brauche Rat - Hilfe: Wie soll ich mich verhalten?

[keiner]

Hallo,

nach über 12 Jahren mit meiner Frau hat sie mir neulich gebeichtet, dass sie seit 9 Monaten ein Verhältnis mit einem Anderen hat/hatte. Ich hätte meine Hand für diese Frau ins Feuer gelegt - aber das tun wahrscheinlich die Meisten. Ich liebe/liebte sie ... .

Ich war natürlich unendlich geschockt, verärgert, am Boden zerstört - aber ungewohnt ruhig, nicht aufbrausend. Wobei ich immer gesagt habe, wenn es einmal passieren sollte trenne ich mich sofort, da das Vertrauen weg ist.

Wir haben ein kleines Kind und ich sehe unsere Zukunft sehr stark gefährdet (etwas untertrieben), zumal meine Frau sich noch nicht über Ihre Gefühle klar ist.
Sie will angeblich die Beziehung zu dem anderen Mann beenden (ein Arbeitskollege), weiss aber nicht ob sie mich wieder lieb haben kann. Ihr fehlte angeblich das Gefühl "des Verliebt sein". Wir haben uns auf einen Zeitraum von ca. 6 Wochen verständigt in dem sie mit sich ins Reine kommen soll.

Trotz des Ganzen will ich in die Zukunft schauen und ihr Verzeihen bzw. unsere Familie retten. Sie ist immer noch meine Traumfrau *schnüff*

Nun meine Fragen:
- Kann man hier verzeihen/vergessen?
- Bringen diese 6 Wochen "Bedenkzeit" etwas?
- Kann man, z.B. mit Hilfe professioneller Hilfe, wieder das Vertrauen und die Zuneigung (inkl. das Sexual-Leben) aufbauen?
- Hat jemand mit diesen Diensten positive Erlebnisse gehabt?
- Kann meine Frau weiterhin in dieser Firma mit diesem Kollegen zusammenarbeiten oder ist sie dadurch nicht permanent "gefährdet"?
- Kann jemals das Vertrauen wieder aufgebaut werden oder ist jemand der fremdgegangen ist auf immer gefährdet?
- Ist die/eine "Beziehung" noch zu retten oder sollte man lieber einen harten Schnitt machen?
- Tips/Erfahrungen??

Vielen Dank!

 

[Sadhana]

Hallo Keiner

Ob Du verzeihen kannst oder nicht, liegt in Deiner Person. Es ist schwierig darauf eine Antwort zu geben. Wenn Du die 12 jahre Eurer Beziehung revuepassieren lässt, mit den Dingen, die Dir gut oder auch weniger gut getan haben, wirst Du erkennen, wie Deine Beziehung zu Deiner Frau war. Das kann Deine Entscheidung zu verzeihen oder nicht, stützen. Vergessen wirst Du nicht, nur der Schmerz wird nachlassen.

Ob diese 6 Wochen Bedenkzeit ausreicht ist auch schwierig zu sagen. 9 Jahre Verhältnis ist eine lange Zeit und die Motivation dieses Verhältnis zu beenden spielt dabei auch eine Rolle. Wenn sie tatsächlich kein Interesse mehr an ihrem Kollegen hat, muss sie sich ja auch erst einmal darüber im klaren sein, welche Beziehung sie zu Dir haben möchte.

Dazu kann eine Paartherapie sehr hilfreich sein. Dort lassen sich Vorstellungen, Forderungen, Hemmnisse klären. Ihr könnt dann mit Unterstützung nach einer Basis für ein weiteres Zusammenleben suchen und Vereinbahrungen treffen. Jeder erfährt dann etwas mehr, über die Gefühle und die Situation des anderen. Das hilft wirklich, auch um zu entscheiden ob und wie die Beziehung weitergehen kann.

Ob eine Zusammenarbeit mit dem Kollegen möglich ist hängt zum Einen davon ab, ob sie sich im gegenseitigen Einvernehmen lösen, oder nicht. Denn ist einer der Beiden gekränkt, kann das Zusammenarbeiten die Hölle sein. Wenn keine Sicherheit, bei dem Wunsch sich zu trennen da ist, dann besteht weiterhin schon die Gefahr, dass das Verhältnis wieder auflebt. Dann ist es sinnvoll die Stelle zu wechseln. Allerdings ist es schwierig das von ihr zu fordern. Letztlich entscheidet sie das selbst und Du kannst eben nur für Dich schauen, welche Konsequenzen Du ziehst. Wichtig ist, dass Du ihr Deine Bedenken mitteilst, denn das kann ihre Entscheidungen beeinflussen.

Ob Du wieder vertrauen kannst hängt wie schon geschrieben von Dir ab, aber auch von ihrem Verhalten. Eine Paartherapie wo offen geredet wird, kann einen Aufbau der Vertrauensbasis bestärken. Damit zeigt sich dann auch, ob die Beziehung zu retten ist. Wichtig ist in jedem Fall die Klärung, warum sie so schnell (nach 3 Jahren) ein Verhältnis begonnen hat.

Was mich stutzig macht ist das Argument, sie bräuchte "das Verliebtsein". Verliebtheitsgefühle verändern sich in einer Beziehung im Besten Fall in Richtung Liebe. Dazu ist Beziehungsarbeit notwendig, denn damit nährt man das Wir-Gefühl. Wenn sie Sensucht nach Verleibtheit groß ist, dann besteht schon die Gefahr, dass es wieder passiert. Die Frage ist, welche gefühle sie Dir gegenüber hat? Die Frage ist auch, was brauchst Du, um die Beziehung aufrecht zu erhalten bzw. was kannst Du entbehren?

Ich hoffe sehr für Dich, dass Du erkennst wo Du hin möchtest und Klarheit für Dich findest.

Liebe Grüße

Sadhana

 

[Wolkenschieber]

Original von keiner
Nun meine Fragen:
- Kann man hier verzeihen/vergessen?

