Frühchen und Politik

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Moka

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PRESSEINFORMATIONEN:

Montag, 21. Juli , 21:00 Uhr im ERSTEN

Gesundheitsreform gefährdet Frühgeborene

Versorgung der kleinsten "Frühchen" fehlt im Leistungskatalog

Mainz, 21. 7. 2003 - Nach Informationen des ARD Politikmagazins REPORT MAINZ ist die ärztliche Versorgung von "Frühchen" mit geringem Geburtsgewicht in Gefahr. Im Katalog der sogenannten Fallpauschalen, der gegenwärtig zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern verhandelt wird, ist für Kinder, die bei Geburt weniger als 500 Gramm wiegen, keine Vergütung medizinischer Leistungen vorgesehen. Auch bei der Versorgung der Kinder mit höherem Geburtsgewicht drohen drastische Einschnitte. Die Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin befürchtet, die derzeit gut funktionierende Versorgung der Frühgeborenen stehe dadurch "vor dem Zusammenbruch".

Die Kosten für die medizinische Versorgung solcher Frühchen liegen bei maximal 1.000 Euro pro Tag. Im Durchschnitt verbringen die Kinder etwa 100 Tage im Brutkasten. Auch für Kinder, die bei Geburt schwerer sind als 500 Gramm, drohen Leistungskürzungen. Insgesamt sollen die Kliniken nach den neuen Fallpauschalen durchschnittlich 25 Prozent weniger Geld ausgeben dürfen als heute. Diese Einsparung sei, so Linderkamp nur durch Personalkürzungen erreichbar. Linderkamp geht davon aus, "dass cirka 1.000 Kinder weniger überleben werden und mindestens so viele Kinder zusätzlich behindert sein werden, alleine durch diese Veränderung des Vergütungssystems." Es sei "besonders tragisch, dass am Ende diese zerbrechlichen, kleinen Frühgeborenen ganz durch das Raster der Bezahlung fallen."

Zur Zeit haben in Deutschland auch Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 750 Gramm gute Überlebenschancen. Bislang wird die medizinische Versorgung aller Frühgeborenen von den Kassen bezahlt, unabhängig vom Körpergewicht. Professor Otwin Linderkamp, ärztlicher Direktor an der Universitäts-Kinderklinik Heidelberg befürchtet, dass die neue Regelung gerade zu Lasten der Kleinsten gehen wird: Im Interview mit REPORT MAINZ warnt Linderkamp: "dass die extrem kleinen Frühgeborenen gar nicht mehr versorgt werden, also Kinder unter 600 Gramm, vor allem aber Kinder unter 500 Gramm oder Kinder mit einer Schwangerschaftsdauer von 22, 23 Wochen, weil die eben besonders hohe Kosten verursachen und das ist natürlich nichts anderes als Selektion."

Aus Sicht der Bundesregierung ist die Versorgung der Frühgeborenen jedoch nicht gefährdet. Marion Caspers-Merk, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium sagte REPORT MAINZ: "Es gibt von uns keine Benachteiligung, sondern dieser (Fallpauschalen-) Katalog ist mit Praktikern erarbeitet worden und ich gehe davon aus, dass dies nach sehr sorgfältiger und intensiver Prüfung erfolgte und es wird auch in Zukunft gewährleistet sein, dass die Versorgung der Schwächeren da ist."

Die zuständige medizinische Fachgesellschaft weist diese Darstellung zurück. Professor Ludwig Gortner, Vorsitzender der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin hatte das Bundesgesundheitsministerium bereits im Februar gewarnt, die Versorgung der Früh- und Neugeborenen in Deutschland stehe durch das neue Vergütungssystem "vor dem Zusammenbruch". Gortner in REPORT MAINZ: "Diese Gesetzesvorlage ist - wenn sie eins zu eins umgesetzt wird - ein Zwang zu einer Auswahl der Patienten, die wir so nicht akzeptieren und umsetzen werden."
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
das ist ja echt der hammer....

da kommen mir wirklich die tränen :heul
wenn es nach diesem 'katalog' ginge, dann dürfte mein freund nicht leben... er war auch so ein frühchen :heul
das ist doch für alle, die eine familie planen ein schlag ins gesicht....
wenn das durchgeht, dann weiß ich auch nicht mehr... dann trau ich mich nicht wirklich schwanger zu werden....
 
