Schwierig -  Kirchenzwang in Bayern

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toschef

Neues Mitglied
Hallo,

wir wohnen in Bayern in der Provinz, sind aber nicht katholisch und unsere Tochter nimmt auch nicht am katholischen Religionsunterricht teil.
Leider ist es hier so Usus, dass die Schüler öfter mal in die Kirche geschleppt werden, um dort zu singen, irgend einen Segen zu empfangen oder einen der zahlreichen Götzen zu verehren (oder Heiligen?). Da fällt auch gern mal eine Stunde Unterricht für aus.
Nun wurde meine Tochter (7) heute vor die Wahl gestellt; entweder sie geht mit oder muss 2 Seiten Text schreiben. Als sie dadurch genötigt wurde, mitzugehen, zappelte sie wohl und störte den was auch immer Kirchenablauf. Nun soll sie 10 Sätze darüber schreiben, wie man sich richtig benimmt.
Wer hat ähnliche Erfahrungen oder weiß Rat? Lehrerin war heute nicht mehr zu erreichen...

Gruß toschef
 

usagimoon

sadness
Hier ich kenne das. Bei uns werden sie je nachdem ob katholisch oder evangelisch oder konfessionslos in verschiedene Klassen gesteckt. Ich habe auch meine Kleinsten im Gemeindekindergarten angemeldet und nicht im katholischen, weil ich eben das mit der Kirche vermeiden wollte, aber weit gefehlt. Hier müssen sie regelmässig in die Kirche, hier wird man doof angeguckt, wenn man nicht getauft ist und wehe man sagt was, dann ist man erst mal Dorfgespräch. Was ich gemacht habe? ich bin rigoros in der Schule dagegen vorgegangen, habe meinen Standpunkt vertreten und stehe dazu. Mittlerweile haben die Großen Ethik in der Schule. Aber zur Kirche sollen sie trotzdem mit. Ist aber auch Okay, so werden sie nicht von der Klassengemeinschaft ausgeschlossen.

Gegen die Strafarbeiten würde ich allerdings vorgehen, erst mit dem Lehrer reden, hilft das nicht, zum Rektor gehen.
 
R

Retina

Guest
Was ist denn das für eine Schule? Ist die konfessionsgebunden?
 

nummer3

Namhaftes Mitglied
War das Text schreiben eine Strafarbeit oder eine Art Lernzeit/Beschäftigung, während die anderen in der Kirche sind?
Wenn in unserer Schule ein Kind nicht mit zum Sport kann, wird es auch mit Aufgaben in einen Raum gesetzt.
 

usagimoon

sadness
Also die Schule hier ist nicht konfessionsgebunden, aber das Dorf ist halt total katholisch. Das ist oft in Bayern der Fall...
 

toschef

Neues Mitglied
Hallo zurück:

um mein oben aufgeführtes Problem nochmal zu spezifizieren:

Es ist keine konfessionsgebundene Schule, und wie sich jetzt herausgestellt hat, war das ein Schulgottesdienst, der erstmals nicht vor, sondern in der Schulzeit stattgefunden hat. Meiner Meinung nach darf aber dafür natürlich kein Unterricht ausfallen, schließlich hat mein Kind ein Recht auf Bildung und Ausbildung, zumindest sollte es doch dafür schließlich in die Schule gehen, und nicht in einen nicht gewollten Gottesdienst.
Und nein, ich bin dagegen, wenn es dazu "erpresst" wird, hinzugehen, wenn die Alternative ist, zwei Kieser-Seiten mit Sätzen vollzuschreiben.

Und schließlich und schlussendlich, auch wenn mein Kind sehr aktiv ist und dann im Gottesdienst nicht stillsitzen kann oder will, ist es Sache der Lehrer, damit klarzukommen. Zu Hause geht es ja auch. Und da lasse ich mir vom Direktor auch nichts unterstellen, der meine 29jährige Frau als überfordert darstellen will (weil wir insgesamt drei Kinder haben). Als ich unlängst im Auslandseinsatz war, hat ja auch alles geklappt. Wieso sollen jetzt die Eltern dafür können, nur weil unser Kind nicht in dieses starre Bayern-Schulschema passt bzw. sich nicht hineinpressen lässt? Hier ist klar die Schule am Zug.

Grüße aus B****

toschef
 
R

Retina

Guest
Da es sich nicht um eine konfessionelle Schule handelt, finde ich den Gang zum Gottedienst ungewöhnlich und auch nicht sonderlich wünschenswert. Schule und Religion sollten hier getrennt sein.
Oder hatte das einen Zusammenhang zu einem Unterrichtsfach wie Ethik oder Religion? Hatte das jetzt so verstanden, dass nicht....
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Original von toschef
Meiner Meinung nach darf aber dafür natürlich kein Unterricht ausfallen, schließlich hat mein Kind ein Recht auf Bildung und Ausbildung, zumindest sollte es doch dafür schließlich in die Schule gehen, und nicht in einen nicht gewollten Gottesdienst.

