Ich brauche dringend euren Rat: ADHS / HB oder Asperger??

Kruemel22

Neues Mitglied
Ich bin neu hier, heiße Bianca und hoffe ihr könnt uns weiter helfen, da
wir fast nirgends richtig Rat bekommen.
Unsere Kinderärztin hat letzte Woche den Verdacht ADHS bei unserer 3-jährigen geäußert, eine 2. Meinung ergab was ganz anderes: Hochbegabung und eine Bekannte die Pädagogik studiert hat, hat uns auf Authismus bzw. Asperger-Züge bei unserer Tochter angesprochen.
Ich hab sooooo nen Kopf auf und brauch mal bißchen Klarheit.

Also sie ist erst 3 geworden und die Kindergärtnerin meint sie würde sich auf Dinge richtig gut konzentrieren können, was andre in ihrem Alter noch nicht so machen. Sie bastelt stundenlang und hebt die Schnipsel dann in Gefäßen auf, die ihr heilig sind.
Sie hat auch eine ziemlich hohe Auffassungsgabe, ihr Lieblingsthema ist die Feuerwehr, da haben wir ein Buch ab 5 mit detailierten Beschreibungen, sie kann dort alles was ich ihr an einem Abend erzähl am nächsten genau beschreiben.

Sie hat aber null soziales Verhalten, kratzt und schlägt die Kinder im Kindergarten, auch ältere, ohne Grund, einfach hiin und Kratzer ins Gesicht, sodass sich schon die Eltern beschweren.
Sie hat auch keine Freunde dort, spielt immer alleine, verkleidet sich auch gern, Hauptsache alles alleine. Sie spielt nur daheim mit ihrem Bruder.
Auf der andren Seite kann sie soooo lieb sein, redet wie ne Erwachsene und ist auch das pfelgeleichteste Kind, wenn sie allein ist, kommt ihr Bruder dazu ist sie unausstehlich.

Was aber heraussticht sind die Puzzle. Im Kindergarten legt sie 104 Teile ohne Probleme, das Puzzle ist ab 6 Jahren.
Heute hab ich ein 5+ Puzzle gekauft, ausgepackt und sie hat es einfach so gelegt, also ob nix wär, sie hat schon mal suchen müssen, aber es ging recht flott, vor allem für das es ja ganz neu war.

Sie läuft ohne Müh 3km am Stück und wenn wir heim kommen ist sie noch nicht mal müd und rennt noch in der Wohnung hin und her, springt auf dem Trampolin und singt ein Lied dazu.
Dann hockt sie aber wieder Stunden ruhig da, spielt mit ihrer Küche, Puppe oder macht 2std. am Stück Puzzle, wohl gemerkt ohne Gezappel.
Allgemein ist sie aber sehr trotzig, bestimmt selbst was sie anzieht seitdem sie 2 ist und diskutiert jedes NEIN aus bis zum bitteren Ende. Sie kann aber auch hier Tage haben, wo sie total "hörig" ist und ein Musterkind.

Sie hat auch so kleine "Ticks", allgemein ein sehr perfektionistisches Denken:
Heute hat sie je 4 Bärchen aus einem Spiel in Farben sortiert.
1. Reihe Links waren 4 blaue, darunter 4 grün aber rechts hat sie ganz anders sortiert,
wo ich dacht jetzt müssten halt gelb und rot in einer Reihe kommen, da hat sie 2 rote + 2 gelbe und darunter umgekehrt 2 gelbe und 2 rote aufgereiht.
Ich fand das komisch, wie sie da drauf kam??
Die ganzen Honigtöpfe vom Spiel dann in einer Schlange darunter, haargenau nebeneinander.
Ihr Puzzle müssen immer bündig mit der Tischkante sein, das darf nicht verrutschen.
Als 2-jährige hat sie unsere gesamten Schuhe in einem Halbkreis aufgestellt usw.

Was meint ihr, in welche Richtung könnte das gehen?
 
