hitnak
Namhaftes Mitglied
Hallo,
einige erinnern sich vielleicht noch: Bis vor einigen Monaten habe ich hier von unserem Leben als Großfamilie erzählt. Für alle, die es nicht wissen, oder sich nicht erinnern: Wir, das sind ich (ja, ich weiß, der Esel nennt sich immer zuerst), 36, meine Frau, 33, und unsere sieben Söhne, die 17, 16, ca16, ca15, 14,1/2 und 1/2 Jahre alt sind. das es nur Söhne sind, haben wir nicht geplant. Eigentlich hatten wir gar keine Kinder geplant, als meine Frau und ich noch Freund und Freundin waren, und auch noch nicht, als wir schon Verlobter und Verlobte geworden war. Um genau zu sein, haben wir beide Kinder ziemlich gehasst: Zu viel Lärm im Restaurant, im Flugzeug, im Park. Wir waren beide selbstverliebte Hedonisten aus der oberen israelischen Mittelschicht mit scheinbar wenig Platz für andere Menschen außer uns selbst und einem Leben, in dem selbst der Kater am Morgen nach dem großen Besäufnis am Abend zuvor eingeplant war.
Das war, bevor eines Nachts im Januar 2008 mein bester Freund samt Polizei vor meiner Tür stand, und mir mitteilte, dass seine Frau (heute ex-Frau) wohl einen 15jährigen Sohn hat, von dem er keine Ahnung hatte, und das dieser Sohn von seinem, nun ja, Vater so extrem zusammengeschlagen worden war, dass der Junge ins Krankenhaus musste, weswegen er, also bester Freund, nun mein Sofa, ersatzweise das Gästezimmer oder gerne auch mein eigenes Bett, weil ja ich durchaus auch mal auf dem Sofa schlafen könne, beschlagnahmen werde.
Das war der Anfang. An der Haustür, in der Notaufnahme, kurz darauf, wo wir den Schmerz, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit nicht nur des Jungen, sondern der Ärzte, der Polizeibeamten sahen, von denen uns schon einer an der Tür kettenrauchend, wild fluchend seine Gewaltphantasien Aussprechend begegnete, und wo wir miterlebten, wie der Vater, ein gescheiterter Militär, für den das Leben als Israeli ein einziger Krieg zu sein hat, wild pöbelnd in die Notaufnahme stürmte, um dort fest genommen zu werden (ohne Gewalt), hat sich etwas verändert, innen drin, in mir, das wohl schon lange da war, aber niemals eingestanden worden war: Meine Einstellung zu Familie hat sich geändert, und mein Verhältnis zu meiner Freundin, zu meinem besten Freund auch.
Und es war damit der Startschuss zu einer der wohl eigenartigsten Familien, die die Welt je gesehen hat: Wir haben religiöse und säkulare Juden, einen Muslim, einen Homosexuellen, einen Christen, drei ex-Knackies, einen Polizeischüler und zwei Polizeibeamte in einer Familie, in der kaum jemand miteinander verwandt ist.
Nach jener Nacht haben meine Freundin und ich uns erst verlobt und dann irgendwann beschlossen, gar nichts mehr zu planen. Denn einige Monate später wurden wir damit konfrontiert, dass Y., den wir damals als gute Journalisten (ein Beruf, den ich seitdem an den Nagel gehängt habe) als "Frostie, den Sohn von Väterchen Frost, dem Prügelpappa" bezeichneten, einen weiteren Jugendlichen aufgabelte, der dringend ein Zuhause brauchte. Es folgten zwei Kids, die uns direkt vom Jugendamt geschickt wurden, bevor dann vor einigen Monaten der Bruder unseres zweiten Sohnes auftauchte, nachdem ihre Mutter gestorben war.
Hier werde ich künftig wieder von unserem Leben erzählen, und der Grund dafür, warum ich mich heute dazu entschlossen habe, es zu tun, ist der, das gestern etwas passiert ist, das mich beschäftigt. Aber dazu später mehr.
Aber um Fragen vorzubeugen: Ich stamme aus Deutschland. Deshalb spreche ich Deutsch. Und wir leben einen Teil des Jahres in Deutschland. Der Grund, warum ich meine Herkunft überhaupt erwähne ist der, dass Religion, politische und sexuelle Orientierung in unserem Leben eine große Rolle spielt.
