L
Louisa
Guest
Bin 38 und 17+3, 1. Kind nach Fehlgeburt von Zwillingen im Mai 02.
Am Anfang der Schwangerschaft Blutungen, Hämatom, aber jeweils Entwarnung. Dann Triple-Test (Serum-Screening, zu deutsch: Blut-Untersuchung), mit dem Ergebnis einer stark erhöhten Möglichkeit einer Behinderung des Kindes.
Notgedrungen eine Chorionzottenbiopsie zur weiteren Abklärung: Behinderungsrisiko hinfällig, alles in Ordnung.
Ich erspare mir wie Euch die Angst, die dazwischenlag.
Gestern ein intensiver Ultraschall (Pränataldiagnostik Uniklinik Bonn). Wieder alles in Ordnung. Auffällig allerdings ein hyperreflektorischer Darm beim Kind. Empfehlung: Eine CMV-Serologie, um eine mögliche Cytomegalie-Infektion abzuklären.
Die einzige Erklärung, die ich bekommen habe: Daß es unter Umständen eine Infektion in der Frühschwangerschaft gegeben habe. Ergebnis in einer Woche.
Das Internet schweigt sich weitgehend aus. Mir ist nur klar, daß es wieder um eine potentielle Fehlbildung meines Kindes geht. Auch weiß ich, daß im Falle einer Infektion keine Medikamente anwendbar sind, da sie ihrerseits zu Fehlbildungen führen. Manche Ärzte empfehlen direkt die Abtreibung.
Meine Bitte nun: Hat jemand von Euch schon mal was über hyperreflektorischen Darm, Cytomegalie in der Schwangerschaft (ansonsten oft harmlos, meist ohne Symptome und Auswirkungen) gehört?
Ich halte diese ganzen Untersuchungen im Zuge der Vorsorge zwischenzeitlich für eine zwiespältige Sache. Sie sollen Risiken und Ängste mindern, schüren sie aber auch.
Erstaunlich auch, daß die Ärzte das alles routiniert abwickeln, ohne die Mütter, die unter der Hand zu Patientinnen mutieren, hinreichend aufzuklären über das, was da läuft.
Vorsorge hat nichts, aber auch gar nichts mit Fürsorge zu tun. Schnell fühlt man sich krank, obwohl man nur schwanger ist.
Der Arzt, der die letzten Untersuchungen durchgeführt hat, ist im Haus, hat aber offensichtlich keine Zeit. Eine junge, nervöse Ärztin beklagt sich, daß sie die Messungen nicht durchführen kann, weil mein Kind so dreist ist, sich zu bewegen. Die hinzugezogene Oberärztin erzählt mir bei jeder Messung, es sei alles in Ordnung. Ruft aber den Leiter der Station. Der Professor ordnet dann nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm (hyperreflektorischer Darm) die neuerliche Blutuntersuchung an, die drei streiten sich über die Farbe des Röhrchens, das jetzt abgezapft werden soll, ich werde nach eineinhalbstündiger Untersuchung sozusagen hinauskatapultiert aus dem Behandlungszimmer mit der Aussage, daß das Ergebnis in ca. einer Woche bei meiner Frauenärztin sei.
Der Mensch scheint das Lästigste bei diesem Beruf. Über kurz oder lang scheint jedes Einfühlungsvermögen verloren zu gehen. Im vorläufigen Bericht an meine Ärztin, den man mir im Türrahmen in die Hand drückt, steht in der 1. Zeile: "bislang unauffällige Schwangerschaft", und das, obwohl in diesem Hause vier starke Blutungen, eine zu dicke Nackenfalte, im Zuge des Triple-Tests eine Behinderungswahrscheinlichkeit von 1:13, eine Chorionzottenbiopsie untersucht / festgestellt / betreut wurden.
Meine Erfahrungen letztes Jahr sind nicht viel anders: Ich (zugezogen in Bonn) gehe zum Frauenarzt, sage, ich bin schwanger, er sagt, daß sei gar nicht möglich, ich habe eine doppelte Gebärmutter, die die Einnistung oder gar das Austragen eines Kindes unmöglich mache. In wenigen Tagen bekäme ich meine Tage. Ich darf ihm einen schönen Urlaub wünschen. Er empfiehlt, daß ich mir aufgrund der horrenden Rückenschmerzen doch mal die Lendenwirbelsäule röntgen lasse. Ich frage, warum meine doppelte Gebärmutter nicht bei einem früheren Besuch beim Frauenarzt festgestellt worden sei. "Alles Trottel", sagt der Arzt über seine Kollegen.
In einer Klinik in Sieglar wird dann die Schwangerschaft festgestellt. Wegen des Röntgens sind allerdings Komplikationen aufgetreten. Ein anderer Arzt derselben Klinik stellt Wochen später fest, das Kind sei tot. Ich bekomme einen Ausschabungstermin. Dabei wird mir mitgeteilt, das Kind lebe - und: es seien Zwillinge. Die Kinder lebten. Vier weitere Wochen des Hoffens und Bangens. Der Herzschlag vermindert, wahrscheinlich eine Folge des Röntgens, aber die Chance sei da.
