David
Armer Irrer! *g*
Zuerst der ältere:
Beim Klettern lernen hyperaktive Kinder Selbstdisziplin
In der Schwarzwaldgemeinde Feldberg erhalten ADHS-Patienten Hilfe / Bundesweit einmaliges Projekt
Marc ist zehn und kann kaum ruhig sitzen. Er zappelt herum, ist unaufmerksam und impulsiv. Ärzte haben eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei ihm diagnostiziert. In einem nach Angaben der Betreiber bundesweit einmaligen Projekt wird Marc und anderen ADHS-Kindern in der Gemeinde Feldberg (Schwarzwald) geholfen.
"So ein Zappelphilipp stellt in seiner Familie und in der Schule häufig eine große Belastung dar", sagt der leitende Kinder- und Jugendarzt am Therapiezentrum Caritas-Haus, Professor Hans Ruder. Auch die betroffenen Kinder selbst litten sehr unter der Krankheit. "Häufig bekommen sie von anderen negative Rückmeldungen, ihr Selbstwertgefühl sinkt", erklärt Ruder. Zudem falle es ihnen schwer, Informationen angemessen zu verarbeiten.
Nicht jedes lebhafte Kind hat allerdings eine Störung. Schätzungen zur Häufigkeit von Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsproblemen bei Kindern schwanken stark zwischen zwei und zehn Prozent. Als ADHS- Ursache gilt eine geringfügige Stoffwechselstörung.
Das Caritas-Haus Feldberg und die Barmer Ersatzkasse haben daher die sogenannte sequenzielle Rehabilitation ins Leben gerufen. Im Zeitraum von zwei Jahren kommen Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren aus dem ganzen Bundesgebiet gemeinsam mit einem Elternteil drei Mal für insgesamt fünf Wochen in den Schwarzwald.
In der ersten Phase wird die Vorgeschichte des Kindes analysiert. "Wir versuchen uns ein umfassendes Bild von der Familie zu machen", sagt Ruder. Dazu gehören Aufmerksamkeitstests, die Beobachtung des Spiel- und Gruppenverhaltens sowie Gespräche mit den Kindern und deren Eltern. In den beiden folgenden Phasen geht es dann beispielsweise um spezielles Aufmerksamkeitstraining.
"Die Kinder lernen etwa eine Textaufgabe strategisch, Punkt für Punkt, anzugehen", erklärt Ruder. Auch gehe es darum, das Sozialverhalten zu schulen. "Wollen die Kinder klettern gehen, müssen sie lernen, daß sie nicht einfach zum nächsten Kletterfelsen losrennen können", sagt der Kinderarzt. Stattdessen gelte es zuerst, sich auf das Ziel zu einigen, Knoten zu üben, an der Indoor-Kletterwand zu trainieren und diszipliniert vorzugehen. "Den Kindern muß klar werden, daß nicht alles jetzt und sofort geht", erklärt Ruder.
Auch die Eltern werden geschult. Sie erhalten Tips, wie sie am besten mit Lehrern über die Erkrankung ihres Kindes reden oder wie sie daheim ihren Jüngsten Aufgaben altersgerecht und portionsweise stellen. Zwischen den einzelnen Phasen in der Klinik werden die Kinder von ihrem Pädiater daheim betreut. Sollte ein Kind spezielle Medikamente benötigen, ist er für deren Feineinstellung zuständig. Er hält auch Kontakt zur Schule oder leitet beispielsweise eine spezielle Beschäftigungstherapie ein.
Mittlerweile hat die Klinik den 1000. Patienten begrüßt. Die meisten sind Jungen. Unter ihnen wird ADHS rund fünf Mal häufiger festgestellt als unter Mädchen. (dpa)
Weitere Informationen im Internet unter www.caritas-haus-feldberg.de
Ärzte Zeitung, 01.10.2003
Nun der Neuere:
Rauchende Schwangere kriegen oft Zappelkinder
Zigarettenkonsum ist eigenständiger Risikofaktor für Hyperaktivitäts-Störung / Studie mit mehr als 300 Kindern
BERLIN (gvg). Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft geraucht haben, haben ein vierfach erhöhtes Risiko, ein Zappelphilipp zu werden. Zigarettenkonsum während der Schwangerschaft kann den Daten einer neuen Studie aus Mannheim zufolge jetzt als eigenständiger Risikofaktor für das auch ADHS genannte Syndrom angesehen werden.