Liebe muss niemals um Verzeihung bitten müssen ...

- Bringen diese 6 Wochen "Bedenkzeit" etwas?

Ja, aber halte Dich nicht so sehr an ein Datum. Es braucht seine Zeit. Ich wollte es auch nicht glauben, aber Du willst doch ihr ganzes Herz und eine Entscheidung aus freiem Willen, oder ?

- Kann man, z.B. mit Hilfe professioneller Hilfe, wieder das Vertrauen und die Zuneigung (inkl. das Sexual-Leben) aufbauen?

Hier wird nix wieder aufgebaut. Hier wird und muss NEUGEBAUT werden.
Und ansonsten - JA

- Hat jemand mit diesen Diensten positive Erlebnisse gehabt?

JA , und zwar extrem positive, jedenfalls hier im Pott.

- Kann meine Frau weiterhin in dieser Firma mit diesem Kollegen zusammenarbeiten oder ist sie dadurch nicht permanent "gefährdet"?

Kannst Du das aushalten? Wenn ja, dann ja ...

- Kann jemals das Vertrauen wieder aufgebaut werden oder ist jemand der fremdgegangen ist auf immer gefährdet?

Vertrauen musst Du selber aufbauen und gefährdet ist ein jeder ... immer ...

- Ist die/eine "Beziehung" noch zu retten oder sollte man lieber einen harten Schnitt machen?

Im Moment musst Du vielleicht Eure Ehe alleine zusammenhalten, aber wenn sie sich für Dich entscheidet, dann könnt und müsst ihr gemeinsam daran arbeiten, und das ein ganzes Leben lang.

- Tips/Erfahrungen??

Bei uns gings, aber die Entscheidung musst Du für Dich selber treffen ...


Viel Glück und eine weise Wortwahl wünscht aus Essen

Ralph

 

[Jenny]

Besser als Ralphi kann man es glaube ich nicht beschreiben und beantworten.

Ich habe die Erfahrung auch gemacht und bei uns ist es noch mal gut gegangen. Es braucht sehr viel Zeit und Geduld von beiden Seiten und geht nicht von heute auf morgen.

Aber wenn ihr BEIDE wollt dann versucht es, warte ihre Entscheidung ab, auch wenns schwerfällt.

Viel Glück!

 

[keiner]

Hallo,

vielen, vielen Dank für die schnellen Antworten!!

Sadhana - es waren 9 Monate nicht Jahre. Wenn sich dadurch an Deiner Antwort noch etwas ändern sollte, freue ich mich über Dein Feedback!

Bin über jede weitere Antwort/Hilfe/Erfahrung dankbar.

Manchmal fühle ich mich wie ein Trottel oder sogar der Täter, der nicht loslassen kann ...

Liebe Grüße,
Keiner

 

[Lara04]

Guten Morgen zusammen....

@ Ralphi

Besser konnte man nicht antworten.....

Habe mir gerade deinen "spruch" abgeschrieben....er ist wunderschön und er trifft es!

liebe grüße

Lara

 

[Tanja]

Hallo keiner!

Vergessen wirst Du es niemals, aber Du kannst es verzeihen. Natürlich nicht von heute auf morgen, auch nicht in 6 Wochen, und es funktioniert sowieso nur, wenn Ihr beide es wollt und es versucht.

Ich halte nicht viel davon, eine Frist zu setzen, wann sich der Partner entschieden haben soll.
Ich habe genau dasselbe erlebt und meinen Mann damals auch zwei Wochen Bedenkzeit gegeben. Natürlich hatte er sich in den zwei Wochen noch nicht entschieden. Er war gar nicht zur Ruhe gekommen, weil er dauernd unter dem Druck stand, sich zu entscheiden.

Wichtig ist erst einmal für Dich, dass Du Dir überlegst, ob Du wirklich bereit bist, mit Deiner Frau gemeinsam für Eure Beziehung zu kämpfen.
Das kannst Du alleine für Dich klären oder auch hier schon Hilfen von aussen annehmen, zum beispiel Lebenberatungen. Die bekommt man auch kostenlos an gleicher Stelle wie die Eheberatungen. Die Nummern hierfür findest Du im Telefonbuch oder den gelben Seiten unter "Eheberatung" oder Du kontaktierst die Familien- oder Frauenbeauftragte Deiner Gemeinde /Stadt.
Uns hat die Eheberatung sehr geholfen. vor allen Dingen mir. Sie hat uns beiden auch irgendwie eine Basis geschaffen, wieder neu aufzubauen, das alles, was geschehen ist, aufzuarbeiten und mir natürlich nach einiger Zeit (ich glaube, das war so ein Dreivierteljahr oder Jahr später) zu verzeihen.

Bei meinem Mann war es auch die Arbeitskollegin, besser gesagt seine Vorgesetzte. Ich habe darauf bestanden, dass er sich über kurz oder lang eine neue Arbeit sucht, aber sie ging relativ schnell nach Beendigung der Affaire und mein Mann hat dann etwa ein Jahr später gewechselt.

Generell denke ich, sollte ein Arbeitsplatzwechsel nicht Bedingung sein, um wieder Vertrauen zu fassen. Der Partner kann einem auch anders das Gefühl vermitteln, sich richtig für einen entschieden zu haben, aber im Moment, wo Du es gerade erst weißt, fahren natürlich auch die Gefühle und Gedanken Achterbahn.

Mir hatte übrigens eine räumliche Trennung sehr gut geholfen. Ich kam zur Ruhe und klammerte nicht mehr so sehr am Fortbestand meiner Ehe, als ich merkte, dass ich es alleine auch ganz gut auf die Reihe bekam und
mein Mann fühlte sich dadurch nicht mehr so unter Druck gesetzt.

Alles Liebe für Dich!

