Kompliziert -  ADS - Medis ja oder nein

U

user5fm

Guest
Ich bin am Zweifeln überlegen, ob ich meinem Sohn die Medis in der Schule noch geben soll.
Sie wirken bei ihm sehr gut, er ist in der Schule wesentlich Besser geworden. Ich muss dazu sagen er ist zwar hibbelig, aber nicht hyperaktiv.
Ohne Medis hatte er große Probleme und es war schon die Rede von Sonderschule.
Er ist unheimlich langsam in der Auffassung und Verarbeitung, er hat eine auditive Wahrnehmungsstörung die ohne Medis viiieeeel schlimmer ist.
ABER:
Er ist durch die Medis auch lustlos geworden, er ist blass und dünn. Er wirkt dann traurig und still.
Ich meine das ist nicht das Kind was ich kenne, er nimmt die Medis jetzt 1 Jahr. Klar ist es schön sich mit ihm "normal" zu unterhalten, ohne hampeln oder ständiges wieder von vorne anfangen, weil er mitten im Satz dazwischen quasselt.
Warum soll er nicht so sein wie er ist, warum muss er so sein wie es der Gesellschaft angenehmer ist, auch mir selber.
Aber was ist wenn ich die Medis weglasse und er die Schule nicht mehr schafft, hat er nicht das Recht, das ich alles dafür tue um ihn die Bestmögliche Schulausbildung zu gewähren.
Was würdet ihr machen, bzw. wer kennt das ähnlich und gibt keine Medis, wie kann man das Kind dann ausreichend fördern?
 

Katy70

Namhaftes Mitglied
Tja, schwierig. Unser Sohn hat ADHS und hätte ohne Medis die Schule auch nicht gepackt!! Wir sind so oft mit Kopfschütteln bedacht worden, warum wir unser armes Kind damit vollstopfen. Er konnte nicht stillsitzen, wurde gemieden von den anderen Kindern. Er wäre sozial auch noch abgerutscht! Hier geht es doch nicht um die Nebenwirkungen des Medis, sondern um die Zukunft unseres Sohnes. Was hat er für eine Zukunft, wenn er die Schule nicht mehr packt, später im Knast oder auf der Straße landet?

Hast Du keinen Kinderarzt, mit dem Du reden kannst - der auch Ahnung hat? Wir unterhalten uns immmer bei sowas mit dem Kinderarzt.
Simon nimmt Medikinet, es wird immer mal wieder seiner Größe und seinem Gewicht angepaßt, also die Dosierung immer wieder etwas angehoben. Er nimmt es inzwischen 2,5 Jahre und mittlerweile merke ich nicht mehr, daß er anders ist, er futtert normal, sieht normal aus und labert uns nach wie vor an die Wand, eben ein ADHSler, der durch die Medis sitzen bleiben kann, sich konzentrieren kann, verstehen kann, schreiben kann.....
Vielleicht ist die Dosierung zu hoch? Wir haben das damals in Einzelschritten Woche für Woche erhöht und mit der Lehrerin geguckt, wo der beste Effekt erreicht ist. Wir waren alle der Meinung, daß wir "unser" Kind erhalten haben wollen. Er war anfangs ruhiger, ja, aber das hat sich gelegt. Er ist durch die Medis beherrschter, etwas ruhiger (er kann aber auch genauso mit Medis rumflippen...) und er packt die Schule!!! Also der Körper gewöhnt sich daran. Aber ich finde es sehr wichtig, daß Du einen Kinderarzt hast, der Ahnung hat und mit dem Du über sowas reden kannst.

Wir haben uns gefragt, was das kleinere Übel ist - evtl. Nebenwirkungen und die Finger der Leute - oder keine Zukunft!!! Wenn jemand krank ist, Nierenkrank oder sonst was, muß er ja auch Tabletten nehmen. Da fragt keiner nach den Nebenwirkungen....

Woher weißt Du, daß er kein ADS/ADHS hat? Ist er getestet worden? Meist haben die ADHSler auch Wahrnehmungsstörungen dazu. Und warum ist er traurig und still? Kommt er nur Dir so vor? Hast Du ihn mal gefragt? Vielleicht hat das andere Gründe? Was ist denn, wenn er zusätzlich gefördert wird, also was weiß ich, Ergotherapie, Psychotherapie (letzteres ist die Bedingung unseres Arztes), um ihn zu begleiten. Dann bist Du nicht so alleine mit Deinen Entscheidungen und vielleicht, wenn andere Dinge sich bessern, kann er das Medikament reduzieren und absetzen? Aber alleine, einfach so, ohne Rat von Fachleuten würde ich das nicht machen!

