Kompliziert -  Sohn 8 fehlt Selbstvertrauen - bringt Hilfe von außen was?

-M-a-r-k-u-s-

Neues Mitglied
Hallo liebe Eltern,

wir haben einen Sohn ( 8 ) und eine Tochter (4). Der Große geht jetzt in die dritte Klasse. Wir sind sehr stolz auf ihn, weil er die Schule problemlos meistert und hervorragende Noten hat.
Was uns allerdings immer wieder die Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist die Tatsache, dass er einfach keine Freunde findet bzw. auch keine finden mag. So ist er größtenteils Einzelgänger, trifft sich so gut wie überhaupt nicht in seiner Freizeit mit anderen Kindern. Das liegt, meiner Meinung nach, in seinem etwas schwierigen Charakter den er hat. So kann er z. B. überhaupt nicht verlieren, dass ist für ihn das schlimmste überhaupt. Es geht sogar soweit, dass ich zuhause Spiele meide bei denen er leicht verlieren kann. Außerdem versucht er halt gern, den anderen seinen Willen aufzuzwingen bzw. vorzuschreiben was gespielt wird.
Richtig Probleme gibt es immer wieder auf der Busfahrt von der Schule nach Hause. Heute z. B. hat er sich gleich weinend aufs Sofa gelegt und war gar nicht ansprechbar. Die anderen Kinder (mindestens 10...) haben ihm Kleidungsstücke weggenommen und damit rumgeworfen, aus seiner Schultasche Sachen genommen und versteckt usw., das alles spielte sich im Bus ab. Das war schon öfter so, aber noch nie so schlimm wie heute. Stutzig hat mich vor allem gemacht, weil er dann sagte er möchte nie mehr in die Schule gehen. Meine Frau hat ihn dann wieder versucht aufzubauen, bis zum Bett gehen war dann eigentlich auch wieder alles gut. Ich hab mal wieder versucht ihm zu erklären, wie er sich meiner Meinung nach damit auseinandersetzen soll. Vor allem, dass er sich nichts gefallen lassen braucht, er ist groß und kräftig, er solle gefälligst zurückschubsen und schlagen. Aber leider ist für ihn das nicht denkbar: Die anderen sind schneller als er (er ist halt nicht die Sportskanone), sind größer und stärker als er kontert er dann.
Ich würd ihm gern Tipps geben um ihn aufzubauen, sein Selbstvertrauen zu stärken. Was habt ihr in solchen Situationen getan, was würdet ihr ihm sagen? Meine Frau und ich sind ein wenig ratlos. Es wär halt schade wenn sich das auf seine schulischen Leistung niederschlagen würde.

Gruß - Markus
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Du rätst ihn zurückzuschlagen?

Das hilft kein bischen weiter. Wie soll er sich gehen 5 oder 6 oder wie du geschrieben hast sogar 10 wehren? Auch wenn er größer ist und kräftiger aber gegen eine Überzahl hat er damit 1. keine Chance und 2. ist zurückschlagen auch keine Lösung.

Er muss lernen, dass er auch mal verliert und wenn du immer versuchst die Spiele wo er schnell verliert nicht zu spielen wie soll er es dann lernen?

In der Situation mit den Kindern im Buss hätte er sich einfach hinsetzen sollen und abwarten wenn er nicht reagiert wird es den anderen langweilig, den solche Gruppen leben davon, dass das ausgewählte "Opfer" reagiert um es beim nächsten mal noch schlimmer zu gestalten.
Soll er sich doch auf seinen Sitz setzen und abwarten und sich nicht provozieren lassen.

Ausserdem verstehe ich nicht wenn es im Buss war warum hat der Fahrer nichts gesagt.


Verlieren gehört zum Leben dazu man kann nckiht immer gewinnen und das muss auch dein Sohn lernen. Spiele also auch mal Spiele wo er verliert und erkläre es ihm dann.

mein großer ist 7 und in der 2. klasse und er sowie auch sein Bruder noch 3 wissen und wussten früh, dass sie nicht immer ihren Willen bekommen und nicht immer beim Spielen gewinnen. ich habe ihnen beigebracht mit der Enttäuschung klar zu kommen. Klar klappt das in dem Alter noch nicht immer aber wenn man nicht damit anfängt lernen sie es nie und werden unter Umständen später selber zu den Tätern weil sie nicht mit ihren frust beim verlieren klar kommen und sich selbst beweisen müssen, dass sie besser sind als ein ausgewähltes "Opfer".
 