Viele Grüße,
Ariel
einige erinnern sich vielleicht noch: Bis vor einigen Monaten habe ich hier von unserem Leben als Großfamilie erzählt. Für alle, die es nicht wissen, oder sich nicht erinnern: Wir, das sind ich (ja, ich weiß, der Esel nennt sich immer zuerst), 36, meine Frau, 33, und unsere sieben Söhne, die 17, 16, ca16, ca15, 14,1/2 und 1/2 Jahre alt sind. das es nur Söhne sind, haben wir nicht geplant. Eigentlich hatten wir gar keine Kinder geplant, als meine Frau und ich noch Freund und Freundin waren, und auch noch nicht, als wir schon Verlobter und Verlobte geworden war. Um genau zu sein, haben wir beide Kinder ziemlich gehasst: Zu viel Lärm im Restaurant, im Flugzeug, im Park. Wir waren beide selbstverliebte Hedonisten aus der oberen israelischen Mittelschicht mit scheinbar wenig Platz für andere Menschen außer uns selbst und einem Leben, in dem selbst der Kater am Morgen nach dem großen Besäufnis am Abend zuvor eingeplant war.
Das war, bevor eines Nachts im Januar 2008 mein bester Freund samt Polizei vor meiner Tür stand, und mir mitteilte, dass seine Frau (heute ex-Frau) wohl einen 15jährigen Sohn hat, von dem er keine Ahnung hatte, und das dieser Sohn von seinem, nun ja, Vater so extrem zusammengeschlagen worden war, dass der Junge ins Krankenhaus musste, weswegen er, also bester Freund, nun mein Sofa, ersatzweise das Gästezimmer oder gerne auch mein eigenes Bett, weil ja ich durchaus auch mal auf dem Sofa schlafen könne, beschlagnahmen werde.
Das war der Anfang. An der Haustür, in der Notaufnahme, kurz darauf, wo wir den Schmerz, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit nicht nur des Jungen, sondern der Ärzte, der Polizeibeamten sahen, von denen uns schon einer an der Tür kettenrauchend, wild fluchend seine Gewaltphantasien Aussprechend begegnete, und wo wir miterlebten, wie der Vater, ein gescheiterter Militär, für den das Leben als Israeli ein einziger Krieg zu sein hat, wild pöbelnd in die Notaufnahme stürmte, um dort fest genommen zu werden (ohne Gewalt), hat sich etwas verändert, innen drin, in mir, das wohl schon lange da war, aber niemals eingestanden worden war: Meine Einstellung zu Familie hat sich geändert, und mein Verhältnis zu meiner Freundin, zu meinem besten Freund auch.
Und es war damit der Startschuss zu einer der wohl eigenartigsten Familien, die die Welt je gesehen hat: Wir haben religiöse und säkulare Juden, einen Muslim, einen Homosexuellen, einen Christen, drei ex-Knackies, einen Polizeischüler und zwei Polizeibeamte in einer Familie, in der kaum jemand miteinander verwandt ist.
Nach jener Nacht haben meine Freundin und ich uns erst verlobt und dann irgendwann beschlossen, gar nichts mehr zu planen. Denn einige Monate später wurden wir damit konfrontiert, dass Y., den wir damals als gute Journalisten (ein Beruf, den ich seitdem an den Nagel gehängt habe) als "Frostie, den Sohn von Väterchen Frost, dem Prügelpappa" bezeichneten, einen weiteren Jugendlichen aufgabelte, der dringend ein Zuhause brauchte. Es folgten zwei Kids, die uns direkt vom Jugendamt geschickt wurden, bevor dann vor einigen Monaten der Bruder unseres zweiten Sohnes auftauchte, nachdem ihre Mutter gestorben war.
Hier werde ich künftig wieder von unserem Leben erzählen, und der Grund dafür, warum ich mich heute dazu entschlossen habe, es zu tun, ist der, das gestern etwas passiert ist, das mich beschäftigt. Aber dazu später mehr.
Aber um Fragen vorzubeugen: Ich stamme aus Deutschland. Deshalb spreche ich Deutsch. Und wir leben einen Teil des Jahres in Deutschland. Der Grund, warum ich meine Herkunft überhaupt erwähne ist der, dass Religion, politische und sexuelle Orientierung in unserem Leben eine große Rolle spielt.
Viele Grüße,
Ariel