An der Mannheimer Risikostudie nahmen 324 Kinder teil. Die Ergebnisse wurden auf einer Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Berlin präsentiert. Sie werden demnächst in der Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie veröffentlicht.
Wenn die Mutter in der Schwangerschaft geraucht hatte, entwickelte demnach jedes fünfte bis sechste Kind in den ersten Lebensjahren eine Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). In der Gruppe der Nichtraucher-Kinder wurde dagegen nicht einmal jedes zwanzigste Kind zum Zappelphilipp.
"Dabei war es relativ unerheblich, wieviel die Mütter geraucht hatten", so Professor Karl Mann vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, "das ging quer durch alle Gruppen". Mann betonte, daß die Zahl der untersuchten Kinder groß genug gewesen sei, um jetzt erstmals sagen zu können, daß das Rauchen wirklich ein unabhängiger ADHS-Risikofaktor ist.
In ihrer Analyse berücksichtigten die Forscher etwa auch, daß nicht alle Frauen, die in der Schwangerschaft geraucht hatten, auch nach der Geburt ihrer Kinder weiter rauchten, oder daß einige der Mütter, die während der Schwangerschaft nicht geraucht hatten, danach wieder damit anfingen. Die Forscher konnten sicherstellen, daß das Passivrauchen nach der Geburt keinen Einfluß auf die ADHS-Entwicklung hatte.
Doch nicht nur auf das Auftreten einer ADHS achteten die Mannheimer Forscher: Erwartungsgemäß waren auch Störungen im sozialen Verhalten bei Kindern von Frauen, die in der Schwangerschaft geraucht hatten, etwa dreimal häufiger, nicht allerdings Angststörungen und depressive Störungen.
Ärzte Zeitung, 20.02.2004
Beim Klettern lernen hyperaktive Kinder Selbstdisziplin
In der Schwarzwaldgemeinde Feldberg erhalten ADHS-Patienten Hilfe / Bundesweit einmaliges Projekt
Marc ist zehn und kann kaum ruhig sitzen. Er zappelt herum, ist unaufmerksam und impulsiv. Ärzte haben eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei ihm diagnostiziert. In einem nach Angaben der Betreiber bundesweit einmaligen Projekt wird Marc und anderen ADHS-Kindern in der Gemeinde Feldberg (Schwarzwald) geholfen.
"So ein Zappelphilipp stellt in seiner Familie und in der Schule häufig eine große Belastung dar", sagt der leitende Kinder- und Jugendarzt am Therapiezentrum Caritas-Haus, Professor Hans Ruder. Auch die betroffenen Kinder selbst litten sehr unter der Krankheit. "Häufig bekommen sie von anderen negative Rückmeldungen, ihr Selbstwertgefühl sinkt", erklärt Ruder. Zudem falle es ihnen schwer, Informationen angemessen zu verarbeiten.
Nicht jedes lebhafte Kind hat allerdings eine Störung. Schätzungen zur Häufigkeit von Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsproblemen bei Kindern schwanken stark zwischen zwei und zehn Prozent. Als ADHS- Ursache gilt eine geringfügige Stoffwechselstörung.
Das Caritas-Haus Feldberg und die Barmer Ersatzkasse haben daher die sogenannte sequenzielle Rehabilitation ins Leben gerufen. Im Zeitraum von zwei Jahren kommen Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren aus dem ganzen Bundesgebiet gemeinsam mit einem Elternteil drei Mal für insgesamt fünf Wochen in den Schwarzwald.
In der ersten Phase wird die Vorgeschichte des Kindes analysiert. "Wir versuchen uns ein umfassendes Bild von der Familie zu machen", sagt Ruder. Dazu gehören Aufmerksamkeitstests, die Beobachtung des Spiel- und Gruppenverhaltens sowie Gespräche mit den Kindern und deren Eltern. In den beiden folgenden Phasen geht es dann beispielsweise um spezielles Aufmerksamkeitstraining.