-M-a-r-k-u-s-

Neues Mitglied
Da hab ich wohl zwei Dinge nicht genau genug beschrieben:

1. Die Sache mit dem Verlieren
Natürlich spielen wir seit er klein ist solche Spiele wo er auch verliert. Selbstverständlich haben wir ihm von Anfang an versucht klar zu machen, dass man nicht immer gewinnen kann. Nur wenn sich diese Eigenschaft, oder wie man es nennen möchte, immer gewinnen zu müssen, in keinster Weise verändert bzw. Besserung in Sicht ist, versucht man das schon mal zu umschiffen. Vor allem dann, wenn man "Mensch-ärgere-dich-nicht" mit der Tochter zusammen spielt und sie die Verzweiflung und Wut des Bruders dann ständig mit ansehen muss bzw. auf Dauer daraus vielleicht was falsches lernt. Ihm in diesen Momenten gut zuzureden hilft auch nichts, man dringt gar nicht zu ihm durch.
Ich hatte halt gehofft, dass es einfach einen anderen, besseren "pädagogischen Kniff" gibt um ihm das besser klar machen zu können. Dein
Er muss lernen, dass er auch mal verliert und wenn du immer versuchst die Spiele wo er schnell verliert nicht zu spielen wie soll er es dann lernen?
hilft uns da nicht wirklich, da wir das, wie bereits gesagt, eh seit Jahren praktizieren.
2. Die Sache mit dem Zurückschlagen
Ich muss dich da nochmal zitieren:
Soll er sich doch auf seinen Sitz setzen und abwarten und sich nicht provozieren lassen.
Das kannst du mir ruhig glauben, genau dass haben wir ihm schon zur Genüge gesagt (geh denen aus dem Weg, lass dich nicht provozieren, versuch deine Verärgerung nicht zu zeigen usw.). Denkst du wirklich, dass ein Kind in dieser Situation so distanziert und besonnen reagieren kann? Mittlerweile glaube ich das nicht mehr. Es kann ja vielleicht einmal klappen, aber auf Dauer wird er sich den Respekt der anderen nur verschaffen können, wenn er sich mit genug Selbstvertrauen behaupten kann. Dabei das gleiche mit gleichem zu bekämpfen ist sicher nicht immer der richtige Weg, da hast du bestimmt Recht.
Interessant wären halt andere Fälle aus der Praxis und wie die Eltern versucht haben das Problem zu lösen (vermutlich gibts da nicht wirklich ne Lösung).

Gruß - Markus
 

David

Armer Irrer! *g*
Ein Interessantes und zugleich richtig schweres Thema.

Ich teile Ilonas Einschätzung und glaube ebenso, dass er nur von den Anderen Kindern provoziert wird, weil diese sich an seiner Reaktion ergötzen. (Das ist oft zu beobachten!) Würde dein Sohn keine Reaktion zeigen, dann würden diese Kinder sehr schnell von Ihm ablassen. Ich verstehe schon auch, dass es für einen 8-Jährigen durchaus schwer ist in einer solchen Situation einfach "die kalte Schulter" zu zeigen.

Mir fallen da drei Ansätze ein:

1. Freunde! Denn gemeinsam ist man immer Stärker. Leider fehlt deinem Sohn, wenn ich deinen Beitrag richtig lese das Selbstvertrauen sich Freunde zu suchen und somit hätten wir einen Kreislauf.

2. Ein Sportverein! Hier sollte dein Sohn lernen was es heißt in einem Team zu sein und vor allem auch mit Niederlagen um zu gehen. Damit könnten eventuell zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, denn durch die Gruppendynamik in einem Vereinsteam kann es durchaus sein dass dein Sohn hier eher Freunde als in der Schule findet.

3. Selbstverteidigung! Dabei muss ich dir aber als langjähriger Erfahrener in diesem Bereich sagen, dass es utopisch ist zu glauben dein Kind können sich durch ein bisschen Selbstverteidigung gegen 10 andere Kinder wehren! Das schafft er wenn überhaupt nur durch jahrelanges Training... Was aber ein durchaus wünschenswerter Effekt sein kann ist, dass sich dadurch das Auftreten deines Sohnes verändern wird...

