Hilfe! -  Wie soll es nur mit der Schule weitergehen?

Michaela-

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

mit meinem Sohn (10) gibt es leider große Probleme in der Schule. Wenn ich alles aufschreiben würde, könnte ich ein Buch schreiben, daher versuche ich es kurz zusammenzufassen:

Die ersten "kleineren" Probleme gab es im Kindergarten. Mein Sohn hat dort quasi die Zeit abgesessen und jegliche Kontaktaufnahme zu den Erziehern oder anderen Kindern verweigert. Wenn man ihn zu etwas zwingen wollte, ist er aggressiv geworden, hat um sich geschlagen und Leute gebissen. Mein Mann und ich sind mit Daniel, unserem Sohn, zu verschiedenen Ärzten gegangen, waren bei der Schulberatungsstelle, hatten zwischenzeitlich eine Familienhelferin und waren bei einem Kinderpsychologen.

All das hat letztendlich nichts gebracht, es lief in der Schule die ganze Zeit unverändert weiter: Leistungsverweigerung, absolut keine mündliche Beteiligung und keinen Kontakt zu Mitschülern. Wir hatten das Glück, dass die Klassenlehrerin sehr geduldig war und oft Gnade vor Recht hat walten lassen. Wenn Daniel sich für eine Sache interessiert, beschäftigt er sich stundenlang damit, macht mehr als er müsste und dann ist es auch absolut sauber und ordentlich, dass man fast bezweifeln könnte, dass es von einem Kind stammt. Nur macht er meistens einfach gar nichts bzw. nicht das, was er machen soll.

Sobald er von der Schule nach Hause kommt, geht er in sein Zimmer und man hört und sieht nichts mehr von ihm. Er liest ständig nur Computer- und Mathe-Bücher, "berechnet" irgendwelche Sachen oder sitzt am Computer und programmiert irgendetwas. Natürlich haben wir versucht, ihn auch für etwas anderes zu begeistern, aber leider ohne Erfolg. Wenn wir nach draußen gehen wollen, wirft er sich auf den Boden und weigert sich vehement mitzukommen. Wir können ihn ja schlecht hinter uns herschleifen. Wir haben es auch mit Computerverbot versucht und den PC aus seinem Zimmer geräumt, aber dann ist er sofort nach der Schule ins Bett gegangen, hat gar nichts mehr gemacht und hat sich sogar geweigert noch etwas zu essen.

Jetzt sieht es so aus, dass Daniel die 4. Klasse wiederholen wird, allerdings befürchte ich, dass das keine Lösung ist, sondern die Probleme bestenfalls um ein Jahr aufschiebt. Die Frage ist ja: Auf welche Schule soll ich ihn danach schicken? Die Klassenlehrerin hat uns klar gesagt, dass er auf einer Hauptschule von vornherein untergehen wird und wenn man von ihm nicht ständig fordert, dass er selbst etwas herausfinden und eigenständig bearbeiten soll, würde von ihm gar nichts mehr kommen. Andererseits steht Realschule oder Gymnasium gar nicht zur Diskussion; wenn er da auch nur das macht, wozu er gerade Lust hat, ist er da auch sofort wieder weg, falls die ihn überhaupt nehmen würden.

Ich möchte ihn nicht auf eine Förderschule schicken, dann wäre sein ganzes Leben jetzt schon verbaut. Irgendwie habe ich noch die Hoffnung, dass man noch etwas ändern kann, aber ich habe wirklich keine Ahnung mehr, was ich noch tun soll. Hat hier vielleicht jemand eine ähnliche Erfahrung oder eine Idee, was man noch versuchen könnte?

Michaela
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Michaela-
Mein Mann und ich sind mit Daniel, unserem Sohn, zu verschiedenen Ärzten gegangen, waren bei der Schulberatungsstelle, hatten zwischenzeitlich eine Familienhelferin und waren bei einem Kinderpsychologen.

Hmmm, das (fast) volle Programm also. Was haben die denn als Diagnose genannt? Weil aufällig liest sich das was du schreibst schon....

SPZ bzw Kinder- und Jugendpsychiatrie schon gefragt?

LG,

Tina
 
I

IlkaM.

Guest
Die Diagnosen würden mich auch interessieren.

Des Weiteren: Du sagst, er sei ein "Totalverweigerer". Trotzdem ist er ja scheinbar bislang irgendwie durch seine Schulzeit gekommen. Er muss also Tests/Arbeiten mitschreiben, etc. Wie sieht das aus? Wie beteiligt er sich und wo verschließt er sich?

