E - wie einfach....zum verrückt werden

Venka

Aktives Mitglied
2007 arbeitete ich bei einem bekannten Stromversorger, nennen wir ihn E-**

Im Januar 2008 zogen wir in unser jetziges Haus.
Dort war ein Doppeltarifzähler installiert. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Das Teil unterscheidet zwischen Tag- und Nachtstromverbrauch. Am Tag kostet der Strom mehr als im Normal- oder auch Eintarif, nachts kostet er weniger.
Diese Art der Abrechnung lohnt sich nur, wenn man den Nachtstrom konsequent nutzt. Also nur abends die Wasch- und Spülmaschine anstellt usw. Am besten ist man tagsüber gar nicht zu Hause. Und weil er sich für die überwältigende Mehrheit der Verbraucher nicht lohnt, wird er auch nicht mehr angepriesen, sondern ist nur noch auf ausdrückliche Nachfrage zu bekommen.

Dennoch - ich spare ja gern...und habe auch in der Theorie die Möglichkeiten gehabt, den Stromverbrauch auf den späten Abend zu verlegen. Also wollte ich es ausprobieren.

In der Praxis sah es dann so aus, dass meine Geräte sich nach dem Durchgang nicht abschalten, sodass sie praktisch die ganze Nacht Strom verbrauchen. Nicht viel, aber genug, um die Ersparnis zunichte zu machen. Mal davon abgesehen, dass ich recht früh ins Bett gehe und es weder schön finde, dann noch die Waschmaschine schleudern und die Spülmaschine rumpeln zu hören, noch ist es besonders toll, wenn die feuchte Wäsche noch 6-8 Stunden in der Maschine herum liegt, ehe ich wieder aufstehe.
Außerdem wurde ich ja schwanger, und ich wusste ganz genau, dass ich alsbald nicht mehr so leicht in der Lage sein würde, mein Leben dem Stromtarif anzupassen. Der Stromtarif musste sich also mir anpassen.

Also entschloss ich mich, im November bei E-** anzurufen und denen mitzuteilen, dass ich gern den Tarif wechseln würde.

Da ich ja dort gearbeitet hatte, wusste ich folgendes:

Wenn man von Eintarif auf Doppeltarif umstellen möchte, ist dazu ein Zähleraustausch nötig. Denn der Eintarifzähler kann ja nicht die gewünschte Leistung erbringen, zwischen den Uhrzeiten zu unterscheiden. Die Anfahrt, der Aus- und Einbau und natürich der Spezialzähler sind mit nicht geringen zusätzlichen Kosten verbunden, die sich mitunter erst nach über einem Jahr rechnen. Wir wissen, der Tarif an sich lohnt sich für die wenigsten, und aufgrund dieser Zusatzkosten noch weniger.

Aber umgekehrt, wenn man von Doppel- auf Eintarif umstellen möchte, so wie ich, dann lässt sich das ohne Probleme bewerkstelligen. Man muss nur anders abrechnen. Liest man also ab, dass im Hochtarif 1000 und im Niedertarif 1500 kw/h verbraucht wurden, dann addiert man auf 2500, die man für den Eintarif-Centpreis abrechnet und fertig.
Klingt eigentlich ganz einfach, oder?

Ja, aber nicht für die Damen im Callcenter. Also die, deren Job es ist, das zu wissen.

Ich rief also im November dort an und erklärte mein Anliegen und bat darum, mir die Unterlagen dafür zuzusenden.
Man sagte mir, das könne man telefonisch regeln, man benötige nur einen aktuellen Zählerstand. Also begab ich mich in den Keller. Doch da war kein Stromzähler. Auch auf dem Speicher nicht und sonst nirgendwo. Ich sagte der geduldig wartenden Dame, dass ich wieder anrufe, wenn ich ihn gefunden habe.
Es stellte sich heraus, dass der Zähler im Haus der Vermieter steht - also nebenan. Bei alten Häusern ist das halt manchmal so. Hab ich bei E-** damals auch so gelernt.


Ich bat also meinen Vermieter, unseren Zählerstand abzulesen. Am nächsten Tag fand ich einen Zettel im Briefkasten mit den aktuellen Verbrauchsdaten. Ich rief bei E-** an. Natürlich war eine andere Dame am Apparat. Und die sagte mir, das ginge nicht ohne weiteres. Ich müsste das schriftlich beantragen. Sie sendet mir die Unterlagen zu.

Ich wartete fast 14 Tage.

Dann rief ich erneut an. Hatte eine dritte Dame am Apparat. Wieder schilderte ich mein Anliegen und sagte, dass ich auf die Unterlagen warte. Die Dame sagte mir, sie könne gar nicht verstehen, wieso ich die nicht erhalten hätte. Laut meiner Kundendatei seien die rausgegangen. Aber sie schicke sie mir gern erneut zu.