In der zwölften Woche schließlich die Diagnose: Abort.
Kleines Nachspiel: Sechs Wochen nach dem Verlust der Zwillinge eine Gebärmutter- und Bauchspiegelung, um diesem Verdacht der doppelten Gebärmutter nachzugehen. Ambulante Operationen, aber eine wahrhaftige Tortur: acht Tage der Leib aufgepumpt mit Gas bis unter die Rippen. Ergebnis: Sie können eine Fußballmannschaft an Kindern bekommen.
Der ursprüngliche Frauenarzt darf nach meinem Willen die Fäden ziehen nach vierzehn Tagen. Er hat Schweißperlen auf der Stirn. Immerhin haben wir eine Menge Endometriosen entfernen können bei den Eingriffen, sagt er. Endometriosen, die bei solchen Eingriffen entstehen, sage ich.
Ohne Ärztehatz wegen dieses eines Exemplars, das recht sparsam im Geiste ist und bald pensioniert wird, und ich neige auch nicht zur Panik: Ich habe das Gefühl, daß die moderne Medizin oft danebenliegt oder übers Ziel hinausschießt.
Mag blöde klingen: Ich vertraue meinem Kind. Ich habe das Gefühl, daß trotz neuerlicher Schlagworte wie hyperreflektorischer Darm, CMV-Serologie alles gut geht. Dennoch bin ich natürlich gespannt, ob das schon jemandem in diesem Forum untergekommen ist und wie es dann weiterging.
Wenn jemand etwas sagen mag, gerne direkt an
roederso@aol.com
Wie auch immer: Alle guten Wünsche an die, die schwanger gehen. Bei Komplikationen nicht gleich resignieren, sagt eine, die im Moment mal wieder schlecht schläft, weil sie nicht weiß, obs gut ausgeht.
Kein Kind um jeden Preis! Auch wenn ich mit 38 und nach der Fehlgeburt im letzten Jahr immer noch hoffe, ein gesundes Plag zur Welt zu bringen, halte ich das zwingen-wollen für übel. Man soll nicht vögeln nach Stundenplan, Mondphasen oder mit Wärmflasche unterm Arsch. Sondern mit Lust.
Haltet mir die Daumen wie ich Euch.
Am Anfang der Schwangerschaft Blutungen, Hämatom, aber jeweils Entwarnung. Dann Triple-Test (Serum-Screening, zu deutsch: Blut-Untersuchung), mit dem Ergebnis einer stark erhöhten Möglichkeit einer Behinderung des Kindes.
Notgedrungen eine Chorionzottenbiopsie zur weiteren Abklärung: Behinderungsrisiko hinfällig, alles in Ordnung.
Ich erspare mir wie Euch die Angst, die dazwischenlag.
Gestern ein intensiver Ultraschall (Pränataldiagnostik Uniklinik Bonn). Wieder alles in Ordnung. Auffällig allerdings ein hyperreflektorischer Darm beim Kind. Empfehlung: Eine CMV-Serologie, um eine mögliche Cytomegalie-Infektion abzuklären.
Die einzige Erklärung, die ich bekommen habe: Daß es unter Umständen eine Infektion in der Frühschwangerschaft gegeben habe. Ergebnis in einer Woche.
Das Internet schweigt sich weitgehend aus. Mir ist nur klar, daß es wieder um eine potentielle Fehlbildung meines Kindes geht. Auch weiß ich, daß im Falle einer Infektion keine Medikamente anwendbar sind, da sie ihrerseits zu Fehlbildungen führen. Manche Ärzte empfehlen direkt die Abtreibung.
Meine Bitte nun: Hat jemand von Euch schon mal was über hyperreflektorischen Darm, Cytomegalie in der Schwangerschaft (ansonsten oft harmlos, meist ohne Symptome und Auswirkungen) gehört?
Ich halte diese ganzen Untersuchungen im Zuge der Vorsorge zwischenzeitlich für eine zwiespältige Sache. Sie sollen Risiken und Ängste mindern, schüren sie aber auch.
Erstaunlich auch, daß die Ärzte das alles routiniert abwickeln, ohne die Mütter, die unter der Hand zu Patientinnen mutieren, hinreichend aufzuklären über das, was da läuft.
Vorsorge hat nichts, aber auch gar nichts mit Fürsorge zu tun. Schnell fühlt man sich krank, obwohl man nur schwanger ist.