Einen Versuch ist es immer wert!
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
o.k. das sind dann wieder andere hintergründe.
ich ging jetzt davon aus, dass du Spiele bei denen er oft verliert generell meidest.

ich schliesse mich David an dann heist es Selbstvertrauen stärken. Das geht gut über einen Sportvberein wie z.B. Fußball oder einen anderen Teamsport der ihn interessiert. Dort findet er auch schneller freunde da ja das selbe interesse da ist.

Zum thema sich nicht provozieren lasen klar funktioniert es nicht immer aber je öfter er es versucht desto einfacher ist es.

Ich kann da aus meinen eigenen Erfahrungsschatz sprechen den ich war auch wie dein Sohn. habe ich mich über das ärgern aufgeregt haben die anderen erst recht weiter gemacht. habe ich aber so getan als juckt es mich nicht haben sie von mir abgelassen und haben sich einen anderen gesucht.
Was vielleicht noch was bringt ist wenn es kinder aus seiner Schule/Klasse sind mit den lehrern zu reden, die können das Thema im Unterricht ansprechen und dadurch können solche Situationen vermieden werden.
Haben meine Lehrer damals auch gemacht weil es in der Schule generell überhand nahm. Da wurden dann Rollenspiele gespielt wo sich die Täter in die opferrolle begeben mussten. Was für einige dann wie eine Erlecuhtung war weil sie merkten wie besch... man sich dann fühlt.
 

-M-a-r-k-u-s-

Neues Mitglied
Danke euch für die Antworten.

Das mit den Freunden ist so ein Thema, dass ich ehrlich gesagt einfach nicht verstehe. Er ist ja schon ab und zu mal von den Schulkameraden zum Spielen eingeladen worden,zum Geburtstag feieren oder ähnliche Anlässe halt. Leider unternimmt er halt im Gegenzug nichts um mal einen "Freund" einzuladen, obwohl wir ihn dazu ermuntern. Ab und zu kommen halt die Nachbarjungs rüber, das ist aber auch selten (wohl auch beeinflusst durch den engen Terminplan den die Kinder heutzutage haben).

Das mit dem Verein hatten wir letztes Jahr auch probiert. Wir haben ihn beim Jugendrotkreuz angemeldet, dort gefiel es ihm auch ganz gut und er machte ein Jahr lang mit. Als es heuer nach den großen Ferien wieder los, ging wollte er plötzlich nicht mehr. War partout nichts zu machen, und zwingen wollten wir ihn auch nicht. Dabei wäre das, unserer Meinung, genau das richtige für ihn gewesen: Zelten, Radfahren, Turniere (Wissen und Geschicklichkeit), Kochen, Backen usw.

Mit ihm Selbstverteidigung zu machen hab ich auch schon mal überlegt. Ich dachte ich gehe mit ihm zusammen hin, sofern es solche Angebote gibt. Mir würde die sportliche Betätigung auch nicht schaden (als IT/TK-Admin bekomme ich nicht viel Bewegung ab). Was denkt ihr? Sollte er eher allein da hingehen, oder würde es nicht schaden das mit ihm gemeinsam zu versuchen? Ich sehe das auch wie David, dass es letztlich für die Psyche des kleinen Mannes positiv wäre.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

es gibt meist eine Lösung, jedenfalls in der Theorie, denn meist sind sie nicht so einfach wie im Fernsehen. Ein Haupt-Schlüssel zur Lösung ist immer, nach den Ursachen zu suchen, und sie verstehen zu lernen. Denn nur dann kann man etwas ändern. Aber man darf keinesfalls erwarten, dass es einen Kniff, einen Trick gibt, der in Minuten, oder auch nur Tagen oder Wochen ändert, was in Jahren erlernt worden ist - es erfordert oft Mühe, und das noch viel mehr, weil nicht das Verhalten Deines Sohnes nun in ihm drin steckt. Auch das Verhalten der anderen Kinder ihm gegenüber hat sich fest gesetzt: In Gruppen, wie zum Beispiel einer Schulklasse, bilden sich Dynamiken, in denen oft einer zum Verlierer wird. Es ist schwer, da wieder raus zu kommen.