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Moka

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Hallo ihr Lieben,

zwar war der Bericht schon vom 21.07., aber ich habe gezögert ihn hier reinzusetzen.
Aber irgendwie muss ich doch.

Als ich den Bericht im TV sah war ich fix und fertig und bin hier schon fast hysterisch heulend durch die Wohnung gerannt.

Es soll jedoch noch "geprüft" werden und ich hoffe doch sehr, dass die Politiker ihre Ärs*** da hoch bekommen.

Mein Bruder, gelernter Krankenpfleger, meinte zu mir, dass Ärzte jedoch Frühchen niemals "links" liegen lassen würden und sich das Personal weiter hin um die Winzlinge kümmern würde wie vorher auch. Im selben Ausmaße.
Egal ob es nun diese Lücke gäbe oder nicht.

Ich hoffe jedoch sehr, dass es nie so weit kommen wird und erkannt wird, dass es so nicht machbar ist.

Ich persönlich verzichte in diesem Fall gerne auf dieses oder jenes, indem mir die Politiker mal wieder sozusagen was aufdrücken, aber doch bitte nicht die Schwächsten in unserer Gesellschaft!
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
die krankenkassen sollen 25% einsparen...

dann sollten sie aber wirklich erstmal beim personal anfangen. von ner freundin von mir arbeitet der vater bei einer BKK. er ist ein kleines bischen was höheres (weiß nicht genau was). jedenfalls hat er ca. 20 leute 'unter sich'. bzw. in seiner abteilung... so genau weiß man das da nie. er arbeitet täglich 7 std. (vollzeit) und kriegt ein gehalt, dass einem die augen rausfallen. so 6 wochen USA-Urlaub sind da schon drin.... seine frau arbeitet nur noch, weil es ihr zu hause sonst langweilig werden würde....
bei solchen leuten könnten die etwas anfangen zu sparen... klar, jeder muss für sein geld schwer schuften...
aber wenn ich hören, was die bei einer krankenkasse den ganzen tag so 'arbeit' nennen *lach* dafür würd ich auch mal gern soviel geld verdienen....

da sollen sie die frühchen und die älteren leute in ruhe lassen...

denn für die älteren menschen sollen ja ab 70 jahren keine gelder mehr da sein, sprich sie sollen alles selbst bezahlen (hab ich letzten in so nem bericht gelesen...) kann ja wohl nicht wahr sein.
erinnert mich irgendwie an so einen bestimmten österreicher vor ein paar jahrzehnten. jeder der nicht in die 'norm' passt wird 'ausgeschaltet', nur heißt das jetzt anders. jetzt nennt man es 'sparen'
 
M

Moka

Guest
Hallo Susal,


Deine Gedanken gingen mir da auch durch den Kopf.

Als Schwangere muss Frau dann, wenn das durch kommen sollte, noch mal extra Angst haben, dass sie ein Frühchen auf die Welt bringt.
Als wenn das alleine nicht schon schlimm genug wäre!
Und sich dann auch noch schon vorher Sorgen um die Versorgung machen müssen?

Wie oft höre ich aus der Politik, dass in Deutschland immer weniger Kinder auf die Welt gebracht werden und wie schlimm das wäre.

Ja toll. Wenn sogar bei dem natürlichsten Vorgang der Menschheit so ein Mist gebaut wird?!
Für mich persönlich ist es eine Grundvoraussetzung, dass alles Menschenmögliche für Frühchen getan wird. So wie für Säuglinge auch.

Ich habe immer mehr das Gefühl, dass man sehr sehr reich sein muss um sich ein Kind "leisten" zu können.

Als ich an dem Tag den Bericht im TV sah hatten mein Freund und ich schon mit dem Gedanken vorher gespielt doch noch gemeinsamen Nachwuchs zu bekommen.
Was hatte ich da eine Panik.
Im Moment ist das Thema aber für uns so oder so leider gestrichen. Wir haben nämlich Angst dann finanziell überhaupt nicht mehr klar zu kommen wenn wir jetzt ein Baby bekommen würden. :traene

Wie war das mit Politik?
"Wenn ich an Deutschland denke in der Nacht bin ich um den Schlaf gebracht."

