*Grunz* Das Schuljahr ist noch keine zwei Wochen alt ....

[Ginny_1966]

Hallo ihr,

erstmal nochmal danke für eure Antworten.

Jetzt bin ich für Montag wieder in die Schule bestellt, weil es mit Talea so schwierig ist, sie macht anscheined nix mit.

Meine Mutter (zu der sie einen echt guten Draht hat, Gott sei Dank) hat aus ihr folgenden Satz gekitzelt: Ich hasse mich, weil ich dumm bin!!!!!

SCHOCK!!!!

Am Donnerstag hat sie sich mit einer Freundinn per Telefon bei uns verabredet. Die Mutter erzählte dann, dass die Freundinn nach dem Telefonat angefangen hat zu weinen. Nach dem Warum befragt, sagte das Mädchen: Wenn Talea im Stuhlkreis erzählt, dass sie mit mir gespielt hat, zeigen alle mit Fingern auf mich und sagen:"IHHHH, die spielt mit Talea, ist die doof!!!"

Nun frage ich euch, wie kann man einem gemobbtem Kind helfen. Anbei: Talea ist ein extrovertierter, hilfsbereiter, stets fröhlicher Mensch. Das einzige, was ich mir vorstellen könnte wäre, dass sie versucht zu nah an die Kinder zu kommen, sprich, in Arm nehmen und sowas, und welches Kind mag das schon?

SIE IST NICHT DUMM!!!!

Aber jetzt wird mir auch so manches klar. Sie liebt Pferde über alles. Bekommt auch Reitunterricht. Aber seit ein paar Wochen traut sie sich nix mehr zu. Sie macht einfach nicht mehr mit, vor lauter Angst. Auch hier zu Hause. Klappt was nicht beim ersten, vielleicht auch zweiten Mal heisst es gleich. Ich kann das ja doch nicht!!!!

Nun ja, gibt viel Gesprächsstoff für Morgen mit der Lehrerin.

Und dann waren wir letzte Woche wieder auf der Bult. Zur Feststellung ob sie noch Ergo braucht. Da hab ich gesagt, das wir uns alle (Eltern, Lehrerin u. Ergo) einig sind, die ersten vier Jahre wenn möglich ohne Medis zu überstehen. Da sagt die Doc: Na, das ist prima, wenn sie alle so an einem Strang ziehen, danach braucht sies wahrscheinlich auch nicht mehr.

Ein Silberstreif????

Ich weiss nicht mehr was ich denken oder tun soll. Würd manchmal am liebsten alles hinschmeissen.

Und dann hab ich noch son kleinen Korinthenkacker zu Hause, der ist jetzt auch in die Schule gekommen. Und um seine "Überlegenheit" (vermeintlich oder tatsächlich) zu beweisen, sucht er ständig die klitzekleinsten Fehler in Taleas Sätzen und reitet darauf herum. Grummel!!!!

Was sie an Ehrgeiz und Selbstvertrauen zu wenig hat, hat er zu viel.

Bin ständig am Spagath machen, denn brechen will ich ihn ja auch nicht.

Danke fürs Zuhören
Ginny

 

[Schnuffi011]

Ginny

Ich kenne das die Sprüche ich bin sowieso dumm.
Das Selbstwertgefühl ist tief im Keller.

Versuche es zu stärken ich weiss wie schwer das sein kann.
Bei uns kamen Sprüche wie alle hassen Mich.
Keiner mag mich.
Dann damals noch ne Lehrerin die auf meinen grossen immer rumgehackt hat .
Wir haben öfter gesessen und geweint.

Bis wir 2003 endlich ADHS diagnostiziert wurden und Patrick endlich Medikamente bekam.

Hat echt lange gedauert.
Aber nun geht es mein Sohn hat langsam wieder Freunde und geht unter Leute.
In der Schule musste er sich seinen Platz erarbeiten dank dann der super Lehrerin.
Hat alles super geklappt.

Es gibt zwar immer noch kleine Sachen wo er aneggt aber das muss er auch lernen.

