Könnte sie hochbegabt sein???

dieSusii

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Meine Tochter (13) hat als Kleinkind:
• Krabbeln übersprungen
• Erst nicht fixiert auf mich, später total (niemand durfte auf sie aufpassen außer ich!)
• Sehr früh sprechen gelernt (keine Babysprache) und großer Wortschatz
• Hat früh Rollenspiele gespielt und sich das lesen selbstständig beigebracht (konnte mit 5 schon fließend lesen)
• Hat mit Haushaltsgeräten gespielt
• Wollte immer alles sehen und nicht alleine liegen bleiben

Vorschulalter
• War im Kindergarten ein Außenseiter (hat nicht gerne mit Gleichaltrigen gespielt)
sondern nur auf Jüngere aufgepasst (Spiele für sie erfunden etc.)
• Sonst war sie eher unauffällig aber ziemlich sensibel (hatte Angst vor Gleichaltrigen und älteren Kindern)
• Sie konnte bis 100 zählen



In der Grundschule:
In der 1. und 2. Klasse sehr gut ohne etwas zu tun
Ab der 3. Klasse Leistungsabfall, nur noch "okay" Noten aber in sprachlichen Fächern weiterhin ohne zu Lernen sehr gute Noten
Sie wollte nicht lernen oder Hausaufgaben machen, keine Organisation
oder Pflichtbewusstsein (Das Arbeitsverhalten war eine Katastrophe)
Völliges Desinteresse an der Schule (hat nur geträumt usw.)
Sie beschwerte sich darüber, dass Deutsch zuu einfach wäre und man in Englisch viel zu wenig und zu langsam lernt. Ich habe mir nichts dabei gedacht und wäre nicht auf Unterforderung gekommen!
Außerdem hat sie richtig viel gelesen. Darunter auch viele Ratgeber für Erwachsene (Erziehungsratgeber, Ratgeber über Krankheiten usw.) Die Tipps hat sie dann auch auf andere Kinder angewendet.
Das Resultat : Realschulempfehlung.


In der Realschule:
Anfangs halbwegs aktzeptable Noten trotz häufiger Abwesenheit im Unterricht (lediglich vieren und fünfen in ihrem Problemfach Mathe)
Sie hat viel zu schnell gearbeitet und die ganzen Aufgaben im Heft schon vorher gemacht. Die Lehrer waren sauer ("das sollst du nicht machen!") und nahmen ihr das Heft weg.
Die Leistungen in den Lernfächern (Chemie, Physik usw.) wurden immer schlechter (von 2 zu 3 zu 4 zu 5)
Ihre Begründung : "Ich kann das nicht" und "Ich hasse Schule"
In der 6. Klassse erstmals Versetzung gefährdet (5 in Mathe und Musik)
In Physik und Chemie 4-5
Total schwankende Leistungen (4 Einsen hintereinander in den Deutscharbeiten, dann plötzlich eine drei und dann wieder zweien) In Englisch immer Dreien gehabt, dann nur noch vieren und dann plötzlich wieder zweien und sogar einsen wegen guter Motivation).
Am Ende der 6.Klasse fiel sie durch ihre selbstgeschrieben Geschichten und Gedichte auf (großer Wortschatz, hohe Kreativität, gute Ausdrucksweise) Die Lehrerin sprach von einer sprachlichen Begabung. Auch die Englischlehrerin war überrascht, dass sie ja so gut sein konnte wenn sie wollte.

Dann kam die totale Katastrophe...


In der 7. Klasse erneuter großer Leistungsabfall auch in sprachlichen Fächern (letztes Jahr noch 1en und 2en auf dem Zeugnis - jetzt nur noch 4en und dreien, vereinzelt aber auch Einsen !!!)
Hinzu kommt Leistungs- und Schulverweigerung (" Ich habe keinen Bock drauf!" , "Ich lerne doch sowieso nichts!") Meine Tochter denkt sich nichtmal Krankheiten aus wie früher, sondern gibt offen (!) zu, dass sie schwänzt und führt gerne Diskussionen darüber wie doof die Schule doch wäre. Sportunterricht wird auch verweigert, genauso wie alle anderen sozialen Aktivitäten.
Die Leistungen wurden noch schwankender...Unter den ganzen Fünfen waren vereinzelt sogar Zweien und Einsen dabei. Die Noten in Französischarbeiten: 2,4,2,4,2,4
Mündlich beteiligt sie sich gar nicht, lernt nicht und träumt im Unterricht.
In einigen Lernfächern komplette Verweigerung (es werden sechsen geschrieben!!)
Ab und zu überrascht sie dann mit guter mündlicher Mitarbeit, besonders wenn neue Themen eingeführt werden. Insgesamt ist alles bei ihr ziemlich seltsam. Das Resultat : Ein Haufen Fünfen auf dem Zeugnis.



