Problem -  Umstellung von Ritalin auf Medikinet Retard

Stinker

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin neu hier im Forum und mittlerweile ziemlich verzweifelt. Unsere Tochter wird 7 Jahre alt und bekommt seit 5 Wochen Methylphenidad. In den ersten 3 Wochen wurde sie eingestellt. Das war eine schwere Zeit, da sie viel geweint hat. Nach 3 Wochen waren wir dann bei 10mg morgens und 5 mg mittags (ca. 12:30h) angekommen und von diesem Tag an lief alles super. Volle Konzentration, kein Schlagen und Beißen mehr. Sie konnte mir zuhören und hat mich nicht direkt angebrüllt. Es waren 2 himmlische Wochen, da sie für uns komplett neu waren. Da unsere Tochter im September in die Schule kommt und sie dann immer erst um 14:00h zu Hause ist haben wir auf Medikinet retard umgestellt. Allerdings erst seit Samstag. Dieses Medikament wirkt allerdings max. bis ca. 14:00 - 14:30h. Die Nachmittage sind anstrengender als vor der Medikation. Ist das normal, da wir ja gerade erst gewechselt haben? Wie kommen wir über die dann noch langen Nachmittage? Sie fängt wieder an zu bestimmen, zu schreien und brüllen. So kann sie doch keine Freundschaften knüpfen. Können die Lehrer in der Schule das Medikament geben damit wir ggfs. wieder ein unretadiertes Produkt nehmen können?? Wer hat Erfahrung damit gemacht??

Ich bin ziemlich verzweifelt! Man hat uns an etwas ganz tollem Schnuppern lassen und es nun wieder weggezogen. Was können wir machen? Unser Arzt ist ab Mittwoch im Urlaub und kommt erst wieder, wenn die Schule begonnen hat.

Vielen Dank für Eure Antworten und ganz liebe Grüße
Stinker99
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

eine Frage vorweg: Welcher Arzt hat das Medikament verschrieben? Was hat der Arzt zu der Prblematik gesagt?
 

Stinker

Neues Mitglied
Hallo,

sämtliche Tests hat das SPZ ausgeführt und dort wurde auch die Höhe der Medikation festgelegt. Das Rezept hat uns unser Kinderarzt gegeben. Und dieser hat somit auch entschieden, welches Medikament ausgewählt wird.

VG
Stinker
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

wenn ich das also richtig verstehe, hat der Kinderarzt nach nur fünf Wochen das Präparat und die Dosierung verändert, und das gegen die Empfehlung des SPZ. Für mich wäre das ein Grund, diesen Arzt zu feuern, denn das Verhalten ist inkompetent.

Ich würde Dir empfehlen, kurzfristig mit dem SPZ Kontakt aufzunehmen, und dort die Situation zu schildern. Bitte darum, dass man Dir einen Handlungsvorschlag gibt. Dort sitzen die Experten, und dort kennt man Euren Fall. Falls Ihr dort, aus welchen Gründen auch immer, nicht durchkommt, wendet Euch bitte an einen Psychiater/ Neurologen - auch wenn er vor allem Erwachsene behandelt. Jeder Erwachsenenpsychiater kennt sich besser mit der Dosierung von Psychopharmaka aus, als ein Kinderarzt.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Eine Umfrage, Erhebung, eines Gesundheitsportals gibt mir als Bürger -ohne direkte eigene Erfahrung mit AD(H)S- einen Überblick darüber, in welche Richtung die Probleme bei den beiden Medikamenten mit dem gleichen Wirkstoff laufen:

Bei der Anwendung von Ritalin traten bisher folgende Nebenwirkungen auf
keine Nebenwirkungen 29%
Appetitlosigkeit 27%
Müdigkeit 16%
Kopfschmerzen 13%
Übelkeit 11%

Bei der Anwendung von Medikinet traten bisher folgende Nebenwirkungen auf
Appetitlosigkeit 44%
Kopfschmerzen 19%
keine Nebenwirkungen 13%
Schlafstörungen 10%
Depressionen 9%

=> Die überragende Appetitlosigkeit mit 44% beim Medikinet fällt mir auf.
Ein vormals adipöses Kind sah ich nach nur 1 Jahr richtiggehend abgemagert. Diese Nebenwirkung kann ich bestätigen.