Hat denn dein Sohn irgendwelche Krankheiten, nimmt er Medikamente? Wurde er mal von einem Urologen untersucht (man muss auch immer einen hormonellen Mangel in die Erwägungen mit einbeziehen)? Wurden irgendwann in seinem Leben Entwicklungverzögerungen diagnostiziert? Sinnvoll wäre auch, wenn Du ein paar Zeilen zu Eurem familiären Status schreiben würdest? Wohnt Ihr in der Stadt, auf dem Land? In einem Haus, in einer Wohnung? Verheiratet? Geschieden?


Viele Grüße,

Ariel
 

-M-a-r-k-u-s-

Neues Mitglied
Hi,

nein, Krankheiten hat er keine, Medikamente nimmt er auch keine. Wir waren einmal beim Urologen, das war bevor er eingeschult wurde. Festgestellt wurde dabei aber nichts, ich kann aber nicht mehr sagen was der Doc da genau untersucht hat. An Entwicklungsverzögerungen gab es eigentlich keine, außer dazu zählt auch die Problematik mit der Aussprache. Er hatte Probleme mit dem "R", dass wurde aber durch die Logopädie behoben bevor er eingeschult wurde.
Wir sind eine vierköpfige Familie und leben in unserem Haus (1/3 gehört noch der Bank ;-) ) in einer Kleinstadt mit großem Garten. Heuer haben wir Rosenhochzeit begangen (10 Jahre) :kisses .
 

David

Armer Irrer! *g*
Hallo Markus,

es stimmt schon, eine Universallösung kann und wir es nie geben. Da heißt es einfach versuchen und heraus finden was deinem Sohn liegt. Ich denke wenn ihr eine gemeinsame Aktivität finden, dann wird es deinem Filius eventuell leichter fallen dabei zu bleiben.

Mit den Vereinen ist es so eine Sache, jeder Verein ist anders und so ist das Persönliche empfinden immer auch eine Sache der dortigen Mitglieder und Betreuer. Es wäre schon interessant zu wissen warum dein Sohn nicht mehr zum Jugendrotkreuz gehen wollte... Von deiner Beschreibung her könntet ihr es auch einmal bei den Pfadfindern versuchen. Im richtigen Alter zum Beitritt einer Wölflingsmeute wäre er.

Was Ariel sagt ist auch nicht so ganz aus der Luft gegriffen, (Auch wenn ich eine hormonelle Untersuchung bei einem 8-Jährigem für ein wenig übertrieben halte.) denn eine Veränderung kann und wird niemals von heute auf Morgen eintreten. So etwas braucht immer Zeit, da es sich hier um einen schleichenden Prozess handelt.

Ich wünsche dir bzw. euch auf jeden Fall viel Erfolg! Vielleicht hältst du uns ja über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@David: Das sind Routinefragen, die unsere zuständigen Mitarbeiter immer stellen, wenn bei Ihnen Väter oder Mütter mit der Beschwerde "Mein Sohn hat kein Selbstvertrauen" aufschlagen - in einigen Fällen stellt sich dann heraus, dass zum Beispiel ein Hodenhochstand vorliegt. Das hat dann zwar Auswirkungen auf die hormonelle Situation im Körper, und damit durchaus auch auf das Verhalten, erfordert aber keine endokrinologische Untersuchung. Ein einfacher Besuch beim Urologen reicht, denn der kann das mit einem Griff erkennen. Deshalb habe ich auch nach einem Urologen gefragt, und nicht nach einem Endokrinologen. Der käme erst dann zum Zug, wenn da tatsächlich was wäre, und eine OP nichts gebracht hat.

Das nur zur Erklärung, warum ich das gefragt habe: Bei uns im Lande (will heißen nicht in Deutschland) ist diese Erwägung Teil der Diagnostik-Leitlinien für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen.

Da Markus die Frage positiv mit negativem Befund beantwortet hat, ist sie ohnehin abgehakt - das Problem ist ein Anderes.


Viele Grüße,

Ariel
 

David

Armer Irrer! *g*
So etwas wird. idR. bereits bei der U1 / U2 (Eine in Deutschland gängige Vorsorgeuntersuchung bei Neugeborenen.) festgestellt. Natürlich gibt es auch genügen Ausnahmen, in denen diese Untersuchung entweder nicht, oder im Bereich der Skrotum ohne Befund statt findet.