Unser Sohn hatte jahrelang Ergotherapie, was ihm inpunkto Wahrnehmungsstörung (visuelle) sehr half, außerdem inpunkto Konzentration und die Therapeutin gab mir ganz viele Tipps, die ich heute noch anwende! Die Psychotherapie soll ihn begleiten, ihn stabilisieren, ihm helfen. Vielleicht gibt es mal die Möglichkeit, die Medis abzusetzen, das wird sich zeigen, im Moment ist kein Denken daran (er hat schweres ADHS), aber wer weiß, was in einigen Jahren ist. Nur - da ist jemand, der helfen kann, der uns alle mitbetreut. Es kann auch sein (so argumentierte der Kinderarzt), daß die Kids nach Absetzen der Medis in Depressionen verfallen oder völlig entgleisen, dann wäre die Therapeutin sofort da, die jahrelang mit ihm gearbeitet hat und könnte ihn auffangen.....keine Ahnung....
 
U

user5fm

Guest
Tristan bekommt nur 10mg Menthyphenidat, also schon sehr wenig. Vielleicht wirkt er nur traurig, ist er aber glaube ich nicht, sondern eben ruhig und " normal"???
Mit der Schule das ist ja eben mein Problem, ohne Medis geht er mit Sicherheit nach der Grundschule auf eine Sonderschule, er kann ja einfachste Aufgaben nicht nachvollziehen, und wenn man denkt er hätte es begriffen, dann macht er am nächsten Tag die gleichen Fehler wieder.
Mein Kia ist eigentlich gegen Medis, Tristans Psychologin schwört darauf. Ich meine ich sehe ja auch Erfolge, der Lehrer von Tristan ist total begeistert. Sein IQ ist auch normal.
Er wurde von 2 Psychologen getestet. Der erste stellte ADS fest, war damit glücklich und hat mich mit dieser Diagnose verabschiedet, keine Beratung keine Weiterempfehlung nichts.
Eine Ergotherapie braucht Tristan laut Therapeutin keine.
Er soll eine Therapie machen, darauf warten wir seit über einem Jahr.
Dann bin ich zu unserer Psychologin die testete nochmal und verschrieb uns die Medis.
Das die Kinder ruhiger sind ist ja normal, aber es ist so ein krasser Unterschied zu ohne, das mich mein Gewissen plagt, ob ich da Tristan manipuliere, ob das dann nicht er ist?
Auch Svenja soll ADS haben, das Abschlussgespräch findet am 20. Januar statt, auch sie ist Schulisch sehr schlecht, vielleicht bin ich auch deswegen etwas durcheinander, dann habe ich 2 Kinder mit dem Syndrom und vielleicht bringt mich das auch ein bisschen zum grübeln.
 

Betty

Aktives Mitglied
also ich war ja auch immer Ritalingegner, doch habe ich mich nach ausgiebiger Diagnose eines besseren belehren lassen. Mein sohn ist ausgeglichen, fröhlich, schnell und vorallem gut in der schule. Wir sehen die medis als große Hilfe an um einen geregelten Weg zu gehen. Er ist zwar nach einem langen Leidensweg auf die Förderschule gekommen, doch bereuen wir diese entscheidung nicht...er wird seinen realschluß über den 2. Förderweg machen.

Ich selber habe auch eine frisch diagnostizierte ADS Diagnose und werde gerade auf Medis eingestellt. Also ganz ehrlich?? es geht mir sehr gut mit den Medis, Dinge wie z.b. im haushalt wo ich vorher 5-6std für gebraucht habe, schaffe ich nun in 1,5stunden...ich gehe konzentrierter über die Straße, nehme Dinge wahr die mir vorher nie aufgefallen sind. Alles kommt viel klarer rüber....nun weiß ich endlich wie sich mein Kind vorher und nachher gefühlt hat.
 