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IlkaM.

Guest
In Richtung Montessori-Kindergarten :-D

Nein, ernsthaft...

Was führen denn die diversen "Experten" als Begründung auf für ihre Einschätzungen?

Etwas haben all diese Diagnosen erstmal gemeinsam: Sie picken sich bestimmte Merkmale raus und interpretieren sie in eine Richtung. Deine Tochter wird in eine Schublade gesteckt.

Gehen wir mal davon aus, sie ist zumindest teilweise hochbegabt (das letztlich zu "bestimmen" ist noch zu früh, da es Teste für so kleine Kinder kaum zuverlässige gibt - der Rat lautet, den IQ nicht vor dem 6. Lebensjahr testen zu lassen). Dann würde ihr Gehirn auf vielen Gebieten etwas anders funktionieren als das anderer Kinder ihren Alters. Daraus können sich einige Verhaltensauffälligkeiten ergeben, die etwas damit zu tun haben, dass die Kleine einfach ihren Platz in der Gemeinschaft nicht so leicht findet - dass sie das MERKT und dagegen rebelliert durch augenscheinlich asoziales Verhalten auf der einen und Rückzug auf der anderen Seite.

Diesen Rückzug kann man dann - wieder gekoppelt mit so Beschäftigungen, die Hochbegabten nunmal einfallen: alles perfekt ordnen, Puzzle puzzeln, die für viel Ältere gedacht sind - als authistisch einschätzen. Denn es WIRKT durchaus authistisch, wenn sich Kinder in ihre eigene Welt zurückziehen - sie können dabei sehr extrem sein!

Verstehst Du?

Genauso könntest Du jetzt hingehen und die anderen "Störungen" als Grundlage für ihr Verhalten annehmen - oder es sein lassen und Dich um das kümmern, was wichtig ist: Darum, dass Dein Kind glücklich aufwächst, dass es seine Potentiale nutzt und sich auf Euch Eltern verlassen kann.

Also gilt es für Euch, darauf zu schauen, was schief läuft oder zu laufen scheint.

Ganz oben, so lese ich es heraus, steht da scheinbar der Umgang mit anderen Kindern. Da stelle ich erstmal noch weitere Fragen:

1. Ist sie in ihrem Kindergarten nur unter Gleichaltrigen oder sind die Gruppen altersgemischt? Wenn ersteres der Fall wäre, wäre ihr Verhalten absolut erklärbar: Sie kann mit den Gleichaltrigen schlicht nichts anfangen, sie nerven sie nur. Und mit 3 Jahren hat sie es sicherlich noch nicht drauf, da über ihren Schatten zu springen und beispielsweise die Rolle einer kleinen Mentorin zu übernehmen. Wenn geistig und sprachlich weit entwickelte Kinder die Wahl haben, dann suchen sie sich ältere Kinder zum Spielen aus! Oder sie haben das Glück, auf Kinder mit gleichen Ausprägungen zu treffen. Kinder orientieren sich tendenziell immer nach oben - sie wollen und müssen nämlich wachsen, und das wissen sie ganz genau.

2. Wie verhält sie sich Erwachsenen gegenüber, auch speziell den Erzieherinnen? Werden die von ihr als Spielgefährten akzeptiert?

Du sagst überdies, sie spielt mit ihrem Bruder. Dass es da mal oder auch oft Reibereien und Eifersucht gibt, finde ich bis zu einem gewissen Grad vernachlässigbar - das ist normal und würde Dir vielleicht gar nicht so auffallen, wenn sie ansonsten Kinderkontakte hätte.