 

[sischwa]

Bei meinem Neffen war das ganz ähnlich er lag dann irgendwann nur noch auf seinem Bett und hat geheult.Es kamen auch so Sprüche wie"ich bin ja sowieso nur das blöde A-loch".Er bekommt jetzt auch Medikamente und seid einiger Zeit hat er auch Freunde in der Schule und fängt an sich wohl zu fühlen.

 

[Sabine2510]

Liebe Ginny!

Wie alt ist denn deine Tochter jetzt? Ich habe deinen Beitrag wohl das erste Mal gelesen. Ich habe auch eine Tochter, die ist jetzt 16 Jahre alt. Sie ist auch immer wieder als dumm abgestempelt worden und sie leidet bis heute darunter. Sie hatte insoweit Glück, dass sie immer viele Freunde hatte und so wenigstens in dieser Beziehung nicht so viel leiden musste. Dennoch kam sie oft weinend nach Hause, weil ihre besten Freundinnen die Worte der Lehrerin übernahmen und meinten, sie strenge sich nur nicht genug an, oder habe nicht gelernt, oder sei faul und was nicht alles für Sprüche. Das ist so schlimm und kaum auszuhalten. Das Schlimmste aber ist, dass diese Sprüche halt immer wieder von den Lehrern kamen. Die Schüler übernehmen ja doch nur, was der Lehrer von sich gibt. Ich würde dir ganz vorsichtig raten, zu prüfen, wie die Lehrerin dazu steht, welche Meinung sie über deine Tochter hat. Denn da fängt alles an. Meine Tochter hat schon viele Schulen gewechselt. Heute hat sie sehr viel Selbstvertrauen, aber in Bezug Schreiben (sie hat eine schwere Legasthenie) kann sie immer noch sehr schnell zusammenbrechen. Es bleibt immer schwierig. Ich werde froh sein, wenn sie aus der Schule raus ist und ihr Selbstvertrauen nicht mehr so sehr vom Schreiben abhängt. Die meisten Menschen haben für solche Kinder kein Einfühlungsvermögen, weil sie sich das halt nicht vorstellen können. Dennoch sind diese Kinder ja gar nicht dumm. Mir wurde von der Lehrerin in der 1. Klasse also folgendes gesagt: "Ihre Tochter ist so dumm, seien Sie doch froh, dass man es ihr nicht ansieht. Sie ist ja so hübsch, sie findet dann schon einen Mann, der sie durchbringt." Und ein paar Sätze davor hatte sie mir noch vom Allgemeinwissen meiner Tochter und ihrer Phantasie und Kreativität etwas vorgeschwärmt. Aber Schreiben steht hier in dieser Gesellschaft nun mal über allem. Liebe Ginny, es ist prima, dass ihr so hinter eurer Tochter steht, das ist so wichtig für sie. Vor allem, das ihr an sie glaubt und sie versteht. Dass dein kleiner Sohn so gut drauf ist, ist das, was ich auch erlebt habe. Mein Sohn ist hochbegabt und hat im Endeffekt auch unter der Legasthenie meiner Tochter gelitten. Wie kriegt man das auch hin, ohne Fehler, wenn man so unterschiedliche Kinder hat. Das Beste ist, du nimmst deinen Sohn auch so oft es geht alleine und lobst ihn und sagst ihm, wie toll das ist. Und versuch ihm zu erklären, wie weh es der Schwester tut, wenn er ihre Fehler findet. Er muss in den Prozess mit einbezogen werden, um nicht eine ständige Konkurrenz bei beiden zu entwickeln. Es ist wirklich schwer und ich wünsche dir alles Gute. Ich schaue ab und zu mal rein. Was ist beim Gespräch mit der Lehrerin rausgekommen? Alles Gute, Sabine

 

[Ginny_1966]

Hallo Sabine,

meine Tochter ist 7 und mein Sohn 6 (jetzt Eingeschult). Die Lehrerin steht voll hinter meiner Tochter und versucht ihr zu helfen wo sie kann. Aber es ist eben nicht leicht. Und ich mach dann auch noch so blöde Fehler wie alles zu verallgemeinern: z.B. IMMER kleckerst du oder warum machst du deine Hose NIE zu. Ich könnt mir dann selber in A beissen. *mist*

Heute morgen auch schon wieder passiert, das verletzt sie so, sie ist sehr sensibel.