U

User8

Guest
Hallo,
was du da erzählst ist in etwa das Gleiche was mir Niclas` Ergotherapeut gesagt hat: " beim geben von medikamenten stellen manche Eltern fest das sie Kind nicht mehr weidererkennen- und manche entscheiden sich dann auch gegen die medis- weil si das nicht wollen"
Ich stehe ja vermutlich selber bald vor der Entscheidung...und habe dabei dieses gespräch im Hinterkopf. ich habe nämlich in etwa genau das Gleiche wie du gesagt " Muss er so sein wie es der Gesellschaft angenehmer ist? Muss ich ihm medis geben-nur damit er ins Bild passt?"
Die Antwort darauf liegt im Glück des Kindes.Ist er denn glücklich( und das auf Dauer!!!) wenn er sie nicht bekommt? Hat er eine Chance sein Leben eines Tages allein zu meistern? Und wie sehr beeinträchtig das verhLTEN ohne Medis das Familienleben. Mann kann sich, wenn man selbst nicht betroffen ist ja gar nicht ins Köpfchen der betroffenen hineinversetzen...ich finde Betty beschreibt sehr schön wie es einem geht wenn man die Dinge nicht so wahrnehmen kann.
Ich geh jetzt allerdings schon von einem ads/ ad(h)s Kind aus- sollte er da nicht betroffen sein, versteh ich die medikamentengabe nicht so richtig...wofür bekommt er sie denn dann?
Hier im ads Forum ist der brief eines betroffenen Kindes, kannst du dir ja mal durchlesen und mit deinem Sohn abchecken wie er das sieht.
Was die Ernsthaftigkeit anfgeht....wie sieht er das denn? ist er traurig( in Richtung Depressiv) oder ernst( in Richtung reife)? da kannst du ja ein Auge drauf haben- und mit Hilfe von Unternehmungen mit ihm alleine( und den dazugehörigen Gesprächen) herausfinden ob der Kinderpsycholge( mit dessen Hilfe die kids ja auf die meids eingestellt werden sollten) da weiter helfen kann.
L.G
Rebecca
 
I

IlkaM.

Guest
Was ich rauslese aus Deinem Posting ist, dass Du selber nicht (mehr?) hinter der Medikamentengabe stehst. Das ist für mich erstmal der wichtigste Anhaltspunkt, denn so ein Gefühl solltest Du nicht ignorieren.

Rebecca fragt es nach: Was sagt Dein Sohn dazu? Wie fühlt er sich? Er spürt ja den Unterschied ganz unmittelbar.

Wie sähe es aus, wenn Ihr die Medikamente zumindest zeitweilig mal absetzt, mit der Option, wieder damit zu starten? Ich würde dann so eine Art "Deadline" setzen, also einen Zeitpunkt festmachen - etwa in drei oder vier Monaten -, an dem Ihr Euch wieder zusammensetzt und beratet, wie es weitergeht.

Das würde ich unabhängig von der Schulfrage machen. Ich finde es jetzt, in diesem Moment, wesentlich wichtiger, dass Du Deinem schlechten Gefühl nachgehst und versuchst, die Medikamente wegzulassen. Es wäre ein viel größeres Drama für Deinen Sohn, eines Tages quasi aufzuwachen und zu merken, dass er den Großteil seiner Kindheit als wandelnder Zombie verbracht hat, als jetzt eventuell dann eine Klasse zu wiederholen oder so (das könnt Ihr ja vorher besprechen). Über Sonderschule machst Du Dir bitte jetzt noch keine Sorgen - das schafft der Junge schon, wenn er die Option hat, seine Grundschulzeit zu verlängern zur Not.

So.

Über was musst Du Dir bewusst sein?

Du wirst vermutlich kein pflegeleichtes Kind bekommen, wenn Ihr die Medikamente weglasst, das weißt Du selber. Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach wieder die alten Konzentrationsschwierigkeiten haben, und Ihr werdet eine Menge Geduld aufbringen müssen, und zeitintensiver als Deine anderen Kinder wird er auch sein.

Was kann helfen?

Tipp 1: Schau Dich auf dem Markt der Ratgeber um. Wenn Du bei Amazon die Stichworte "Konzentrationsübungen für Kinder" eingibst, kriegst Du eine feine Aufstellung von praktischen Büchern, bei denen Du auch anhand der bewertungen anderer Eltern schauen kannst, ob für Euch vielleicht was dabei ist.

Tipp 2: Computerspiele. Es gibt einen Haufen hochwertiger und guter Lernspiele für den Computer, die Kinder stark zu motivieren verstehen. Gerade Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen lassen sich von diesen Spielen oft fesseln und mitnehmen - für sie ist unter anderem die Neutralität des Computers ein Segen, der ihnen mal eine Auszeit vom ständigen "Hilfe, ich bin anders/blöder/schwächer als alle anderen" gewährt. Dort kann man sich einfach mal hinsetzen und MACHEN. Ausprobieren. Ohne Druck.

Tipp 3: Tiere. Ein sehr altes und wie ich finde zu stark vernachlässigtes Therapiemittel für Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten. Du bist Hundfan - habt Ihr einen Hund? Hat er Verantwortung für ihn? Vielleicht mag er reiten lernen? Gibt es in Eurer Nähe sowas wie hier in Stuttgart die Jugendfarmen, wo Kinder Tiere pflegen und sich mit ihnen beschäftigen können, so oft und so lange sie wollen?

