Sekten-(Ange)hörigkeit und so

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Wollte
mich mit euch ein bischen über so Psychoquark schreiben. Anlass ist ein jüngster Artikel mit schönen Bildern in einer bekannten Tageszeitung.
Namen und Umstände der Reportage sind jetzt hier nicht wichtig. Mir geht es um eine spezielle Textpassage - mit der ich gar nicht zurechtkomme.
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Es begann im Jahr xxyy, als Mausilein(*) in einer schweren Krise steckte: „Ich war 23, hatte gerade meinen Vater verloren. Man fühlt sich allein, ist sehr schwach, diese Leute tauchen im Moment der größten Verletzlichkeit auf. Sie sind psychologisch sehr gut geschult. Es fällt ihnen leicht, dir einzureden, dass sie es gut mit dir meinen.“
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Mausilein ließ sich von der Sektenchefin einlullen, kam mit ihrem Sohn zusammen, war auch später mit dem Ex-Mann der Sektenchefin im Bad.

Die Psycho-Jünger entfremdeten sie unterdessen von engsten Vertrauten, Mausilein brach sogar mit ihrer Mutter, mit dem Damals-noch-Ehemann gab es nur noch Krach.

Mausilein: „Diese Menschen sind immer in den emotional schwächsten Momenten auf mich zugekommen, haben dann zugeschlagen und mich sehr verletzt. Sie haben sich an meinen Gefühlen bereichert. Wer in eine solche Situation gerät, dem geht es wie einem Drogenabhängigen, davon wieder loszukommen, ist sehr sehr schwierig.

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Den Widerspruch habe ich unterstrichen. Was ich nicht verstehe: Wenn man geschlagen und verletzt wird - wieso kann man davon nicht wieder loskommen?

Mit mir wäre sowas ganz und garnicht zu machen. Ich denke mir halt, dass das ganze einen s.ex.uellen Hintergrund hat - ist ja auch als Erklärung dezent im Artikel angedeutet - oder?



Gruss
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Ich vermute das das "schlagen" nicht das körperlöiche Schlagen ist sondern der Schlag den die Psyche abbekommt.
Wenn mit immer wieder gesagt wird was gut ist glaube ich es irgendwann und ich denke dass sie das meinte.Was für den normalen menschenverstand etwas schlehctes ist kann bei labilen Personen als positiv eingeredet werden, wenn sie sich in der Gemeinschaft stark fühlen.

Sekten arbeiten im grunde mit einfachster Psychologie. Wenn ein Mensch einen Schicksaalsschlag erlebt hat und von seinem Umfeld nicht den benötigte Halt bekommt geht er daran kaput und man klammert sich an jeden Strohhalm. Das ist dann z.B. der Mensch der ankommt und einen zu verstehen gibt das man ihn versteht, mit seiner Trauer, seinen Ärger usw.
Es entsteht eine Bindung und weil es genau das ist was dieser mensch braucht wird er sich immer dort die bestätigung holen.
Nun tritt aber etwas seitens der Sekte in Kraft. Sie wollen meist gar nicht das die Person wieder aufgebaut wird, den dann bräuchte sie ja nicht mehr dort hin kommen also gibt es nun 2 Möglichkeiten und das erfordert menschenkenntnis. ist es jemand der wenn er gestärkt ist sich wieder von der Sekte abwendet oder ist es jemand der mit eher wenig Selbstvertrauen ausgestattet ist.

Geringes Selbstwertegfühl: Da wird nun den menschen eingeredet, das die anderen einen unterschätzen und blind für die Stäörken des menschen sind usw. Sie werden als Personen bezeichnet die gar nicht wollen, das er/sie glücklich ist. Als Gründe könmnen diverse negativen Eigenschaften angegeben werden meist jedoch Neid.

handelt es sich allerdings um eine Person die wenn sie gestärkt ist und sieht wie es dort abläuft wieder gehen würde wird entweder versucht den Menschen klein zu halten also ihn nie so weit zu bringen das er wieder "ganz" ist, sondern es wird immer wieder betont wie schrecklich das doch ist. Dann gibt es noch die Sekten die solchen Menschen alles nehmen die also bei einem Austreten aus der Sekte mit leeren handen da stehen würden und Oder auch mit gewalt drohen.
meistens kommt es jedoch nie zu gewalt den die Sektenführer wissen genau, dass sie damit auf sich Aufmerksam machen würden und genau das wollen sie ja vermeiden.
Sie arbeiten auch mit Psychichen Druck z.B. nachts wecken, x St. in der Kälte stehen usw. Da gbt es ja genug Foltermethoden um Angst einzujagen.

