Kompliziert -  Partner: wie nah – wie fern

S

sanne

Guest
Wieviel Nähe verträgt eine Beziehung?
Wieviel Distanz braucht sie?

Da gibt es diese Menschen, die so symbiotisch wie möglich zusammenhängen wollen und glauben, den anderen sogar noch auf dem Klo mit dabei haben zu müssen. :-D
Sie vergessen alles um sich. Kein Kindergeschrei wird gehört, kein Termin eingehalten, keine Nahrunsmittel mehr eingekauft, der Job wegen Fehlstunden riskiert und die Wäsche nicht mehr gewechselt.
Hauptsache, man verbringt seine Zeit mit dem/der Liebsten. :love1

Was dann aber, wenn diese Menschen in ihrer Symbiose alles um sich vergessen und verloren haben? :wow
Welch Katastrophe, wenn dann der geliebte Partner plötzlich nicht mehr allein den ganzen leeren Raum einnimmt...
Hätten sie sich nicht doch besser einen kleinen Rückzugsraum für diesen „Notfall“ unbesetzt lassen sollen? ;-)

Und auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die schon beim gemeinsamen Frühstück fliehen, weil sie Angst haben, sie müssten jetzt am Ende sogar noch zusammen Geschirr abtrocknen.
Diejenigen, die immer wieder schnell die Flucht ergreifen, wenn sie vom anderen mehr als nur den Vornamen erfahren.
Man könnte ja erkennen, dass hinter dem Traumpartner ein ganz normaler Mensch aus Fleisch und Blut mit menschlichen Schwächen steckt. Und dann würde die Beziehung vielleicht wie eine Seifenblase zerplatzen - also am liebsten nur ONS... :(
Er/sie könnte es ja auch weniger ernst meinen oder weniger Gefühl investiert haben – dann ist man auf der sicheren Seite, wenn man ganz tolerant locker lassen und/oder loslassen kann.

Sind sie am Ende besser dran, weil sie sich gar nicht auf so viel Nähe eingelassen haben? ?(

Natürlich gibt es alle Facetten dazwischen und jeder findet auch irgendwo seinen Mittelweg.
Die Frage ist oft nur, ob das auch der Mittelweg des Partners ist...

Wie empfindet ihr dieses Gleichgewicht von Nähe und Distanz? ;-)
 

michl

Aktives Mitglied
Hmm… hört sich für mich an wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Nähe leben und doch bei sich bleiben schließen sich aber nicht aus. Ich mag Nähe sehr… im Geben und im Nehmen… und ich fühle mich bei mir. Rückzugsräume habe ich in mir selbst und bei engen Freunden. Dieses Räume brauchen keine Verteidigung, da kann mich meine Partnerin gerne besuchen, sie darf sich auch darin breit machen… um deren Wände neu zu streichen braucht sie aber meine Zustimmung… weil es meine sind.


Was ich nicht verstehe ist wie ich mich dadurch schützen kann indem ich eine gewisse Distanz aufrecht erhalte. Weil die Seifenblase dann beim Platzen weniger Schmerzen hinterlässt?

Ich weiß nicht ob das funktioniert… mir wäre auch der Preis zu hoch vor lauter Angst auf sehr viel Schönes verzichtet zu haben. Liegt aber auch daran dass Nähe für mich was sehr Schönes ist.

Du wertest über Nähe sehr negativ… unter Nähe verstehe ich nicht was Du über Symbiose schreibst… diese Nähe ist für mich keine.
 
S

sanne

Guest
Natürlich habe ich ein bisschen provozierend geschrieben. :-D

Ich sehe in meiner Umgebung gerade so eine symbiotische Beziehung entstehen, der ich nicht allzu sehr vertraue. Kann sein, dass daher mein negatives Eindruck kommt...

Ansonsten gebe ich dir recht, Michl. Wenn man aus lauter Angst vor Nähe auf viel Schönes und Intensives verzichtet, läßt man zu wneig Gefühl zu und lebt seine Beziehung eigentlich auf Sparflamme.
Das hab ich auch lang genug erlebt - ein gewisses Maß an Risikobereitschaft kann schon mehr Vertrauen und auch Nähe, ohne sich aufzugeben, ermöglichen. ;-)
 
M

Meggy

Guest
Original von sanne


Ich sehe in meiner Umgebung gerade so eine symbiotische Beziehung entstehen, der ich nicht allzu sehr vertraue. Kann sein, dass daher mein negatives Eindruck kommt...

