Kompliziert -  chaos in meinem Kopf

S

sanne

Guest
Oh, das hört sich gar nicht gut an. :troest

Ich lese da so viele unterschiedliche Probleme raus. Ihr arrangiert euch nicht mit dem Alltag, ihr (er) redet nicht offen, ihr nervt euch und macht euch Vorwürfe.

Du schreibst, du hättest dich verändert. Meinst du es war eine positive Weiterentwicklung für dich? Warum konnte er sie nicht mit gehen?
Du würdest ihm nichts verbieten - er dir schon. Geht es da um existentielle Freiheiten oder um Abnabelung?

Wie würdest du dir denn am liebsten dein Leben mit den Kindern vorstellen?

Ich denke, wenn er für eine Paartherapie wirklich nicht zu haben ist, solltest du dir wenigstens selbst eine Beratung suchen... :maldrueck
 

Wolkenschieber

Dive now, work later!
Original von mamasanny
aber mein Bildschirm hört wenigstens zu ;D

Wir auch. :maldrueck

Ich kann sanne nur beipflichten. Wenn er die Therapie nicht will, mach sie alleine. Die, die das hinter sich gebracht haben, wissen, dass es das Ziel der Therapie nicht nur kitten ist, sondern unter Umständen auch Trennungshilfe.

Aber - Du solltest vorher mit ihm reden und klar und deutlich sagen, was Du willst und was Du nicht (mehr) willst. Wenn Du glaubst, dass er Dir nicht zuhören kann oder will, dann schreib ihm einen Brief. Vermeide aber irgendwelche Drohungen oder Androhungen. Auch keine Forderungen. Denn niemand muß sich täglich verletzen lassen. Und Du bist ja wohl auch am Ende Deiner Kräfte.
Sag ihm auch ruhig welche Gefühle Du gerne zu ihm hättest oder vielleicht noch hast.

Der letzte Tip hör auf Dich zu streiten, wenn dann überlass ihm das. Es ist bei Männern meist nicht so nachhaltig und leider weiß er selber nichts über seine Unzufriedenheit.

Viel :druecker und noch ein :maldrueck


Ralph
 

Galaxie

Namhaftes Mitglied
Du musst dich halt auch selber fragen, was du willst! Wie stellst du dir dein weiteres Leben vor? Und dann würde ich ihn das auch fragen? Ist das denn das, wie du leben willst?
Klar kannst du alleine eine therapie machen, das stimmt schon. Aber er ist ja ein bedeutender Faktor in deinem Leben und da nützt die beste Therapie nix, wenn er nicht mitzieht!

ich wünsch dir viel Kraft! Und vor allem eine Zukunft in der du glücklich bist. Und vergiss nicht, wenn du unglücklich bist, werden es deine Kinder früher oder später auch. Kinder brauchen nämlich auf die Dauer schon eine Mama, die sich selber wohl fühlt! :maldrueck
 
P

Poldine

Guest
liebe mamasanny,

leider kann ich dir gar nicht helfen, aber mich haben dein gefühle sehr berührt! ich kann richtig fühlen wie weh dir dein unglück tut und das du gar nicht weisst wo du hinsollst!

ich möchte dir einfach nur für dich und deine kinder gottes kraft wünschen, soviel kraft die richtigen entscheidungen zu treffen. kraft dafür geduld zu haben für die kommenende nervenaufreibende zeit.

ich denk an dich! :maldrueck

katja
 

Lys

Namhaftes Mitglied
Liebe Mamasanny,


ich kann Dich sooo gut verstehen...
In meiner Beziehung sieht es momentan sehr ähnlich aus.
Wir reden zwar noch etwas mehr miteinander, aber wir kommen auch nicht mehr weiter...
Du kennst ja meine derzeitigen anderen Probleme aus dem Space.