 

[michl]

Hallo,
Was Du durchmachst, habe ich vor vier Monaten erlebt. Wir haben drei gemeinsame kleine Kinder, als sie sich in ihre Jugendliebe verliebte und diese auch auslebte, war sie mit unserem vierten Kind im achten Monat schwanger.

Deine Fragen:
Ich glaube nicht, dass ich meiner Partnerin verzeihen kann, vergessen werde ich es mit Sicherheit nie. Du hast vielleicht den Vorteil, dass sie Dir ihr Verhältnis gebeichtet hat. Könnte eine erste vertrauensbildende Maßnahme sein.

Sechs Wochen Bedenkzeit bringen nach meiner Erfahrung nichts. Wir, besser sie, hat dreieinhalb Monate gebraucht, um den Versuch zu starten, den Anderen los zu lassen und mit mir einen Neuanfang zu versuchen.

Wir waren bei einer Paarberatung, hat uns beiden sehr viel gebracht. Du solltest jedoch nicht zu viel Hoffnung für Eure Beziehung da reinstecken. Mir hat die Beratung für mich als Person nicht sehr viel neues gebracht, wohl aber für mein Partner- und mein Kommunikationsverhalten. Meine Partnerin hat an vielem, was sie dort über sich selbst erfuhr, schwer schlucken müssen. Der Seitensprung an sich war kaum Thema bei den Sitzungen, Schwerpunkt waren die Hintergründe in unseren Persönlichkeiten und unserer Beziehung, die zum Seitensprung meiner Partnerin führten. Damit war die Beratung eine eher langfristige Hilfe, für meinen akuten Schmerz war sie nutzlos.

"Unser" Typ wohnt im gleichen Ort, ist schon ein scheiß Gefühl, dass sie sich täglich über den Weg laufen könnten. Aber das Problem spielt sich eher im Kopf ab. Wenn sie den Typen loslassen kann und sich wirklich wieder Dir und Eurer Beziehung zuwenden kann, kann das schon funktionieren, leicht wird es aber vor allem für Dich mit Sicherheit nicht.

Das mit dem Vertrauen weiß ich auch nicht – wird sehr schwer werden und wenn, wird es wahrscheinlich sehr lange dauern.

Ist Deine Beziehung noch zu retten? Na klar – wenn ihr es beide wollt!

Worauf ich heute sehr stolz bin, und was Du auch von Dir schreibst, ist, dass ich sehr ruhig geblieben bin. Wut und Hass sind sehr schlechte Ratgeber. Wenn die Kinder und die Schwangerschaft nicht gewesen wären, wäre ich nach vier Wochen gegangen – nicht um die Beziehung zu beenden, sondern um sich gegenseitig Freiräume zu schaffen. Ich habe bei meiner Partnerin feststellen müssen, dass, je näher ich ihr gerückt bin, um so größer wurde der Andere und umgekehrt.

Du hast eine schwere Zeit vor Dir. Mir hat die Sache für mein Ich sehr viel gebracht, so blöde das auch klingt. Ich weiß heute mehr über mich, ich weiß, was ich von meinem Leben und von meiner Partnerin erwarte und ich bin nicht mehr bereit, dahingehend große Abstriche hinzunehmen. Ich habe gelernt, um meine Liebe zu kämpfen. Und ich habe gelernt meinen eigenen Hintern hochzuheben. Schmeiß den Stolz über Bord, es lohnt sich! Ich lebe viel bewusster, vor allem mit den Kindern. Und ich bin wacher als jemals in meinem Leben zuvor. Das wird auch für meine Partnerin ein hartes Brot!
Wir haben auch gelernt wieder sehr respektvoll miteinander umzugehen. Unsere Umgangsformen sind seit ihrem Seitensprung fast liebevoll – und das ist unsere Basis, auf der wir mittlerweilen beide aufbauen wollen. Ob das reicht, weiß ich heute noch nicht.

Versuche nicht in Schuldzuweisungen zu verfallen. Hinterfrage Eure Beziehung und wie es dazu kam. Es gibt meiner Meinung nach zwar nichts, was ihr Tun rechtfertig, aber es hilft vielleicht für die Zukunft Euerer Beziehung.

Was ich noch nie nachvollziehen konnte, auch nach dem Lesen von zig Beiträgen in diesem Forum, ist das mit dem "Verliebt sein", das mit den Schmetterlingen im Bauch. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen es als selbstverständlich erachten, dass die Schmetterlinge im Bauch nach einiger Zeit verfliegen. Ich glaube zwar nicht, dass man die Schmetterlinge mit dem Kopf zum Fliegen bringen kann, aber daran, dass man sie leicht mit dem Kopf vertreiben kann. Und das könnte ein Selbstläufer sein.

Noch ein Wunsch. Ihr habt ein kleines Kind, denke immer an Deine Verantwortung, keine Gefechte in seiner Gegenwart. Unsere Kinder ahnen noch nicht einmal etwas – und darauf bin ich am meisten stolz.

Und noch eine eigene Erfahrung. Sei Vorsichtig mit Ratschlägen von Theoretikern, die antworten oft so, wie Du Deine eigene Einstellung vor dem GAU beschreibst (Ich würde mich sofort trennen). Und das bringt nix.

Hoffentlich ist mein Beitrag nicht etwas zu ichlastig, aber ich kann halt auch nur mein Erlebtes wiedergeben und ich bin noch sehr nahe dran.


Ich wünsche Dir viel Glück und vor allem sehr viel Kraft

Liebe Grüße

Michael


Und vielleicht kommen wir beide mal mit unseren Beziehungen dahin, wo Ralph mit seiner zu sein scheint. Und dann könnte man dem Ganzen sogar was positives abgewinnen!

@Sadhana: Weil ich Deinen Aussagen kaum was hinzufügen kann, wollte ich meinen Text löschen, nachdem ich Deinen gelesen hatte.

@Ralph: Schöne Worte, Deine Kommentare haben mir in meiner akuten Zeit auch geholfen – Danke!

@alle EFler: Der Dank gilt Euch allen!