Da sollte man durchleuchten, warum diese Beziehung so entsteht. Ist es ein Festhalten aneinander, da jeder sein eigenes Päcklein nicht tragen kann?
Ist das bei denen nicht Liebe, sondern Abhängigkeit?
Sind sie vielleicht nicht in der Lage, jeder für sich "ICH" zu sagen?

Ich denke, alle Menschen sind da verschieden.
Der eine kann nur leben, wenn er seinen Partner ständig um sich hat, da er alleine nicht stehen kann... Oder ich seh das zumindest so. Das nenne ich nicht Partnerschaft sondern Abhängigkeit.
Der andere findet seinen Partner als ungemeine Bereicherung seines eigenen Lebens und hat daher immer gewisse Freiräume. Welches in meinen Augen die "gesündeste" Beziehung ist...

Beides sind aber Beziehungen, wovon es auf dieser Welt ja eh tausend verschiedene Formen gibt. Irgendwie führe ich mit jedem Menschen in meiner Umgebung eine Art von "Beziehung".... :rofl
 
S

sanne

Guest
Meggy, da hast du völlig recht. Es gibt so viel unterschiedliche Beziehungen wie es Menschen gibt... ;-)

Und bei den zweien, wo ich das beobachte, hab ich langsam wirklich den Eindruck, sie können nicht allein stehen.
Zu dicht würde mir Angst machen - ich brauche immer meine Freiräume.

Wichtig ist nur, dass beide Partner sich das gleiche Maß an Enge, Zweisamkeit oder eigenen Bereichen wünschen.
 

Carola

Moderatorin Schule
Teammitglied
Ich finde, dass man in den meisten Fällen unglaublich große Freiräume hat und selbSTÄNDIG sein Leben meistert auch wenn man in einer Beziehung steckt.
Wie viel Zeit bleibt einem denn eigentlich für die Partnerschaft?
Bis zu den Sommerferien habe ich in der Grundschule gearbeitet und mich in meinem Beruf verwirklicht. Ein eigenständiges Leben mit Beziehungen zu Kolleginnen und Kindern, Eltern, Therapeuten und allen, die an meiner Arbeit beteiligt waren.
Nachmittags habe ich natürlich das Glück, meine Zeit frei einteilen zu können. Hier konnte ich meine Zeit frei von meinem Partner verbringen.
Auch mein Mann genießt seine Arbeit. Er freut sich über seine Erfolge, mag seine Kollgegen, geht in seiner Arbeit auf. Wenn er nach Hause kommt, habe wir beide mehr als 10 Stunden getrennt von einander verbracht.
Kann man dann nicht auch die Zeit zusammen genießen? Natürlich habe ich die Möglichkeit meinen Hobbys nachzugehen. Aber soll ich die 3-4 Stunden am Abend mit meinem Mann auch noch verplanen? Wann soll denn dann noch Zeit sein, um mal ausgiebig miteinander zu reden? SO etwas muss sich doch auch ergeben. Wenn ich nur noch eine Stunde miteinander habe, dann bin ich zu erschöpft, um mich um meinen Partner zu kümmern und umgekehrt.
Jetzt bleibt noch das WE.
Freunde finde ich besonders wichtig. Auch mal alleine, aber doch überwiegend gemeinsame Unternehmungen geben mir doch erst die Möglichkeit gemeinsame Erfahrungen und Erinnerungen zu haben, über die dann auch später noch geredet werden kann. Natürlich erzählt mir mein Mann von seiner Arbeit. Dennoch kenne ich die Kollegen nur flüchtig, die Arbeit nur aus seinen Erzählungen. In einer guten Partnerschaft muss es auch gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse geben. Wann soll ich die sammeln, wenn nicht am WE?
Ich denke, wenn die Partner nicht arbeiten müssten, dann müsste man natürlich ein eigenständiges Privatleben aufbauen, aber wenn ich doch schon ein eigenes Leben habe (meine Arbeitswelt), warum dann noch mehr Raum isoliert verbringen, wenn ich mich doch für ein Leben MIT dem Partner entschieden habe?
 
S

sanne

Guest
Carola, das kann ich gut verstehen.
Du hast ein ausgefülltes eigenes Leben, dein partner auch und ihr habt täglich ein paar Stunden zusammen. Besser könnte es doch nicht sein.

So war es bei mir früher in meiner Ehe auch. Wir sind beide berufstätig, haben unsere Freizeit gemeinsam gestaltet, nach gemeinsamen Hobbies gesucht und auch teilweise gemeinsame Freundeskreise gehabt.

Wenn man allerdings nicht mehr so zusammen wohnt, sondern eine Beziehung hat, die sich nicht so leicht mit der Familie vereinbaren läßt, wird es schwieriger.
Entweder zieht die Beziehung einen aus der Familiue raus, weil man sich einfach nicht zerreißen kann, wenn der Partner zu viel fordert, oder die Beziehung muss auf Schmalspur laufen, damit Kinder und Job noch gewährleistet sind...
 