Ich persönlich finde, es ist noch zu früh, sich Sorgen zu machen über ihr Sozialverhalten. Gerade wenn sie im Geist sehr rege und aktiv ist, hat die soziale Entwicklung vielleicht etwas gelitten. Du findest nicht selten für eine besonders ausgeprägte Eigenschaft einen anderen Bereich, der weniger stark ist. Im Laufe der Zeit kann sich das alles relativieren - und vieles wird sich auch einfach einspielen. Mit 3 Jahren fangen die Kinder doch grade erst an, sich wirklich im sozialen Raum zu bewegen und auch bewusst zu lernen, wie man so miteinander umgeht. Freundschaften schließen - das fängt jetzt erst an! Und manche Kinder sind da schneller, andere langsamer (bzw. finden auch einfach nicht den Richtigen - man ist doch nicht gleich freund miteinander, nur weil man im selben Sandkasten sitzt...).

Ihre Ausdauer halte ich übrigens auch nicht für besorgniserregend - freu Dich drüber! Und biete ihr weiter die Möglichkeit, sich so schön auszutoben! Du bringst hier gerade ein schönes Beispiel dafür, warum es manch ein Kind geben mag, das tagsüber kaum aus seiner Wohnung rauskommt und wo sich dann alle wundern, dass es irgendwie so zappelig und unausgeglichen wird. Ich habe mal eine Statistik gesehen, die besagte, dass ein durchschnittliches Kleinkind sich am Tag 12 Kilometer weit fortbewegt. Zwölf!

Gebt ihr Zeit und nehmt sie so an, wie sie ist! Damit helft Ihr ihr am meisten! Und sagt ihr, dass sie keine anderen Kinder kratzen darf. :bye:
 

Kruemel22

Neues Mitglied
Danke dir Ilka für deine rasche Antwort.

Das ist bereits der 2. Kindergarten, im 1. war die Gruppe gemischt, da war es noch schlimmer und jetzt sind fast nur Kinder ab 4,5 Jahren in der Gruppe, sie ist die Kleinste.

Sie akzeptiert die Kindergärtnerin sehr gut als Spielgefährt und lässt sich auch was sagen.
Sie kommt allgemein besser mit Erwachsenen klar, als mit Kindern.
Aufgefallen ist das beim Faschingsball, da hat sie sofort eine "beste Freundin" gefunden, diese war 8 Jahre.
Also erst so ab ca. 7/8 Jahre kann sie im Moment was mit andren anfangen.
Diese übernehmen aber dann gleich immer die "bestimmende" Rolle und da spielt sie komischerweise auch mit *frag*

Die Ärztin hat uns einen Fragebogen für ADS ausfüllen lassen und der fiel eben mies aus, aaaaber diese ganzen Symptome sind mir zu allgemein und auch bei HB und Authimsus zu finden und sicher noch bei andren "Krankheiten"

Mittlerweile kennt sie auch einige Buchstaben und benennt diese.

Bin froh von dir zu hören, das es ganz normal ist, das sie sozial hinterher ist und sich das legen kann. Das hat mir nämlich noch keiner gesagt, klingt aber logisch und wär natürlich suuuuper.

Zu erwähnen wär viell. noch, das sie schon ab ca. 1 Jahr so war. Sie hat in der Krabbelgruppe allen in die Augen gepiekt, dann kam der Bruder und dann musste er dran glauben, auch Augen pieken, das lies aber dann nach und dann kam das Kratzen auf. Seitdem wir sie selbst kratzen und ihr sagen, dass das weh tut, ist es zurückgegangen.
Einmal hab ich sie dann einen Nachmittag ignoriert, weil ich nicht mehr konnte. Dann war 1 Woche Ruhe, ein total andres Kind im KiGa, total lieb und brav.

Jetzt gehts aber wieder los.

Termin beim Psychologen haben wir, aber erst in 6 Wochen und mich macht das fertig. Was stimmt mir meinem Kind nicht? Am meisten Angst hab ich im Moment vor ADHS!!!
 
I

IlkaM.

Guest
Du hast doch selber schon des Pudels Kern gefunden: Die Diagnosen sind vage und nicht selten äußerst... dehnfähig.

