Filmtipp Papa und Mama

M

Mafa

Guest
Regisseur Dieter Wedel und sein neuer Film "Papa und Mama"
(ZDF, 1. Teil: Montag 02.01.2006, 2. Teil: Mittwoch 04.01.2006 jeweils um 20.15 Uhr)

Kommen Anwälte ins Spiel, bricht der Krieg los

"Papa und Mama" - Mehr als eine Scheidungsgeschichte

Was ist Glück? Was ist Liebe? Wie sieht eine glückliche Beziehung aus? Dieter Wedels Film sucht Antworten auf diese Fragen. Er zeigt einfühlsam und packend, wohin Sprachlosigkeit in Beziehungen führt: vor den Scheidungsrichter.

Er kritisiert das aktuelle Scheidungsrecht und geldgierige Anwälte, die noch mehr spalten anstatt nach einver nehmlichen Lösungen zu suchen. Er schildert die Verzweiflung der Kinder, wenn sich Eltern scheiden lassen.

Der neue Wedel-Film deckt ein großes gesellschaftliches Defizit auf: die mangelnde Kommunikation unter Menschen. Ein Film voller Emotionen, der berührt und doch nie den Humor verliert.

Auf verschiedenen Ebenen in verschiedenen Tonarten wird das Thema Scheidung variiert. Da gibt es den Staranwalt, dessen Frau ihn völlig überraschend mitsamt den Kindern verlässt, das ältere Ehepaar, das nach Jahrzehnten der Gemeinsamkeit sich trennt, weil der alternde Mann noch einmal Bestätigung braucht. Und schließlich – düsterstes Ende des Spektrums – den in die Ecke Getriebenen, der nur noch blind um sich schlägt und keinen anderen Ausweg mehr sieht als den Gattenmord.

Die Hauptstränge der Geschichte, einfallsreich miteinander verflochten, werden aus der Perspektive der Kinder erzählt, die mal sieben sind, mal dreizehn, mal siebenundzwanzig – aus der Sicht derjenigen also, die auf dem Schlachtfeld der ehelichen Auseinandersetzungen zwischen alle Fronten geraten und wohl am meisten unter der Scheidung leiden. Gleichgültig, wie alt sie sind – für sie wird die Trennung der Eltern zu einer Art "Vertreibung aus dem Paradies".

Interview mit Autor und Regisseur Dieter Wedel

Warum haben Sie einen Film zu dem Thema Scheidung gedreht?

Da mittlerweile jede zweite Großstadt-Ehe geschieden wird, dürfte es kaum ein Thema geben, das mehr Menschen bewegt und angeht; sicherlich auch die, die im Augenblick über solch einen Schritt nachdenken. Eine Figuren-Konstellation, bei der es eindeutig wäre, warum einer der Partner sich scheiden lassen will, bei der also klar ist, wer der gute Unschuldige und wer der böse Schuldige ist, hätte mich nicht interessiert. Ich wollte vielmehr zeigen, wie vernünftige, sympathische Menschen, die guten Willens sind, die es unbedingt vermeiden wollen, in aller Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen, in einer solchen Situation sich verhalten und wie sie damit umgehen. Plötzlich stellt man fest, dass die Liebe im grauen Alltag verblasst ist; vielleicht ist sie noch nicht ganz gestorben, jedenfalls sind die "Blütenträume" nicht gereift. Man nähert sich der Vierzig oder ist knapp drüber; man hat den Eindruck, dass das Leben wie Sand zwischen denn Fingern zerrinnt und es nichts gibt, um es aufzuhalten. Es hat keinen großen Knall gegeben, nur eben diese schleichende Entfremdung: Man will noch mal einen neuen Anfang wagen; vielleicht auch den Partner aufrütteln, ihm einen Schuss vor den Bug setzen. So fängt es sehr häufig an. Problematisch ist, dass dem, der geht, bewusst ist, dass er ein Versprechen, einen Vertrag bricht. Also hat er ein schlechtes Gewissen. Also fängt er an, Argumente zu sammeln, die das eigene Verhalten rechtfertigen. Und schon – trotz allen guten Willens - eskaliert die Situation. Der Krieg beginnt.

