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Reproduktionsmedizin - 5.5.1 Paarbeziehung im Verhandlungsverlauf

5.5.1 Paarbeziehung im Verhandlungsverlauf

 

Sieben Paare berichteten, dass ihre Beziehung durch die Behandlung intensiver und dass das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt wurde. Die Befragten führten dies beispielsweise darauf zurück, dass sie die physischen Belastungen und den emotionalen Stress gemeinsam bewältigten (I.2/3/7/9/11-13/15) und im Behandlungsverlauf die Charaktereigenschaften und Verhaltensmuster des Partners besser kennenlernen konnten (I.13). Eine Interviewpartnerin berichtete zwar ebenfalls von einem gesteigerten Zusammengehörigkeitsgefühl nach der Behandlung, merkte aber an, dass beide Partner die Fehlversuche individuell verarbeiteten. Dies interpretierte sie jedoch nicht negativ (I.8). Der überwiegende Anteil erzählte von gegenseitiger Unterstützung (I.3/7/9/11/12/15). Insbesondere die Männer versuchten, ihre Frauen zu entlasten, weil diese zu Patientinnen wurden, auch wenn bei ihnen die Fertilitätsstörung vorlag. Die Männer versuchten, ihren psychischen Stress und ihre Bedenken von ihren Partnerinnen fernzuhalten und mit FreundInnen oder Familienmitgliedern statt mit ihren Partnerinnen zu verarbeiten, und sie unterstützen die Frauen z. B. bei der Gabe der Eisprung auslösenden Spritzen (I.2m/6m/9m/12m/15m). Zwei Paare gaben an, dass sich die Behandlung weder positiv noch negativ auf die Beziehung auswirkte; die Paarbeziehung sei bereits vorher sehr intensiv gewesen (I.1/12). Zwei Paare sahen in der Behandlung eine Bewährungsprobe für die Partnerschaft: Bewältige man diese, halte die Ehe ein Leben lang (I.5/11).

Ein Paar stellte die Paarbeziehung kurzfristig in Frage, als es erfuhr, dass es auf natürlichem Wege gemeinsam kein leibliches Kind zeugen kann. Dieser Zweifel wurde aufgehoben, als es über die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin informiert wurde (I.15). Bei drei Paaren (I.4/5/13) lösten der unerfüllte Kinderwunsch und die Belastungen durch die Kinderwunschbehandlungen Beziehungskrisen aus, die von den Paaren jedoch überwunden wurden. Nur in einem Fall führte die Krise zu einer kurzfristigen Trennung (I.4). Bei einem anderen Paar wurde die Beziehungskrise ausgelöst, weil der Wunsch nach einem zweiten Kind mithilfe der Reproduktionsmedizin unerfüllt blieb. Um dies zu verarbeiten, nahm die Befragte psychologische Hilfe in Anspruch. Ihr Ehemann konnte einerseits nicht verstehen, dass der Wunsch nach einem zweiten Kind eine solche psychische Krise verursachte und zum anderen, dass seine Frau ihre Probleme nicht mit ihm besprach, sondern mit einem Therapeuten (I.5). Ein weiteres Paar ließ sich gemeinsam psychotherapeutisch betreuen, um die ungewollte Kinderlosigkeit, gegenseitig bestehende Schuldgefühle – bei der Frau verursacht durch den Leistungsdruck, schwanger zu werden, und bei dem Mann durch seine Fertilitätsstörung – sowie die Fehlversuche zu verarbeiten (I.13). Eine Befragte plante eine Psychotherapie für eventuelle zukünftige Behandlungsversuche, um mit dem unerfüllten Kinderwunsch und den Fehlversuchen zurechtzukommen (I.11w).