brauche Rat -  Heimlicher Auszug

sundo

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
ich bin leider in der unheimlich blöden Situation, dass ich etwas tun muss, was ich eigentlich nicht sonderlich nett finde: Heimlich ausziehen, weil ich Angst vor Gewalt habe!

Ich habe 2 Kinder und einen Mann.
Die Beziehung zu meinem Mann ist geprägt durch sehr viel Machtgehabe und wirklich streitlos kommen wir nur über die Bühne, wenn alles so läuft, wie er will. Allerdings gibt es dann immernoch viele Fälle, wo ich Dinge mache, die ihn trotzdem zum aus der Haut fahren bringen.
Momentan sind wir in der Phase, in der jeder 2. Satz "Halt die Fresse" zu mir ist oder es wird gar nicht gesprochen - oder über die Kinder kommuniziert.
Mein Mann ist extrem schwierig, das bestätigen mir eigentlich alle mit denen ich über ihn rede. Er ist total wechselhaft, einen Tag der netteste, fürsorglichste und dann urplötzlich ein Zornteufel. Mein Therapeut sagte etwas in der Richtung von einer Borderline-Symptomatik, allerdings ohne Selbstverletzung.

Nun denn, ich halte es nicht mehr aus und durch - bin eigentlich ein recht ausgeglichener Mensch, der vielleicht teilweise recht naiv immer das beste im anderen sehen will. Aber die jahrelange "Unterdrückung" meiner Person, Wünsche etc. hat nun ihren Preis, ich habe das Gefühl, dass es nichtmehr lange gutgeht und meine Persönlichkeit gebrochen ist. Soweit will ich es aber nicht kommen lassen und möchte nun ausziehen.
Nach wochenlangem Suchen habe ich jetzt auch eine wohl teure und nicht ideale Wochnung gefunden, in der Nähe meiner Eltern.
Da ich aber Angst vor Gewalt seitens meines Mannes habe, möchte ich es heimlich machen. Wohl wissend, dass es nicht ideal ist, da es für alle Beteilligten ein Schock sein wird. Vor allem für meinen 6 Jahre alten Sohn.
Ich habe Horror vor der nächsten Zeit, wo ich eigentlich so viel Energie wie nötig bräuchte und nur wenig habe.
Deshalb nun meine Bitte, wer hat ähnliches erlebt und kann mir Tipps zur Durchführung geben. Mein Sohn ist in der 1. Klasse und meine Tochter 11 Monate alt. Beim Rechtsanwalt war ich schon, er wird meinem Mann am Tag des Auszugs eine Aufforderung schicken, wegen den Unterhaltszahlungen.
Es wäre eingach gut, sich mal mit jemandem auszutauschen, der in einer ähnlichen Lage ist oder war...

Danke!
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
sundo Na ja einem klärendem gespräch wirst du nicht entkommen. Vielleicht vorerst aber langfristig gesehen ist ein gespräch unausweichlich.

Ich würde es wenn ich so etwas machen müsste in der Zeit machen in der er arbeiten ist.
Erzähl der Lehrerin deines Sohnes die Situation und lasse ihn für den Tag vom Unterricht frei stellen. Bring die Kinder zu einer guten Freundin, Verwandten etc.
Ruf Freunde an die dir dabei helfen, Je mehr desto besser.
Miete für den Tag einen Umzugswagen und sorge, das dann auch genug Kartons parat stehen.

Denke aber daran du wirst nicht um ein Gespräch mit ihm rum kommen, da er ja auch weis wo euer Sohn zur Schule geht.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Huhu,

"Die Beziehung zu meinem Mann" <-- seid ihr miteinander verh.?
[Ob ihr ein Ehepaar seid -oder nicht- dürfte schonmal ein Dreh- und Angelpunkt sein.]