Überfordert ist sie in der Schule aufjedenfall nicht. Sie hat keine Prüfungsängste und beschreibt den Unterricht auch nicht als schwer. Anzeichen von zu viel Stress zeigt sie auch keine. Ihr Verhalten kann auch nicht auf die Pubertät geschoben werden. Einige meiner Bekannten haben Kinder in ihrem Alter die nichtmal ansatzweise so sind wie sie.
Von "einer Phase" würde ich hier unter keinen Umständen mehr sprechen. Negativ von anderen Mitschülern oder Geschwistern beeinflusst wurde sie auch nicht. Auf AD(H)S und Asperger wurde sie schon getestet, das hat sie nicht.

Unterfordert wird sie mit diesen Noten wohl auch nicht sein...Das war sie wahrscheinlich in der Grundschule. Mittlerweile müsste es doch schwierig genug für sie sein (sonst hätte sie ja gute Noten?) Lehrer erzählten mir, dass sie sich am Unterricht kaum beteiligt aber in den meisten Fächern gute Antworten liefert, wenn man sie unaufgefordert drannimmt. Ansonsten soll sie die ganze Zeit nur träumen aber vereinzelt sehr gute Beiträge bringen. Da meine Tochter so viel schwänzt (ich will sie nicht mit Gewalt in die Schule zerren!) verpasst sie oft den Unterricht. Trotzdem schafft sie es in den sprachlichen Fächern, Philosophie etc. (NICHT in den naturwissenschaftlichen Fächern) ohne Lernen gute Noten zu schreiben. Die Leistungen sind schwankend - manchmal eine vier und manchmal eine zwei. Zum Lernen kann man sie auch nicht zwingen - wenn man sie in ihrem Zimmer einspeert etc. findet sie eine andere Beschäftigung oder lernt nicht das was sie soll.
Ihr Arbeitstempo bei Schulaufgaben soll laut diversen Erzählungen schnell sein, voralem wenn mehrere Aufgaben hintereinander bearbeitet werden müssen. In Mathe sitzt sie oft nur rum, macht heimlich Aufgaben aus anderen Schulfächern, träumt und kapiert gar nichts. Trotz Nachhilfe schafft sie in Mathe gerade mal eine 4 zu schreiben wenn es gut läuft. Ansonsten sind eher Fünfen und Sechsen vorprogrammiert.
Ihre Konzentrationsfähigkeit schwankt auch zwischen gut und schlecht. Bei Interesse an einer Aufgabe kann sie die Umgebung ausblenden und selbst in den 5 Minuten Pausen, wenn alle schreien und laut sind, konzentriert arbeiten. Oft findet sie eine Aufgabe (unabhängig vom Schwierigkeitsfaktor) langweilig und macht stattdessen andere Sachen.
Anzeichen von Perfektionismus kann ich bei ihr auch erkennen. Früher hatte sie immer Angst alle anderen zu enttäuschen. Beispielsweise fiel es ihr unheimlich schwer Nein zu sagen, wenn andere mit ihr spielen wollten. Sie wollte es immer allen Recht machen und hatte Angst vor Kindergeburtstagen. Absagen konnte sie aus Angst zu enttäuschen aber nicht. In Gruppen hat sie sich nie integriert, sondern ist immer einfach weggegangen oder hat sich in eine Ecke gestellt.
Nur bei jüngeren Kindern und Erwachsenen blühte sie auf und bestimmte über nahezu alles.
Meine Tochter macht eine Aufgabe entweder perfekt (das heißt sehr ausführlich, fehlerfrei) oder gar nicht. Schlampig oder unvollständig arbeitet sie eher selten. Fals sie etwas macht (z.B die Hausaufgaben) dann schreibt sie sehr viel und gibt sich viel Mühe. Das kommt aber leider selten vor.
Das Seltsame ist, dass meine Tochter bei Herausforderungen (z.B 20 statt 10 Vokabeln lernen, mehrere Aufgaben aufeinmal machen oder ein Referat führen) total motiviert ist. Dann schreibt/macht sie ziemlich viel und gibt sich Mühe.