Das sind so die Gängigsten vorgehensweisen, es gibt sicher noch einige andere Arten.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Was für den normalen menschenverstand etwas schlechtes ist, kann bei labilen Personen als positiv eingeredet werden, wenn sie sich in der Gemeinschaft stark fühlen.
Ok danke, den Satz verstehe ich.


Mal angenommen,
meine Eltern würden bei nem Unfall um Leben kommen und ich wär jetzt diese 23 Jahre alt. Natürlich reisst es mir dann die Füsse weg, ich wäre wahrscheinlich dann für ne Weile lebensunfähig.
Aber das mit der psychischen Misshandlung leuchtet mir noch immer nicht ein. Denn wenn jetzt jemand daher käme und mir sagt, mit mir wäre etwas nicht in Ordnung - dann würde ich denjenigen... ...und tschüss!
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Es wird ja nicht direkt gesagt. Es wird wenn ich mal bildlich sopreche ein Samenkorn eingepflanzt, welches dann durch gezielte Andeutungen die im einzelnen keine Auswirkungen haben, aber sozusagen das Wasser und die Sonne für das Samenkorn sind beiläufig erwähnt.
Das Samenkorn keimt und entwickelt sich zu einer Pflanze.
Sind erst mal die Wurzeln gewachsen sehen diese Menschen nur noch das was ihnen indirekt gesagt wird.
Es ist schwer zu erklären, dazu müsste ich das Unterbewusstsein erklären, z.B. das wir alle in Schubladen denken auch wenn wir sagen das wir es nicht tun. Klar wenn dir direkt einen gedanken formen kann man den gedanken so formulieren, dass es kein Schubladen Denken ist aber das Unterbewusstsein tickt anders.
So wird z.B. versucht heruaszubekommen welche Bilder; Gerüche und Geräusche der Mensch mit angenehmen Dingen verbindet und das wird dann gezielt eingesetzt um negativ zu manipulieren.

Ich kenne mich mit der Form ein wenig aus allerdings im entgegengesetzten Sinne nämlich um Menschen zu helfen, sie zu bestärken, ihre Ziele zu erreichen. Das ganze ist unter dem begriff NLP zu finden.
Nur man weis alles was man im Guten anwenden kann, kann man auch im negativen Sinne anwenden.

Mal als beispiel dafür. ich kann mein Kind loben wenn es etwas macht was ich als richtig und gut ansehe z.B. ich lobe es wenn es sein Zimmer aufräumt, gut in der Schule mitarbeitet usw.
Da der Mensch ein Lebewesen ist was Lob braucht um sich bestärkt zu fühlen.
nun kann man das ganze auch für die allgemeinheit gesehen negativ anwenden.
Beispiel: Mein kind prügelt sich, ich lobe es weil es sich verteidigen kann, nur wird das Kind darin bestärkt, das sich Prügeln gut ist weil es gelobt wird und ein Kind wird immer wieder das wiederholen wofür es gelobt wird.
Die Absichten sind für den der das Lob ausspricht in beiden Fällen positiv nur wie es dann umgesetzt wird können für die Allgemeinheit negativ sein.
Die positive Absicht ist beim Lob für das aufräumen des zimmers oder gute schuliche leistung erschliessen sich hier wohl allen.
Nur ist die Frage was ist die gute Absicht für das Lob für das prügelde Kind?
ich kann nur Vermutungen anstellen, vielleicht wurde der Lobgeber als Kind selber von anderen verprügelt und findet nun in seinem Kind die Selbstverwirklichung nämlich das "sich Wehren" oder aber das es ein zeichen ist, dass das eigene Kind stark ist oder oder oder.
Es gibt sicherlich noch viele Möglichkeiten der positiven Absicht auch hinter solchen für den Durchschnitsmenschen eher negativen gesehenen Aspekt der Tat.