Was hat Sie bei Ihren Recherchen überrascht?

Dass der Trennungsgrund bei den meisten nicht ein Seitensprung des Partners war oder eine neue lodernde Verliebtheit, sondern die Sprachlosigkeit in der Ehe, die mangelnde Kommunikation. Sprachlosigkeit scheint mir ein großes gesellschaftliches Thema zu sein. Wenn immer weniger Menschen fähig sind, ihre Befindlichkeiten zu artikulieren, ihre Probleme zu formulieren, erschreckt mich das. In "Papa & Mama" versuche ich, die Sprachlosigkeit zwischen den Ehepartnern, aber auch zwischen den Generationen, zwischen Eltern und Kindern, zu thematisieren.

Der Film spielt in einer noblen Kanzlei für Scheidungsrecht. Der Staranwalt wird schließlich selbst verlassen und fällt tief - auch finanziell. Halten Sie das Scheidungsrecht für ungerecht?

Es gab eine Scheidungsrechtsreform 1977, davor waren eindeutig die Frauen benachteiligt. Danach waren es die Männer, was nicht zu mehr Gerechtigkeit führte. Das ist inzwischen etwas abgefedert worden. Heute ist der Besserverdienende - wenn Kinder da sind - häufig jeder Erpressung ausgeliefert. Dieses Druckmittel wird oft genutzt. Es kann natürlich auch so sein, dass der Besserverdienende die Frau ist. Es gibt in keinem Lebensbereich eine Garantie, dass Sie ihren Lebensstandard halten können: Wenn Sie Ihren Job verlieren, wenn Sie krank werden, wenn Sie in Pension gehen, dann versucht die Gesellschaft, das abzufedern. Aber sie gibt Ihnen doch nicht die Garantie, dass sie Ihren Lebensstandard halten. Lediglich bei der Scheidung gibt es das. Das verletzt das Gleichheitsgebot: Wer weniger verdient, hat eine Besitzstandsgarantie.

Was ist Ihre Kritik am aktuellen Scheidungsrecht? Was sollte daran geändert werden?

Ich bin kein Jurist. Ich glaube, es ist auch nicht Aufgabe eines Autors, zu wissen, wie die Welt gefälligst zu sein hat. So etwas fände ich anmaßend. Vor der Scheidungsreform 1977 waren die Frauen eindeutig benachteiligt, danach die Männer, was nicht zu mehr Gerechtigkeit geführt hat. Matthias Matussek hat darüber zwei heftig diskutierte Bücher geschrieben. Danach, habe ich den Eindruck, wurde versucht, manches im Scheidungsrecht abzufedern, aber natürlich ist es immer noch so, dass der Besserverdienende beinahe jeder Erpressung durch denjenigen, der die Kinder betreut, ausgeliefert ist. Dazu kommt diese Absurdität: Der Besserverdienende muss plötzlich zwei Haushalte finanzieren und obendrein mehr Steuern zahlen. Höhere Ausgaben mit geringerem Netto-Einkommen zu bewältigen, schafft niemand.

Das Scheidungsrecht ist aber nicht der Hauptschuldige am Unglück der Menschen ...

Wenn sich zwei Menschen scheiden lassen, ist auch selten ein anderer Partner der Grund. Fast immer wird über mangelnde Kommunikation, über Sprachlosigkeit berichtet. Da könnte man natürlich darüber nachdenken, ob das nicht ein gesellschaftliches Problem ist. Die Unfähigkeit, Probleme zu artikulieren und auszusprechen, ist ein häufiger Trennungsgrund. Der, der geht, hat immer ein schlechtes Gewissen. Da ist es normal, dass man Argumente für das eigene Verhalten und gegen den anderen sucht. Kommen dann Anwälte ins Spiel, bricht der Krieg los.

Wollten Sie sich mit der Kaste der Scheidungsanwälte anlegen?