Er "programmiert" irgendwas. Das heißt ja, dass er mathematisch/logisch ziemlich was auf dem Kasten haben muss, sehe ich das richtig? Möglicherweise eine stark ausgeprägte Inselbegabung?
 

Liliki

Mensch
Hallo,


Ist Dein Sohn im Rahmen der og Termine speziell auf Asperger-Syndrom / Autismus untersucht worden?


Seine Zurückgezogenheit, die stundenlange Beschäftigung mit PC und mathematischen Fragestellungen, seine Unduldsamkeit bis Aggressivität wann immer andere ihm zu nahe kommen oder er Aufforderungen nicht folgen kann / will und sein konsequneter Verzicht auf Essen, wenn es ihm nicht gut geht, passen *eigentlich* alle ins Bild und Asperger ist auch heute (leider) noch eine Diagnose, die oft erst recht spät gestellt wird.



:druecker Lili
 

Michaela-

Neues Mitglied
Danke für Eure Antworten.

Im Rahmen der Behandlung beim Kinderpsychologen war von "Mutismus" die Rede. Ansonsten haben sich die Ärzte mit konkreten Diagnosen eher zurückgehalten. Es hieß nur, dass es wahrscheinlich psychische Ursachen hat, nachdem medizinische Gründe ausgeschlossen wurden.

"Totalverweigerer" ist nicht so ganz zutreffend. In Hinblick auf die mündliche Beteiligung könnte man es so nennen, er meldet sich nie und auch wenn die Lehrerin ihn direkt fragt, gibt er keine Antwort. Er spricht überhaupt nicht mit "fremden" Leuten und mit uns in der Familie nur, wenn wir alleine sind (z.B. nicht, wenn wir Besuch haben oder wenn wir aus dem Haus gehen).

An schriftlichen Arbeiten und Tests beteiligt er sich zumindest teilweise. Wenn er will, ist das Ergebnis auch recht ordentlich. Aber es ist jedes mal wieder ein "Glücksspiel" ob er will oder nicht. Die Lehrerin versucht wohl immer wieder durch eine andere Aufgabenstellung oder Zusatzaufgaben sein Interesse zu wecken und wertet es dann relativ großzügig. "Er zeigt ja letztendlich, dass er den Stoff verstanden hat, auch wenn es oft schwierig ist das herauszufinden." Das sehen allerdings nicht alle Lehrer so locker.

Mathematisch scheint er durchaus begabt zu sein, teilweise löst er Aufgaben seiner älteren Schwester aus dem 7. Schuljahr und wenn er sich etwas vorgenommen hat, werden so lange Bücher gelesen und im Internet gesucht, bis er auf die Lösung kommt. Auch wenn er am Computer sitzt, kann ich eigentlich nur staunen, wie schnell er tippen kann und wie er sich all die Dinge merkt, die er eingibt - für mich sieht das oft aus wie eine willkürliche Aneinanderreihung von Zeichen. Daniel meint ja, Menschen hätten viel mehr Wörter, die man sich auch merken muss, dagegen seien "Computersprachen" total einfach.

Im Endeffekt bin ich recht ratlos wie es weitergehen soll. Irgendwie möchte man helfen und das Richtige tun, aber man versteht nicht wirklich, was in Daniel vor sich geht und "Fremde" läßt er erst gar nicht an sich heran.
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Michaela-
Im Rahmen der Behandlung beim Kinderpsychologen war von "Mutismus" die Rede.

[....]

Mathematisch scheint er durchaus begabt zu sein

Meine Tochter war mutistisch und ist hochbegabt insbesondere im mathematischen Bereich.

Geholfen hat eine nondirektive Spieltherapie bei einem Kindertherapeuten der auf HB und nicht auf Mutismus spezialisiert war. Allerdings war sie noch sehr jung (knapp 6) bei der Diagnose HB und diese Diagnose hat damals schon viel geholfen.

Mutismus ist eine umschriebene Störung und kann, so weit ich weiß, therapiert werden.

Vermutlich kennst du sie schon, aber hier http://www.mutismus-selbsthilfe.de/ gibt es Hilfe und vieleicht ja auch Möglichkeit für Kontakt zu professioneller Hilfe, welche sich mit Mutismus auskennt.

LG,

Tina *weiters über meine Tochter nur über PN ;-)*
 
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