 

[Jenny]

Michael, deine Worte rufen mir meine damalige Situation in Erinnerung zurück und du hast ja so recht.

Auf Leute die gleich eine Trennung raten, habe ich damals auch gerne verzichtet.

Wenn es damals dieses Forum schon gegeben hätte, hätte es mir mit Sicherheit genauso geholfen wie dir Michael. Aber da gabs das noch nicht. Wir haben es trotzdem geschafft und wir gehen seitdem viel liebevoller miteinander um, wir wissen einander zu schätzen die Beziehung ist intensiver.

Ich hoffe das ihr auch bald dorthin kommt wo wir jetzt sind.

Viel Glück!

 

[keiner]

Hallo - hier schreibt nochmal keiner.

Nochmals vielen Dank für die vielen und sehr ausführlichen Antworten! Haben mir schon viel gebracht.

Ich habe noch ein paar zusätzliche Fragen - wenn jemand hier auch noch antworten will?:

Wir haben "vereinbart", dass wir während der Bedenkzeit das Thema nicht ansprechen. Wir haben sogar zusammen Weihnachtskarten geschrieben und gehen einigermaßen "normal" miteinander um.

- Ist das gut oder sollte ich das Thema ansprechen?
- Sollte ich die Hintergründe noch mehr erfragen?
- Sollte ich sie auf die Kommunikation mit dem anderen Mann ansprechen?
- Soll ich meine Frau fragen wie ich mich besser verhalten könnte?
- Tips?

Vielen Dank,
keiner

 

[Wolkenschieber]

Zunächst mal möchte ich meinen Respekt für @ Michael ausdrücken.
Ich habe mir Deinen Text einige Male durchgelesen und bewundere Dich dafür, dass Du das so niederschreiben konntest.
:respekt

Und vielleicht da zu sein wo ich bin ??? Vielleicht bist Du schon weiter ...

Original von keiner
Wir haben "vereinbart", dass wir während der Bedenkzeit das Thema nicht ansprechen. Wir haben sogar zusammen Weihnachtskarten geschrieben und gehen einigermaßen "normal" miteinander um.

- Ist das gut oder sollte ich das Thema ansprechen?

Schwer zu beantworten. Unsere Therapeutin hatte uns empfohlen Zeitfenster zu benutzen und auch Tage ohne Problemwälzungen. Allerdings war ich weit davon entfernt, so "locker" zu sein wie Du oder gar Michael ...

- Sollte ich die Hintergründe noch mehr erfragen?

Die Frage musst Du Dir selber beantworten. Wenn Du den SS meinst, aus meiner Sicht wäre es heute besser, wenn ich mir einfach nur Gedanken gemacht hätte. Leider wollte ich jedes Details wissen und so entstanden Bilder in meinem Kopf und die sind schwer loszuwerden ...

Wenn Du den Weg meinst, der zum SS führt, dann schon. Aber mach Dich darauf gefasst, dass Du die größte "Schuld" daran hast.

- Sollte ich sie auf die Kommunikation mit dem anderen Mann ansprechen?

Und dann?

- Soll ich meine Frau fragen wie ich mich besser verhalten könnte?

JA

- Tips?

s.o. Frag nach Deinen Fehlern. Wie Du ihr zeigen kannst, dass sie der wichtigste Mensch in Deinem Leben ist. Wann und wie sie sich als Frau fühlt, und nicht als Mutti, Putze und Hausfrau. Nehmt Euch Zeit für Zweisamkeiten.
Mir haben auch Bücher geholfen. Und nicht drängeln !!! Nur anbieten !!!

Ich wünsche Euch romantische Weihnachten

Ralph

 

[Wolkenschieber]

Original von michl
Was ich noch nie nachvollziehen konnte, auch nach dem Lesen von zig Beiträgen in diesem Forum, ist das mit dem "Verliebt sein", das mit den Schmetterlingen im Bauch. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen es als selbstverständlich erachten, dass die Schmetterlinge im Bauch nach einiger Zeit verfliegen. Ich glaube zwar nicht, dass man die Schmetterlinge mit dem Kopf zum Fliegen bringen kann, aber daran, dass man sie leicht mit dem Kopf vertreiben kann. Und das könnte ein Selbstläufer sein.

Donnerwetter. Dein Beitrag trägt zu neuen Ufern :respekt

Ich erlaube mir einen neuen Thread zu eröffnen und erwarte mir da einiges.

Mit respektvollen Grüßen aus Essen

Ralph

 

[michl]

Hallo,

Tipps kann Dir meiner Meinung nach niemand geben – höchsten Deckanstöße und Anregungen. Und darum erzähle ich Dir wieder wie es bei mir war und ist – vielleicht ist ja ein Deckanstoß dabei.

Das mit dem Stillschweigen weiß ich nicht. Meine Partnerin wollte nicht über das Thema reden. Ich schon. Ich habe Sie fast täglich angegriffen. Angegriffen nicht im Sinn von Verbalattacken oder Schuldzuweisungen, sondern im Sinne von ans Eingemachte gehen. Ich war gnadenlos und für mich gab es keine Tabus, aber ich habe es fast immer geschafft, ruhig und sachlich mit ihr darüber zu reden. Hätte ich das nicht getan, würden wir wahrscheinlich heute noch nebeneinander her leben. War aber ein Spiel mit dem Feuer.
Bei Euch könnte das anders sein. Ich habe meine Partnerin in der ganz heißen Phase ihrer Affäre "erwischt". Du schreibst, sie hat Dir von sich aus ihre Affäre gebeichtet. Vielleicht ist sie schon da, wo meine Partnerin heute steht. Wir haben vor zwei Wochen beschlossen, die Sache erst mal abzuhacken und wirklich einen Neuanfang zu versuchen – bis jetzt klappt es.