Es gibt gute und schlechte Anwälte. Wir alle müssen ökonomische Rücksichten üben. Sogar im Krankenhaus ist das schon so. Ich kann es verstehen, wenn ein Anwalt sagt: "Versöhnen die sich, dann verdiene ich nur eine kleine Gebühr. Wenn der Krieg ein bisschen weitergeht, verdiene ich erheblich mehr." Man sieht im Film, es geht um eine große Kanzlei. Da laufen viele Menschen herum, es müssen Arbeitsplätze finanziert werden.

Die Sprachlosigkeit des getrennten Paares endet vor Gericht. Erst dort wird wieder geredet, dann aber kriegerisch ...

Es wird eigentlich nicht geredet, es wird über Anwälte kommuniziert. Die Sprachlosigkeit vorher ist ein gesellschaftliches Problem. Und sie ist in der Zweierbeziehung besonders gravierend. Ich habe während des Projektes an mir festgestellt, dass ich abends, wenn ich vom Drehen kam, auch zu Hause nicht mehr erzählen wollte, was an dem Drehtag passiert ist. Ich hatte mich dann genug geärgert, ich wollte das nicht noch einmal erzählen.

Obwohl ich am liebsten gar nichts mehr erzählt hätte. Aber ich bekam ja mit, wohin Sprachlosigkeit - auch aus Erschöpfung heraus - führt.
Warum haben Sie den Film aus der Sicht der Kinder erzählt?

Weil ich glaube, dass sie diejenigen sind, die am meisten und ganz unschuldig unter dem Scheidungskrieg leiden. Zwischen den Parteien werden sie hin- und hergerissen. Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass Kinder, deren Eltern geschieden sind, später sehr häufig unter Beziehungsängsten litten, und dass sie die Scheidung, egal, wie alt sie selber damals waren, immer als so eine Art "Vertreibung aus dem Paradies" empfinden.

Welche Publikumsreaktionen auf "Papa & Mama" wünschen Sie sich?

Na, welche schon? Begeisterte Zustimmung! Wer wünscht sich die nicht? Gleichzeitig wünscht man sich natürlich auch kontroverse Dis kussionen über den Film. Man will ja zum Nachdenken anregen. Auf rütteln! Ganz ehrlich gesagt, denke ich über die Publikumsreaktion nicht nach. Wozu auch? Sie ist immer schwer voraussehbar. Und ich erfahre sie ja nach der Sendung sowieso. Warum soll ich mir also jetzt schon den Kopf darüber zerbrechen? Ich habe über etwas erzählt, was mich interessiert, verstört, erschreckt und manchmal auch amüsiert. Bei vielen meiner Filme hat ein großes Publikum ähnlich empfunden wie ich. Hoffen wir, dass es diesmal wieder so ist.

Das Problem jeder Beziehung ist ja wohl, dass keiner der Partner für seine Gefühle auf Dauer garantieren kann. Bei meinen Recherchen war es mir meistens möglich, die Argumentation beider Seiten zu be greifen. Einzige Ausnahme: wie man es fertig bringt, ohne Ausspra che, ohne jede Vorankündigung einfach auszuziehen, den Partner, den man ja mal geliebt hat, allein sitzen zu lassen, das ist für mich nicht nachvollziehbar.

Wie sieht für Sie eine glückliche Beziehung aus?

Im "Großen Bellheim" habe ich beschrieben, wie Will Quadflieg durch ein Fernglas das Nachbarhaus beobachtet. Seine Freunde glauben, er betrachte ein hübsches Mädchen. Dabei schaute er voller Wehmut einem alten Paar zu, das Abends vor dem Fernseher sitzt und sich zärtlich bei den Händen hält. Sehen Sie, die hatten es geschafft: eine glückliche Beziehung.