Ich kann hier in dem rahmen nur theoretisch schreiben was in dem Bereich sehr sehr schwer ist den Theorie und Praxis sind in dem Fekd so weit entfernt wie die Sonne vom Neptun.
Wie ich schrieb ich kenne mich mit der positiven form ein wenig aus allerdings noch nicht so weit als dass ich hier alle aspekte berücksichtigen kann und ich kann mich auch nicht in die Menschen hineinversetzen die es im negativen anwenden ich kann nur Vermutungen beschreiben.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Nur ist die Frage: was ist die gute Absicht für das Lob, dass das prügelde Kind bekommt?
Da kann ich vielleicht weiterhelfen.
Die Zukunft (für unsere Kinder) erscheint düster, atomar verseucht, das ganze Horrorszenario - nichts wird wird auf Lebzeit beständig bleiben. Leider sind viele Eltern darauf angewiesen, was ihnen in den Medien vermittelt wird. Und da kann es nicht schaden, den eigenen Kindern schon von frühen Kindesbeinen an, (auch) tatkräftiges Durchsetzungsvermögen anzutrainieren. Vielleicht nicht direkt antrainieren - aber wie du schon schreibst, das Loben macht's. Geistige Werte oder Kraft der Intelligenz dürften dort Mangelware sein.

Danke für deine Erklärungen.

Es gab mal einen Fall bei mir, da hauten 2 etwas ältere Jungs meine Tochter, weil die nicht die Socken für die Turnhalle auszog, obwohl das so auf einem Schild stand. Nun, ich hab meine Tochter weggezogen und einer der Jungs traf mit seiner Hand meinen Arm und tat sich weh an mir. Mit Schmerzen sind die Jungs dann zu ihrer Mama zum Petzen. Du glaubst es nicht, was da einer der Jungs sagte: "Das Mädchen und ihr Papa haben mich gestossen und gehauen!"
Ich bin denen nachgeschlichen und habe alles mitgehört. Hätte die Mama von denen nur 1x gefragt, wie alt das angeblich hauende Mädchen gewesen sein soll, dann wären die Jungs böse aufgefallen. Hat sie aber nicht - und warum nicht?
Weil die Mama Sorgen hat, Mann irgendwie nicht da.... und schon bischen zu tief ins Glas geschaut gehabt... denen ihre Mama war total überfordert bis Oberkante Unterlippe und... ...und es war abzusehen, dass die mehr oder weniger "unerzogenen" Jungs irgendwann ja doch was anstellen, was dann für die ganze Familie Folgen hat....

Achgott ist das traurig :heul2 :heul2 :heul2
 

usagimoon

sadness
Das ist wie, wenn eine Frau immer wieder von ihrem Mann gedemütigt oder geschlagen wird... eigentlich ist man direkt drin in einer psychischen Abhängigkeit... der Mensch trifft dich quasi mitten ins Herz und dann steckst du im Teufelskreis.

Sekten machend as nicht anders, sie tun dir emotionell/psychisch weh und ziehen dich somit in ihren Bann. Das ist ja das gefährliche an der menschlichen Psyche..