Der Arzt, der die letzten Untersuchungen durchgeführt hat, ist im Haus, hat aber offensichtlich keine Zeit. Eine junge, nervöse Ärztin beklagt sich, daß sie die Messungen nicht durchführen kann, weil mein Kind so dreist ist, sich zu bewegen. Die hinzugezogene Oberärztin erzählt mir bei jeder Messung, es sei alles in Ordnung. Ruft aber den Leiter der Station. Der Professor ordnet dann nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm (hyperreflektorischer Darm) die neuerliche Blutuntersuchung an, die drei streiten sich über die Farbe des Röhrchens, das jetzt abgezapft werden soll, ich werde nach eineinhalbstündiger Untersuchung sozusagen hinauskatapultiert aus dem Behandlungszimmer mit der Aussage, daß das Ergebnis in ca. einer Woche bei meiner Frauenärztin sei.
Der Mensch scheint das Lästigste bei diesem Beruf. Über kurz oder lang scheint jedes Einfühlungsvermögen verloren zu gehen. Im vorläufigen Bericht an meine Ärztin, den man mir im Türrahmen in die Hand drückt, steht in der 1. Zeile: "bislang unauffällige Schwangerschaft", und das, obwohl in diesem Hause vier starke Blutungen, eine zu dicke Nackenfalte, im Zuge des Triple-Tests eine Behinderungswahrscheinlichkeit von 1:13, eine Chorionzottenbiopsie untersucht / festgestellt / betreut wurden.
Meine Erfahrungen letztes Jahr sind nicht viel anders: Ich (zugezogen in Bonn) gehe zum Frauenarzt, sage, ich bin schwanger, er sagt, daß sei gar nicht möglich, ich habe eine doppelte Gebärmutter, die die Einnistung oder gar das Austragen eines Kindes unmöglich mache. In wenigen Tagen bekäme ich meine Tage. Ich darf ihm einen schönen Urlaub wünschen. Er empfiehlt, daß ich mir aufgrund der horrenden Rückenschmerzen doch mal die Lendenwirbelsäule röntgen lasse. Ich frage, warum meine doppelte Gebärmutter nicht bei einem früheren Besuch beim Frauenarzt festgestellt worden sei. "Alles Trottel", sagt der Arzt über seine Kollegen.
In einer Klinik in Sieglar wird dann die Schwangerschaft festgestellt. Wegen des Röntgens sind allerdings Komplikationen aufgetreten. Ein anderer Arzt derselben Klinik stellt Wochen später fest, das Kind sei tot. Ich bekomme einen Ausschabungstermin. Dabei wird mir mitgeteilt, das Kind lebe - und: es seien Zwillinge. Die Kinder lebten. Vier weitere Wochen des Hoffens und Bangens. Der Herzschlag vermindert, wahrscheinlich eine Folge des Röntgens, aber die Chance sei da.
In der zwölften Woche schließlich die Diagnose: Abort.
Kleines Nachspiel: Sechs Wochen nach dem Verlust der Zwillinge eine Gebärmutter- und Bauchspiegelung, um diesem Verdacht der doppelten Gebärmutter nachzugehen. Ambulante Operationen, aber eine wahrhaftige Tortur: acht Tage der Leib aufgepumpt mit Gas bis unter die Rippen. Ergebnis: Sie können eine Fußballmannschaft an Kindern bekommen.
Der ursprüngliche Frauenarzt darf nach meinem Willen die Fäden ziehen nach vierzehn Tagen. Er hat Schweißperlen auf der Stirn. Immerhin haben wir eine Menge Endometriosen entfernen können bei den Eingriffen, sagt er. Endometriosen, die bei solchen Eingriffen entstehen, sage ich.
Ohne Ärztehatz wegen dieses eines Exemplars, das recht sparsam im Geiste ist und bald pensioniert wird, und ich neige auch nicht zur Panik: Ich habe das Gefühl, daß die moderne Medizin oft danebenliegt oder übers Ziel hinausschießt.
Mag blöde klingen: Ich vertraue meinem Kind. Ich habe das Gefühl, daß trotz neuerlicher Schlagworte wie hyperreflektorischer Darm, CMV-Serologie alles gut geht. Dennoch bin ich natürlich gespannt, ob das schon jemandem in diesem Forum untergekommen ist und wie es dann weiterging.
Wenn jemand etwas sagen mag, gerne direkt an
roederso@aol.com
Wie auch immer: Alle guten Wünsche an die, die schwanger gehen. Bei Komplikationen nicht gleich resignieren, sagt eine, die im Moment mal wieder schlecht schläft, weil sie nicht weiß, obs gut ausgeht.
Kein Kind um jeden Preis! Auch wenn ich mit 38 und nach der Fehlgeburt im letzten Jahr immer noch hoffe, ein gesundes Plag zur Welt zu bringen, halte ich das zwingen-wollen für übel. Man soll nicht vögeln nach Stundenplan, Mondphasen oder mit Wärmflasche unterm Arsch. Sondern mit Lust.
Haltet mir die Daumen wie ich Euch.