(c) ZDF 2005
 
P

papalagi

Guest
:heulschon alleine das Thema....

aber ist bestimmt ein guter Film. :druecker
 
M

Meggy

Guest
Danke Manfred für die Info, das ist bestimmt ein interessanter Film und hoffe, dass er gut gemacht ist.
Dann könnte er vielleicht wirklich aufrütteln. :maldrueck
 
U

User1

Guest
Diesen Film werde ich ganz sicher nicht verpassen!

Und längst überfällig war ein gut gemachter Film über dieses sehr aktuelle Thema eh schon...

Gruß
Mick
 

Kord

Niemals im Sitzen
nicht nur Sprachlosigkeit

Moin!
Gestern konnte ich einen Teil von "Mama und Papa" sehen. Obwohl ich den Film für etwas plakativ halte, macht er doch - mich - ziemlich betroffen. Die wirkliche Bandbreite der Kommunikationsstörungen kann der Film nicht treffen, deshalb ist das Verweben der verschiedenen "Trennungen" und deren Folgen, insbesondere auch aus Sicht der Kinder, ein klasse Kunstgriff.
Ich kenne die Problematik aus eigenen Erfahrungen und auch aus Kollegenkreisen. Es gibt viele positive Beispiele, insbesondere aus Rücksicht auf die Kinder. In diesen Patchworkfamilien sind alle zu Verzicht fähig, sei es materieller Natur oder ideeler. Damit meine ich, dass der Mann oft reichlich Unterhalt zahlen und idR eine neue Familie zusätzlich unterhalten und die Frau sich dem Vergleich mit einer Jüngeren stellen muß.
Entscheidend ist, dass beide an der fragwürdigen Wurzel Ihres gesellschaftlichen Wertes gepackt werden: nur der Mann ist gut, der wohlhabend ist, nur die Frau gut, die jung und knackig aussieht.
Beide Werte vernichtet sehen ist schmerzlich, kann aber die Tore öffnen zu mehr Verantwortung, zu mehr Einsicht.

Ich bin gespannt auf Morgen.
 
A

Astrid

Guest
Ich habe gestern abend den 1. Teil des Films gesehen. Er hat mich sehr berührt und einige bzw. viele "Szenen" "Schmerzen" und Tränen kamen mir sehr bekannt vor.


Astrid
 
P

papalagi

Guest
ööhm isch habs verpasst... :rolleyes:

ich habe mir dafür heute den Film mit Jim Curry gemerkt. 8)
DER ist heute Pflichtprogramm.... auf Pro7
"Die Trumanshow"
 

Judy

Träumerin
Hallo

ich habe es auch gesehen und ich muß sagen das ich zur Zeit in einer ähnlichen Situation bin. Nur nicht den Mut habe wie die Frau des Anwalts. Ich habe mich oft wieder erkannt.
Ich bin gespannt wie es weiter geht.

Viele Grüße

Sandra
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
RE: nicht nur Sprachlosigkeit

Moin,

Die wirkliche Bandbreite der Kommunikationsstörungen kann der Film nicht treffen,

Bei weitem nicht, fand ich.
'Mir fehlte viel an Vorgeschichte, so blieb mir allein das Assozieren was da alles an Sprachlosigkeit in der Ehe vorgefallen sein muss bis sie denn das Weite suchte.

deshalb ist das Verweben der verschiedenen "Trennungen" und deren Folgen, insbesondere auch aus Sicht der Kinder, ein klasse Kunstgriff.

Nun ja ;-)

Kannste mir mal sagen was du da so an Kindersicht gesehen hast?

Ich habe, in allerster Linie, Kinder (und einen 'Erwachsenen') gesehen die an den radikalen Veränderungen in ihrem Leben verzweifeln. Den jungen Mann den seine Mutter im Haus 'nervt'. Kindern denen zu Recht der neue Lover von Mama auf die Nerven geht.

Aber wo war die Zerrissenheit, wo war die Bodenlosigkeit die sich da für Kinder auftut? Da war ein kurzes Aufblitzen ab und an, aber zu sagen dieser Film gibt die Perspektive der Kinder wieder, finde ich etwas übertrieben. Für mich waren sie mal wieder nur Beiwerk :-/

Vorallem auch wo war die Angst der Kinder in der Vortrennungszeit? (Konflikte sind das was die Kinder wirklich belastet, siehe auch hier , wo war der innere Trennungskonflikt der Kinder über die gesamte Zet bis zur Trennung?