Wenn an dem, was dein Therapeut sagte, etwas dran ist, dann könnte sogar die Überlegung nach Beendung der Ehe/Beziehung -für dich- dringend geboten sein. Seit ihr verheiratet, dann geht ohne offizielles Schreiben deines Anwalts kaum was.
Es sei denn, er wäre bereit, alles zu tun; (für's erste) auch 6 Wochen Psychiatrie, z.B. -- Aber davon lese ich sogut wie nie.

Schade, dass du deine Persönlichkeit bereits gebrochen siehst. Ohne Zweifel bist du dann zumindest traumatisiert. Du könntest zu einer SHG für BL-Angehörige gehen. Du könntest mit deinem Thera über das Buch "Schluss mit dem Eiertanz" sprechen.

Ein Trost bleibt:
Du hast keine Schuld - und brauchst dir auch nicht selbige einreden lassen. Du hast in dem Sinne auch keinen Fehler damit gemacht, ihn gewählt zu haben. Es kann jedem und jeder passieren - auch RA's, Ärztinnen und Krankenschwestern.
Er ist (vermutlich) nicht böse, sondern (vermutlich) krank - und kann auch nichts dafür! Allerdings erwartet man vom Erwachsenen, dass man sich helfen lässt, wenn man merkt, dass es nicht mehr weitergeht.

Was die Whg. betrifft:
Bist du weiterhin bereit und willens, in dieser für eure gemeinsamen Kinder zu sorgen?
Wollen deine Eltern bei der Kinderbeaufsichtigung behilflich sein?
Wie weit wäre diese neue Whg. von der jetzt noch gemeinsamen Whg. entfernt?
 

sundo

Neues Mitglied
Danke für Eure Antworten,
mir ist schon klar, dass ein Gespräch stattfinden muss, aber erst, wenn ich im Prinzip alles organisiert habe und "nur" noch die restlichen Sachen mitnehmen muss.
Wir sind verheiratet, deshalb auch der Anwalt.
Die Wohnung wird ca. 1 Fahrtstunde von unserem jetzigen Wohnort entfernt sein. Dort leben meine Eltern, die mich unterstützen werden, wo sie eben können.
In meinem Kopf ist alles im Chaos, es ist an so vieles zu denken.
Gestern habe ich ein Girokonto eröffnet, da muss man sich ja völlig offenbaren... hatte das gar nicht mehr in Erinnerung, die letzte Eröffnung ist locker 15 Jahre her ;-)
Mir gehen halt so viele Fragen im Kopf herum, z.B. solange das Umgangsrecht nicht geregelt ist, was kann ich tun, wenn er die Kinder sehen will?
Was mache ich, wenn er wissen will, wo wir wohnen?

Ach es ist so unsäglich schrecklich - ich hoffe, ich halte im Stand und lasse mich nicht zu etwas bequatschen, was ich später bereuen werde - aber er kann halt sehr überzeugend sein ...
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Original von sundo

Mir gehen halt so viele Fragen im Kopf herum, z.B. solange das Umgangsrecht nicht geregelt ist, was kann ich tun, wenn er die Kinder sehen will?

Da fragst du am besten deinen Anwalt. Vielleicht gibt es die Möglichkeit das ihr euch dann auf neutralen Boden trefft oder bei deinren Eltern, dann hast du sie als unterstützung dabei.
Aber wie gesagt genauer kann dir da dein Anwalt Auskunft geben.

Was mache ich, wenn er wissen will, wo wir wohnen?.

Auch da weis ich nicht in wie weit du ihm der Kinder wegen Auskunftspflichtig bist.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich war mal in einer ähnlichen Situation, hatte aber damals noch keine Kinder. Ich habe das damals so geregelt:

Zuerst heimlich eine passende Wohnung für mich gesucht und den Mietvertrag abgeschlossen. Dann klargestellt, dass ich aus dem aktuellen Mietverhältnis sauber rauskomme und der Nochlebensgefährte als alleiniger Mieter im Vertrag bleibt -immer noch heimlich. Dann trommelte ich eine ganze Bande Umzugshelfer zusammen und legte einen Umzugstag fest.