(Sozial)verhalten:

Meine Tochter kommt mit Leuten in ihrem Alter überhaupt nicht klar!
Sie weiß einfach nicht, was man machen muss um von anderen gemocht zu werden.
Freunde? Wozu das denn! Meine Tochter will ja gar keine. Sie eckt bei ihren Mitschülern an oder distanziert sich von ihnen. Meistens will sie nur alleine sein und fühlt sich durch alles und jeden gestört. Als sie klein war, hat sie nie mit Spielzeug gespielt. Puppen, Barbies etc. fand sie schon immer uninteressant. Im Kindergarten hat sie bloß Spielzeug nach Farbe und Form sortiert (z.B in der Legoecke die Legos oder Mosaik) Ebenso geordnet hat sie Karten (aber nie damit gespielt!!)
Ansonsten spielte sie mit Instrumenten und laß Bücher. Meine Tochter organisierte schon früh komplexe Spiele für andere Kinder, an denen sie selbst nur eingeschränkt teilnahm. Meistens schaukelte sie nur, beobachtete die anderen und dachte sich neue Spiele aus. Mit 9 erfand sie Kurse für andere Kinder, an denen alle teilnehmen konnten. Besonders interessant fand meine Tochter unsere Garage. Dort hatten wir noch Kisten voller Bücher, alter Kleidung und ganz viel Zeug. Meine Tochter suchte dort gerne nach gebrauchbaren Gegenständen für ihre Spiele. Ich war ziemlich erstaunt, wie kreativ sie dabei war. Sie konnte nahezu alles noch verwerten und las die Bücher den anderen vor. Meine Tochter war wirklich immer seeeehr kreativ (manchmal zu kreativ für meinen Geschmack) Mit 7 Jahren wühlte sie (!) in unseren Mülltonnen herum. Sie suchte dabei nach leeren Milchpackungen, Zeitungen usw. Das habe ich auch noch bei keinem Kind gesehen.





An alltäglichen Gesprächen nimmt sie auch nur ungerne teil. Stattdessen fängt sie an über philosophische Themen zu reden und will mit uns über irgendwelche Dinge (Der Sinn des Lebens, Gewalt usw.) diskutieren. Das sie uns damit auf die Palme bringt ist selbstverständlich und ich kann es nach einem anstrengenden Arbeitstag einfach nicht ertragen. Meine Tochter hatte schon immer die typische "Alles-egal" Einstellung. In der Schule verhält sie sich sehr ruhig und angepasst. Ihr wahres Ich lässt sie dann an uns aus weswegen mir keiner glaubt. Außenstehende schätzen sie schüchtern ein und sind dann überrascht, wenn ich ihnen von zu Hause erzähle. Meine Tochter sagt mir oft, dass sie sich anders fühlt als die anderen. Sie fühlt sich abgelehnt und von allen missverstanden. Häufig sagte sie mir, dass die anderen Kinder gar nicht aus Überzeugung und Spaß an der Sache lernen sondern nur für gute Noten und für die Eltern. Meiner Tochter waren Noten schon immer egal. Sie lernte was sie wollte und hatte weder Angst vor Arbeiten noch vor schlechten Zensuren. Sie hatte immer ihren eigenen Kopf.
Freunde haben oder beliebt und cool sein wollte meine Tochter nie. Sie hat einfach keinen Spaß daran etwas mit Leuten in ihrem Alter zu machen. Angeblich wären ihr alle zu albern und zu langweilig. Momentan hat sie nur eine einzige Freundin mit der sie Schulkram bespricht. In den Pausen sitzt sie mit den anderen nur auf der Bank und träumt während alle reden. Es scheint so, als wäre sie nur Dekoration. Die Gesprächsthemen würden ihr angeblich ziemlich auf den Geist gehen und sie könnte damit einfach nichts anfangen. Manchmal beleidigte sie ihre Klassenkameraden böse im Internet und ich musste deswegen schon einmal in die Schule eingeladen werden. Sie wollte über Themen chatten, die anderen nicht zu sagten und hatte eine negative Einstellung gegenüber allen.
Wenn einer nicht interessiert an ihren Gesprächsthemen ist reagiert sie mit Frustration.
Meine Tochter hasst es über oberflächliche Themen wie Klamotten zu sprechen. Lieber kauft sie sich Kleidung und damit ist die Sache abgehakt.
Trotz alldem hat meine Tochter meiner Meinung nach eine hohe soziale Kompetenz...
Sie will bei Diskussionen immer Recht haben, weswegen es ihr meistens an Empathie mangelnd. Obwohl sie immer ruhig und sachlich bleibt, ist es ziemlich schwierig mit ihr zu diskutieren. Sie bleibt stets hartnäckig und kann sogar stundenlang über dasselbe diskutieren. Sie übernimmt sehr gerne Verantwortung für Jüngere, ist sehr hilfsbereit und ziemlich höflich. Sie passt sich gut an die jeweilige Situation an und liebt es mit Erwachsenen zu diskutieren. Sie setzt sich für Schwächere ein, ist überhaupt nicht oberflächlich, erklärt gerne anderen etwas, ist empfindlich gegenüber Vorurteilen (Ungerechtigkeit), macht sich sehr viele Gedanken über die Absichten mancher Menschen, interessiert sich für Philosophie und Psychologie, beobachtet die Verhaltensweisen der Menschen (wird von anderen gerne als anstarren intepretiert) und schreibt gerne Artikel über soziale Themen wie Mobbing, Gleichberechtigung, Frieden usw. Sie findet Homosexualität nicht schlimm und hat Verständniss für die Meinung anderer. Dabei ist sie aber stets überzeugt von ihrer eigenen, meist ungewöhnlichen, Ansichtsweise. Meine Tochter äußert oft den Wunsch nach Freiheit. Sie will selbst über sich und ihr Leben bestimmen und stellt nahezu alle Gesetze in Fragen. Ihr gefällt die deutsche Demokratie nicht und arbeiten will sie auch nicht. Stattdessen möchte sie unbedingt nach Schweden auswandern und dort alleine (!) in einer kleinen Hütte mit vielen Tieren leben. Sie will dort Psychologie erforschen und philosophische Bücher/Gedichte schreiben. Ich halte überhaupt nichts davon und kenne kein Kind mit so einem Zukunftswunsch. Die meisten wollen doch Filmstar oder Model werden!!! Davon halte ich übrigens auch nichts...

