Allmachtsansprüche in der Partnerschaft

E

eyrie

Guest
:D Hi,
das ging mir gerade so durch den Kopf: zwar bin ich verheiratet und ich liebe meine Frau, aber es gibt noch andere Menschen auf der Welt.
Einerseits will ich mit meiner Frau möglichst viel neben den "Verpflichtungen" erleben, aber auf manchen Gebieten kommen wir nicht zueinander. Hier und da habe ich andere Interessen, hat sie andere Interessen.
Was spricht dagegen, wenn ich diese anderen Interessen mit einem anderen/einer anderen verbringe?
So gehe ich gerne in die Sauna, meine Frau absolut nicht. Meine Frau geht gerne spazieren, ich nur, wenn ich ein Ziel habe. Ich fahre nicht gerne Fahrrad, meine Frau will Fahrrad fahren, ich will Motorradreisen machen, meine Frau hat Angst.
Gut: während sie im Garten werkelt und wühlt, baue ich an PCs und bin im Internet, dafür hat meine Frau nun gar nichts übrig.
Dann und wann lerne ich jemanden kennen und finde ihn/sie toll. Muß ich mir das jetzt alles verkneifen?
Ich bin dafür, dass meine Frau sich eine Wandergemeinschaft aussucht und gelegentlich wandert und ich suche mir´ne Motorradgang mit gelegentlichen Saunabesuchen und mit dem einen oder andern Paar spielen wir Doppelkopf (das mögen wir beide).
Wenn das alles so einfach wäre.
Da findet jemand meine Frau toll und holt sie mit dem Porsche ab und ich kriege die große Flatter und ich gehe mit der süßen Blonden in die Sauna und meine Frau stirbt.

Wie ist das bei Euch, seid ihr noch lebendig oder lebendig begraben?
 
A

AnnKathrin

Guest
Für mich hat diese Frage in den unterschiedlichen Beziehungsphasen jeweils eine andere Bedeutung. Wenn ich frisch verliebt bin, will ich NICHTS anderes als meinen Freund immer bei mir haben, am liebsten mit ihm seelisch verschmelzen :love1 Ich finde, das ist eine wichtige Phase, denn sie prägt das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Vertrauen als Basis für eine längerfristige Beziehung. Wenn beide erst mal wissen, wir sind ein Team und unsere Liebe ist etwas ganz Besonderes, dann kann man aus dieser Sicherheit heraus auch schauen, wie bringe ich meine individuellen Wünsche und Vorlieben ein, ohne die Partnerschaft - die gemeinsame Schnittmenge - zu gefährden. Und da muss man sich eben absprechen, was kann ich akzeptieren, was macht mir Angst, was nimmt mir das Vertrauen... Also, eine Motorradtour meines Freundes mit einer knackigen Blondine und anschließendem Saunabesuch, das würde zu den Dingen gehören, dich ICH eher ablehnen würde. Ich glaube, alles, was er mit anderen Frauen unternehmen würde, würde mir nicht so gut gefallen...

LG
AnnKathrin
 

sunnyside

warten auf godot....
high,

bin auch verheiratet, und ich sehe es wie annkathrin, am anfang will ich alles nur mit meinem partner teilen - absolut und ohne konkurrenz - will, das heißt nicht, das es so sein muss, ist aber schon ein wunsch. nun bin ich 22 jahre mit meinem mann zusammen, mit höhen und tiefen (der größte tiefpunkt ist noch nicht überschritten) aber leider auch mit sehr unterschiedlichen interessen. durch seinen job hat mein mann eigentlich immer ein singleleben geführt, heißt: er tat, was er wollte. ging nach feierabend mit den kollegen weg und es waren auch immer kolleginnen dabei. ich habe ihm vertraut und ihn gelassen, habe mir mein leben mit kind und allem anderen eingerichtet und gewartet. leider auf godot. gemeinsame freunde haben wir nicht, also war gemeinsam weggehen nicht angesagt (er mochte meine "leute" nicht). ich konnte nicht weg wegen dem kind (dachte ich), ich lese gern, höre gern musik, rede gern über gott und die welt, mag nicht gern fernsehen und schon garkeine radtouren - scheint verbreitet zu sein - mein mann mag ansonsten nur fernsehen und am pc sitzen und schon gar nicht reden....