Du sprichst das Hormon Testosteron an. Diese wird bei Jungen im Alter von Marcus Sohnes in einer verschwindend geringen Menge (unter 0,68 µg/l) ausgeschüttet. Diese Menge würde ich jedoch, zumindest Großteils eher der inneren Zona reticularis zuschreiben. (Dehydroepiandrosteron und Androstendion werden in Testosteron umgewandelt.)

Übrigens scheinst du da etwas zu verwechseln:
Ein Hormonmangel kann die Ursache für einen Maldescensus testis sein, zumindest bei Kindern würde ich das als Folge erst einmal nur am Rande in Betracht ziehen.

Gut, ich bin nicht der Weisheit letzter Schluss und natürlich ist es unabhängig von allem Wichtig körperliche Störungen zu beseitigen...

Btw. du Arbeitstest doch als Journalist... Von welchen zuständigen Mitarbeitern sprichst du? ...oder ist da was an mir vorbei gegangen!?
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich arbeite längst nicht mehr als Journalist, sondern habe die Seiten gewechselt und bin jetzt, sehr grob gesagt, im Bereich der Jugend- und Familiensorge tätig. Falls Du Dich über die Kehrtwende wunderst - ich bin promovierter Kriminologe und leite grob gesagt eine Gesellschaft öffentlichen Rechts, die für Regierungen Konzepte für die Jugend- und Familiensorge sowie die Prävention entwickelt und umsetzt. Die Aufgaben sind dabei vielfältig: Wir sind mancherorts die Instanz über den Jugendämtern, betreiben Hotlines und möchten dabei idealerweise eine Kompetenzquelle sein, damit die Leute nicht mit irgendwelchen Maßnahmen beworfen werden, in der Hoffnung, dass eine kleben bleibt, sondern eine einigermaßen auf sie zugeschnittene Lösung bekommen. Mein eigener Forschungsbereich ist dabei die Kinder- und Jugendkriminalpsychologie, mit Schwerpunkt auf der Kinder- und Jugenddelinquenz und dabei besonders der Prävention und dem Jugendstrafvollzug.

Du hast natürlich Recht, dass der MD (Hodenhochstand) bereits in der frühen Kindheit entdeckt werden sollte, und dass dann, unter anderem, ein Mangel an bestimmten Hormonen verantwortlich sein kann. Wird der MD allerdings nicht entdeckt, und nicht behandelt, nehmen die Zellen im Laufe der Zeit Schaden und damit auch kein, oderr zu wenig, Testosteron produziert - das kann bei Achtjährigen durchaus der Fall sein. Nicht alle Eltern halten die Termine beim Kinderarzt mit der nötigen Ernsthaftigkeit ei - man kann also nicht per se davon ausgehen, dass so eine Störung grundsätzlich bei jedem Kind auffallen würde.

0,68 Mikrogramm/l sind zwar wenig, aber keinesfalls so wenig, dass man darauf verzichten kann - zum Vergleich: Ausgewachsene Männer sollten mindestens um die 3 Mikrogramm morgens im Körper haben, eher mehr. Auch wenn bei Kindern die Geschlechtsentwicklung nicht eingesetzt hat, oder aber noch nicht abgeschlossen ist, ist Testosteron ein Hormon, und es erfüllt eine wichtige Funktion in der Entwicklung des Jungen - ganz ohne, oder mit zu wenig, würde die Pubertät zum Beispiel nicht oder verspätet einsetzen. Eine Minderversorgung mit Testosteron kann auch bereits beim Kind Symptome hervor rufen. Will heißen: Ist zu wenig da, weil zum Beispiel die Hoden zu wenig produzieren, dann ist das etwas, dass man nicht vernachlässigen darf.

Viele Grüße,

Ariel
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@Markus: Bitte entschuldige das Gequatsche in Deinem Thread. Ich musste erstmal ein bisschen nachdenken. Leider ist es nicht so einfach, wenn man die Leute nicht sieht, und nicht weiß, wie sie miteinander umgehen.

So wie Du Deinen Sohn beschreibst, scheint er auf der einen Seite sehr dominant, sehr leistungsbetont zu sein: gute Noten, immer gewinnen wollen. Er will bestimmen, was gespielt wird,und ich könnte mir gut vorstellen, was bedeutet, dass es komplett geraten ist, dass er das spielen will, bei dem die Chancen des Gewinnens für ihn am Größten sind. Auf der anderen Seite wird er in der Schule gehänselt, oder, wie man es heute nennt, gemobbt.

