringen und funktionieren - das ist leider so, auch wenn ich das vor allem in so einem Fall zutiefst bedaure. Aber wenn es irgendwie geht, dann sollte sie ihre Schulzeit in relativ normaler Zeit hinter sich bringen - alles andere versaut ihr womöglich noch mehr.

2. Ihre Trauer, gekoppelt mit der aufkeimenden Pubertät. Mit Letzterem haben sicherlich die meisten Kinder Probleme - da ist es zeitweilig halt ziemlich unmöglich, etwas anderes in den Kopf zu kriegen als die eigenen Befindlichkeiten. Ersteres ist aber sehr speziell.

Eine "normale" Trauerphase - das werdet Ihr schon alles erklärt bekommen haben - dauert etwa 2 1/2 Jahre und bewegt sich durch bestimmte, ziemlich absehbare Stadien. Diese Trauer abzuwürgen ist nicht gut - gerade bei einem jungen Menschen kann das zu massiven Spätfolgen führen. Sie muss nicht täglich über ihre Gefühle sprechen oder so - aber sie braucht schon ein großes Maß an Aufmerksamkeit und Raum, diese Trauer auszuleben.

Dabei sollte Euch tatsächlich ein Therapeut begleiten, auch wenn Ihr die Kraft und das Durchhalten natürlich aus Euch selber schöpfen müsst. Aber er kann Euch zumindest immer mal wieder daran erinnern, dass Ihr Kraft BRAUCHT und dass Ihr Kraft auch HABT - und wo Ihr die finden könnt.

Eine der Trauerstadien kann man mit "Wut" benennen. Wut auf den Verstorbenen, die sich aber - kann sie nicht ausgesprochen werden, warum auch immer - in Wut bzw. Wutausbrüchen im täglichen Leben äußert. Zerstörungswut - gegenüber anderen Menschen, Dingen, sich selber. Ich kann mir vorstellen, dass das Deiner Tochter "passiert" ist in jener Schulstunde.

Vielleicht ist Deine Tochter empfänglich für Bücher, in denen Wege aus der Trauer erzählt werden, in denen jemand anders berichtet, wie es ihm ergangen ist? Bücher und Geschichten, in denen sie sich wiederfinden kann und ein Stückweit festhalten? Vielleicht mag sie auch selber schreiben, oder sich anders ausdrücken - durch Malen etwa.

:troest
 

Rozo

Neues Mitglied
@doria

Sorry, ich hätte die Situation wirklich besser beschreiben sollen
Der Vorfall ereignete sich im Musikunterricht. Die Kinder sollten Rhythmusübungen mit Küchengeräten machen und wurden zu diesem Zweck gruppenweise auf verschiedene Räume aufgeteilt. Logisch, dass die Lehrerin nicht an 5 Stellen gleichzeitig sein konnte.

@IlkaM.
Vielen lieben Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ich wollte jetzt mal erst beobachten, wie sich die Lage im Musikunterricht weiter entwickelt. Vielleicht kommt da wieder Ruhe rein, dann klären wir die Sache mithilfe von einem Therapeuten o.ä. außerhalb der Schule.

An der Schule direkt gibt es wohl keinen speziellen Ansprechpartner außer der Direktorin und zwei Vertrauenslehrern. Ich hätte aber wohl die Möglichkeit, über die Stadt einen Schulpsychologen zu beantragen. Das möchte ich möglichst vermeiden, weil ja unser Kinderarzt (zufällig) auch ausgebildeter Therapeut ist.

Bisher waren er und ich der Meinung, dass eine Trauertherapie nicht zwingend notwendig wäre. Er hat meine Tochter aber auch seit längerem nicht gesehen.

Sie hat von Freundinnen und vom Pfarrer sehr schöne Bücher zum Thema bekommen. Obwohl sie gern liest, waren sie ihr wohl zu direkt (?). Einmal durchgelesen und weg damit... Sie malt sehr viel (Mangas) und schreibt schon immer gern. In ihren Geschichten, die immer schon Fantasy waren, geht es jetzt sehr viel um das Sterben mit anschließendem Weiterleben als Engel/Elfe o.ä. in einer Parallelwelt, einer anderen Ebene oder Sphäre.
Sie verbringt viel Zeit damit.