also: die waage war sehr unausgeglichen, dennoch lief es irgendwie - aber nur irgendwie...

nun, seine affaire war sehr schmerzhaft, aber auch heilsam. ich habe mir viele gedanken gemacht, was ich ändern könnte, aber ich kann eben nur mich ändern,. mein mann wird weiter so im berufsleben und dem was anschließend dazugehört aufgehen. das kann ICH nicht ändern.
ich habe beschlossen, das ich jetzt an der reihe bin, etwas für mich zu tun.

das mit der geklebten vase, cat max, ist ein gutes beispiel. ich möchte mich jetzt lieber an den blumen erfreuen, das heißt: ich will jetzt auch lieber ein paar risiken mehr eingehen, mich mit leuten treffen und - ja, wenn es sich ergibt flirten. es muss ja nichts passieren, aber wenn ich auf dieser seite am fluß des lebens stehe und immer nur sehnsüchte haben soll und gierig auf die andere seite starre und warten, das sich was verändert, in dem wissen, das es das nicht tut - das wäre doch traurig. ich fühlte mich wie im käfig und jetzt ist die tür offen: ich bleibe nicht auf dieser seite stehen: und wenn ich stundenlang schwimmen müsste: ich werde auf die andere seite schwimmen!

ich gestehe mir jetzt zu, was ich meinem mann zugestanden habe: einen eigenen teil des lebens zu besitzen, in dem ich nicht mehr warte: sondern auch meine freude, freiheit, sehnsüchte ausleben kann.

deine frage eyrie:

Dann und wann lerne ich jemanden kennen und finde ihn/sie toll. Muß ich mir das jetzt alles verkneifen

sorry: aber es kommt mir der spruch von ikea in den sinn: wohnst du noch oder lebst du schon?

du könntest doch wohnen und gleichzeitig leben, oder ;-) ?

oder, es ist, als hättest du immer nur durst und bekommst nichts zu trinken, nur zu essen:

ich finde, dann darfst du dir ruhige in bischen zu trinken holen! : drink
 

sunnyside

warten auf godot....
fällt mir noch etwas ein.

vielleicht ist es auch belebend für die partnerschaft, wenn man wieder mehr freude am leben hat, weil man sich nicht immer nur zurücknehmen muss. immer nur träumen macht auf die dauer eben auch schwermütig. wenn ich mich gut fühle, kann ich das das echo von draussen spüren: es kommt gute laune zurück.

und niemand kann mir erzählen, das er nicht irgendwo ein kleines leben neben dem seines partners hat. in welcher form auch immer. ich weiß es von meinem mann (dessen kleines leben schon ziemlich groß ist) und ich weiß es von mir:

ich will nicht mehr wünschen, ich will leben, dazu hatte ich zuviel baustellen im leben. ich will am ende (das kann schneller kommen als man denkt) nicht zurückschauen und mich fragen:

war es das? war das alles?

eyrie, ich will dich ja zu nichts über reden, aber: s. letztes posting

und jeder muss wissen, wie weit er gehen WILL! die grenzen kennen wir alle. es ist die frage, wieweit man vor der grenze haltmacht.
 
C

Collo

Guest
Ich finde es unbedingt notwendig, daß jeder seine Interessen wahr nimmt und man nicht immer zusammen hockt. Als wir noch keine Tochter hatten, bin ich einmal die Woche mit Bekannten in die Disco gefahren. Mein Mann ist nicht der Discotyp. Außerdem treffe ich mich ab und an mit Kumpels, die auch weder häßlich noch dumm sind, zum Eisessen oder Bummeln.
Andererseits fährt mein Mann an mehreren Wochenenden im Jahr zum Autocross. Dort steigen auch Partys, wo hübsche Frauen rumlaufen und ihn anmachen.
Warum sollten wir das aufgeben? Natürlich lernt man Leute kennen und auch mögen. Aber wir wissen, was wir aneinander haben, vertrauen uns und wenn da wirklich mal was laufen sollte, stimmt wohl etwas in unserer Ehe nicht.
Sich aneinander zu ketten, bedeutet doch nicht automatisch, für immer miteinander glücklich zu sein.

Allmachtsansprüche in der Partnerschaft - hat dazu noch jemand was u sagen?
 
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