Was meinst Du mit Hintergründe und Kommunikation? Hindergründe zu erfragen, wie Euere Beziehung an den Punkt kam, dass Sie fremdging, ist sehr wichtig. Wenn Du damit Details der Affäre meinst, weiß ich keine Antwort. Eines meiner größten Probleme waren neben dem Vertrauensbruch meine in mir ablaufenden Bilder von den Stunden, die die beiden miteinander verbrachten. Meine Partnerin war bis jetzt nicht bereit, mir was zu erzählen. Mir würde es wahrscheinlich helfen.

Ich würde meine Partnerin nie fragen, wie ich mich besser verhalten könnte. Das hört sich zu sehr nach anpassen an und dass kann dauerhaft nicht funktionieren. Wenn Du damit aber meinst, sie zu fragen, was sie an Deinem Beziehungsverhalten stört, dann finde ich das gut. Die meisten unserer Reibungspunkte konnte ich sehr leicht abstellen, weil sie nicht an meine Substanz gingen. Bitte verstehe mich nicht falsch, ich bin bereit mein Verhalten zu ändern, aber zur Selbstaufgabe bin ich keinesfalls bereit. Ich habe meine Ideale und meine Vorstellungen sehr kritisch hinterfragt, einiges über Bord geworfen, vieles steht aber heute fester da als zuvor.

Und jetzt kommt doch noch ein Tipp:
Überprüfe Deine Liebe zu Deiner Frau und wenn Du Dir sicher bist sie zu lieben, dann sag es ihr und zeig es ihr und zeig es ihr und zeig es ihr. Zeige Ihr damit auch, was für einen tollen Hecht sie mit Dir an der Angel hat.

Und kämpfe um sie!

Liebe Grüße

Michael

Von Ralph:
... Wie Du ihr zeigen kannst, dass sie der wichtigste Mensch in Deinem Leben ist. Wann und wie sie sich als Frau fühlt, und nicht als Mutti, Putze und Hausfrau. Nehmt Euch Zeit für Zweisamkeiten.
Mir haben auch Bücher geholfen. Und nicht drängeln !!! Nur anbieten !!!

Von mir: Das isses, genau das!

@Ralph: locker war ich mit Sicherheit nicht, nur, Gott sei Dank, meistens äußerlich ruhig und innerlich sachlich. Trotzdem haben wir einige Einrichtungsgegenstände und Türscheiben weniger.

 

[keiner]

Hi - hier ist wieder keiner,

Vielen, vielen, vielen Dank für eure Antworten + Tips. Habe Sie schon teilweise angewandt - und konnten heute "einigermaßen normal" mit ihr darüber sprechen.

Das mit lange vorbei ist relativ. Sie sahen sich das letzte Wochenende zum letzten mal. Sie sagte mir aber heute nochmals, dass DAS Thema vorbei ist. Hoffen wir es.

Sie möchte sich überlegen was wir ändern sollten ... hoffe es wird was.

Jetzt muss ich noch überlegen wie ich ihr zeigen kann, "dass ich der tolle Hecht bin" - wie michl geschrieben hat.

Bitte schaut doch immer mal wieder vorbei, im Fall ich noch weitere Fragen habe bzw. Hilfe brauche ... wahrscheinlich brauche ich jetzt und in der Zukunft noch viele Hilfe ...

Bis dann,
Keiner

 

[keiner]

Ohje ...

Hie ist keiner,

jetzt habe ich doch noch mehr Fragen und bitte euch um eure Meinung/Erfahrungen:

Wie geschrieben hatte ich es eigentlich ganz gut bisher unter Kontrolle und wollte nach vorne schauen. Gab mich "so wie vorher". Dann fragte ich gestern abend, ob das "Klima" für sie so in Ordnung geht oder ob ich distanzierter oder aufmerksamer sein soll.
Sie zog die Augenbrauen hoch und wollte nicht über das Thema sprechen. Sie meinte, wenn ich Probleme mit der "Bedenkzeit" habe, müssen wir uns etwas anderes überlegen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, da ich dachte bisher mit meinem ruhigen Verhalten eigentlich etwas positives zu tun und die letzten Tage hatte ich (so gut wie) das Thema nicht angesprochen . Ich zog dann ab - fühlte mich wieder als der "Hauptschuldige"/Täter.
Ich glaube sie ist weiter von mir entfernt als ich geglaubt habe, wahrnehme oder wahrhaben möchte.

Wie seht ihr das, sollte ich es weiterhin "locker" sehen und ruhig "normal" ihr gegenüber sein oder eher auf Distanz gehen und meine Traurigkeit/Enttäuschtheit mehr zeigen?
Da ich (bisher) rel. ruhig mit dem SS umging - könnten die Gefühle später aus mir noch herausbrechen?
Ein weiteres Problem mit dem ruhig sein sehe ich darin, dass sie glauben könnte "es macht mir nichts aus/ist mir egal". Dann könnte sie zum einen an meiner Liebe zweifeln bzw. müsste sich nicht gegen den anderen entscheiden.

Ich bin/war fast schon soweit, dass ich mich wieder versöhnen könnte - nur hier kommt das wieder zum Tragen, was ich gerade versucht habe zu beschreiben:
- Ist es zu früh?
- Habe ich es noch nicht richtig aufgenommen und kommen die richtigen Gefühle erst noch?
- Mache ich mir hier etwas vor bzw. verdränge ich die Tatsache?
- Denke ich zu stark an mich?

Auch das Thema "Details über den/die SS" zu erfahren macht mir noch Kopfzerbrechen. Eigentlich möchte ich schon erfahren was wo lief. Auf der anderen Seite habe ich somit nicht die detaillierten Filme im Kopf, die ihr auch schon beschrieben habt und bin deshalb evtl. so offen/"locker".
Haben die Details geholfen?