Tipp 4: Es ist auch durchaus möglich, dass Dein Sohn auf andere als die "harten" Medikamente anspricht, zum Beispiel auf Homöopathie. Es gibt für diverse Charaktertypen und Auffälligkeiten also auch die sanften, gänzlich nebenwirkungsfreien Präparate. Wenn Ihr da - entweder durch eigene Recherche oder durch die Beratung eines guten Heilpraktikers - das richtige Mittel finden würdet, könnte das eine echte Unterstützung sein.
 

mausepieps

ZwergenMama
ich klinke mich hier mal mit ein......wir haben auch ein ADHS-kind.....er bekommt auch medikinet seit nun ca. 2,5 jahre. anfanges war ich auch sehr skeptisch, weil man ja nichts gutes gehört hat.
aber dann hat uns der doc eine verständliche erklärung gegeben....

bei einem gesunden menschen dreht sich das gehirn rechts rum und alles ist in ordnung. dieses kind ist ausgeglichen, ruhig, konzentriert, etc. .... bei einem ADS/ADHS menschen dreht das gehirn aber links und alles wird durcheinander gebracht...keine ausgeglichenheit, keine konzentration, unruhig, etc......durch die medis wird das menschliche gehirn wieder in die richtige richtung buxiert womit der mensch dann wieder richtig "tickt" und konzentriert, ruhig, ausgeglichen, etc. ist.....dadurch hat man dann auch oftmals das gefühl, dass das kind dann so anders ist....weil man es ja eigentlich nie so kennengelernt hat......

klar dreht das gehirn nicht in eine richtung....aber zum besseren verstehen fand ich die erklärung einfach gut......

wir kommen hier auch sehr gut mit den medis klar.....in der schule klappt es auch einfach viel besser.....

wichtig ist es auch, dass man einen doc hat der auf ADS/ADHS spezialisiert ist.....

unser junior war in einer psychatrischen tagesklinik wo nichtmal erkannt wurde, was er hat.....psychologen haben es nicht erkannt.....erst der doc, der auch darauf spezialisiert ist.....
 
I

IlkaM.

Guest
Hmm ... hört sich für mich ein wenig an wie rechtsdrehende und linksdrehende Milchsäuren im Joghurt. Nichts für Ungut - aber auch Ärzte werden zeitweilig von Werbebroschüren der Pharmafirmen beeinflusst in ihrem Expertentum ...
 
U

user5fm

Guest
Mein Tristan war ja immer schon hibbelig und laut, man konnte mit ihm nicht reden da er entweder nicht zuhörte oder ständig dazwischen quasselt.
Jetzt ist er ruhig und vielleicht wie es hier schon gesagt wurde reifer. Auf einmal versteht er mich wen ich sage, setzt dich ordentlich hin oder hole mal dein Schulsachen und er muss nicht mehr 5 mal laufen um alles da zu haben.
Vielleicht bin ich nur so einen ruhigen Tristan nicht gewohnt.
Tristan geht es gut damit, er fühlt sich wohler und wie sagte er so schön, ich höre jetzt alles was der Lehrer sagt. Na ob das am hören liegt. ;D
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Sohn wird 17 und nimmt nun schon ne ganze Weile Medikamente. Erst kurzwirksame, dann ein Langzeitpräparat, dann wieder ein kurzwirksames.
In den Ferien und am WE nimmt er kein Medikament.
In den Sommerferien nun hat er beschlossen das er nichts mehr einnimmt. Für mich wars ok so. Ich hab mich gefreut weil mir mein Kind ohne Medikament auch lieber ist. Er ist dann irgendwie anders. Ich meine auch er ist mit Tbl. immer so traurig. Wobei er mir immer wieder sagte das dem nicht so ist.
Das ging solange gut bis in Mathe eine fünf kam. Und das in dem Fach in dem er eigentlich eine sehr sichere 1-2 hat. Seine Aussage dazu: Ich bekomm nur die Hälfte mit und das hab ich dann nach 5 Min. vergessen.
Als dann sein Lehrer auch noch meinte er sei so leicht reizbar und hätte in letzter Zeit immer öfters Probleme mit den Mitschülern war ein Gespräch dringend angebracht.
Wir haben uns zusammengesetzt und er meinte dann auch er nimmt die Tbl. wieder.
Nach gut zwei Wochen kam dann auch die positive Reaktion vom Lehrer.

Mein Fazit:
Wir versuchen es sicher immer mal wieder. Aber sobald es an die schulischen Leistungen geht, und zwar so extrem wie in Mathe, dann gits einen Neuanfang.

Wie immer auch du entscheidest (und ich sage bewusst du, dein Sohn ist für eine Entscheidung meiner Meinung nach noch zu jung), das kann dir niemand abnehmen.

LG :bye:Cordu
 
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