Kompliziert -  Eine wahre Geschichte...

Melle

Aktives Mitglied
...die sich so um 1954 zugetragen haben muss. Eine hübsche junge Frau verliebte sich in einen Jüngling aus dem Viertel. Auch er war ihr sehr zugetan und so wurden sie ein Paar. Seine Familie aber, lehnte das Mädchen von vorherein ab und liessen sie das auch spüren. Das trübte natürlich auch die Beziehung.
Als das Mädchen schwanger wurde, beendete sie die Partnerschaft. Sie befürchtete eine Hochzeit aus Mitleid, oder weil man das halt so macht..., und ängstigte sich sehr vor der Reaktion der 'Schwiegerfamilie'. Und Mitleid deshalb, weil die junge Frau zwar sehr hübsch war, doch einen Makel hatte: Eine Kinderlähmung hatte ihre Spuren hinterlassen. Sie hatte ein zu kurzes Bein und einen Klumpfuss. Deshalb konnte sie sich nicht vorstellen, dass jemand sie aus Liebe würde heiraten wollen.
Der Kindesvater, der von der Schwangerschaft noch gar nichts wusste, trauerte seiner Braut lange Zeit hinterher, gab aber seine Bemühungen irgendwann auf, da er immer nur Körbe kassierte.
Das Mädchen aber heiratete kurz vor der Geburt einen anderen. Hatte sie sich doch darauf besonnen, dass das Baby einen Vater brauchte.
Mit diesem Mann bekam sie noch 2 weitere Kinder, das erste Kind wurde von ihm gleich als leibliches anerkannt.
Nach etwa 10 Jahren scheiterte aber auch diese Ehe und die inzwischen 27 jährige Frau heiratete ein zweites Mal.
Irgendwann erfuhr die erste Tochter aus dummen Zufall, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher ist. Kurz nachdem sie selbst verheiratet und eine Tochter geboren hatte, begab sie sich auf die Suche nach ihrem Vater, konnte ihn aber nirgends ausfindig machen. Und der Mut zum Weitersuchen hat sie irgendwann auch verlassen. So wurde die Geschichte von der unerfüllten Liebe eine Familienlegende. Das Enkelkind der jungen Frau, nahm sich aber das Schicksal so zu Herzen, dass es im Alter von ca. 15 Jahren selbst begann nach dem verschollenen Grossvater zu suchen. Doch da waren auch Zweifel: Was sollte es sagen? Wie würde die Familie darauf reagieren? Es wollte natürlich auch kein Streit entfachen. Alle Gedanken an eine neue Suche schob es an Seite.
Doch irgendwann, nach dem Tod des ersten Stiefgrossvaters keimte die Sehnsucht nach den eigenen Wurzeln erneut auf, und diesmal sollte der Erfolg mit ihm sein....

Ihr könnt es Euch sicher schon denken....
Das Enkelkind bin ICH!

LG
Melle
 

frechmuckl

.:Super-Mutti:.
Schöne, aber traurige Geschichte.

Hast du denn deinen Großvater gefunden?

Ich wünsche dir noch viel Glück...




:bye: sagt frechmuckl
 
E

Engelflügel

Guest
Melle, dass ist ja so schön geschrieben. Du solltest Schriftstellerin werden.

:maldrueck
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
:applaus :applaus :applaus :applaus

klasse geschrieben.

hört sich an wie die kurzfassung eines liebesromanes...

hast du ihn denn gefunden???

