Info -  ELTERN-Zeitschfrift 6/2004: Pränataldiagnostik & Down-Syndrom (Trisomie 21)

S_A_M

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ELTERN - Zeitschrift (6/2004):

S.112-117: "Geschwisterliebe mit Handicap"
Evas Bruder hat ein Down-Syndrom und der Artikel handelt von den Schwierigkeiten und Chancen, die das Leben mit einemGeschwisterkind mit Behinderung mit sich bringen kann.

Ich persönlich finde den Artikel nicht besonders gelungen, schon allein das Down-Syndrom mehrmals als "Krankheit" bezeichnet wird, zeigt meines Erachtens, dass da eher schlecht recherchiert wurde. Auch unterstützt er viele Vorurteile, die sich vielleicht tatsächlich in dem behinderten "Beispielkind" vereinigen, aber längst nicht auf alle Kinder mit Trisomie 21 zutreffen. Aber man macht sich als LeserIn (gerade wenn keine oder nur wenige Kinder mit Down-Syndrom kennt) so sein Bild von den Kids, wenn man liest, dass der Beispiel-Junge ein Anfallsleiden hat, sabbert, die Augen komisch verdreht, ständig die Teller vom Tisch wischt, merkwürdige Laute von sich gibt, man ihn nicht eine Sekunde aus den Augen lassen kann, weil er dann die Blumen von der Fensterbank und die Gardinen von der Stange reißt, man ihm nichts richtig erklären kann und er nicht mal versteht, warum es seiner Schwester wehtut, wenn er ihr an den Haaren zieht. Er war monatelang im Krankenhaus, muss ständig zum Arzt, zur Krankengymnastik und zu Beratungsstellen usw.
Das ist ein sehr düsteres und abschreckendes Bild, zumal als Fazit unter dem ganzen zu stehen scheint, dass die Schwester von ihrem behinderten Bruder offenbar nur insofern profitiert, dass er auch mal ganz lieb und kuschelig sein kann und sie Rücksicht sowie den Umgang mit "Andersartigkeit" lernt.
Das ist recht mager, nach der Lektüre dieses Artikels würde ich es mir auch überlegen, ob ich mir und meinen nichtbehinderten Kindern ein Brüderchen oder Schwesterchen mit Down-Syndrom "zumuten" würde, wenn ich es nicht besser wüsste
Da habe ich wirklich bei mir gedacht: Schön, dass auch eine Zeitschrift wie ELTERN das Thema nicht ausklammert (obwohl es eigentlich viel zu selten behandelt wird, dafür das statistisch gesehen jedes 700ste Elternpaar ein Kind mit Trisomie 21 hat), aber es fehlen diverse allgemeine Infos über Down-Syndrom, die klar machen, dass das Beispiel-Kind nicht für alle Kinder mit Trisomie 21 steht. Aber ok...


Was ich im Vergleich zu diesem Artikel dann wieder sehr gelungen finde, ist der Artikel "Ich will mein Baby in jedem Fall" (S.104-107), in dem es um die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik und die Frage geht, warum Frauen, die sich gegen die Untersuchungen entscheiden, von allen Seiten (Ärzte, Verwandte, Freunde) Druck kriegen, sie doch machen zu lassen. Witziger Weise ist es in dem Artikel gerade der Herr von der Genetischen Beratungsstelle, der die Schwangere in ihrer Entscheidung ernst nimmt und ihr nicht seinen Willen bzw. seine Meinung aufzwingen will
Ein Artikel, der zum Nachdenken anregt und die Frage aufwirft, ob nicht gerade die FrauenärztInnen Schwangere in ihrer Entscheidungsfreiheit unterstützen müssten, statt ihnen die machbaren Untersuchungen der Pränataldiagnostik regelrecht aufzwingen zu wollen, oft ohne sie vorher richtig aufzuklären, Fragen anständig zu beantworten und auch die Grenzen der Machbarkeit aufzuzeigen..
Abgerundet wird der Artikel durch eine Übersicht über einige pränataldiagnostische Untersuchungen (Nackentranzparenzmessung, Triple-Test, Choriozotten-Biopsie, Amniozentese), jeweils mit Untersuchungszeitpunkt (SSW), Untersuchungsmethodik, Risiken und Aussagekraft der Untersuchungen.
 
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