Ich konnte eben gerade nicht wirklich sehen und habe deswegen das 'nur' plakative dann auch als sehr oberflächlich empfunden.

Würde mich echt freuen da nochmal andere Blickwinkel zuhören.

Es gibt viele positive Beispiele, insbesondere aus Rücksicht auf die Kinder. In diesen Patchworkfamilien sind alle zu Verzicht fähig, sei es materieller Natur oder ideeler. Damit meine ich, dass der Mann oft reichlich Unterhalt zahlen und idR eine neue Familie zusätzlich unterhalten und die Frau sich dem Vergleich mit einer Jüngeren stellen muß.

FULL ACK!

Entscheidend ist, dass beide an der fragwürdigen Wurzel Ihres gesellschaftlichen Wertes gepackt werden: nur der Mann ist gut, der wohlhabend ist, nur die Frau gut, die jung und knackig aussieht.
Beide Werte vernichtet sehen ist schmerzlich, kann aber die Tore öffnen zu mehr Verantwortung, zu mehr Einsicht.

Japp, der Part war extrem gut.

Und auch deswegen:

Ich bin gespannt auf Morgen.

/me too

Gruß,

Tina
 
M

Mafa

Guest
Die Sprachlosigkeit ist der Liebe größter Feind. Unbemerkt schleicht sie sich zwischen das Paar, tarnt sich mit Alltag, täuscht mit Floskeln der Zuneigung, frißt die Neugier und macht aus dem Verstehen ohne Worte leere Worte ohne Verstehen. Bemerkt man sie, ist es schon zu spät. Die Liebe hat einen Riß bekommen, den jede Unstimmigkeit vertieft. Was mit dem Bekenntnis „Ich liebe dich” begann, wird zum Fiasko. Als Ausweg bleibt nur die Trennung.


Kinder = Spielbälle in der Schlammschlacht


Der Kinder wegen: Weihnachten wollen sie dennoch zusammen feiern
Die Ehe der Ullrichs scheint perfekt: Dr. Peter Ullrich (Fritz Karl) ist erfolgreicher Scheidungsanwalt in einer renommierten Kanzlei. Seine Frau Katja (Silke Bodenbender) pflegt derweil die gemeinsame Villa, ist attraktiv und liebende Mutter von Philipp (Wolf-Niklas Schykowski) und Julia (Anna Hausburg). Die Risse im Bild sind haarfein und kaum zu bemerken. „Früher haben wir abends immer gestritten, wer zuerst erzählen darf, was er erlebt hat. Heute erlebe ich nichts mehr”, sagt Katja. Peter hört ihr zu; aber ihren Hilferuf hört er nicht. Eines Abends sind sie und die Kinder fort. Was sie zurückläßt, sind ein Abschiedsbrief und ein Mann, dessen Welt zusammenbricht.

Ruth (Gisela Schneeberger) und Charly Hupach (Peter Weck) sind seit vierzig Jahren verheiratet. Tränenüberströmt steht Ruth eines Nachts plötzlich bei ihrem Sohn Thomas (Maximilian Brückner) vor der Tür: Charly hat sich in eine junge Frau verliebt. Ihr ganzes Leben hat Ruth ihrem Mann und der gemeinsamen Spedition gewidmet. Jetzt steht sie vor dem Nichts.