Egal, was mit Eurem Kind nicht "stimmt" (ich kenne die Kleine nicht, und Ferndiagnosen sind nicht grade professionell...) - es wird nichts sein, mit dem Ihr nicht fertigwerdet! Nehmt es ernst, aber entwickelt auch ein bisschen Sportsgeist und verliert vor allem den Humor nicht!

Ich habe hier zuhause auch so eine Kleine, wo ich insgeheim auf eine Hochbegabung wetten würde - mit allen dazugehörigen Schwierigkeiten, die Du teilweise auch schilderst - angefangen von ihren massiven Problemen, sich in gleichaltrige Gruppen einzufügen (das geht inzwischen besser, sie ist jetzt auch 4), über ihre Tendenz, sich in ihre eigene Welt zurückzuziehen, über ihr Anhängen an Erwachsene und ältere Kinder (am liebsten 7 aufwärts - und dann mit eben dieser Bereitwilligkeit, sich da unterzuordnen... mit ihrer 7jährigen Freundin schwimmt sie tatsächlich auf Augenhöhe). Mit Puzzlen kann sie allerdings wenig anfangen, dafür kann sie ganze Bücher (!) auswendig und hat uns schon mit 1 1/2 damit enzückt - damals rezitierte sie ein komplettes Pixibuch von vorne bis hinten fehlerfrei und in einwandtfreier Artikulation.

Ich habe mich also mit diesem Thema auseinandergesetzt und weiß jetzt... gar nichts, bis darauf, dass es noch Zeit hat.

WENN Probleme auftauchen, bei denen Ihr absehen könnt, dass sie ihr schaden... WENN sie unausgeglichen sein sollte über einen Zeitraum, der sich über mehr als die immer mal wieder üblichen Entwicklungsschub-Wochen hinweg zieht...

DANN könnt Ihr handeln.

Ansonsten gebt der Kleinen bitte Zeit, sich so zu entwickeln, wie sie das tun wird! Psychologische Beratung ist gut, aber lasst Euch nicht in irgendwelche Therapien treiben, hinter denen Ihr nicht steht. Werdet nicht selber hyperaktiv!

Eine Menge könnt Ihr mit so einem cleveren Kind auch übers Sprechen und Diskutieren erreichen - das funktioniert bei Anna auch! Es ist möglich und wahrscheinlich, dass sie die nötige Empathie nocht nicht hat, die sie bräuchte, um zu wissen, wie sie anderen Kindern wehtut (und das man das eben NICHT tut) - sie kann es aber mit ihrem Kopf schon begreifen, und sie wird sich - glaube mir - gerne Eurer Autorität unterordnen, wenn Ihr ihr ganz klar (im Sinne von ernst, bedeutungsvoll) sagt, wie es geht und wie eben nicht.

Ach ja...
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Kruemel22
Was meint ihr, in welche Richtung könnte das gehen?

In alle möglichen......

Sorry, aber das wird dir hie rniemand beabtworten können. Wie du richtig beschreibst das kann in Richtung ADHS gehen, wobei ich dafür nich am wenigsten lese. Asperger-Autismus wie HB. Zudem kann Autismus und HB in einigen Ausprägungen korrelieren.

Mir macht akut auch 'nur' das fehlende Sozialverhalten Sorge. Das kann ihre Entwicköung und Integration einschränken, daher würde ich abklären lassen woher das kommt. Das kann zB auch ein Trauma sein oder oder oder oder....

Mir wäre da auch ein Psychologe zu wenig, zudem muss der ab einem Puntk eh andere Fachleutz einschalten. Für ADHS bedarf es meiner Meinung nach zwingend auch eines Psychiaters und eines Kinderneurolgen. Will sagen, mach dir einen Termin im nächsten SPZ. Das wird allerdings Monate dauern.

LG,

Tina

P.S. Ich habe eine HB Tochter die mal einen Aspergerverdacht hatte, so ein wenig kenn ich das alles also ;-) Nur war meine Tochter nie aggressiv gegenüber anderen Kindern.
 
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