@starlight:
Lass dich nicht ärgern. Ironie gehört zu einem solchen Forum eben auch oft dazu. Am besten übergehst du solche Beiträge einfach, dann verlieren die Poster auch die Lust.
Zum ursprünglichen Thema kann ich nur sagen, dass es bei einem bestimmten charakterlichen Strickmuster des Kindes eben Phasen gibt, in denen es für die Eltern kaum zu erreichen ist. Da kannst du noch so sehr Recht haben, deine Tochter will ihre eigenen Erfahrungen machen, sieht sich als Erwachsene mit entsprechender Entscheidungsfreiheit. Und letztlich ist sie das ja auch.. fast. .
Wichtig ist halt, dass man als Eltern da ist, wenn es wirklich mal richtig daneben geht, un das sollte sie wissen.
Mit Anfang 20 war ich mit einem Mann zusammen, der sagenhafte 25 Jahre älter war als ich. Ich fand das nicht nur cool, dieser Mann hat mich richtig zu händeln gewusst. Die "Jüngelchen" in meinem Alter waren da ganz anders unterwegs, das fand ich uninteressant und fad. Als meine (stockkonservativen) Eltern davon Wind bekamen, war bei uns die Hölle los. Gebetsmühlen wären gegenüber den Tiraden meiner Mutter verblasst. Das ständige Auf-mich-Einreden hat aber nur dazu geführt, dass ich völlig dicht und mein eigenes Ding gemacht habe. Und so hat es dann doch länger gedauert, bis ich mich endgültig von ihm trennte. Wir waren fast 4 Jahre zusammen. Heute behaupte ich, dass es früher zu Ende gewesen wäre, wenn meine Eltern nicht so dagegen angeredet hätten. Da meldete sich nämlich das "Jetzt erst recht!"in mir.
Heute bin ich 46, mein "Ex" hat die 70 überschritten, ist mittlerweile durch MS ein Pflegefall. Natürlich kann das auch Jüngeren passieren, aber i. d. R. eben eher nicht.
Was also damals noch kickig war, wäre für mich jetzt vermutlich eine persönliche Katastrophe. Ich in den besten Jahren ;-) und mein Partner ein Opa. Aus jetziger Sicht sind 70jährige für mich übrigens völlig unattraktiv. Vielleicht liegt es daran, dass ich mein Partner damals nicht jünger, sondern ich irgendwie älter geworden bin. Das hatte schon auch etwas Abschreckendes... zumindest als ich dann etwas älter war.
Als wir damals zusammekamen schlug der Altersunterschied nicht so ins Gewicht. Die Sorge, dass deine Tochter bei dem älteren Mann kleben bleibt, hat sich ja ohnehin zerschlagen wie du sagst Aber genauso (relativ) entspannt, wie du das gehändelt hast, solltest du m. E. mit der neuen Situation umgehen.
Meine Eltern hätten mir früher auch niemals Ratschläge geben können. Dazu war unser Verhältnis nicht gut genug, ich selber war mit mir viel zu sehr selber beschäftigt und ich wollte auch meine eigenen Erfahrungen machen.
Natürlich ist es nicht ungefährlich, in der Gegend herumzupimpern. Aber vielleicht braucht sie das für ihr Ego. Das größte Problem meiner Eltern war übrigens immer, was die Nachbarn wohl sagen könnten. Auch das ging mir wo vorbei.
Und weißt du was? Bei all dem unsoliden Leben, das ich in den Augen der anderen geführt habe, war ich doch immer sehr selbstverantwortungsvoll unterwegs. Ich habe sehr gut auf mich aufgepasst und war weit weniger spinnert, als meine Eltern dachten. Ich fand das nur auch ein Stückweit witzig, da ich sie - in meinen Augen spießig hoch zehn - so ein wenig provozieren konnte mit ihrer hausbackenen Art.
Ich würde also vermutlich eure Tochter ihr Ding machen lassen, ihr dennoch signalisieren, dass ihr euch sorgt, dass sie sich ihr Leben nicht durch was auch immer versauen soll und ihr sagen, dass ihr immer für sie da sein werdet.
Ich denke, dieses Gefühl braucht eine Heranwachsende weit mehr als den erhobenen Zeigefinger.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das schwierig ist. Man hat eine Wunschvorstellung, wie sich das eigene Kind idealerweise entwickeln. Nur leider läuft es nicht immer so, und auch das muss man akzeptieren. Meine Kleine ist erst 7 und ihre Pubertät liegt noch vor uns. Man sorgt sich um das Wohl seiner Kinder und doch muss man sie ziehen und die eigenen Erfahrungen machen lassen.
Wenn es bei uns mal ganz schrecklich haken würde, würde ich mich wohl hinsetzen und ihr einen Brief schreiben, den sie dann ganz in Ruhe lesen könnte. Und ich würde hoffen, dass ein wenig davon auf diese Weise hängen bleibt. Ein Brief hat den Vorteil, dass man ganz in Ruhe sortieren kann, was man loswerden möchte und dann sehr sorgfältig die richtigen Worte wählen kann. In der direkten Auseinandersetzung sagt man ja doch schnell Dinge, die man eigentlich so nicht meint oder man hat plätzlich einen Tonfall, den man doch gar nicht wollte.
Ich würde ihr auch schreiben, dass ich von ihr gar keine Antwort erwarte. Ihr nur mal erklären möchte, wie ich fühle und welche Ängste um sie mich treiben. Vielleicht wäre das ja auch eine Möglichkeit für euch?!
In einem Brief lässt sich vieles sagen, so zum Beispiel auch, wie sehr du sie liebst. Dieses Signal hätte ich mir damals von meinen Eltern gewünscht, so hätten sie mich vermutlich knacken können. Durch das Gezetere haben sie mir immer nur das Gefühl vermittelt, dass ich alles falsch mache - und das wollte ich irgendwann eben nicht mehr hören.
Liebe Grüße
kikra