lg
susi
 
E

Elchen

Guest
Ja,Melle,was ist denn nun?? ?( ;D

Leider läuft nicht unbedingt alles so rosig ab :(
Einge wissen ja,daß ich meinen leiblichen Vater nicht kenne.Als meine Mutter schwanger wurde,war er 17 und sie 18.Nach den erzählungen meiner Mutter muss wohl echt die Hölle losgewesen sein.Seine Eltern liefen Amok.Es kam zur Vaterschaftklage,die meine Mutter gewann.Er war eindeutig mein Vater (nach dem Vaterschaftstest).
Ich wuchs immer mit dem Wiseen auf,daß mein "Ziehvater "nicht mein leiblicher Vater ist,fand es nicht schlimm...
Aber als ich dann doch eine eigene Familie hatte,wollte ich eigentlich schon wissen,wer er ist....Meine Schwester und ich haben seine Adresse rausbekommen,sie rief an.Es war die Schwägerin meines Vaters dran,die über meine Herkunft wusste und es begutheisste,daß ich mal einen Brief schrieb..
Der wurde glaube ich 6 Seiten lan,mit Bildern von mir und meinen Kindern,ohne Hintergedanken,ohne was von ihm zu erwarten,aber einfach mal zu wissen,wer er ist...
Es kam niemals Antwort,ich war sooo enttäuscht...Dann sind wir vor 2 Jahren hierhergezogen,ich schrieb ihm kurz,daß sich meine Adresse geändert hat,wieder nichts..
Kürzlich haben meine Schwester und ich übers internet beo den gelben Seiten Schulkameraden gesucht.Da habe ich gesehen,daß man Karten an jemanden verschicken kann..Das habe ich gemacht,ist glaube ich 6 Wochen her...Es kommt nie was zurück :( :( :(
Was mich am meisten traurig macht...Mit meiner Mutter habe ich seit fast 6 Monaten keinerlei Kontakt mehr,weil es immer Streß gibt und sie mich eh nie wollte und mein Vater praktisch auch nicht..Ich verstehe das nicht,warum setzen mich solche Leute dann auf die Welt :heul

Ich bin schon traurig.Abgeblich habe ich ihm als Baby ähnlich gesehen,ich habe sogar noch einen Bruder....Ich weiß nicht mal,wann mein Vater Geburtstag hat,nur daß er jetzt 51 Jahre ist.....
 
M

masmins Ehemann

Guest
Ich kenne meinen Vater auch nicht, meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 1 Jahr alt war. Ich hab ihn nie wieder gesehen, will ich aber auch nicht. Hab genug erfahren. Ich habe eine halb Schwester die 3 Wochen jünger ist als ich, eine Leibliche Schwester die 3 Jahre älter ist als ich, dann noch 5 andere Halb Geschwister. Das alles hab ich von meiner jüngeren Halb Schwester erfahren.

Ich sehe meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, wodurch ich in meiner Verwandschaft schon Probleme gekriegt habe. Also ich hab da absolut kein Interesse ihn jemals zu sehen.

Aber bei ihm war es auch nicht besser, seine Eltern sind auch Geschieden gewesen, hat mir meine Mutter jedenfalls erzählt.
Meine Mutter redet nicht gern über ihn und von meinen Verwandten erfahr ich da auch nicht viel. Nur das er ein Idiot war und das ich genauso bin wie er. Zumindest vom Aussehen her.
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
oh... mann!

da hab ich ja richtig 'glück'.
ich kannte meinen vater immerhin - nur ging er leider viel zu früh :heul
und wenn ich nur an ihn denke, dann kommen mir schon die tränen...

ich hoffe nur, dass meinen kindern sowas erspart bleibt!
das wünsche ich eigentlich jedem!
 

Melle

Aktives Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

erstmal vielen Dank für Euer Interesse an meiner kleinen Geschichte. Natürlich ist sie hier noch lange nicht zu Ende. Und ich habe bewusst einen Märchenstil gewählt, weil ich mir in den letzten Tagen tatsächlich wie im Märchen oder besser wie in einem Film vorkomme. Ich stehe tatsächlich total neben mir und es ist ein Wahnsinn, welche Gefühlswelten sich plötzlich auftun.

Ja, ich habe endlich meinen Opa gefunden! Leider 2 Jahre zu spät. Er ist 2001 gestorben. :traene

Und zu den ganzen Vorwürfen die ich mir noch mache, kommt die Gewissheit, dass ich hätte schon vor Jahren nach ihm suchen können, ohne eine Familientragödie heraufzubeschwören.
Seine Frau wusste von dem Verdacht, dass er irgendwo eine uneheliche Tochter hat.
Sie war am Telefon super nett und sehr bemüht mir zu helfen.
Inzwischen habe ich sogar Fotos von meinem Opa per Email zugeschickt bekommen.

Egal wen ich frage: Alle wissen davon, aber niemand kann mir genaue Auskunft geben. Es ist total verhext. Mit meinem Halbonkel (also dem Sohn meines Opas, den ich bisher noch nie gesehen habe) stehe ich in Mailkontakt. Er und sein Bruder wussten bis zu meinem Anruf überhaupt nichts davon!