Ganz ehrlich? Ich finde deine Empörung doch ein wenig überzogen. Regst du dich auch so auf, wenn die Kinder einen Klassenausflug machen oder wenn es z. B. am letzten Schultag ein Osterfrühstück in der Klasse gibt oder Weihnachtsfeiern (auch religiöse Anlässe!) stattfinden? Solange diese Veranstaltungen nicht der Regelfall sind und Ausnahme bleiben, richten sie doch wohl wirklich keinen Schaden an. Nur zum besseren Verständnis: Wir selber haben mit der Kirche auch nichts am Hut, unsere Kleine ist nicht getauft und genauso wie wir konfessionslos. Trotzdem gibt es m. E. weit wichtigere Dinge, als sich über so etwas aufzuregen. Schlimmstenfalls bekommt sie ein paar christliche Werte vermtitelt... :whatever

Original von toschefUnd nein, ich bin dagegen, wenn es dazu "erpresst" wird, hinzugehen, wenn die Alternative ist, zwei Kieser-Seiten mit Sätzen vollzuschreiben.

Naja, hier von Erpressung zu sprechen, finde ich schon weit hergeholt. Wenn ein 7-jähriges Kind Schreibübungen macht, hat das m. E. durchaus etwas mit deinem weiter oben geforderten Recht auf Bildung/Ausbildung zu tun. Wie ein Lehrer die Zeit dann füllt, sollte ihm schon überlassen bleiben. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn das Kind die Fenster hätte putzen müssen. Schreibübungen halte ich durchaus für legitim.

Original von toschef
Und schließlich und schlussendlich, auch wenn mein Kind sehr aktiv ist und dann im Gottesdienst nicht stillsitzen kann oder will, ist es Sache der Lehrer, damit klarzukommen.

Eben, das tun sie doch auch, indem sie 'Strafarbeiten' verhängen, wenn das Kind sich nicht in die Gemeinschaft einpasst. Auch hier kann ich wieder sagen, dass ich ebenfalls ein Kind habe, das sich mit dem Stillsitzen schwertut. Wie Lehrer dann aber reagieren, was sie versuchen, damit sich das Kind in die Gemeinschaft einfügt und nicht stört, liegt in ihrem Ermessensspielraum. Gefallen würde mir das sicherlich auch nicht, aber es gibt eben Dinge, die in der Entscheidung der Schule liegen. Wenn die Lehrer jedem Kind seine Eigenheiten durchgehen lassen würden, gäbe das bei entsprechendem Strickmuster der Klasse ein einziges Tohuwabohu. Entsprechend kann ich verstehen, wenn hier zu einem frühen Zeitpunkt interveniert und das Kind zur Räson gebracht wird mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Zeit zur großen und breiten Diskussion ist leider nur in Maßen da (denn auch die anderen Kinder haben ein Recht auf Bildung!), da muss es schon mal anders gehen, auch wenn es den Eltern nicht gefällt.

Das ist nur meine bescheidene Meinung. Auch wenn ich viele Dinge in der Schule anders handhaben würde, so habe ich schon Verständnis für die Lehrer, wenn sie manchmal rigoroser reagieren. Und dass es schon Unterschiede im Benehmen von Kindern gibt je nachdem, wo sie sind, ist doch auch bekannt.. Wenn euer Kind also zu Hause superartig ist und im Unterricht nicht, fehlt ihm da vielleicht die persönliche Zuwendung, die ein Lehrer aber eben aufgrund der knapp bemessenen Zeit oder auch aufgrund seiner Persönlichkeit nicht leisten kann/will.

Gruß
kikra
 

nummer3

Namhaftes Mitglied
@kikra - :applaus Das sind auch meine Gedanken.

@toschef - wenn dein Kind unbeaufsichtigt und ohne Beschäftigung in der Schule bleiben würde, würdest du dich dann auch ärgern wegen fehlender Aufsicht? Wenn ich Lehrer wäre, und ein Kind aus der Klasse dürfte nicht mit in den Gottesdienst, dann würde ich dieses Kind auch anderweitig beschäftigen.

Manchmal muß man sich im Leben eben auch an die Gemeinschaft anpassen, auch wenn es einem nicht so sehr gefällt.
 

toschef

Neues Mitglied
Danke für die zahlreichen Rückmeldungen bzw. Antworten.
Sicherlich habt ihr in vielen Dingen Recht, auch wenn ich es tw. etwas anders bewerte.
Schlussendlich muss natürlich eine klare Trennung zwischen Kirche und Schule stattfinden, wie sich im nachhinein herausgestellt hat, war die etwas ungewöhnliche Zeit für den Schulgottesdienst einmalig und soll sich so nicht wiederholen.
Außerdem, und da muss ich euch zustimmen, soll mein Kind auch in der Schule erzogen werden, so wie ja bei mir zu Hause auch. Und wenn die Lehrer das auf ihre Weise machen, muss sie sich halt erstmal mit abfinden. Nach den vielen Nächten, die nun drüber geschlafen habe, war meine erste Reaktion sicherlich etwas überzogen, bitte seht es mir nach ;-)

In diesem Sinne, Danke nochmals für die zahlreichen Beiträge und Antworten.

MfG toschef
 
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