Kamial, ich weiss, du hast ein Herz für die Bahn - und persönliche Connections. Beides habe ich nicht. Trotzdem will ich nochmal kurz antworten:
Die Sparangebote der Bahn sind manchmal wirklich toll - gebe ich offen zu. Ich hatte zum Beispiel mehrere Lidl-Tickets, und für meine anfänglichen Pendelfahrten von Süd- nach Norddeutschland und zurück haben die sich auch gelohnt. Aber ich habe mehrere Monate lang nicht ein einziges mal die Chance gehabt, auf einer meiner Fahrten ein Dauer-Spezial-Ticket zu ergattern - und ich hätte meine Fahrttermine in einem gewissen Rahmen danach sogar ausgerichtet, denn der reguläre Fahrpreis lag um ein Vielfaches höher. Und für mich als Hundehalter hätte sich auch eine Bahncard nicht rentiert, weil ich entweder zwei gebraucht hätte (vorausgesetzt, man hätte mir für den Hund überhaupt eine verkauft) oder ich hätte trotzdem den regulären, vollen Preis gezahlt (halb für mich, halb für den Hund).
Nicht Schnäppchen-Preise definieren, ob ein Verkehrsmittel günstig ist, sondern der Preis, den man realistischerweise im Normalfall zu zahlen hat.
Nur mal am Rande, es hat niemand ein Recht auf Beförderung durch die Bahn.
Wie kommst du darauf?
Selbstverständlich hat man ein Recht auf Beförderung durch die Bahn (§ 10 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes), das solltest du kennen.
Und dass im Ausland manches besser und manches schlechter ist als hier steht doch überhaupt nicht zur Debatte. Und während des Eisenbahnerstreiks wäre es für mich absolut kein Trost gewesen, dass die Italiener und Franzosen noch schlechter bedient werden - wobei der Vergleich schon deswegen hinkt, weil ich die Bahn als Unternehmen jetzt noch nicht mal für die Ausfälle während der Eisenbahnerstreiks verantwortlich mache (könnte man im übrigen durchaus, tue ich aber nicht).
Nur wir Deutsche machen aus allem einen Hype...
Den Satz lass ich einfach mal unkommentiert so stehen.
Ich will dich keinesfalls dazu verleiten, vertrauliche Interna auszuplaudern - aber an dem, was ich oben schrieb, ist dennoch nicht zu rütteln: kein Lokführer kann sagen, ich kauf mir jetzt einen ICE statt ner Diesellok, so wie ein Privatfahrer sagt ich fahr künftig Porsche statt Astra. Und kein Lokführer kann sagen: heut lass ich's mal krachen und seh, ob ich die Strecke nicht in 2/3 der Zeit schaffe - oder umgekehrt: heut hab ich keine Lust auf Stress, ich fahr heut mal nur mit halber Geschwindigkeit, komm ich halt später an. Daran ändern interne Anweisungen zur energiesparenden Fahrweise nicht das geringste.
Richtig: die Regierung führt kein Tempolimit ein. Warum führt sie es nicht ein? Gute Frage - ich glaube, aus dem Grund, den ich oben schon anführte: die Autolobby ist eine der stärksten, die wir in Deutschland überhaupt haben, die Automobil- und Zulieferindustrie einer der grössten Arbeitgeber und Steuerzahler. Ist das fehlende Tempolimit in irgendeiner Weise ein Argument dafür, Rangierloks ohne Russfilter anzuschaffen??
Nein, ich sammle keine Fakten gegen die Bahn, und diese Meldung habe ich eher zufällig neulich erst aufgeschnappt. Aber sie blieb mir im Gedächtnis, weil ich seit seiner Heidelberger Zeit ein "Freund" von Mehdorn bin - und das PASST einfach.
Richtig, die Bahn hat einen neuen Chef. Und vielleicht macht er manches besser. Das wäre an sich noch keine Kunst - aber die Bahn wirklich wieder zu einem rentablen (nicht nur für den Chef rentablen) Unternehmen zu machen, DAS wäre eine Kunst. Ich würde es mir wünschen!
Littlefoot: es geht billiger als mit der Bahn. Ich fahre sogar deutlich billiger. Es mag von der Entfernung und den gewährten Rabatten abhängen - aber natürlich auch davon, was man für Ansprüche hat, und was man transportieren muss oder will.
Wenn ich mit 40 Ct./km für einen Pkw rechne und das mit dem Bahnpreis vergleiche, dann habe ich dafür aber auch - ohne einen einzigen Cent zusätzlich aufbringen zu müssen! - alle vier Jahre einen brandneuen Mittelklassewagen, für den ich weder ans Finanzamt noch an die Haftpflicht noch an die Tankstelle noch an die Werkstatt noch irgendetwas zu bezahlen habe. Und der Wert von 40 Ct/km sinkt ganz drastisch, auf deutlich unter 20 Ct./km, wenn ich ein altes Auto fahre, das kaum Wertverlust erleidet, meine Reparaturen z.B. selbst oder in einer No-Name-Werkstatt durchführe usw.
Und noch günstiger fällt der Vergleich für das Auto aus, wenn ich nicht über die Berufspendelei rede, sondern über die Entscheidung, z.B. einen Trip von Nord- nach Süddeutschland mit der Bahn oder mit meinem (aus anderen Gründen ohnehin schon vorhandenen!) Pkw anzutreten. Und da bleibt es dabei: der Pkw ist ganz erheblich günstiger!
Dass die Umweltbelastung beim Pkw höher ist, ist nicht das Verdienst der Unternehmensführung der Bahn, sondern ein systembedingter Vorteil des Massenbeförderungssystems gegenüber dem Individualverkehr.