Als ich es schließlich nicht mehr aushielt, packte ich eine kleine Tasche mit persönlichen Dingen zusammen, stellte meinen Freund vor vollendete Tatsachen und ging sofort aus der Wohnung -übergangsweise zu meinen Eltern. Freunde und Eltern wussten, wann ich das tun würde und gaben darauf acht, dass ich unversehrt und zügig aus der Wohnung kam.

Am Umzugstag war ich natürlich gespannt, ob meine Sachen noch alle heile sind. Ich bat darum, dass mein Ex nicht anwesend sein möge, wenn ich meine Sachen abhole. Da ich ja mit einem ansehnlichen Trupp erschienen bin, schien es ihm sinnvoll, keinen Ärger zu machen und ließ sich nicht blicken.

Diese Vorgehensweise erwies sich als sehr sicher und gleichzeitig fair gegenüber dem Ex. Ich rate dir dringend, deinen Auszug anzukündigen, denn das was du vorhast, könnte Rache auslösen -oder auch "nur" die Angst davor. Wenn dein Mann wirklich gefährlich ist, dann reize ihn nicht mehr als nötig.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Hm,
ein Vater hat die "Erlaubnis", sich um seine Kinder in persönlicher Obsorge und finanziellen Angelegenheiten zu kümmern - und notfalls auch zu vertreten -> sog. "gesetzlicher Vertreter". Also: juristische Verantwortung und Sorge für das Kind/die KInder.

Das Bundesfamilienministerium hat entschieden: Den um's Sorgerecht kämpfenden Scheidungsvater gibt's nicht mehr - das war mal so ungefähr bis 1980.

Neu ist:
Für die Kinder ist es das beste, wenn sie nachwievor beide Elternteile haben können und sich nicht für einen Elternteil entscheiden müssen. Aus wirtschaftlichen Gründen müssen i.d.R. die Kinder bei einem Elternteil leben - jedoch steht für sie idealerweise die Türe zum anderen Elternteil immer offen.

Sicher, für KInder, die vormals mit Mama+Papa in Familie aufgewachsen sind, bricht eine Welt zusammen. Jedoch - wenn sie ganz sicher wissen und diese Gewissheit auch stets vermittelt bekommen - dass sie jederzeit zum Papa können - dann besteht am ehesten die Chance, dass sie sich wieder "fangen" können. Lieben+geliebt werden können sie also weiterhin (von) Mama+Papa.

Also: Meines Wissens geht "einfachso verschwinden und Kinder mitnehmen" nicht für sie. Er würde ja doch ganz schnell von seinen Rechten+Pflichten Wind bekommen. Und eine Suchmeldung für "vermisste Angehörige" bei der Polizei abgeben.
Was sie machen kann: Das Trennungsjahr "beantragen".
Er gibt gar nicht mal so selten Leute, die trennen sich sogar innerhalb der gemeinsamen Wohnung; alles offiziell, so wie es der gesetzliche "Standard" verlangt.
Har er allerdings nur geringes oder gar kein(e) Einkommen, dann kann sie kaum etwas für ihre neue eigene Wohnung von ihm bekommen, wenn sie die Ehegemeinschaft nicht mehr will.
Natürlich könnte er aber auch den Spiess umdrehen, und als Reaktion auf ihren Trennungsantrag ganz seinerseits die Scheidung blitzschnell einreichen.
sundo lässt eine gewisse Gewaltproblematik durchblicken. Aber gerade auch dafür dürfte der Trennungsantrag beim Anwalt ihrer Wahl das richtige Mittel sein. Leistet er sich fortan was grobes, dann ist er jedesmal ein Stück mehr aus dem Boot raus und weg von den Kindern.

Ja, wo seine KInder leben, darf er wissen.
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