Die Kirche macht hierbei auch keine Ausnahme, die ja immer auf der Matte steht, wenn etwas Schlimmes passiert ist (Verlust eines Menschen) und dir Beistand vorheuchelt und genau weiss, wenn es einem Menschen am schlechtesten geht, ist er am Empfänglichsten.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ja, die Bereiche häusliche Gewalt und Sekte bauen in vielen Punkten auf den gleichen Prinzipien auf. Zunächst einmal haben wir auf der einen Seite einen oder mehrere Menschen, die Macht ausüben wollen, entweder aus Bequemlichkeit, oder aber weil sie psychische Störungen haben, oder weil Beides vorliegt. Das ist der Tätertyp, der zum Täter wird, indem er sich sein Opfer nach seinen Bedürfnissen gestaltet: Das Opfer wird so gut es geht aus seinem sozialen Umfeld heraus gelöst, und damit seine gesamte Aufmerksamkeit auf den oder die Tätertypen reduziert und fokussiert. Erfüllt das Opfer die Erwartungen des Täters, der Täter nicht, wird psychische und / oder physische Gewalt angewendet um eine Gefügigkeit herzustellen. Der Clou in beiden Bereichen ist, dass für diese Gewalt stets eine Rechtfertigung mitgeliefert wird, an die das Opfer glauben kann, weil dafür gerne klassische Rollenmuster von Mann und Frau oder aber religiöse Motive verwandt werden, die in diesen Menschen oft sehr tief drin stecken.

Das gerade Gesagte ist die absolut elementare Grundlage für die Erklärung der Abhängigkeit, die diesen beiden Bereichen zu Grunde liegt: Gerade im familiären Bereich haben die Opfer kaum eine Chance, denn se waren bereits, auf Grund psychosozialer Faktoren, bereits abhängig vom Täter, bevor sie den Täter überhaupt kennen gelernt haben. Sie haben in ihrer Kindheit sehr häufig eine Rollenverteilung zwischen Mann und Frau kennen gelernt, in der der Frau allein die Aufgabe von Haushalt und Kindererziehung zukommt, und sie sind auf die Erfüllung dieser Aufgabe hin erzogen worden. Sie haben auch gelernt, dass man sich nicht scheiden lässt, dass die Kinder immer vorgehen, und dass Haus und Auto zum großen Familientraum dazu gehören. Alll' dies sind Faktoren, die diesen Typ Mensch so furchtbar anfällig dafür machen, im späteren Leben zum Opfer eines Menschen zu werden, der sie eigentlich auf Händen tragen sollte, zumal im familiären Bereich auch noch sehr, sehr oft ein Umfeld hinzukommt, dass gewalttätiges Verhalten mitträgt: Der Mann schlägt zu, weil die Frau nicht gut genug ist, in der Erfüllung ihrer Aufgaben, und die Frau akzeptiert dies, weil er es ja nur tut, weil er sie liebt, und ihr die Schläge helfen sollen, besser zu werden. (Ich klammere hier jenen Teil der häuslichen Gewalt, in denen Substanzmissbrauch der tragende Faktor ist, völlig aus)

Nur: Irgendwann wird es jedem Menschen mal zu viel. Aber warum gehen die Menschen dann nicht einfach? Weil ihre Welt klein ist. Weil sie emotional zum Opfer degradiert worden sind. Viele dieser Menschen haben die Welt da draußen vor ihrer Haustür zum letzten Mal vor vielen Jahren gesehen, obwohl sie in ihr leben, denn der Täter hat alles getan, um das Opfer von ihr abzuschneiden. Das Opfer hat keine Freunde, keinen Job, kein Geld. Es weiß nicht, wohin es sich wenden soll.

Eine Sekte arbeitet nach ähnlichen Prinzipien: Dort fangen sich die Täter ihre Opfer zu einem Zeitpunkt ein, in dem sie emotional empfänglich sind: Vielleicht beschäftigen sie sich mit ihrer Vergangenheit. Vielleicht sind sie mit ihrem Job, ihrem Leben unzufrieden. Die Täter erkennen das, und versprechen Antworten. Und unter der Vorgabe, doch nur dieses Versprechen einlösen zu wollen, erzeugen sie Abhängigkeit und üben Gewalt aus. Dabei tritt hier diese Abhängigkeit ziemlich schnell ein: Die Opfer werden von Familie und Freunden entfremdet, und wissen bereits nach wenigen Wochen nicht mehr, wo sie hin sollen, wenn sie gehen - da draußen ist ja nichts mehr. Und: Es kommt in der Tat nicht selten eine sexuelle Beziehung zu einem der Sektenführer hinzu, die zu einem Crossover von häuslicher Gewalt und Sektengewalt führt.
 
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