Ich wartete wieder etwa 14 Tage.

Schließlich hatte ich einen Brief von E-** in der Post. Voller Vorfreude riss ich ihn auf und fand ein paar bunte Broschüren mit dem Titel "Sie interessieren sich für unsere Tarife?" Nein, ich interessiere mich nicht, ich WEISS, welchen Tarif ich will!
Also wieder ein Anruf. Zum Glück kostet der nur einmalige 6 Cent. Die vierte Dame, das gleiche Anliegen. Und die Dame sagte mir, dass das nicht so ohne weiteres ginge. Ich sagte ihr, dass es sehr wohl ginge. Plötzlich war die Verbindung unterbrochen, komisch komisch.
Anruf und Dame Nummer 5, ich erkläre wieder mein Anliegen. Bisher habe ich weder jemanden beleidigt noch Gewalt angedroht und bin deshalb sehr stolz auf mich. Bis die Dame sagt: Theoretisch geht das ohne weiteres, aber dafür sind wir hier nicht zuständig. Da müssen Sie in Altdorf anrufen.

Warum?

Weil wir hier das nicht machen können.

Okay.

Anruf in Altdorf.

Der erste Herr, der Stimme nach ein griesgrämiger, zweihundert Jahre alter asthmatischer Urbayer. Nachdem ich ihm lang und breit mein Anliegen erklärt habe, bellt er mich dafür an, dass diese Tussen vom Kundencenter ständig Leute zu ihm schicken, obwohl die selber zuständig sind. ER kann nix machen ohne von der Landshuter Zentrale beauftragt zu sein.

Ich rufe wieder in Landshut an und sage dort Dame Nummer 6, was der Mann aus Altdorf zu mir gesagt hat. Damit sie versteht, worum es geht, schildere ich ihr selbstverständlich das gesamte Anliegen.
Dame Nummer 6 reagiert ungehalten. Diese Altdorfer Idioten seien sehr wohl dafür zuständig, die hätten bloß keinen Bock und würden deshalb immer wieder Kunden mit dieser Masche abwimmeln. Ah ja.

Ich rufe also erneut in Altdorf an. Wieder ein Mann. Er versucht wieder, mich abzuwimmeln. Ich sage ihm, was Dame Nummer 6 über diese Taktik gesagt habe. Er hängt ein.

Dame Nummer 7, die ich nun mit reichlich kalter Wut im Bauch über mein Anliegen aufkläre, bemitleidet mich wegen dieser Odyssee, die sie in meiner Kundenkartei nachvollziehen kann. Wieso man mir den Tarifwechsel so schwer macht, sei ihr völlig unverständlich.
Sie stimmt mir zu, dass das alles sehr unbürokratisch ablaufen könne.
Man bräuchte lediglich eine Einverständniserklärung des Vermieters, dass der Stromzähler ausgetauscht werden kann. Und nein, das sei mit keinen Kosten verbunden, weder für ihn, noch für mich.

Ich sage: Und wenn der Vermieter nach unserem Auszug wieder einen Doppeltarifzähler haben möchte? - Ja, dann muss er noch mal dafür bezahlen...

Ich beschließe, die Sache auf sich beruhen zu lassen, denn unter diesem Umständen gibt mein Vermieter sicher nicht seine Zustimmung.




Einige Tage später erhalte ich einen Anruf. Es ist Dame Nummer 7. Sie habe nachgeforscht und könne mir nun folgendes mitteilen: "Man" habe beschlossen, meinen Tarif umzustellen. Ich müsste zum 31.12. den Zähler ablesen, die Abrechnung würde dann einfach im Eintarif erfolgen. "Wir addieren dann die Zeiten aus dem HT und dem NT und rechnen sie zum ET ab", erklärte sie mir Unwissender. Ich würde sogar automatisch ein Abrechnungskärtchen erhalten, das ich nur ausfüllen müsse und dann wäre der Fall für mich erledigt.

Ich konnte es fast nicht glauben, aber wider besseres Wissen konnte ich mir auch nicht verkneifen, mich jetzt noch bei ihr zu beschweren, dass es nunmehr 2 Monate gedauert hatte, etwas zu erledigen, das man hätte Anfang November direkt erledigen können. In der Zeit - so mein Argument - ist ja der teure Tarif weiter gelaufen. Die Daten vom November lagen doch vor, warum also nicht die nehmen für die Doppeltarif-Endabrechnung?

Sie versprach, deshalb nachzufragen. Ich hörte nichts mehr von ihr.
Im Dezember erhielt ich jedenfalls kein Abrechnungskärtchen. Und auch kein Schreiben, in dem man mich zum erfolgreichen Durchhalten eines Tarifwechsels beglückwünscht hätte.