Heute nacht konnte ich nicht schlafen, da hab ich mir ein paar Lernstrategien ausgedacht mal guggen was es bringt.

Danke euch allen für euren Zuspruch. Aber Medis wollen wir immer noch vermeiden, hoffentlich klappts.

Wir arbeiten ja alle zusammen, die Ergo, die Lehrerin und wir. Es müsste zu schaffen sein.

Gruss Ginny

 

[MarleneE]

Hallo Ginny,

du schreibst in deinem ersten Beitrag, dass du mit der Lehrerin sprechen willst, u.a. weil die anderen Kinder deine Tochter anscheinend nicht mögen.

Sind dafür aber nicht die anderen Mütter die besseren Ansprechpartner? Hast du nicht gleich die Mutter am Telefon gefragt, warum ihre Tochter nicht mit deinem Kind spielen soll? Hast du überhaupt guten Kontakt zu den anderen Eltern in eurer Klasse? Oder fühlst du dich wegen der Probleme mit Talea genauso ausgegrenzt wie deine Tochter bei ihren Klassenkameradinnen (dann wären die Probleme kein Wunder, deiner Tochter gehts genauso wie dir)?

Ich kenn mich mit kleinen Mädchen nicht aus, habe jetzt zwei schon größere Jungs. Mein Jüngster mit ADHS hat einen großen Freundeskreis und war auch in seinen Klassen immer sehr beliebt. Er war ja auch immer derjenige, der den Unterricht unterbrochen hat und sich den Lehrern gegenüber mehr getraut hat als die anderen. Ich hätte mir eher gewünscht, dass ihn die anderen mal stoppen und sein Verhalten ablehnen würden.

In den Klassen meiner Jungs gab es auch meistens ein Kind, das von den anderen abgelehnt wurde. Meiner Meinung lag das zum größten Teil an den Eltern. Es war ein Kind, das nicht so sein durfte wie die anderen. Wenn alle anderen draußen gespielt haben, musste es mit zum Einkaufen, auch wenn sich die anderen Eltern bereit erklärt hatten, aufzupassen. Es gab andere Regeln, es durfte dies und das nicht, was für die anderen selbstverständlich war, es war einfach ein Außenseiter. Irgendwann haben es die anderen aufgegeben und das Kind überwiegend gehänselt.

Bei uns im Ort war es z.B. üblich, dass alle Jungs zwischen Weihnachten und Fasching mit ihren Pistolen draußen rumknallen durften. Obwohl ich mir immer -als die Kinder noch kleiner und das Thema noch nicht aktuell war -
vorgenommen habe, dass meine Jungen nicht mit Waffen spielen dürften, habe ich es dann doch erlaubt. Ich habe oft meine Meinung zur Erziehung dahingehend geändert und meine Jungs so behandelt, wie die anderen Kinder(auf der Straße, wie man früher sagte) auch behandelt wurden.

Kann es sein, dass du oft, was deine Tochter betrifft, deinen eigenen Weg gehst, dass es dir egal ist, was die anderen denken oder erlauben würden? Oft sind es sicher nur Kleinigkeiten. Wohnst du z.B. in einer Gegend, in den sich die anderen Eltern nicht so viel leisten können, deine Tochter aber schon etwas "anderes" ist, weil ihr den Reituntericht finanzieren könnt? Oder willst du für deine Tochter in der Schule immer irgendwelche Sonderregeln, sodaß sich die Lehrerin und die Klasse langsam genervt fühlen?

Bitte schau, was in eurer Familie alles anders ist und ob da auch Gründe für die Probleme deiner Tochter sein können. Frag andere Mütter, ob sich ihre Töchter geäußert haben, warum sie Talea doof finden und warum andere Mädchen nicht mir ihr spielen sollen. Ob sie an andere Kinder zu "nah" ran geht, müsstest du doch schon seit dem Kindergarten wissen. Es wundert mich, dass du dir das nur "vorstellen" kannst.

Ansonsten wünsche ich euch alles Gute für das weitere Schuljahr (wir haben morgen noch 1 Tag Ferien) und dass ihr für eure Probleme eine Lösung findet.

Marlene