Dazu kommt jetzt, dass wir uns überhaupt nicht mehr verstehen. Er hängt am Liebsten nur noch am Compi anstatt mich mal etwas zu unterstützen. Und wenn wir reden, kommt nix bei raus...aber danach tut er so, als wäre alles wunderbar. Obwohl sich gar nichts geändert hat. Und dann wundert er sich auch noch, wenn ich nicht auch so tue, als wäre alles klasse....
Ich versteh sein Verhalten einfach nicht mehr...und er meines nicht....*seufz*

Es ist einfach zum Verzweifeln, wenn eigentlich beide an der Beziehung festhalten wollen, aber nicht auf einen grünen Zweig kommen können...


Gruss Lys
 

MichaelaK

Aktives Mitglied
Hallo mamasanny,

was Du durchmachst, habe ich erst seit einen Monat hinter mir. Mir ist irgendwann bewusst geworden, dass das was ich in meiner Ehe erlebe, viel zu wenig ist, für das was ich geben möchte und was ich geben kann. Obwohl ich immer das Gefühl hatte, meinen Mann weiterhin zu lieben, bin ich auch zu dem Punkt gekommen, ihn nicht mehr sehen zu wollen. Ich bin ein Mensch, der sein Leben sehr offen lebt. Ich habe meine Gefühle und meine Eheprobleme nach draußen, zu meinen Freunden, zu meinem Bekanntenkreis, ja sogar zu meinem Arbeitsplatz getragen. Ich habe mit jeder Menge Menschen darüber geredet. Die Krise hat Mitte September 2004 angefangen. Mitte November war ich kurz davor alles kurz und klein zu schlagen. Ich konnte nicht mehr in einer Beziehung leben, in der nur ich was zu geben hatte und in der ich nichts zurückbekommen hab’, auch dann nicht als ich meinem Mann eindeutig gesagt hab’, dass ich dabei bin, ihn zu verlassen. Dann ist mir nach einer Diskussion mit einem guten Freund klar geworden, dass ich meinen Mann mit meinem Verhalten so sehr in die Enge getrieben hab’, dass er überhaupt nicht mehr reagieren oder auch agieren konnte. Das hat mich zwar erneut geärgert (ich mag keine Menschen, die sich in die Enge treiben lassen, ich verliere den Respekt vor ihnen), da habe ich mich aber aufgerafft und so wie Du eine Paartherapie in Erwägung gezogen. Zunächst bin ich auch allein hingegangen. Das bringt aber nichts, wenn man allein hingeht. Wenn man die Probleme wirklich angehen möchte, muss man zu zweit hingehen.
Mein Mann, so wie Deiner, wollte nicht. Er ist aber mir zuliebe mitgekommen. Ich habe während dieser Zeit sehr gelitten. Ich habe gespürt, dass ich die Macht habe über diese Beziehung und diesen Menschen zu entscheiden. Ein Wort von mir und unser Leben würde Kopf stehen. Meine größte Angst war die falsche Entscheidung zu treffen. Immerhin haben wir eine 2,5jährige Tochter zusammen. Noch größer aber war die Angst mich in eine Beziehung und emotionale Welt einzulassen, die mich unglücklich machen würde. Die Leute, die sich inzwischen um mich gesammelt haben (Menschen, die ich inzwischen zu meinen Freunden zähle), haben mir die Kraft gegeben, ein Single Leben für möglich zu halten. Ich habe mich stark gefühlt, meinen eigenen Weg zu gehen und ich habe angefangen zu mir selbst zu finden, auf meine Bedürfnisse (emotionale, körperliche und sexuelle) zu achten und sie bewusst wahrzunehmen. Ich hatte das Gefühl, dass ich erst jetzt angefangen hab’, zu LEBEN. Dieses Gefühl wollte ich auf keinen Fall wieder verlieren und ich hatte Angst, wenn ich meine Gefühle für meinen Mann wieder aufleben lassen würde, dass ich dann mich selbst wieder verlieren würde. Der Therapeut hat uns geraten, Ehe-Abende einzuführen. Einmal die Woche etwas miteinander zu unternehmen. Nicht unbedingt zu zweit aber was wichtig war, dass die Organisation dieser Abende abwechselnd stattfinden sollte. Die ungeraden Abende wurden von mir organisiert, die geraden von ihm.
Am Anfang ging alles besser. Ich habe in mir das Gefühl entdeckt, dass ich bei ihm bleiben will. Aber dieser Wunsch war nicht wie früher bedingungslos, sondern ich habe was von ihm erwartet und was von ihm verlangt. Es kam nicht immer etwas und das was kam war mir teilweise zu wenig. Während der Feiertage haben mein Ärger und meine Frust angefangen, die Oberhand erneut zu gewinnen. Mittlerweile hatte ich einen richtig großen Bekanntenkreis kreiert, theoretisch hätte ich jeden Abend weg sein können, was ich nur meiner Tochter zu Liebe nicht tat. Wenn ich wegging, war ich wirklich weg. Es gab Nächte, ich kam erst um 5:30 Uhr morgens nach Hause (was für mich sehr untypisch ist). Er hat mich nicht einmal gefragt, wo ich war. Ich hätte ruhig die Nacht mit jemand anders verbringen können. Ich habe aber auch sehr viel diskutiert und versucht, so wie Du, meine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Es ist mir immer klarer geworden, dass ich die neue Michaela nicht aufgeben wollte, auch wenn das bedeuten würde, meine Ehe dafür zu opfern. Ich wollte meine neu entdeckten Lebenslust und Erfahrungshunger auf keinen Fall aufgeben, nicht mal für meinen Mann, den ich knapp 9 Jahre über alles geliebt hab’.