"Die Kinder lernen etwa eine Textaufgabe strategisch, Punkt für Punkt, anzugehen", erklärt Ruder. Auch gehe es darum, das Sozialverhalten zu schulen. "Wollen die Kinder klettern gehen, müssen sie lernen, daß sie nicht einfach zum nächsten Kletterfelsen losrennen können", sagt der Kinderarzt. Stattdessen gelte es zuerst, sich auf das Ziel zu einigen, Knoten zu üben, an der Indoor-Kletterwand zu trainieren und diszipliniert vorzugehen. "Den Kindern muß klar werden, daß nicht alles jetzt und sofort geht", erklärt Ruder.
Auch die Eltern werden geschult. Sie erhalten Tips, wie sie am besten mit Lehrern über die Erkrankung ihres Kindes reden oder wie sie daheim ihren Jüngsten Aufgaben altersgerecht und portionsweise stellen. Zwischen den einzelnen Phasen in der Klinik werden die Kinder von ihrem Pädiater daheim betreut. Sollte ein Kind spezielle Medikamente benötigen, ist er für deren Feineinstellung zuständig. Er hält auch Kontakt zur Schule oder leitet beispielsweise eine spezielle Beschäftigungstherapie ein.
Mittlerweile hat die Klinik den 1000. Patienten begrüßt. Die meisten sind Jungen. Unter ihnen wird ADHS rund fünf Mal häufiger festgestellt als unter Mädchen. (dpa)
Weitere Informationen im Internet unter www.caritas-haus-feldberg.de
Ärzte Zeitung, 01.10.2003
Nun der Neuere:
Rauchende Schwangere kriegen oft Zappelkinder
Zigarettenkonsum ist eigenständiger Risikofaktor für Hyperaktivitäts-Störung / Studie mit mehr als 300 Kindern
BERLIN (gvg). Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft geraucht haben, haben ein vierfach erhöhtes Risiko, ein Zappelphilipp zu werden. Zigarettenkonsum während der Schwangerschaft kann den Daten einer neuen Studie aus Mannheim zufolge jetzt als eigenständiger Risikofaktor für das auch ADHS genannte Syndrom angesehen werden.
An der Mannheimer Risikostudie nahmen 324 Kinder teil. Die Ergebnisse wurden auf einer Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Berlin präsentiert. Sie werden demnächst in der Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie veröffentlicht.
Wenn die Mutter in der Schwangerschaft geraucht hatte, entwickelte demnach jedes fünfte bis sechste Kind in den ersten Lebensjahren eine Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). In der Gruppe der Nichtraucher-Kinder wurde dagegen nicht einmal jedes zwanzigste Kind zum Zappelphilipp.
"Dabei war es relativ unerheblich, wieviel die Mütter geraucht hatten", so Professor Karl Mann vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, "das ging quer durch alle Gruppen". Mann betonte, daß die Zahl der untersuchten Kinder groß genug gewesen sei, um jetzt erstmals sagen zu können, daß das Rauchen wirklich ein unabhängiger ADHS-Risikofaktor ist.
In ihrer Analyse berücksichtigten die Forscher etwa auch, daß nicht alle Frauen, die in der Schwangerschaft geraucht hatten, auch nach der Geburt ihrer Kinder weiter rauchten, oder daß einige der Mütter, die während der Schwangerschaft nicht geraucht hatten, danach wieder damit anfingen. Die Forscher konnten sicherstellen, daß das Passivrauchen nach der Geburt keinen Einfluß auf die ADHS-Entwicklung hatte.
Doch nicht nur auf das Auftreten einer ADHS achteten die Mannheimer Forscher: Erwartungsgemäß waren auch Störungen im sozialen Verhalten bei Kindern von Frauen, die in der Schwangerschaft geraucht hatten, etwa dreimal häufiger, nicht allerdings Angststörungen und depressive Störungen.
Ärzte Zeitung, 20.02.2004