@alle

Ich sehe schon, dass die Sache noch nicht beendet ist. Erst langsam wird mir selbst auch der Zusammenhang klar, dass wir immerhin innerhalb von 12 Monaten 3 Männer "verloren" haben. Mein Stiefvater und mein Mann sind gestorben, mein "Stiefschwiegersohn" trennt sich gerade von der Familie. Wir sind dann nahezu männerlos, was auch meiner Tochter schon Alpträume bereitet hat.

Ich danke allen ganz herzlich für die Anteilnahme und Beratung.
Diese Forum hier habe ich wegen dieses Vorfalls überhaupt erst gesucht und gefunden. Es ist überwältigend, solche spontane Hilfe zu finden!
 

freddilysie

Urlaubsreif
Rozo ich bitte dich nicht so lange zu warten und nicht mit anzusehen was noch passiert. Ich habe leider genauso gedacht und es ging voll nach hinten los.

Meine Tochter hatte ein Lehrerin mit der sie null konnte und ich leider nachher auch nicht mehr. Es gab einen ähnlichen Vorfall wie bei deiner Tochter. Sie sollten in Kunst ihr Schattenbild ausstechen mit einem kleinen Bastelmesser. Ein Mädchen brachte meine Tochter schon von der ersten Klasse an immer wieder zur Weisglut, naja da war es eben wieder so und meine Tochter nahm die Hand hoch machte eine Faust und zeigte sie so hoch (drohte damit). Leider vergaß sie dabei das sie immer noch das Bastelmesser in dieser Hand hatte. Die Lehrerin brüllte durch die ganze Klasse und meinte so geht das nicht. Daraus wurde dann aber überall meine Tochter wollte mit dem Messer auf dieses Kind losgehen. Meiner Tochter wurde das Monate später noch nachgehangen immer wenn wieder mal Zickenkrieg in der Klasse war wurde dieses Thema hochgeholt. Ich will hierbei nicht das Verhalten meiner Tochter entschuldigen, ich habe ihr erklärt wie das für den anderen erstmal aussieht und das sie hätte sich und andere damit auch verletzen können. Sie weinte viel darüber.

Was ich mit der Geschichte sagen will, wenn die Lehrerin will wird deine Tochter diese Geschichte nicht mehr so schnell los, weil es wird immer gerade ein Kind in der Klasse geben die deine Tochter nicht leiden kann und da die Kinder nun wissen das sie die Lehrerin hinter sich haben wird es immer wieder an deine Maus rangetragen werden. Das kann noch bösere Folgen haben.

Ein Schulpsychologe kann deiner Tochter da echt eine Hilfe sein. Wenn die Lehrerin aufeinmal mit einem Fachmann zu tun hat wird sie die Spielchen lassen. Wir haben auch einen Beantragt und es wurde endlich ein wenig ruhiger, auch wenn das Verhältnis nicht besser wurde.

Warte nicht zu lange, wir haben es leider getan und haben nun ein Kind zu Hause die in Therapie ist und nicht wirklich glückllich mit sich und der Umwelt. Meine Tochter hat viel geschwiegen deshalb haben wir auch gedacht sie brauch keine Hilfe. Sie fing dann an Wimpern und Augenbrauen auszureißen und da haben wir endlich begriffen das was nicht in Ordnung ist und wir handeln müssen. Versuche deiner Tochter Kraft und Halt zu geben und wenn nötig rechtzeitig Hilfe.
 

doria

Aktives Mitglied
Also in meinen Augen hat die Lehrerin schon Fehlverhalten gezeigt, insbesondere durch die letzte Aktion. Dass im Eifer des Gefechtes und mit hochkochenden Emotionen mal was schiefgeht, mag ja erklärbar sein - aber nicht noch so ein "nachklapp". Und für die Lehrerin wäre die Schulleitung der erstmal richtige Ansprechpartner. Allerdings würde ich damit nicht lange warten.
Und für deine Tochter würde ich eher nach außerschulischen Unterstützungsangeboten suchen. Da das Verhältnis zu Klassenleitung/Fachlehrerin nicht gut ist, würde wahrscheinlich auch eine Kooperation mit dem schulpsychologischen Beratungsdienst nicht so gut laufen. Die sind in NRW auch eher für Lernschwierigkeiten zuständig.
 
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