Hallo,
kurz zusammengefasst:
- Fenchel nicht für Kinder unter sechs Monaten
-Fenchel, von der Mutter getrunken, regt die Milchproduktion an
-nur reinen Fencheltee ohne andere Kräuter und ohne Zuckerzusatz nehmen
-mindestens 12 Minuten ziehen lassen (200 Milliliter min pro Beutel)
- Fencheltee enthält Allergene, die bei Kindern unter diesem Alter Allergien auslösen können
- für größere Kinder sind diese Allergen-Mengen allerdings unschädlich
- keine schädliche Wirkung, sondern ein gewisser Nutzen, wenn die Mutter während der Stillzeit Fencheltee trinkt
Und los geht's:
"...und Fencheltee hat ja noch keinem kind geschadet."
Leider stimmt das so nicht. Fenchel ist zwar eine geniale Pflanze, die, richtig zubereitet, als Gewürz und als Gemüse für Pepp im Essen sorgt, und die ein beliebtes und ausgesprochen bewährtes Hausmittel gegen die Blähungen von Kleinkindern wirkt.
Aber man sollte ihn dennoch nicht an Säuglinge unter dem Alter von sechs Monaten verabreichen, denn auf jüngere Kinder kann er auch bei richtiger Zubereitung gesundheitsschädlich wirken. Zwar gibt es immer noch Hebanmmen und auch Kinderärzte, die die Gabe von Fencheltee an Kinder unter dieser Altersgrenze dennoch befürworten, und den Tee in geringen Mengen für unschädlich halten - wofür es allerdings keinerlei wissenschaftliche Basis gibt: Die aktuelle Forschung rät davon ab, Kleinstkindern unter sechs Monaten Fencheltee zu geben, zumal er nur für das Zuführen von zusätzlicher Flüssigkeit und als Mittel gegen gewisse Kinderleiden nutzt, aber keine nahrungsergänzende oder nährende Wirkung hat. Er kann also die Ernährung nicht ersetzen.
Aber: Nichts spricht dagegen, dass die Mutter Fencheltee zu sich nicht (bitte aber dann mindestens 12 Minuten lang ziehen lassen), denn das hat eine ganze Reihe von Vorteilen gegenüber der direkten Gabe an das Kind. Vor allem: Die Mutter filtert so mit ihrem Körper jene Stoffe heraus, die ihr Kind nicht verarbeiten kann. Zudem regt Fenchel die MIlchproduktion an.
Das von der direkten Gabe an Kleinstkinder abgeraten wird, liegt unter anderem daran, dass Fencheltee das Verdauungssystem von richtig kleinen Kindern zusätzlich belastet. Zum Anderen enthält Fencheltee in kleinen Mengen Allergene, also Inhaltsstoffe, die eine Allergie auslösen können. Für größere Kinder sind diese Allergene ungefährlich, aber nicht für Kleinstkinder.
Der Grund: Wenn ein Baby geboren wird, ist das Immunsystem noch überhaupt nicht auf all' die bösen Sachen eingestellt, die wir Menschen jeden Tag in uns aufnehmen, und normalerweise ohne Folgen, und ohne zu merken, wieder ausscheiden. Ein Baby hingegen bekommt es zu spüren - der Körper ist da drauf noch nicht engestellt, und versucht das Fremde im Körper zu bekämpfen. Das ist auch einer der Hauptgründe dafür, warum Babies bei der kleinsten Kleinigkeit Fieber bekommen: Es ist eine Abwehrreaktion, mit der der Körper gegen die unbekannten Fremdstoffe reagiert, mit denen er noch nicht umgehen kann.
In dieser Situation können bereits für Groß-Menschen unbedenkliche Mengen an Allergenen zu einer Allergie führen. Zwar kann man die Ursache später nicht mehr zweifelsfrei nachweisen, was die Allergie verusacht hat, weil da eben so vieles ist, was es gewesen sein könnte - aber gerade das sollte ein Grund, die Finger von Dingen zu lassen, von denen man weiß, dass sie eine Allergie auslösen können. Fencheltee gehört dazu.
Es kann übrigens passieren, dass die Hebamme, oder der Kinderarzt sagen, dass es den Kindern früher ja auch nicht geschadet hat. Das stimmt - aber es liegt daran, dass Kinder früher an Umwelteinflüssen und schlechter Ernährung eher schwerst erkrankten, und eine Allergie dabei keine Rolle mehr spielte. Heute haben wir die Möglichkeit, Krankheiten von Kindern so zu behandeln, dass sie nicht mehr lebensbedrohlich sind, und die "kleinen" Sachen, also zum Beispiel eine Allergie, spielt dafür eine umso größere Rolle.
Womit ich zu einer Sache komme, die Fencheltee vor einiger Zeit in Verruf gebracht hat: Estragol. Zwar kann Fenchel tatsächlich das Phenypropanoid Estragol enthalten, das eine Zeit lang für Aufsehen sorgte, weil es krebserregend sein kann. Aber mittlerweile haben nicht nur die Hersteller so gut wie aller Teesorten dafür gesorgt, dass der Estragol-Gehalt ihrer Produkte wenn überhaupt knapp über der Nachweisbarkeitsgrenze liegt. Die Forschung hat zudem heraus gefunden, dass die früher in solchen Tees enthaltenen Estragol-Mengen unter keinen irgendwie vorstellbaren Umständen ausreichen, um tatsächlich Krebs zu erzeugen. Dazu bräuchte man eine künstlich hergestellte Menge dieses Stoffes, die dann bewusst in hoher Dosis dem Tee zugesetzt werden müsste.
Viele Grüße,
Ariel