Carola

Moderatorin Schule
Teammitglied
@Sanne
Darüber habe ich natürlich nicht nachgedacht. Dazu habe ich auch zu wenig Erfahrungen in diesem Bereich.
Dann halte ich mich aus diesem Thread wohl besser raus! ;-)
 
S

sanne

Guest
Carola, halt dich nicht raus. :maldrueck
Es ist doch alles interessant, was dazu geschrieben wird.

Jeder hat eine andere Situation. Und die meisten hier dürften in einer Ehe mit gemeinsamen Kindern leben, also eine Partnerschaft mit gemeinsamem Zuhause und Alltag führen.
Das macht betsimmt manches leichter, gibt aber auch wieder neue Probleme.

Und die, die alleinerziehend getrennt leben und evtl. neue Partner haben, leben wahrscheinlich vorübergehend in Kompromisssituationen, die nicht ganz zufriedenstellend sind.
Wenn man dann noch genug Freiraum und Zeit hat, kann man dafür vielleicht eine spannendere Partnerschaft führen als in einer langjährigen Ehe. :-D
Aber vielleicht auch nur eine gewisse Zeitlang bis die einer der Partner die Distanz zu stark findet oder die Partnerschaft doch in eine symbiotischere Beziehung mündet...
 
E

Elfe66

Guest
Ich denke, eine ausgewogene Mischung aus Nähe und Distanz ist oftmals das richtige. Für mich ist es jedenfalls so.
Wenn ich überlege, wie mein Mann und ich am Anfang unserer Beziehung zusammengehangen haben, unseren Freundeskreis vernachlässigt haben ... das war sicher nicht der richtige Weg.
Mit Fortdauern der Partnerschaft ist es aber ja in den meisten Fällen so, daß man wieder mehr seine eigenen Wege geht.
Ich habe einen eigenen Freundeskreis, treffe mich mit Freundinnen, ohne daß mein Mann dabei ist. Genau so hat er Hobbies, die mich nicht so interessieren, so daß er dabei seinen Weg geht.
Trotzdem genießen wir Unternehmungen mit einem gemeinsamen Freundeskreis, unternehmen auch gerne zu zweit etwas, vor allem, wenn wir mal freie Wochenende ohne Kinder haben.

Ich halte es für wichtig, daß jeder dem anderen Freiraum gibt, sich selber entfalten zu können und den anderen nicht einengt. Wieviel Zeit mit dem Partner man als genug oder als zuviel ansieht ist sicher von Paar zu Paar oder auch von Mensch zu Mensch verschieden.
 
M

Meggy

Guest
Dazu fällt mir ein, was die Therapeutin der Ehebaratung damals zu uns gesagt hat.

Eine Beziehung ist wie eine Käseglocke, ab und an muss man sie mal hochheben und lüften.... :ablachen

Klar ist, dass dazu beide mitmachen müssen. Was dann bei mir nicht der Fall war...
Was wiederum zeigt, eine Eheberatung führt nicht automatisch dazu, dass die Ehe weiter bestehen bleibt... :rofl
 
S

sanne

Guest
@Heidesand

Du beschreibst etwas, was ganz typisch ist.

Mit dem Ehemann hat man die räumliche Nähe, aber evtl. zu einem freund, der viel weiter weg ist, mehr emotionale Nähe.

Es gibt ja auch viele Frauen, die ganz persönliches besser mit der besten Freundin als mit dem Partner besprechen können.

Glaubt ihr eigentlich, dass die Spannung aus einer Beziehung verschwindet, wenn man zu viel voneinander weiß?
 
S

sanne

Guest
Ich weiß nicht, ob man es immer negativ sehen muss, wenn etwas "verlorengeht".
Eigentlich ändern sich Beziehungen immer.
Oft ersetzt Vertrautheit und Gewohnheit die Spannung und das Prickeln.
Und oft wird in einer langjährigen Beziehung über vieles nicht mehr gesprochen und trotzdem ist noch Nähe da. (Oder auch gerade durch die Vertrautheit besonders.)
Manchmal will man dann das, was verlorengegangen (oder einfach nur anders geworden) ist, wonders wieder bekommen.
Und im Prinzip ist daran doch auch nichts auszusetzen, wenn beide Partner das verstehen und damit leben können...
Vielleicht sollten sehr enge Beziehungen gerade da tolerant genug sein, jedem seinen eigenen Freiraum noch (oder wieder) zu lassen?
 
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