Am meisten beunruhigt mich die Tatsache, dass sie noch keine prof. Hilfe möchte bis sie sich über ihre Gedanken/Gefühle im Klaren ist. Ich weiss nicht, ob hier die Zeit gegen uns spielt ... . Soll ich das Thema nun wirklich nicht mehr ansprechen bis sie auf mich zukommt?
Ich habe bei mir gerade die Befürchtung, dass um so mehr Zeit ich habe ich mehr mehr Gedanken darüber mache und mich mehr "reinsteigere".

Heute ist sie zum ersten mal nach der "Beichte" wieder in der Firma - mal schauen ...

Ich weiss, viel ducheinander - hoffe aber, dass ich noch weiter aus euren Erfahrungen etwas für meine Situation rausziehen kann.

Danke - keiner

P.S.: Ich habe mir übelegt, ob ich meiner Frau ein Bild von meiner Tochter (kann noch nicht lesen) und mir zu Weihnachten geben soll, auf dem wir ein Schild mit "Bitte bleib bei uns!" hochhalten. Was meint ihr?

 

[Danii68]

RE: Ohje ...

Hallo Keiner

Bitte mach das mit dem Foto auf keinen Fall. Sieht aus, als wolltest Du Dich anbiedern. Keine Frau möchte einen Mann, der sich anbiedert. Frauen wollen erobert, nicht angebettelt werden und zwischen beidem ist ein grosser Unterschied. Sorry für meine harten Worte, aber ich habe das Gefühl Du bist im Moment zu 'weich' (was bei der Sachlage ja auch absolut klar ist).

Mein Tipp: Du hast allen Grund vor den Kopf gestossen zu sein. Sie muss also zu dir kommen, nicht umgekehrt. Wenn sie nicht reden will, gut - dann lass es! Geh auch auf Distanz, das wirkt manchmal Wunder. Geh mit Kumpeln aus und zeige ihr, dass Du emotional unabhängig bist. Und v.a., lass ihr die lange Leine. Ich weiss, dass Dir mein Tipp wahrscheinlich nicht gefällt, aber schwierige Ziele erreicht man oft nicht mit einfachen Mitteln. Wenn Du sie wirklich liebst, musst Du jetzt ein wenig loslassen und warten ob sie zurückkommt. Nur dann habt Ihr wirklich eine Chance.

ich wünsche Euch viel Glück!!!!!

 

[lob]

Hallo Keiner

Wie Du stecke auch ich in einem ähnlichen Schlamassel fest. Dies allerdings schon ein paar Jahre länger als Du. Wie Dir ist mir die Zukunft unseres Sohnes sehr wichtig. Auch versuche, mich erneut in meine Frau zu verlieben, versuche festzustellen, wo ich im Leben stehe, was ich will und welche Zukunft bringt mir welchen Erfolg bzw. die Familiensicherheit. Dazu nemen wir uns allerdings 14 Wochen Auszeit im nächsten Jahr. Ich selber halte dies für den letzten Zug, den uns gemeinsam ans Ziel unserer ursprünglichen Träume bringt. Ich hoffe, meine Frau nimmt diese Sache ebenso ernst wie ich, denn nur zusammen können wir wieder zusammen bringen was ursprünglich auch zusammen sein wollte.
Dabei nie Vergessen: Wielviel Glück zu welchem Leid darf man für sich in Anspruch nehmen?

Warten und kämpfen lohnt sich immer......der Kinder wegen.........

Frohe Weihnachten Martin
es Grüezi aus der Schweiz

 

[michl]

RE: Ohje ...

Hallo keiner,

das mit dem Bild, finde ich, ist keine gute Idee, siehe Text von Danii68.

Dass sie zu Dir kommen muss, wie Danii68 schreibt, sehe ich nicht so absolut, das mit der langen Leine hat aber schon was. Ich habe meine Partnerin kaum unter Druck gesetzt, "angegriffen", im Sinne wie ich Dir das schon mal geschrieben habe, schon. Sie ist dadurch von ihrer rosaroten Wolke gefallen und war wieder in der Lage neutral über unsere Beziehung nachzudenken. Ob das am Ende was nützt, weiß ich nicht. Ich hab dazu auch was unter ralphis Schmetterlingen geschrieben.

Geschluckt habe ich über Deine Aussage, Du gabst Dich "normal wie vorher". Denn gerade das könnte Euer Problem gewesen sein.

Bilder über den SS im Kopf zu haben ist aus meiner Sicht mit das schlimmste was einem passieren kann. Bei mir war's so, dass ich ohne vorherigen Verdacht nachts aufgewacht bin, weil ich plötzlich Bilder von den beiden in mir sah. Ich habe sie dann darauf angesprochen und sie hat dann zugegeben, dass sie bei einem anderen Mann war und sich in ihn verliebt hat. Für mich wäre es eine Hilfe, wenn sie mit mir über die Details reden würde weil dann meine Bilder vielleicht zur Ruhe kämen. Hätte ich diese Bilder nicht, würde ich eher keine Details wissen wollen.

Wir sind zur Paarberatung gegangen weil sie sich nicht über ihre Gefühle im Klaren war. Sie hat sich von der Beratung eine schnelle Klarstellung erhofft – hat aber so nicht funktioniert.

Reinsteigern hilft nichts, im Gegenteil! Versuche ruhig zu bleiben, ich weiß wie schwer das ist, ich weiß aber auch, dass es geht. Und wie schon mal geschrieben: Wut und Zorn sind schlechte Ratgeber.

Und lob hat Recht: Warten und kämpfen lohnt sich immer – auch wegen der Kinder! Bis zu welchem Punkt das erträglich ist, weiß ich selbst noch nicht.

Liebe Grüße

Michael

 

[Wolkenschieber]

Das Problem mit den Bildern ...

