Es ist an uns, uns nicht von der Stärkung und Entwicklung unserer Talente abbringen zu lassen.
Schule ist ein griech. Wort (scholä) und kommt von "echein" = "haben". Wenn die alten Griechen so in Stress waren, dass sie nicht mehr all (5 Sinne beisammen) hatten, dann gönnten sie sich SCHOLÄ - das Innehalten und wieder zu sich Kommen und wieder mit sich eins Werden. Wenn sich heute ein Schüler in der Unterrichtsvollzugsanstalt, die wir - völlig irreführend - "Schule" nennen, SCHOLÄ gönnt, wird er sofort dumm angeredet: "Du tust wohl nichts!?" Offensichtlich wissen wir alle nicht mehr, was Schule ist; d.h. wir machen sie alle verkehrt, mit entsprechenden Auswirkungen, die man ändern kann, wenn man Schule versteht.
Der Lehrer, der der Wortbedeutung nach - die auch keinen interessiert - jemand sein sollte, der mit mitreißendem Beispiel vorausgeht, ist vom Staat gar nicht als Lehrer angestellt sondern als Vertreter der Staatsgewalt auf einer Planstelle und als Lernziel- und Unterrichtsvollzugsbeamter, der über die Durchführung seinem Dienstherrn rechenschaftspflichtig ist. Das ist - auch wenn das kaum jemand auffällt - noch ziemlich so wie zu Zeiten der Leibeigenschaft. Damals hat man Frondienst für den Landsherrn verrichtet, heutet unterwerfen sich ganze Familien dem Schulherrn und lassen ihre eigene Ernte verderben, um nur ja kein schlechtes Bild bei der herrschenden Pädagogik zu machen.
Niemand merkt es, niemand kritisiert es, dass man in dieser Anstalt gar nicht Lesen + Schreiben + Rechnen lernt sondern LesenMÜSSEN + SchreibenMÜSSEN + RechnenMÜSSEN. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht und in der QUALität geradezu vernichtend. Wir QUÄLen uns - entsprechend dieser perversen (lat. = verkehrten) Vorgabe beim Lernen und so wird das Lernen immer MIT QUAL gespeichert. Bald ist soviel QUAL in unserem Gedächtnis, dass wirs nicht mehr ertragen können. Dann passieren, wie ich in der neuen Ich-kann-Schule gezeigt habe, zwei Dinge: Erstens schaltet unser für das Überleben zuständiges UNBEWUSSTES die Lernlust ab - als Überlastungsschutz - und zweitens gehen wir, um der QUAL nicht dauernd wieder begegnen zu müssen, nicht mehr freiwillig IN uns und das hat noch schlimemre Folgen: Wenn wir nicht in uns gehen, kommen wir auch nicht an unsere Talente und Kräfte heran. Wir wissen immer weniger von ihnen und können immer schlechter mit ihnen umgehen. Als Ich-kann-Schule-Lehrer sehe ich deshalb die wichtigste Aufgabe der Schule überhaupt darin, die Betroffenen wieder mit sich selbst und ihren Talenten auszusöhnen und zu vereinen. Es ist nämlich nicht wahr, dass diese Menschen (Lehrer wie Schüler) nicht können; sie könne nur unter diesen Bedingungen nicht, und die lassen sich ändern.
Was können wir tun, dass das Kopf- und Bauchweh weggeht? Nun, ich stelle mich ganz eindeutig auf die Seite der Talente und Kräfte, besonders der schwachen, geschwächten, für gar nicht vorhanden erklärten - das sind mir die wichtigsten. Durch die vielen Fehler, die mit ihnen bereits begangen bwurden und die sie geschwächt haben, sind sie allen anderen Talenten und Kräften an Lebenserfahrung weit überlegen. Wenn ich genau diese Kräfte, auf die andere gar nichts gegeben haben, stärke und zum Wachsen bringe - und ich weiß aus jahrelangen Experimenten, dass das gut geht - dann erreiche ich mit ihnen Dinge, die sonst gar nicht möglich wären. Wenn das Kind - dank meiner konkreten, einfachen Hilfe - seine Talente gut versteht, dann wird auch das, was andere dazu sagen und gesagt haben, auf einmal sehr nebensächlich. Wenn ich selbst meine Talente stärke, dann haben Schwächungsversuche anderer keine Chance mehr.
Ich wünsche Euch die freude, Talente immer wieder wachsen zu erleben, und grüße herzlich.
Franz Josef Neffe