Versöhnungsversuch fehlgeschlagen: Julia und Philipp sind enttäuscht
Für die Kinder der Paare wird die Trennung zur Vertreibung aus dem Paradies der unbeschwerten Kindheit. Aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt. „Manchmal kann ich den Schmerz noch fühlen. Er geht wohl nie vorbei”, sagt Julia. „Es heißt immer, die Kindheit ist die schönste Zeit im Leben. Aber wenn man Pech hat, ist sie auch die Zeit, die man für den Rest seines Lebens bewältigen muß.” Sie und ihr Bruder versuchen, die Ehe der Eltern zu kitten, werden aber zum Spielball einer Schlammschlacht. Thomas ist Rechtsreferendar in der Kanzlei von Peter Ullrich. Auch Thomas wirft die Trennung der Eltern aus der Bahn: Statt für sein Examen zu büffeln, verliert er sich in Bemühungen um seine hilflose Mutter.

Auf die Trauer folgen Tücken
Wie kaum ein anderer versteht es Dieter Wedel, Stimmungslagen im Land aufzuspüren und zu persönlichen Schicksalen zu verdichten. Ganz gleich, ob Wedels Geschichten wie „Alle Jahre wieder: Die Familie Semmeling” in einer Reihenhaussiedlung oder wie in „Der König von St. Pauli” im Hamburger Rotlichtmilieu spielen: Seine Figuren sind normale Bürger mit alltäglichen Sorgen und Freuden. Liebevoll und mit einem Hang für das Komische schildert er ihren Lebenskosmos und öffnet zugleich den Blick des Publikums für das gesellschaftliche Ganze, das die Entscheidungen seiner Figuren modelliert: Zwänge am Arbeitsplatz, Gesetzgebung und Politik: Die „Familie Semmeling” schilderte, wie der Traum vom Eigenheim und eine Urlaubsreise zum finanziellen Albtraum werden. „Der König von St. Pauli” erzählte von Bordellbesitzern, Huren und durchbrach mit ihren Alltagssorgen die Legende von Hamburgs roter Meile.

Dieter Wedels Filme sind keine Märchen, sondern bleiben dicht an der penibel recherchierten Lebenswirklichkeit. Genau das macht ihr Geheimnis aus: Das Publikum erfährt etwas über die Welt, in der es lebt, und bestenfalls auch etwas über sich selbst. Mit „Papa und Mama” widmet der Regisseur sich nun abermals der deutschen Familie. Durch die Fenster und Türen des Wohnzimmers beobachtet die Kamera, wie die Trennung der Paare ihren Anfang nimmt. Kaum hat ihre Nachricht die eigenen vier Wände verlassen, ist nicht mehr der Verlust der Liebe das Thema von Katja und Peter und von Ruth und Charly, sondern die Sorge um das finanzielle Auskommen und die Tücken des Scheidungsrechts. Einmal den Fuß in eine Kanzlei gesetzt, lautet das Fazit des Regisseurs, ist die Ehe praktisch geschieden. Private Probleme werden in einen Strudel gesellschaftlicher Zwänge gerissen, dem keine der Figuren entrinnen kann. Ironisch-fröhlich, als sei alles nur ein Spiel, swingt im Hintergrund die Musik, mit der Wedel das Geschehen untermalt.

Diesmal wird Wedel noch persönlicher

Anders als sonst setzt Dieter Wedel in „Papa und Mama” nicht auf seine über Jahre gepflegte Schauspielerfamilie. Nur Heinz Hoenig kreuzt in einer Nebenrolle den Weg der Paare. Dem Film bekommt die unverbrauchte Besetzung. Die Hauptdarsteller sind herausragend. Man glaubt diesen Paaren und auch den Kindern ihre Ratlosigkeit und Verzweiflung. Daß ausgerechnet Barbara Becker eine unglückliche, millionenschwere Scheidungsklientin von Peter Ullrich spielt, ist da nur konsequent - augenzwinkernd konsequent.