Mitte Januar habe ich ihm erneut vorgeschlagen, dass wir uns scheiden lassen. Er hat diesmal zugestimmt. Zu meiner Überraschung haben wir nach dieser Entscheidung zum aller ersten Mal in unserer 9-jährigen Beziehung miteinander GESPROCHEN. Er hat mir zugehört und er hat mit mir über seine Gefühle gesprochen. Es war eine komplett absurde Situation. Wir saßen umarmt auf dem Sofa und haben geredet, so tief und innig wie noch nie. Dann sind wir zusammen ins Bett gegangen und haben uns die ganze Nacht festgehalten. Wir haben uns versprochen zusammenzuhalten und für uns und für unser Kind zu sorgen. Am nächsten Morgen habe ich ihm wie immer den Kaffee ans Bett gebracht und er war so lieb zu mir, wie seit langem nicht mehr. Das war der Punkt, wo ich mir gedacht hab: „Das ist alles nicht wahr. Das ist genau, das was ich haben will und das kriege ich erst jetzt, nachdem wir uns entschieden haben, uns zu trennen.“ Es folgten noch mehr Diskussionen und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, es noch mal zu probieren. Und siehe da, es hat funktioniert. Allerdings habe ich den ganzen Druck und jede Erwartung aus der Beziehung raus genommen und er hat in diesen letzten 4 Monaten gelernt, sich an ein Paar Regeln zu halten, die für mich sehr wichtig sind (z.B. pünktlich zu sein, die Ehe-Abende aufrecht zu erhalten, die Samstagabende mit uns zu Hause zu verbringen usw.).
Ich kann Dich sehr gut verstehen, wenn Du sagst, dass Du Dich verändert hast. Das hast Du sicherlich und das ist etwas, was Dir gefällt. Es bringt Dich weiter, Du entwickelst Dich und Du hast das Gefühl etwas zu lernen, Lebenserfahrung zu sammeln, sogar für Deine Kinder etwas Gutes zu machen. Gleichzeitig ärgerst Du Dich, dass Dein Partner nicht mitziehen will, seine neue Frau nicht wahrnehmen will, mit ihr nichts anfangen kann, sich selbst nicht verändern will. Es gibt leider nicht sehr viel, was man Dir raten kann. Die Gespräche, die ich mit meinen Freunden geführt hab’, haben mir auch nur insofern geholfen, dass ich meine Gedanken und Gefühle ordnen konnte.
Es gab nur einen einzigen Menschen, der mir wirklich helfen konnte und er hat die ganze Sache ziemlich nüchtern gesehen. Als ich ihm gesagt hab’, dass ich nicht mehr möge, mich für diese Beziehung einzusetzen, dass ich es 9 Jahre lang gemacht habe und es mir jetzt reiche, hat er zu mir gesagt: „Was erwartest Du denn? 9 Jahre lang warst Du eine bestimmte Person, die ganz bestimmte Sachen gemacht hat. In diese Person hat sich Dein Mann verliebt und jetzt kommst Du und sagst Du: Ich will nicht mehr diese Person sein. In wen soll Dein Mann sich verlieben? Wen soll er lieben?“ Ich muss sagen, dass in dieser Aussage viel Wahrheit steckt. Die ist zwar mit vielen „aber“ verhaftet, die Grundaussage aber stimmt. Du und ich haben uns verändert. Unsere Männer nicht. Wenn wir unsere Ehen aufrecht halten wollen, müssen wir einen Weg finden, unsere Männer für unser neues Ich zu begeistern. Es ist schwieriger, als es sich anhört und das kostet viel mehr Energie als man denkt und es ist auch nicht immer möglich. Es zu versuchen ist es immer möglich.
Jede Beziehung landet irgendwann in einer solchen Krise. Die Kunst ist daraus zu finden ohne sich selbst aufzugeben. Geh Deinen Weg, lebe Dein Leben, finde zu Dir selbst. Nur dann kannst Du zufrieden und glücklich werden. Das ist wichtig für jede Beziehung, denn ein unglücklicher Partner ist jemand, der nichts zu geben hat. Wenn Dein Mann Dich dabei nicht begleiten kann, ist es zwar sehr traurig aber es ist nicht das Ende des Lebens. Denk daran: Es geht hier wirklich nicht um Leben und Tod, es geht nur um dass Leben und darum, wie man es leben will.
Ich wünsche Dir vom ganzen Herzen, zu Dir selbst und zu Deinem Glück zu finden. Hab’ keine Angst davor, das Leben zu leben und es zu genießen. Tu es und werde dabei glücklich, mit oder ohne Deinen Mann. Und denk daran: So oder so, es wird immer alles gut.