Interessen:
Früher hat sie sich sehr für Medizin interessiert. Danach eher für Philosophie und Sprachen.
Später kam dann noch Psychologie dazu.







Was meint ihr? Ist meine Tochter HB oder bilde ich mir alles nur ein? Sie wäre dann ein Underachiever. Allerdings sind diese doch schreibfaul und machen die Aufgaben immer schlampig.
Rechtschreibprobleme hat sie auch keine und nicht alle Underachiever Merkmale treffen auf sie zu. Dafür fast alle HB Merkmale....Ich bin einfach nur verzweifelt und hoffe auf guten Rat!!!
 

Bedrückt

Neues Mitglied
Hallo susii,

dein Beitrag ist zwar schon etwas älter, aber vielleicht liest du ja noch mit..

Ohne einen Test wird man nicht herausfinden ob eine Hochbegabung vorliegt.
Mich würde aber interessieren wie es bei deiner Tochter weiter gegangen ist. Mein Sohn hatte einen sehr schlechten Schulstart und es war überhaupt nicht leicht für ihn.

Liebe grüße
 

nina_1987

Aktives Mitglied
Auf AD(H)S und Asperger wurde sie schon getestet, das hat sie nicht.
Das würde ich auch so sagen, denn Merkmal von AD(H)S ist definitv mal dass sie sich [länger] nicht auf eine Sache konzentrieren kann, aber nach dem was du beschreibst klingt das eher nicht!

Schon eher in Betracht ziehen würde ich eine gewisse Unterforderung...bei meiner Tochter war das so ähnlich...kein Interesse an irgendwelchen schulischen Aktivitäten etc. Nun geht sie gerade Richtung Abi, lernt zwar auch fleißig, aber das Interesse fehlt ihr irgendwo...

Außerdem macht Asperger wenig Sinn wenn sie - wie du sagst - eine hohe soziale Kompetenz hat.

Was du auch nicht außer Acht lassen darfst ist, dass es verschiedene Typen von Intelligenz gibt. Es gibt nicht wie allgemein angenommen, DIE eine Intelligenz im Sinne von "er / sie ist wahnsinnig klug". Es gibt:
- soziale Intelligenz
- musikalische Intelligenz
- räumliche Intelligenz
- logisch-mathematische Intelligenz
um nur mal 4 genannt zu haben.
Möglicherweise ist es ja auch ein ganz komisches Zusammenspiel von sozialer Intelligenz, und massiver intelektueller Unterforderung....?
 

loewe05

Neues Mitglied
hallo, um klarheit in die sache zu bringen, kommst du an einem test nicht vorbei. am besten beim kinderarzt oder kinderpsychologen. das habe ich mit meinem sohn auch gemacht. das ergebnis war eine überdurchschnittliche, aber keine hochbegabung. allerdings wurde bei dem test auch nicht besonders kindgerecht vorgegangen, so dass das ergebnis nicht unbdingt aussagekräftig ist.
 

WolleGed

Neues Mitglied
Google einmal nach Christiane Stenger. Sie ist heute Fernsehmoderatorin und hatte in der Schule früher die gleichen Probleme. Dann wurde sie Junioren Gedächtnisweltmeisterin. Die kann Tipps geben.
 
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