Original von michl
Bilder über den SS im Kopf zu haben ist aus meiner Sicht mit das schlimmste was einem passieren kann. Bei mir war's so, dass ich ohne vorherigen Verdacht nachts aufgewacht bin, weil ich plötzlich Bilder von den beiden in mir sah. Ich habe sie dann darauf angesprochen und sie hat dann zugegeben, dass sie bei einem anderen Mann war und sich in ihn verliebt hat. Für mich wäre es eine Hilfe, wenn sie mit mir über die Details reden würde weil dann meine Bilder vielleicht zur Ruhe kämen. Hätte ich diese Bilder nicht, würde ich eher keine Details wissen wollen.

Das Problem mit den Bildern ...

Ich habe "früher" immer gedacht, ich MUSS ALLES wissen.
Und ich habe dann auch tatsächlich solange GEPROCKELT bis ich alles wusste.
Teilweise hat sie mir es auch freiwillig erzählt.
Das Problem dabei ist allerdings, in welcher Verfassung du gerade bist, wenn sie es erzählt.
Wenn Wut und Zorn und Enttäuschung gerade die Oberhand haben, siehst Du ALLES negativ.
Ja du überzeichnest ALLES.
Du siehst natürlich alles aus Deiner Sicht und verbindest es mit deinen Gefühlen.
Letztlich ist ES aber auch ihrer Sicht GANZ ANDERS.
Bestimmt Dinge, die dir wichtig sind, sind es für sie nicht...

Ich habe auch immer geglaubt, wenn ich mir DAS ausmalen muss, weil ich nix weiss, dann ist es
nur noch schlimmer.
Aber als ich dann ALLES wusste, was das Wissen nur schlimmer.
Spinn Dir lieber irgendwas zusammen, mit dem du gut leben kannst, alles andere bringt dich nicht voran.
Aus der heutigen Sicht bin ich selbst ziemlich zwiespältig, ich weiss bestimmte Dinge recht genau
und finde das gut, ABER was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Ich glaube, es wäre besser gewesen nicht zu prockeln ...

Ich wünsche Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest aus Essen

Ralph

 

[keiner]

RE: Ohje ...

Original von michl
Geschluckt habe ich über Deine Aussage, Du gabst Dich "normal wie vorher". Denn gerade das könnte Euer Problem gewesen sein.
Michael

Ja - das macht mir auch Kopfzerbrechen. Aber soll ich schmollen und treibe ich sie dann nicht von mir weg? Sie will (noch) nichts sagen/darüber sprechen ...


Wünsche euch allen frohe Weihnachten

... und Danke!

 

[Tanja]

Lieber Keiner!

Ich hoffe, Du hast das mit dem Foto nicht gemacht...

Ich finde, Danii hat das ziemlich gut geschrieben.
Mach Dich rar! Zeig ihr, dass Du notfalls auch ohne sie klarkommst.
Bei meinem Mann hat das Wunder gewirkt. Zwar hatte ich vorher auf eine räumliche Trennung bestanden, weil ich es emotional gar nicht aushalten konnte, mit ihm in einer Wohnung zu leben, aber er kam natürlich, um unsere Tochter zu sehen.
Er meinte dann irgendwann, zu sehen, wie ich so selbstbewusst und vollkommen auf mich gestellt alles im Griff hatte, hätte ihm imponiert.
Vorher hatte er sich von mir "aufgefressen" gefühlt und nun ließ ich ihn gehen und sagte ihm zwar vorher, dass ich es mit ihm noch versuchen wolle, aber ich habe dann auch klar gesagt, dass ich nicht ewig auf ihn warten würde.
Irgendwie hat das wohl Eindruck gemacht, denn er wollte dann immer vorbeikommen und hat sich richtig Mühe gegeben.

Ich will Dir damit nicht raten, dass Du Dich vorübergehend trennen sollst. Wenn Du es gut mit ihr aushalten kannst, ist das doch ok. Aber Du solltest wirklich etwas für Dich tun.
Geh mit Freunden weg, geh zum Sport, schnapp Dir Deine Tochter und mache einen Ausflug mit ihr alleine, breche absichtlich mit gewohnten Ritualen, zum Beispiel dem gemeinsamen Abendessen.
Allerdings sollte Dir nichts davon wirklich weh tun und Du solltest nicht im Hinterkopf haben, dass Du das nur tust, um sie zurückzugewinnen.
Du musst innerlich an einen Punkt kommen, an dem Du merkst, dass DU für Dich im Moment die Hauptperson bist und Du solltest versuchen, Dinge zu tun, die Dir jetzt gut tun, die Dich von der Situation ablenken und die Dich aufbauen.

Schwierig finde ich Deine Frage nach dem Reden.
Für mich war es sehr sehr wichtig, dass mein Mann mir alles erzählte. Ich wollte wissen, wo, wann, wie und er hat mir alles erzählt. Er hat aber von Anfang an mir zu verstehen gegeben, dass es nie so wie mit mir war und ich habe ihm das geglaubt.
Ich habe auch keine Bilder von den beiden im Kopf gehabt, ich kannte sie und fand mich attraktiver als sie. Alle anderen, die sie auch kannten, fanden mich auch attraktiver und somit war mein Selbstbewusstsein auch nicht so ganz im Keller als wäre es eine unglaubliche blonde Schönheit mit Traummaßen und was weiß ich was noch gewesen.

Wenn Deine Frau jetzt eher abblockt, was das Reden angeht, ist das nicht wirklich schön, aber es ist zu verstehen, wenn sie sich gar nicht im Klaren ist, was sie eigentlich will.
Sie fühlt sich sicherlich auch etwas unter Druck gesetzt, auch wenn Du ga keinen Druck ausübst.
Daher eben auch der Rat, dass Du sie bewusst alleine lässt und ihr zeigst, dass Du nicht an ihr klebst und dass Du es auch ohne sie schaffen würdest.