Herstellerinformation: Medikinet Retard

Wie allgemein bekannt ist, wurde Methylphenidat (z.B. Ritalin; Medikinet) bisher in Deutschland meistens zweimal täglich eingenommen, wobei die zweite Einnahme mittags in der Schule oftmals Probleme bereitet.

MEDIKINET® Retard, ist dank einer Wirkdauer von ca. 8 Stunden optimal an deutsche Schulverhältnisse angepasst: Die zweistufige Freisetzungsdynamik erlaubt eine praxistaugliche morgendliche Einnahme; durch das Nachlassen der Wirkung in den Nachmittagsstunden sind Probleme wie Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen nicht zu erwarten.



=>
Original von Stinker
Dieses Medikament wirkt allerdings max. bis ca. 14:00 - 14:30h

Selber Wirkstoff, selbe -Menge - und doch so unterschiedlich. Ich gehe davon aus, dass der Kinderarzt den Eltern des Kindes das Medikinet Retard nicht mit höherer Wirkstoff-Dosierung, als vom SPZ vorgegeben, verschrieben hat. (Stinker hat darüber nichts geschrieben)
14:00 - 14:30 wäre ein bischen früh.
Ich weiss von 16:00 - 16:30.
Andererseits stehen vermutlich bei Dosiserhöhung ( 1 1/2 Tabl. ?) die Nebenwirkungen, in der Reihenfolge, wie oben beschrieben, auf der Matte. Und das gilt es wohl abzuwägen. Soll man ein Kind nur so hoch dosieren, dass wenigstens die Schulzeit abgedeckt ist - damit dem Kind die Nebenwirkungen weitgehendst erspart bleiben?

All diese Fragen, unter 'Einstellung' bekannt, müssen vom SPZ erledigt werden. Denn so, wie ich das gehört habe, muss viel (teilweise durch Interaktion mit dem Kind) beobachtet werden; ganze Tagesverläufe angelegt werden. Kinderarztpraxen machen soetwas nicht.

:bye:
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@Gerhard: Nach Stinkers Angaben hat das SPZ eine Dosierung von 10 mg morgens und 5 mg mittags empfohlen. Es ist unmöglich, diese Dosierung mit einem Retard-Präparat einzuhalten, weil es nun einmal länger wirkt, als die Morgen-Tablette, aber kürzer als Morgen- und Mittag-Tablette zusammen. Das Retard-Präparat schaltet auch nicht zwischendrin zwischen zwei Dosierungen um. Das bedeutet: Entweder hat der Kinderarzt die Dosierung des Retard-Präparats so hoch gewählt, dass zwar der Morgen entsprechend der Empfehlung des SPZ abgedeckt ist, aber dann am Mittag eine zu hohe Dosierung eintritt. Oder er hat die Dosierung entsprechend der Dosierung am Nachmittag festgelegt - dann besteht am Morgen eine Unterdosierung. Und: In jedem Fall entsteht am Nachmittag eine Lücke.

Es geht hier übrigens nicht darum, das Für und Wider von Methylphenidat zu diskutieren. Die "Erhebung" über die Nebenwirkungen kann man ziemlich in die Tonne kloppen: Wie ein Psychopharmakum genau wirkt, und welche Nebenwirkungen es hat, richtet sich auch sehr stark nach psychischen, sozialen und körperlichen Bedingungen, die von Mensch zu Mensch verschieden sind - weshalb es eben so wichtig ist, dass diese Medikamente von Spezialisten verordnet werden, die genau wissen, was solch ein Medikament unter bestimmten Bedingungen tut. Zudem nehmen an solchen Internet-Umfragen vor allem Menschen teil, die negative Erfahrungen gemacht haben, was die Prozentzahlen verzerrt.
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Hallo Stinker,

ich lese aus deinem Posting das ihr mit der Wirkung an für sich zufrieden seid nur halt nicht mit der Wirkungsdauer.