Wir vergleichen nun Berichte von Verwandten und Freunden, viele decken sich, andere sind total undurchsichtig...irgendjemand sagt nicht die Wahrheit.

Ich schwanke zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt.
Alles zu spät....
@Elchen:
Deine Geschichte ist auch sehr frustrierend. Aber wahrscheinlich wäre es mir ähnlich gegangen, hätte mein Opa noch gelebt. So meint jedenfalls seine Familie. Ich will das nicht glauben, er war all die Jahre irgendwie bei mir, und der OPA schlechthin!

Fortsetzung folgt!

LG
Melle
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
oh gott wie traurig...


mir sind gleich die tränen gekommen! :traene

tut mir leid für dich, melle :troest
 
F

fussel

Guest
schöne geschichte,aber traurig,dass du deinen opa nicht mehr sehen konntest. :troest
 

prinzessin05

Namhaftes Mitglied
das ist aber echt zu blöd und zu traurig. Mensch, so`n Sch....


@sual:
mensch, kann ich total nachvollziehen im Moment. Wir wohnen in einem Neubaugebiet und Anfang des Jahres ist eine junge Familie eingezogen mit drei Kindern. Als die fertig mit dem Einzug waren ist die Frau zusammengebrochen, Gehirntumor. Die hat noch höchstens 6 Monate zu leben, alle hier wissen das und die Kinder spielen natürlich auch mit unseren Kindern. Die Frau ist erst 32 und das kleinste Kind erst 2. Ich könnte ständig heulen, wenn ich die Kinder sehe, wie schlimm muss das erst für die Frau sein, die eigenen Kinder nicht mehr aufwachsen sehen zu können, schrecklich. Manchmal ist das Leben einfach ungerecht.
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
naja, so 'tragisch' wars bei uns nicht...

aber meine eltern haben immer gearbeitet wie die blöden um das haus bezahlen zu können... mein vater hat den tag an dem die schulden endlich weg waren nimmer erlebt!
er ist 3 monate vor seinem 50. geburtstag gestorben. genau 15 tage vor dem 4. geburtstag meiner schwester... und 1 tag nach meinem schulabschluss....

er wird nie seine enkel sehn und dabei hat er sich sooo drauf gefreut :heul

total ungerecht diese welt! manchmal sitz ich tagelang nur da und heul, weil er mir soo fehlt.
seinen tot verwunden hab ich bis heute nicht und werds wohl auch niemals.
er war alles für - mein held :D

und dann ist er einfach so nimmer da!

ich kann nicht mal an sein grab gehen...

am 28. oktober hätte er geburtstag - es wär sein 55.ster....
 

Melle

Aktives Mitglied
Die Beerdigung meines Stiefopas ging mir schon sehr nahe, obwohl ich ihn schon fast 20 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Ich kann mich erinnern, dass ich ihn als Kind sehr mochte.
Bei der Trauerfeier hätte ich gerne geweint, doch selbst das hat mir mein Gewissen verboten.
Wisst ihr, da muss erst ein nahestehender Mensch sterben, ehe man den A... hoch bekommt, zu ihm zu fahren. Das hätte ich doch schon Jahre vorher machen sollen!!! Meine Mutter hatte auch keinen Kontakt mehr zu ihm, zu meiner Konfirmation hatte ich ihn eingeladen, doch damals kam keine Reaktion: Keine Zu- oder Absage, kein Anruf, keine Karte.
Ich dachte er läge keinen Wert auf Kontakt zu uns, und meine Mutter war der selben Meinung. Also plätscherten die Jahre nur so dahin, ohne dass einer von uns jemals etwas unternommen hat. Es ist wirklich ein Jammer.
Die Trauergesellschaft bestand zu 90% aus Verwandschaft, die ich zum Teil noch nichtmal kenne....
Das macht mich sehr nachdenklich und ich mache mir grosse Vorwürfe.

Als ich dann noch hörte, dass mein leiblicher Opa nicht mehr lebt, hatte ich auf einen Schlag zwei Opas verloren...die in meinen Gedanken ja immer präsent waren.
Zurück blieb ein riesiges dunkles Loch.

Hier endet dann vorerst meine Geschichte. Ich danke Euch für´s Lesen!

LG
Melle
 
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