Das Bild, das Dieter Wedel in seinem Film „Papa und Mama” zeichnet, bewegt sich beklemmend nah an der Realität: Mehr als 200.000 Ehen werden in Deutschland pro Jahr geschieden. Alleinerziehende Mütter und Väter sind mit gesellschaftlichen Ressentiments konfrontiert. Das Steuerrecht bevorzugt die Ehe: Der Gesetzgeber hinkt der Entwicklung hinterher. Nicht nur wer weiß, daß Dieter Wedel sein Leben mit zwei Frauen teilt und Vater von sechs Kindern ist, jedes von einer anderen Frau, erkennt schnell, daß der Autor und Regisseur dieses Mal noch persönlicher wird als sonst. „Natürlich habe ich den Trennungsschmerz erlebt, diesen kleinen Tod”, sagt Dieter Wedel. Die Kunst des Regisseurs besteht darin, seine persönliche Erfahrung mit einer Stimmung zu vereinen, die in der Luft liegt. Das ist bei „Papa und Mama” nicht anders als bei den früheren Wedel-Epen, nur konzentrierter. Und das gilt auch für seine Dialoge, die bei diesem Thema so schnell kitschig werden könnten, in diese Gefahr aber gar nicht erst geraten.

Reden, ohne sich zuzuhören

Voller Verständnis schildert Wedel, auf welch unterschiedliche Art und Weise man den Schmerz der Trennung ertragen kann. Keine seiner Figuren ist nur schuldig, schwach oder feige. Sie alle stecken voller Widersprüche: Peter weigert sich, die Entscheidung seiner Frau zu akzeptieren. Er spürt, daß für Katja die Trennung noch nicht endgültig ist. Immer wieder flammen zwischen ihnen Momente von Nähe und Leidenschaft auf. Doch dann gibt ein Wort das andere.

„Wir reden miteinander und hören uns nicht”, sagt sie, „so, als ob die Leitung gestört wäre.” Statt innezuhalten, stürzt Katja sich in eine neue Liebe. Ruth dagegen nutzt das Ende ihrer Beziehung für einen Neuanfang. Aus dem Mauerblümchen wird eine strahlende Geschäftsfrau. Charly schwankt derweil zwischen der Begeisterung für die neue Liebe und der Vertrautheit mit seiner Frau. Er möchte beides haben. Mit der Zeit findet jede der Figuren ihren Weg. Was mit „Ich liebe dich” begann, endet mit einer Trennung. Doch dabei muß es nicht bleiben.


Der zweiteTeil an diesem Mittwoch, um 20.15 Uhr, im ZDF.

Text: F.A.Z., 02.01.2006, Nr. 1 / Seite 38
 

Simone

Kampfhase
Ich finde es schade, dass es in dem Film um PAS - Mütter gibt.
Ich denke es gibt auch manche Väter die sich so verhalten.

Treffender fände ich es, wenn die Rede von PAS - Eltern(-teile) gehen würde.
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Hi,

Ich finde es schade, dass es in dem Film um PAS - Mütter gibt.

Ging es auch ned, finde ich jedenfalls. Es wurde ein möglicher Weg einer konflikthaften Trennung gezeigt, indem dann die Kinder instrumentalisiert wurden.
Der enstehende Teufelskreis wurde gut rübergebracht, wobei mir sehr viel der Vorgeschichte fehlte. Nur wenn man die Verletzung die vor der Trennung bei der Frau entstanden waren mit einbezieht wurde für mich das ganze rund. Und ihre Handlungen evtl. ansatzweise nachvollziehbarer.

LG,

Tina *man muss immer das ganze betrachten*
 
P

papalagi

Guest
Puh....

EDIT: Sorry war noch nicht fertig mit tippern, bin ausversehen auf Specihern gekommen. :engel


Also ich bin froh, dass wir es selbst mit 180km Entfernung geschafft haben, dass till weiß wo sein Papa ist und dass er da genauso hingehört wie hier bei mir, dass da liebende Menschen auf ihn warten und er niemals alleine sein wird.
Ich finde es erschreckend, dass Eltern ihre Kinder teilen wollen... :(

Till ist bei jedem wo er gerade ist als GANZES dort!
 

Simone

Kampfhase
Original von Hextina
Hi,

Ich finde es schade, dass es in dem Film um PAS - Mütter gibt.

