Info -  Diabetes in der Schwangerschaft

Birgit

EF-Team
Teammitglied
Ärzte Zeitung, 16.07.2004

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Der Schutz vor Diabetes muß bereits in der Schwangerschaft beginnen

Veranlagung zu Stoffwechselstörungen kann auch erworben, nicht nur ererbt werden

HEIDELBERG (nsi). Bereits in der Schwangerschaft wird die Saat für spätere metabolische Erkrankungen des Kindes gelegt. Der Tatsache, daß die Veranlagung nicht nur ererbt, sondern auch erworben werden könne, müsse daher mehr Beachtung geschenkt werden, fordert Professor Andreas Plagemann von der Charité Berlin.

Der Endokrinologe wies bei einem Kongreß über die Zukunft der Medizin in Heidelberg darauf hin, daß Kinder von Frauen mit gestörter Glukose-Toleranz und Hyperinsulinämie in der Schwangerschaft unabhängig von der genetischen Veranlagung ein 3,6fach erhöhtes Risiko haben, später ein metabolisches Syndrom zu entwickeln.

Ein weiterer Risikofaktor für Zuckerstoffwechselstörungen sei eine zu starke Gewichtszunahme des Säuglings in den ersten vier Lebensmonaten. Bekannt sei auch, daß Töchter von Frauen mit Hyperinsulinämie bei eigenen Schwangerschaften häufiger Gestationsdiabetes bekämen als Töchter von Müttern ohne Zuckerstoffwechselstörungen, sagte Plagemann bei dem von der Hubert-Burda-Stiftung zusammen mit dem Land Baden-Württemberg organisierten Kongreß. "Die Veranlagung für ein metabolisches Syndrom oder eine Zuckerstoffwechselstörung kann also auch erworben werden und wird nicht nur vererbt", so Plagemann.

Die Ursache für die erworbene Veranlagung von Glukose-Stoffwechselstörungen ist inzwischen geklärt: Gelangt während der Embryonalentwicklung durch die Hyperinsulinämie der Mutter zuviel Insulin ins Gehirn des Fetus, so wird dieser über Regelkreise zwischen zentralem und peripherem Nervensystem und dem Pankreas auf eine erhöhte Appetenz und gestörte Glukose-Toleranz programmiert. Kinder solcher Mütter essen später häufig zuviel und entwickeln oft ein metabolisches Syndrom.

Plagemann und sein Team haben diesen Zusammenhang in Experimenten an Ratten nachvollzogen: Injizierten sie wenige Tage alten Tieren Insulin ins Zwischenhirn, so fraßen die Ratten mehr als ihre unbehandelten Artgenossen, hatten erhöhte Lipid- und Insulinspiegel im Blut und entwickelten eine Hypertonie.

Für Plagemann folgt daraus, daß die Prävention von metabolischen Erkrankungen bereits in der Schwangerschaft beginnen muß. So könne es zum Schutz des Kindes sinnvoll sein, die Mutter bereits bei leichten Stoffwechselentgleisungen zu behandeln. Außerdem sollte auf eine normale Gewichtsentwicklung bei Schwangeren geachtet werden, und Mütter sollten möglichst stillen, weil gestillte Säuglinge in den ersten Lebensmonaten selten zuviel zunähmen.


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kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo Birgit,

danke für diesen interessanten Bericht.

Da ich ja in vielerlei Hinsicht Betroffene (mit SS-Diabetes und auch Tochter einer Diabetikerin) bin, ist es für mich sehr interessant gewesen, das zu lesen.

Zwar bin ich ja im Grunde schon fast am Ende meiner SS angelangt, aber es tut gut zu wissen, dass ich bisher wohl alles richtig gemacht habe.

Mit einer Gewichtszunahme von 14 kg (davon 6-8 kg allein für die Ödeme *grummel) und einem ca. 4.000 g-Baby im Bauch kann ich wohl ganz zufrieden sein. Ebenso damit, dass der Diabetes recht früh bei mir erkannt und auch mit Insulin behandelt wurde.

Einmal mehr werde ich jetzt darauf achten, dass ich das mit dem Stillen auch noch hinkriege. Jedenfalls werde ich - auch wenn ich dabei Schwierigkeiten haben werde - nicht direkt die Flinte ins Korn werfen, sondern versuchen, die Kurve noch zu kriegen, selbst wenn es mit Problemen oder Unannehmlichkeiten verbunden sein sollte..

Merci und liebe Grüße :bye:
 

Birgit

EF-Team
Teammitglied
Hallo kikra,

ich fand den Artikel auch super spannend, da ich gerade vor wenigen Tagen ein Vortrag besucht habe über die metabolischen Erkrankungen und dazu auch ganz neue Dinge bzgl. des BZ bei Mutter und Kind gehört habe.
 

Julilly

im Urlaub
Als Ergänzung kann ich noch beisteuern, daß es natürlich wichtig ist, zu ekennen, ob eine werdende Mutter einen Gesationsdiabetes hat oder nicht. Dazu werden standardmäßig bei den Vorsorgeuntersuchungen Urintests gemacht (und von der Kasse bezahlt) Diese sind jedoch nicht zuverlässig, d.h. es werden viele Frauen mit bestehendem Gesationsdiabetes einfach nicht gefunden und daher nicht behandelt. Es ist also dringend ratsam, einen Glukosetoleranztest durchführen zu lassen, den man jedoch selbst bezahlen muß.
 
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