Im Prinzip gibt es zwei Erklärungsansätze, die sich aus dem ziehen lassen, was Du hier im Forum berichtet hast: Das Mobben ist eine Reaktion auf seinen Ehrgeiz - die Kids können sich nur im Rudel gegen seine Dominanz durchsetzen. Oder sein Gewinnstreben ist eine Antwort auf das Mobben - wenn er Spiele spielt, bei denen er gewinnt, dann ist er mal obenauf.

Es ist sicherlich ein sehr guter erster Schritt, feste Unternehmungen von Dir und Deinem Sohn einzuführen - vielleicht im Sportverein, aber vielleicht auch einfach nur ihr zwei zusammen. Es öffnet Dir eine Tür, in einem Umfeld außerhalb Eures Hauses, dass auch immer für festgefahrene Strukturen steht, beizubringen, dass man auch verlieren können muss. Das geht zu zweit besser als in einem Sportverein.

Allerdings: Ich würde auch bei seinen Lehrern nachfragen, wie er sich in der Schule verhält - nicht, um ihn vom Opfer zum Täter zu machen, sondern um einen Anhaltspunkt dafür zu bekommen, welcher der beiden Erklärungsansätze stimmt.

Bitte tue mir einen Gefallen: Versuche keinesfalls, die Eltern der mobbenden Schüler zu kontaktieren. Erfahrungsgemäß macht das alles noch viel schlimmer.

Meinen Überlegungen sind noch keinesfalls vollständig - wenn Du mehr erzählst, fallen mir auch mehr Dinge auf und ein.

Viele Grüße,

Ariel
 

David

Armer Irrer! *g*
Irgendwie verfehlen wir glaube ich gerade das Thema des Threads. :( Sorry Markus, aber vielleicht ist es ja trotzdem am Rande interessant für dich. (Oder jeden anderen Mann! :p )

Nochmal:
Testosteron wird bei Kindern nicht bzw. in unerheblichen Mengen durch die Hoden produziert. Die Produktion erfolgt durch die Nieren. In einem alter zwischen 13 und 17 Jahren steigt die Produktion laut Roche sprunghaft auf teilweise das 20-Fache dieses "Kinderwertes" an. (So gesehen stimmt die Aussage nicht ganz, da ich einen 13-Jährigen schon noch als "Kind" bezeichnen würde.)

Ich hab eben noch mal nachgeguckt, die genauen Werte sind:
  • < 1 Jahr 0,12-0,2
  • 1-6 Jahren 0,03-0,32
  • 7-12 Jahre 0,03-0,68
  • 13-17 Jahren 0,28-11,1
Was die erwachsenen Männer betrifft, so hast du Recht, der Wert schwankt zwischen 2,8 und 8,0...

Kurz gesagt messe ich den Hoden eines 8-Jährigen Jungen noch keine große Rolle bei der Hormonproduktion bei. Allerdings hast du Recht wenn du sagst so etwas muss beseitigt werden, denn wenn es dann so weit ist, dass die Hormonproduktion der Hoden einsetzt kann es schon zu irreparablen Schäden gekommen sein...

Ich gehe nun mal immer davon aus, dass Eltern Pflichten wie regelmäßigen Untersuchungen nach gehen. (Blauäugig ich weiß!)