Schönen Gruß
Michaela
 
R

redneb

Guest
Jetzt bin ich einigermaßen baff, Michaela. Die Diskussionen in "Aus und vorbei" wurden keine sechs Monate vor Deiner oder von mir aus auch Eurer Krise geführt. Und das waren Diskussionen, in denen ich Deinen Standpunkt immer sehr genossen und bewundert habe. Da war ein uneingeschränktes "Ja" zu Deinem Mann, da war das Bekenntnis zur Kommunikation, da war die Mitteilung "und das klappt auch". Ich hatte immer das Gefühl, Du hast aus einer sicheren Warte eher abgeklärt auf die Menschen geschaut, die da alle möglichen Partnerschaftsprobleme wälzten.

Du schreibst ganz richtig, dass Du Dich verändert hast und Dein Mann sich in die Enge getrieben gefühlt haben muss. Ich weiß, dass sich gerade in so dramatisch schnellen Prozessen bei Männern sehr schnell das Gefühl festsetzt, nicht mehr zu genügen - "ich erfülle ihre Ansprüche nicht mehr" war auch bei mir ein Gefühl, das ich sehr lange mit mir herumgetragen habe. Es hat mich anfangs sehr verändert, und zwar nicht zum Positiven. Erst als ich innerlich losgelassen hatte, wurde das besser, ich traute mich, ICH zu sein. Noch besser habe ich den Weg zu mir selbst gefunden, als ich mich dann auch "äußerlich" trennen konnte, also ausgezogen bin. Erst so, ganz autark und für mich stehend, war ich als Partner wieder interessant - auch für meine Frau, aber eben nicht nur für die.