Anfang Januar rief dann Dame Nummer 8 an. Sie habe gehört, ich wolle meinen Tarif wechseln.
Ich erwiderte, dass ich dachte, dass dies längst geschehen sei. Und falls nicht, sei es mir auch egal, ich habe gerade nicht den Nerv, mich darum zu kümmern, mein Kind, vor dessen Geburt ich den Tarifwechsel gern rechtzeitig vom Tisch gehabt hätte, möchte jetzt gestillt werden, dankeschön.
Neinnein, sagte sie hastig, da müsse bloß noch jemand vorbei kommen und den Zähler umstellen und ablesen, sonst nichts.
Aha. Nicht austauschen? Nein, nur umstellen.
Schön, aber der Zähler steht bei meinem Vermieter im Keller. Wenn überhaupt, dann müssen Sie mit ihm einen Termin vereinbaren.
Sie lässt sich dessen Telefonnummer geben. Und natürlich verspricht sie mir, dass der Fall damit für mich erledigt ist.

Mitte Januar erhalte ich dann mein Abrechnungskärtchen.
In einem Standardumschlag, von Tarifwechsel keine Rede.

Auf 180 rufe ich bei E-** an und fauche Dame Nummer 9 an: Ihr wollt seit Ewigkeiten hier jemanden vorbeischicken, der völlig unnötigerweise an meinem Zähler herumfummelt, um meinen Tarif umzustellen. Ich sag euch was, wenn ihr meine Verbrauchsdaten für die Abrechnung wollt, dann KOMMT und HOLT SIE EUCH!

Am nächsten Tag klingelt das Telefon. Dame Nummer 10 will mit mir einen Termin vereinbaren, zu dem jemand vorbeikommen und sich des Zählers annehmen kann.
Ich erkläre Dame Nummer 10, dass der Zähler beim Vermieter im Haus steht. Nachdem ich auch ihr dessen Telefonnummer heraus gesucht habe, flötet sie: "Ach, hier steht's ja auch!"

Am Tag darauf klingelt mein Telefon erneut. Heiserer Urbayer Nr. 3 möchte gern mit mir einen Termin ausmachen.
Auch ihm erkläre ich, dass der Zähler im Haus meines Vermieters steht. Auch er lässt sich die Nummer geben. Inzwischen weiß ich sie auswendig.

Und noch einen Tag später klingelt es bei mir an der Tür.
Ein Bilderbuch-Urbayer mit einem Werkzeugkasten steht vor mir.
"Sind Sie Frau T.?" - "Ja." - "Sind Sie sicher, dass der Zähler nicht bei Ihnen im Haus steht?" - "..."

Also mal ehrlich. Ohne Termin wäre der doch nicht zu uns rausgefahren. Mit MIR hatte er keinen. Also muss er doch mit dem Vermieter einen vereinbart haben. Und mein Vermieter würde ihn doch zu mir schicken, wenn der Zähler nicht bei ihm im Haus stünde. :schiel


Vor einer Woche erreichte mich dann die Jahresendabrechnung. Sie gliedert klar den Doppeltarif auf. Kein Wort vom Tarifwechsel oder einer veränderten Abrechnungsmethode. Die verlangte Nachzahlung ist schmerzhaft hoch. Ab nächstem Monat ist unser Abschlag 20 Euro höher.
An jenem Tag war es zu spät, um mich mit einer Dame Nummer 11 deshalb auseinander zu setzen.

Doch schon am nächsten Tag habe ich einen weiteren, nicht minder dicken Umschlag von E-** in der Post. Das Schreiben beginnt mit den Worten:
"Vielen Dank für Ihren Anruf. Wir haben unseren Fehler korrigiert..."
Die Abrechnung erfolgt im Eintarif.

Sie ist 6 Euro höher als die vom Vortag.

Danke E-**.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Wenn es dir nicht so viele nerven gekostet hätte könnte man echt nur über deren unzulänglichkeit lachen.

Aber keine Angst so etwas ähnliches haben wir auch durch auch beim Stromanbieter.
 

Venka

Aktives Mitglied
lach doch, ich kann ja auch nur noch lachen, deshalb hab ich es ja auch zum allgemeinen Amüsemang hier niedergeschrieben^^
 
U

User3

Guest
:wand :wand :wand Die sind ja wohl sowas von hohl...

:applaus Ich gratuliere dir zum durchhalten.
Wir haben den selben Stromanbieter und ich weiß, wovon du sprichst... :evil:
 
U

User4

Guest
:sn7

Hochja...
Ich war auch mal bei nem Stromanbieter im Arbeitsverhältnis...
Wenn man weiß, wie es da drin aussieht, wundert einen gar nix mehr... :pfeif
 
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