Ging es auch ned, finde ich jedenfalls. Es wurde ein möglicher Weg einer konflikthaften Trennung gezeigt, indem dann die Kinder instrumentalisiert wurden.
Der enstehende Teufelskreis wurde gut rübergebracht, wobei mir sehr viel der Vorgeschichte fehlte. Nur wenn man die Verletzung die vor der Trennung bei der Frau entstanden waren mit einbezieht wurde für mich das ganze rund. Und ihre Handlungen evtl. ansatzweise nachvollziehbarer.

LG,

Tina *man muss immer das ganze betrachten*

Ich habe den Film nicht gesehen - den Text gelesen - und da ist mir das Wort Mütter ins Auge gefallen.
 
M

Meggy

Guest
Simone, Mütter die NICHT so handeln, gehören nach wie vor zu den rühmlichen Ausnahmen. Leider.... :whatever

Es handelt sich hierbei immer noch um ein Gesellschaftliches Problem, wo Kinder immer zur Mutter gehören und Vater dann möglichst verschwinden soll oder der sich zurückzieht, weil IHM keiner hilft....

Gehört noch viel Öffentlichkeitsarbeit dazu, damit aus Trennungskindern nicht spätere Scheidungsmütter und Väter werden....
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Hi,

Ich habe den Film nicht gesehen - den Text gelesen - und da ist mir das Wort Mütter ins Auge gefallen.

*g*

Schau ich bin schon so betriebsblind das ich diese einseitige Formulierung einfach geschluckt habe *asche auf mein haupt*

LG,

Tina
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Tach,

Simone, Mütter die NICHT so handeln, gehören nach wie vor zu den rühmlichen Ausnahmen.

Sicher?!

In dem Film wurde sehr klar rübergebracht das das deutsche 'Recht' und vorallem auch 'kompetente' RA's da so manches zum kochen bringen was man sonst hätte lauwarm verfuttern können.....

So, und wenn dann alles erstmal losgekocht dann kühl man wieder ab. Das Prob sind doch ned die Frauen an sich....... *auch mal pauschalieren will*
Das Prob ist dieses verdammelte System.

Es handelt sich hierbei immer noch um ein Gesellschaftliches Problem, wo Kinder immer zur Mutter gehören

Das wird vermutlich von den meisten von uns hier täglich so gelebt. Erst wenn sich der normale Alltag geändert hat wird sich die unnormale Trennungssituation ändern.

und Vater dann möglichst verschwinden soll oder der sich zurückzieht, weil IHM keiner hilft....

Wieviele kennst du? Im RL nicht im weltweiten Zwischennetz.......

Ich denke nicht das sich pauschal eines der beiden Geschlechter als besser oder schlechter oder besser gestellt oder schlechter gestellt darstellen darf.

Jede Münze hat ihre zwei Seiten, immer.

Gehört noch viel Öffentlichkeitsarbeit dazu, damit aus Trennungskindern nicht spätere Scheidungsmütter und Väter werden....

Hmm, versteh ich dich richtig:

Du meinst das jedes Trennungskind einen schweren Schaden nimmt und später in jedem Fall auch eine Trennung erlebt. Oder die Prävalenz deutlich erhöht sei?

Du irrst: http://presse.verwaltung.uni-muench...wirtschafts_sozialwissenschaften/familien.htm

Konflikte 'zerstören' die Kinder, eine einvernehmliche Lösung dieser eben nicht.

LG,

Tina
 
M

Mafa

Guest
Hextina, leider muss ich dir zustimmen, das Hauptproblem ist das System. In Ländern wie Frankreich ist vieles kein Thema, was bei uns nur noch von Richtern, Anwälten und Gutachtern entscheiden wird.

Die Bemerkung, die Eskalation wird erst durch Anwälte so richtig hochgekocht, kann ich auch bestätigen....oft übernimmt auch das Jugendamt die Rolle als Einpeitscher.

Wenn alles so wie beim Cochemer Modell verlaufen würde, würde den Kindern viel Leid erspart...leider sind wir noch nicht so weit.

http://www.ak-cochem.de


Manfred
 
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