Ich habe große Probleme damit, wenn in Beziehungen Ansprüche an Partner gestellt werden. Ich erlebe, dass viele Frauen sich sofort abgrenzen, wenn ihr Mann Ansprüche stellt. Deshalb wundere ich mich immer über die Leichtigkeit, mit der das andersherum geht. Ich habe mich geändert, also muss er mitziehen und sich in die gleiche Richtung entwickeln. Ich will reden, also muss er das auch wollen. Das sind so Haltungen, die ich in manchem Beitrag hier mehr oder weniger unterschwellig spüre. Das ist so ein Ziehen und Zerren von dem ich weiß, dass es viele Männer sehr abschreckt. Ich glaube deshalb, dass Dein Erfolgsrezept hier dieses war:

Allerdings habe ich den ganzen Druck und jede Erwartung aus der Beziehung raus genommen

Damit hat für ihn endlich das Gefühl ein Ende gehabt, nicht mehr zu genügen, glaube ich. Er muss jetzt nicht mehr denken "ich kann ja machen, was ich will, es ist ja doch falsch". Nach meinem Gefühl ist das etwas, das in solchen Phasen auch gerne von Frauen unterstützt wird, unterschwellig natürlich. Wer sich schon ganz weit vom Partner entfernt hat, der muss sich auch eine Art innere Rechtfertigung "basteln", glaube ich. Kein Mensch (jedenfalls kein liebender) bleibt in einer solchen Lage absolut statisch und unbeweglich. Ich habe das so erlebt, dass nicht signalisiert wurde "oh, Du bewegst Dich. Wie schön". Bei mir ist immer angekommen, das sei doch sowieso alles viel zu wenig und geschehe ja doch nur wegen des von ihr aufgebauten Drucks.

"Du hättest Dein Gesicht mal sehen müssen in dieser Zeit - zum Weglaufen". Das hat mir meine Frau nach vielen Jahren mal esagt. Ja, wie sollte das denn auch anders sein?!

Ich weiß heute, dass ich einen solchen Prozess nicht noch einmal mitmachen werde. Jede(r) kann sich verändern wie er/sie mag - aber bitte, ohne dass die Beziehung immer wieder grunsätzlich in Frage gestellt wird oder sich Anforderungen an den Partner ergeben. Sollte das hier über einen gewissen Zeitraum (und das meint DEUTLICH unter einem Jahr) stattfinden, ich wäre weg. Ich werde nie wieder das Gefühl annehmen (müssen), nicht liebenswert zu sein. Das ist ein sehr stark persönlichkeitsveränderndes Gefühl.

Und ich lese hier ganz oft, dass es von Euch Euren Männern mitgeteilt wird.
 