Um noch einmal auf das Thema zurück zu kommen!
Original von hitnak
Bitte tue mir einen Gefallen: Versuche keinesfalls, die Eltern der mobbenden Schüler zu kontaktieren. Erfahrungsgemäß macht das alles noch viel schlimmer.
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen, was jetzt aber nicht heißen soll das dies generell so ist!
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@David: Das Problem mit solchen spezifischen Alterszuteilungen ist, dass man sie heutzutage in der Praxis gerne vermeidet, weil die körperliche Entwicklung von Kindern sich im Laufe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte massiv verändert hat. Man muss heutzuge immer auch davon ausgehen, dass die Gonaden auch im Alter von acht Jahren bereits einen Teil der Hormonproduktion übernommen haben, oder aber übernehmen sollen - auch dafür hat der Körper ein Hormon, dass dann produziert wird, wenn die Gonaden, also die Hoden, langsam dienstfähig werden sollten. Ich hatte erst im vergangenen Monat einen Zehnjährigen mit Testowerten zu begutachten, von denen ein 20jähriger nur träumen kann, was sicherlich ein Sonderfall ist, weil ich hoffe, dass seine Taten ein Sonderfall bleiben werden, aber das die Reifegrade von Kindern sich nur in der Theorie in Referenzbereiche packen lassen, ist hingegen kein Sonderfall - sie können uns nur sagen, was mindestens da sein sollte. Sollte, weil auch das wieder ein Fall für Einschränkungen ist: Ist der Hormonspiegel niedriger, aber keine Symptome vorhanden, dann kann man dennoch sagen, dass alles in Ordnung ist. Diese Referenzbereiche sind stets nur die Tiefst- und Höchstwerte, die aus einer Gruppe von Proben gebildet werden, die von gesunden, symptomlosen Menschen genommen worden sind. Wenn ich das richtig sehe, dann waren das bei den von Dir angegebenen Werten gerade mal um pro Altersgruppe um die 100 Proben.

Interessant ist übrigens auch, dass für 17jährige ein Höchstwert von 11,1 angegeben wird, wass ein Wer ist, der in keiner Studie, die ich kenne, jemals als gesund angenommen wird.

Viele Grüße,

Ariel
 

David

Armer Irrer! *g*
Du hast schon recht, die von mir zitierten Werte beruhen auf den Ergebnissen der Multicenter Studie Fertility Hormones mit Testosteron. Die Studie selbst ist relativ alt (März 1997).

Es stimmt auch, dass Kinder gerade in der heutigen Zeit immer früher in die Pubertät kommen. Nichts des do trotz würde ich einen unter 10-Jährigen mit anfänglicher Pubertät sofort mit dem Verdacht auf Pubertas praecox zum Arzt schicken.
 

-M-a-r-k-u-s-

Neues Mitglied
Original von hitnak
Hallo,

@Markus: Bitte entschuldige das Gequatsche in Deinem Thread. Ich musste erstmal ein bisschen nachdenken. Leider ist es nicht so einfach, wenn man die Leute nicht sieht, und nicht weiß, wie sie miteinander umgehen.

Kein Problem...

So wie Du Deinen Sohn beschreibst, scheint er auf der einen Seite sehr dominant, sehr leistungsbetont zu sein: gute Noten, immer gewinnen wollen. Er will bestimmen, was gespielt wird,und ich könnte mir gut vorstellen, was bedeutet, dass es komplett geraten ist, dass er das spielen will, bei dem die Chancen des Gewinnens für ihn am Größten sind. Auf der anderen Seite wird er in der Schule gehänselt, oder, wie man es heute nennt, gemobbt.
Du beschreibst ihn eigentlich sehr gut. Das mit dem Spielen ist allerdings nicht so. Er will z. B. mit mir auch Schach spielen obwohl er genau weiß, dass er meistens keine Chance hat.

Im Prinzip gibt es zwei Erklärungsansätze, die sich aus dem ziehen lassen, was Du hier im Forum berichtet hast: Das Mobben ist eine Reaktion auf seinen Ehrgeiz - die Kids können sich nur im Rudel gegen seine Dominanz durchsetzen. Oder sein Gewinnstreben ist eine Antwort auf das Mobben - wenn er Spiele spielt, bei denen er gewinnt, dann ist er mal obenauf.

Könnte gut sein...

Es ist sicherlich ein sehr guter erster Schritt, feste Unternehmungen von Dir und Deinem Sohn einzuführen - vielleicht im Sportverein, aber vielleicht auch einfach nur ihr zwei zusammen. Es öffnet Dir eine Tür, in einem Umfeld außerhalb Eures Hauses, dass auch immer für festgefahrene Strukturen steht, beizubringen, dass man auch verlieren können muss. Das geht zu zweit besser als in einem Sportverein.
Wir machen (mein Eindruck) eigentlich schon viel zusammen, das spielt sich halt meist im oder ums Haus ab. Er hilft mir bei den anfallenden Arbeiten im Garten, ich versuch auch immer wieder, ihn Arbeiten allein und selbstständig erledigen zu lassen. Wobei das völlig ohne Zwang abläuft, wenn er keine Lust (mehr) hat, braucht er mir auch nicht helfen. Seit ungefähr zwei Jahren bauen wir auch Modelle zusammen, kleben, anmalen und was halt so dazu gehört. Es ist halt immer ein bisschen schwierig, da auch noch die kleine Tochter da ist, die will auch mal mit mir spielen. Aber da können wir uns dann doch meist auf ein gemeinsames Spiel einigen.