Medikinet retard wirkt ca. 6-8 Std. , das ist allerdings immer davon abhängig wie schnell es im Körper abgebaut wird. Länger als Medikinet retard wirkt meines Wissens nur Concerta (ca. 8-12 Std). Da ist aber das Prinzip ganz anders.

Ich würde sagen das Verhalten deiner Tochter spricht für einen Rebound (wobei ich nur Mutter eines ADS´lers bin und kein Profi). Auf alle Fälle solltet ihr mit dem Arzt sprechen. Ich würde mal nachhaken ob ihr nicht ca. 1/2 Std. bevor ihr meint das das Medikinet aufhört zu wirken mit einer kleinen Dosis kurzwirksamen Methylphenditat nachlegen dürft. Das könnte deiner Tochten über den Rest des Tages helfen.

Nicht zu vergessen ist aber auch das deine Tochter sicher auch bemerkt was mit ihr passiert - mit und ohne Tbl. Ob sie es ausdrücken kann in ihrem Alter kann ich nicht sagen. Sie wird aber lernen müssen mit ihrem unterschiedlichen Verhalten klar zu kommen.
Gerade wenn die Wirkung des MPH nachlässt wird sie mit ihrem Verhalten konfrontiert. Ich glaube persönlich das das den Kindern anfangs auch sehr schwer fallen kann und sie auch damit große Probleme haben können.
Gerade deshalb ist es auch sehr wichtig das die Kinder neben den Medikamenten auch noch eine Psychotherapie oder Verhaltenstherapie od. ähnliches machen.

Sagen was ihr tun sollt, das kann hier keiner leisten. Du wirst sehr eng mit deinem Arzt zusammne arbeiten müssen und ihm ganz vertrauen. Aber auch er muss euch vertrauen. Nur so könnt ihr die für deine Tochter momentan richtige Dosis heraus finden.
Ich finde aber das man den Kinder Zeit lassen sollte. Sie müssen sich auch erst an das neue Lebensgefüht gewöhnen.

LG :bye: Cordu
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Medikinet retard gibt es in den Wirkstärken:
- 5 mg, 10 mg, 20 mg, 30 mg oder 40 mg Methylphenidathydrochlorid.

Im Beipackzettel für Medikinet retard 5mg Retardkapseln steht:
3.2.b Retardtablette/Retardkapsel
Wenn der Patient bereits eine konventionelle (sofort freisetzende) Methylphenidat-Darreichungsform einnimmt, kann der Arzt stattdessen die äquivalente Dosis in Retardform verordnen.


=> Der Kinderarzt kann somit 15mg in Retardkapseln verschrieben haben.

User Stinker muss es doch wissen, und kann sich vielleicht nochmal melden.

Über die gleichzeitige Einnahme morgens Medikinet 5mg + 10mg (beide retard) Tabletten schweigt sich die Medikamenteninformation aus. Sonst in allen anderen Bereichen Deutschlands ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist.
=> Morgens 10mg (retard) und mittags 5mg (retard) würde ein Arzt aber keinesfalls anordnen - lese ich überall.

Wenn die passende Wirkstoffmenge vom SPZ bereits vorgegeben ist - es nur mit der Einnahme schwierig ist, wie wär's dann zum Test im SPZ mit
18 mg Concerta retard: (initiale Freisetzung 4 mg) ?

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Nochmal:
=> Die am häufigsten genannte Nebenwirkung, die Appetitlosigkeit beim Medikinet, fällt mir auf.
Ein vormals adipöses Kind sah ich nach nur 1 Jahr richtiggehend abgemagert. Diese Nebenwirkung kann ich bestätigen.
:Lesen
 
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