MichaelaK

Aktives Mitglied
Hallo redneb,

schön Dich wieder hier zu treffen. Ich war auch baff, als es mir bewußt geworden ist, was für eine Wut und Frust ich mit mir die ganze Zeit rumgetragen hab'. Mittlerweile glaube ich, dass ich in meinen Gesprächen so souverän aufgetreten bin, um mich selbst davon zu überzeugen, dass es in meiner Ehe alles gut läuft, was aber bei weitem nicht der Wirklichkeit entsprach. Die Gefühle haben immer gestimmt, von beiden Seiten, auch während der Krise. Reicht das aber aus, um eine erfolgreiche Ehe zu führen? Sogar um ein Kind großzuziehen und zu erziehen? Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass nur Gefühle nicht ausreichen. Sie sind zwar wichtig, aber sie reichen nicht aus. Sie müssen von der richtigen Verhaltensweise begleitet werden und gerade sie hat in meiner Ehe gefehlt. Bevor ich meinen Mann in die Enge getrieben hab', hat er das mit mir gemacht und zwar unbewußt und für einen viel längeren Zeitraum, als ich es mit ihm gemacht hab'. Seine Aktion war nicht beabsichtigt. Er hat nur nach dem Leben gesehnt und in seiner Suche danach, mich einfach in die Ecke gestellt und vergessen. Meine Versuche ihn anzunähern hat er ignoriert. Und eines Tages musste ich mir anhören, dass ich langweilig geworden bin, dass er zwar weiss, dass ich versuche die Familie zusammenzuhalten, das hat aber halt keiner von mir verlangt. Weisst Du, wie sich das angefühlt hat? Als ob jemand mir die Tür meiner Wohnung aufgemacht hat und mich mit einem Tritt am Arsch rausgeschmissen hat. Trotzdem bin ich für zwei weitere Monate mit meiner ganzen aufrichtigen Liebe emotional bei ihm geblieben. Bis mir während dieser Zeit langsam aber sicher klar geworden ist, dass ich selbst zugrunde gehe.
Du hast recht: das Gefühl zu haben, nicht liebenswert zu sein, ist ein sehr persönlichkeitsverändertes Gefühl. Das hat bei mir Wunder gewirkt und ich habe mich verändert. Ich habe zu mir selbst gefunden. Die Tatsache, dass dies eine Krise ausgelöst hat, hat nichts mit den echten Problemen in meiner Beziehung zu tun. Meine Veränderung war nur der Auslöser dieser Krise und gewissermassen auch die Lösung unserer Probleme.
Du schreibst irgendwo, dass Du einen solchen Prozess nicht wieder mitmachen wirst. Ich sage immer noch und das meine ich, dass ich nie wieder in einer Beziehung so leben werde, wie vor der Krise, auch wenn das heißt, dass ich eine solche Krise wieder mitmachen muss.
Nicht nur ich, sondern auch meine Beziehung sind stärker daraus gekommen. Sicherlich verbirgt sich in jeder Krise, die Gefahr, dass die Beziehung daran zerbrechen wird. Aber wenn sie das tut, hatte sie sowieso keine Chance gehabt.
Noch etwas: Das wir zueinander gefunden haben, lag es nicht nur daran, dass ich den Druck weggenommen hab'. Es lag auch daran, dass mein Mann irgendwann sich mir, meiner Wut und Frust, meiner Wünsche und Bedürfnisse gestellt hat und sich nicht mehr davor gedrückt hat, mir zu begegnen. Er hat sich zu mir bewegt und das tut er immer noch. Jeden Tag erneut. Das war seine Entscheidung, dies zu tun. Er hat sie selbst getroffen. Meinerseits kann ich dadurch, dass ich zu mir gefunden habe, dabei gelassen bleiben und mich für jeden seiner Schritte in meine Richtung freuen. Ich werde aber ganz sicher nicht komplett aufhören auf sie zu warten. Nur den Druck habe ich rausgenommen, nicht meinen Willen ihn als aktiven Partner, Ehemann, Freund und Liebhaber zu erleben.

Eine gute Nacht
Michaela
 
R

redneb

Guest
Nur den Druck habe ich rausgenommen, nicht meinen Willen ihn als aktiven Partner, Ehemann, Freund und Liebhaber zu erleben.

Wieder ein wunderschöner Beweis für die Wahrheit, die unsere Paartherapeutin ganz gelassen aussprach und der mich fast vom Stuhl geworfen hat:

"Liebe ist Willenssache"

Ich habe lange gebraucht, das als Tatsache annehmen zu können.
 
R

redneb

Guest
Hallo Sadhana,

vieles von dem, was ich schrieb und auf das Du reagiert hast, mag (auto)biografische Gründe haben. Ich bin im Dunstkreis der Frauenbewegung großgezogen worden und habe so gelernt, dass Männer gefälligst keine Ansprüche zu haben haben, jedenfalls nicht an Frauen.

Mich prägt das, das prägt auch zwei andere Beziehungen, in die ich im Moment einen sehr tiefen Einblick habe.