Allerdings: Ich würde auch bei seinen Lehrern nachfragen, wie er sich in der Schule verhält - nicht, um ihn vom Opfer zum Täter zu machen, sondern um einen Anhaltspunkt dafür zu bekommen, welcher der beiden Erklärungsansätze stimmt.
Wir nehmen regelmäßig die Elternsprechtage in Anspuch, ich war bis auf eine Ausnahme auch immer dabei. Dabei wurde er immer gelobt, verhält sich vorbildlich, ist ruhig und arbeitet im Unterricht mit und so fort. Auf meine Fragen zu dem Auskommen mit anderen Schülern meinten die Lehrer nur, dass es keine Auffälligkeiten geben würde - tja?!?

Bitte tue mir einen Gefallen: Versuche keinesfalls, die Eltern der mobbenden Schüler zu kontaktieren. Erfahrungsgemäß macht das alles noch viel schlimmer.
Interessant und gut zu wissen! Das hatten wir eigentlich vor wenn es mal wieder schlimmer werden sollte, wir werden das dann besser lassen.

Danke euch allen für eure Meinungen und Ratschläge!

Gruß - Markus
 

David

Armer Irrer! *g*
Original von -M-a-r-k-u-s-
Wir machen (mein Eindruck) eigentlich schon viel zusammen, das spielt sich halt meist im oder ums Haus ab. Er hilft mir bei den anfallenden Arbeiten im Garten, ich versuch auch immer wieder, ihn Arbeiten allein und selbstständig erledigen zu lassen. Wobei das völlig ohne Zwang abläuft, wenn er keine Lust (mehr) hat, braucht er mir auch nicht helfen. Seit ungefähr zwei Jahren bauen wir auch Modelle zusammen, kleben, anmalen und was halt so dazu gehört. Es ist halt immer ein bisschen schwierig, da auch noch die kleine Tochter da ist, die will auch mal mit mir spielen. Aber da können wir uns dann doch meist auf ein gemeinsames Spiel einigen.
Das ist ein exzellenter Ansatz! Ich kann mich gut an meine aktive Zeit in der Jugendarbeit erinnern, wo ich so mitunter die Integration einzelner in eine Gruppe realisiert habe. Wenn du jetzt eine gemeinsame Aktivität suchst, in der ihr mit anderen Kindern zusammen kommt, kannst du dich mal versuchsweise ein wenig (nicht ganz) aus dieser Aktivität zurück ziehen. Diesen Zustand könntest du sogar so weit steigern, dass du komplett außen vor bist. (Wenn du es möchtest.)

Viel Erfolg!
 

MoMoni

Neues Mitglied
ich habe 2 Söhne. Der eine war nie sehr selbstbewußt und der andere hat keine Lust auf Schule
Als mein "Großer" eingeschult wurde habe ich zu seiner Unterstützung den "Hilfmir" erfunden. Das war vor 12 Jahren.
Nachdem nun auch mein jüngerer Sohn ( jetzt in der 3. Kalsse) sich diesen zu Nutze macht, habe ich ein Kinderbuch geschrieben. Ich könnte mir vorstellen, dass der "Hilfmir" auch Euch eine Unterstützung sein könnte.
Du kannst Dir ja mal unter folgendem Link ein Bild machen:

https://www.amazon.de/Hilfmir-kleiner-Freund-seine-Mutmacher-Geschichten/dp/3842347391/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1309336241&sr=1-1

Ansonsten: Kopf hoch! Du bist mit diesem Problem nicht alleine!

Liebe Grüße Moni
 

ncolas223

Neues Mitglied
Würde eine Kampfsportschule empfehlen, weil es ihm zum einen hilft mit dem Verlieren umzugehen zu lernen und darüber hinaus sein Selbstvertrauen im Bezug auf die Hänseleien seiner Mitschüler stärkt.
 
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