Es gibt bei mir inzwischen so kleine Momente in denen ich mich frage, ob ich wirklich wieder nach Deutschland möchte.
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
da kann ich dir nur zustimmen. ich würd auch sehr gerne ins ausland gehn. hier kann man als 'bürger' nur zusehn wie das angeblich 'eigene' land verkommt.

kinder hier in die welt zu setzten ist wirklich schwer... zumindest wenn alles durchgeht, was sich die politiker vorgenommen haben. deswegen hab ich auch schon mit dem gedanken gespielt mit sterilisieren zu lassen, wenn das durchgeht. denn beim besten willen kann ich mir dann kein kind leisten! auch wenns mein größter wunsch wäre.

aber deutschland wird aussterben! das ist ja wohl fakt! hier ist es besch**** ein kind in die welt zu setzten. schließlich wissen wir von anfang an, dass das kind keine rente mehr kriegt, fast alles was mit krankheiten zu tun hat selbst bezahlen muss... irgendwie erinnert mich das an das leben vor ein paar hundert jahren. da gabs auch keine rente und jeder musste den arzt selbst bezahlen.... hmm.....

hoffentlich kommts erst gar nicht soweit!
denn meinen kinderwunsch geb ich wegen so ein paar A****geigen nur ungern auf.

gruß susi
 
M

Moka

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Aussuchen kann ich es mir im Grunde ja nicht ob ich wieder nach Deutschland ziehen will oder nicht.
Wegen Beruf meines Männes. Wenn er nach ich weiß nicht wo in Deutschland versetzt wird, dann muss ich.
Aber das ist nicht wirklich ein Problem. Hab ja den größten Teil meines Lebens in Deutschland gelebt und irgendwie geht es wohl immer.

Andererseits gibt es hier auch so ein paar Nachteile bei einigen Dingen, so wie es auch positive Dinge gibt.

Ach ja.
Was wäre ein Land ohne Politik?
Langweilig. ;D
 

mamalero

Aktives Mitglied
Das ist ja wohl mal wieder der Hammer!Ausgerechnet bei denen, die es am dringendsten brauchen wird gespart.. Leider wird es in Deutschland in Zukunft wohl wirklich so sein, dass eine optimale Versorgung nur den Reichen möglich seine wird. Gespart wird immer nur am falschen Ende. Wir haben noch das glück, dass uns finanziell ganz gut geht, da mein Mann recht gut verdient (dafür arbeitet er aber auch 60 stunden die Woche), aber wie es erstmal werden soll, wenn wir noch unsere Zähne zusätzlich versichern sollen, und immer mehr Leistungen gestrichen werden, hmm, mal abwarten. Und wenn jetzt schon nach der Geburt selektiert wird, wer leben darf und wer nicht, wo soll das noch enden? Und diese Maßnahmen werden ja wohl nur der Anfang sein, da ich nicht glaube, dass unserere ach so tolle gesundheitsreform wirklich dazu führen wird,die situation zu entschärfen. Wen trifft denn diese Reform? Nicht die Krankenkassen, nicht die Ärzte, nicht die Phrmaindustrie, nein, am meisten sind wieder die betroffen, die sowieso schon wenig Geld haben, die alleinerziehende Mutter mit ihren drei Kindern, die schon nicht weiß, wie sie überhu
aupt +ber die Runden kommen soll, und das finde ich doch sehr bedenklich. Unsere lieben Politiker werden es gut verschmerzen können, wenn sie ein bißchen mehr zahlen müssen, dann werden halt wieder die Diäten erhöht und dann geht das schon. Aber unsere armen Kinder... Und da wundert sich die Herren noch, dass es so viele in Deutschland gibt, die keine Kindr wollen! Wenn ich dann noch solche Artikel lese, bin ich doch sehr betroffen, traurig und enttäuscht. da kann man ja nur noch hoffen, dass unsere Politiker doch nochmal zur Besinnung kommen

LG
Tina :firedevil
 
T

Trine

Guest
Hallo Moka,

wärst Du so nett mir die Quelle Deines Beitrages zu nennen ?

Ich würde diesen Text gerne in unser Mehrlingselternforum setzen ( wo fast alle Eltern Frühchen haben - ich eingeschlossen ), möchte dies aber ungern ohne Angabe der Quelle tun.

Lieben Dank
Trine
 
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Moka

Guest
Hallo Trine,

na klar.

Die Reportage war in der ARD bei "Report aus Mainz" zu sehen.

Der Link ist:

http://www.swr.de/report/aktuell/index.html

Dort müßt ihr dann etwas runterscrollen um an den Hyperlink zu kommen.
Merkmal ist, dass in rot "Presseinformation" steht (zum leichteren finden für euch).

Grüße
 
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