Ich war sehr leicht zu halten in den letzten Jahren, glaube ich. So gut wie keine Bedürfnisse, gelegentlich mal ein bisschen Bedürftigkeit. Da gab es dann ein Zuckerstückchen und fertig. Flöten geht dabei die Polarität, die (positive) Spannung. Letztlich fehlte meines Frau das männliche Gegenüber.

Vielleicht wäre es gut, wenn mammasanny mal unter diesem Blickwinkel auf ihren Partner schauen würde. Obwohl, es hilft ihr nicht wirklich weiter - wenn er nicht wirklich Mann ist, dann ist das sei Problem, das er für sich irgendwie zu lösen hat.

Liebe Grüße,
redneb
 
R

redneb

Guest
Ach Du liebes bisschen. Jetzt soll ich in zwei Sätzen erklären, was Mann sein ist?

Das kann ich nicht. Letztlich weiß ich auch erst ganz wenig davon.

Ich zitiere mal aus der Rezension eines für mich wichtigen Buches:

Allein die zahlreichen Leserbriefe beweisen, welches Wespennest Steve Biddulph mit seinem Buch Männer auf der Suche angestochen hat.
Die Ausgangslage ist simpel. Die meisten Männer leben nicht, so seine Erkenntnis. Entweder man hat emotional gehemmte, wandelnde Panzer oder kleine Jungs in Businessanzügen vor sich. Biddulph sieht die Ursache hierfür in der Tatsache, daß männlichen Kindern relativ früh Spieltrieb und Abenteuerlust aberzogen werden, um sie auf die "Ernsthaftigkeit" des späteren (Berufs-)Lebens vorzubereiten. Das Ergebnis: Absperrung kindlicher Gefühle, Neurosenblüte und Aufbau einer männlich-hohlen Scheinwelt. Nach außen toughe Geschäftsleute, innen weinerliche, beziehungsunfähige Männlein. Oft genügt dann irgendein Schlüsselerlebnis, ein Unfall, eine Kündigung etwa, und die wackelige Fassade stürzt in sich zusammen. Nicht umsonst steht der Suizid an dritter Stelle der Todesursachen bei Männern!

Mann sein heißt aber ganz bestimmt nicht, anderen etwas beweisen zu müssen (schon gar nicht seinem Vater)
Mann sein heißt auch nicht, immer mehr und mehr und mehr Last auf seine Schultern zu laden und nicht zu seiner Partnerin zu sagen "hilf mir bitte, ich kann nicht mehr" (das war lange Zeit mein Problem)
Mann sein heißt nicht, sich hinter seinem Beruf zu verstecken.
 
R

redneb

Guest
Hallo Mammasanny,

Biddulph macht Frauen keinen Vorwurf. Er stellt - was die Erziehung von Jungen angeht - hohe Ansprüche an die Väter. Das es eines männlichen Gegenübers bedarf, um eine männliche Identität enwickeln zu können, ist inzwischen wohl unumstritten.

Ich hatte das nicht. Mein Vater ist vor meiner Mutter sozusagen in Deckung gegangen.

War mal so eine Schneallantwort - ich bin heute abend "Essenseinlader" für die Liebste ud muss jetzt einkufen.
 

sanny1

immer vorwärts, schritt um schritt...
Wünsche Dir einen wunderschönen Abend mit der Liebsten!
Ich muß mich für jetzt auch verabschieden, es kommt gleich Besuch für meinen Großen.


lg
mamasanny
 

Wolkenschieber

Dive now, work later!
Diesen Beitrag find ich voll den Hammer...

Das alles hat mich sehr betroffen gemacht, weil ich mich erinnert habe.
Ist aber nicht schlimm.
Bevor ich aber etwas mehr dazu sage: Männer wissen es nicht besser und sie wissen auch nicht ob, oder wie es besser wird.
 
S

sanne

Guest
Ja, aber gerade deshalb sollten sie doch einer gemeinsamen Beratung eine Chance geben! (und das war hier ja leider nicht der Fall..)
Ich denke, durch durch gemeinsames Reden kann man zu einem Ziel (egal welchem) kommen!
 
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