Ich wusste übrigens auch gleich nach dem Auffliegen der Affaire meines Mannes, dass ich ihm noch eine Chance geben würde. Zu viel hatten wir bis dahin geschafft und gemeinsam durchgestanden. Ich wollte das nicht alles wegwerfen.
Meine Eltern boten mir Unterstützung an, sollten wir uns trennen und ich fühlte mich nicht alleine und hatte auch das Gefühl, dass ich "irgendwie" wieder auf die Beine kommen würde.
Natürlich spielte im Nachhinein auch ein bisschen meine Zukunftsangst eine Rolle. Ich wollte nie eine alleinerziehende Mutter sein.
Ich finde es also nicht ungewöhnlich, sich ziemlich schnell dazu zu entscheiden, dem Partner eine Chance geben zu wollen.
Als mein Mann wiederkommen wollte, hatte in allerdings doch Bedenken, dass ich vielleicht doch eine Trennung wollen würde. Ich wusste nicht, wie und ob ich wieder vertrauen könnte und ich sagte ihm, dass das jetzt sein Risiko sei.
Ich denke, Du wirst noch viele Wechselbäder der Gefühle haben und auch das ist normal.
Manchmal muss man auch erst eine Scheiß-Wut (sorry) auf den Partner haben, um endlich aufstehen zu können und die Kraft haben, um sein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.

Auf keinen Fall solltest Du ihr gegenüber so tun, als wäre alles so wie immer. Natürlich solltest Du auch nicht wie ein Häufchen Elend voller Selbstmitleid herumkriechen, aber Du kannst ihr ruhig zeigen, dass Du ihr gegenüber etwas distanzierter bist.
Sie braucht sich Deiner nicht sicher zu sein.
Und selbstverständlich muss sie diejenige sein, die Dich um Verzeihung bittet. Nicht Du solltest ihr vorweg gleich verzeihen. Sie kann sich verdammt noch mal auch ein bisschen anstrengen, wenn sie erkannt hat, dass sie eigentlich Dich will.

Und zu einer Paarberatung würde ich erst gehen, wenn sie auch die Ehe mit Dir fortsetzen will. Gemeinsam könnt Ihr dann dort den Seitensprung und die Gründ edafür aufarbeiten. Aber eine Hilfe, ob man zusammenbleibt oder nicht, ist eine Paarberatung für mich eher nicht. Das sollte dann doch lieber jeder einzelne für sich klären, wenn es besser geht, eben mit einem Therapeuten.
Nochmal erwähne ich, dass auch Du alleine diese sogenannte Lebensberatung beginnen kannst. Sie richtet sich an alle Menshcen in Lebenskrisen und wird auch bei den Eheberatungsstellen angeboten.
Auch hier gibt es eine längere Warteliste, vielleicht rufst Du einfach mal an?
Schon am Telefon kannst Du Deine Geschichte erzählen und ich fand alleine das sehr angenehm.

Also keiner, Kopf hoch, Schultern zurück und ab ins Leben!
Du musst nicht in der Warteposition verharren, bis sie sich entschieden hat! Zu schade ist es um die Zeit, die Du verpasst, etwas Tolles zu erleben!

Ach ja, und eines noch - lasst diese Wochen, bis sie sich entschieden haben sollte. Wahrscheinlich fühlt sie sich dadurch am meisten unter Druck gesetzt. Sag ihr einfach, dass Du zur Zeit bereit bist, ihr zu verzeihen und dass Du sie möchtest. Aber sage auch, dass Du nicht ewig warten möchtest. Und dann geh mit Deinen Freunden aus und hab einen unbeschwerten Abend.

Liebe Grüße, Tanja.

 

[keiner]

Hallo - keiner hier,

das mit dem Foto habe ich nicht gemacht.

Am Heilig Abend haben wir uns auch ganz gut verstanden. Meine Frau hat mich in den Arm genommen und gemeint, dass wir es gemeinsam hinbekommen.
D.h. - sie will (angeblich) bei mit bleiben, muss aber alles erst noch verarbeiten (so lange will sie noch nicht darüber reden bzw. nicht allzu viel körpberlich Nähe).
Ab dem 1. Feiertag war das "Innige" aber schon wieder dem normalen gewichen + sie verhält sich wie vorher.

Jetzt geht es bei mir los ...

Wie gesagt, ging es bisher eigentlich seinen "gewöhnten Gang" weiter - ich bin mir hier natürlich im Klaren, dass sich dabei was ändern muss, aber solange sie nicht sagt was sie stört, tue ich mir schwer dabei.

Ich habe mich bisher nie in der Opfer-Rolle gesehen + die Sache wahrscheinlich zu leicht genommen. Habe ich einfach noch nicht realisiert?
Geht es einfach nicht, dass man es einfach schluckt und versucht nach vorne zu schauen?

Denn nun kommen so langsam die Bilder in mir hoch (am Schmlimmsten wenn ich irgendwelche Liebesszenen im Fernsehen sehe), ich komme mir eher wie ein Täter vor + sie hat sich bisher noch nicht entschuldigt.

... also alles was Tanja und ihr geraten habet (Distanz, sie sollte/muss auf mich zukommen) ist bisher nicht geschehen bzw. habe ich wahrscheinlich auch "vermasselt", da ich "normal" geblieben bin und ihr keine Szene gemacht habe bzw. eher die Nähe/Versöhnung als die Distanz gesucht habe.

Was meint ihr? Wie könnte ich micht weiter verhalten? Wirklich mal einen Cut machen + warten, bis sie mal loslegt?

Sorry, dass ich soviel Frage, aber bisher habt ihr mir mit euren Antworten sehr geholfen!

Danke + Gruß
keiner

 

[nightshadelady]

...

ich sag nur reden reden reden und versuchen irgendwie das alles wieder aufzubauen . ich bin mein freund 2 mal fremd gegangen einmal sogar mit seinem besten kumpel und wir verstehen uns wieder zum glück gut . bei usn war des reden einfach . ich denke mal sowieso jeder ist anders . Warum ich fremd ging weiss ich es ist nicht die schuld von mein freund sondern an die sachen die mir passiert ist ich hab früher nie richtig liebe bekommen .

 

[sanne]

Hallo Keiner,

ich glaube kaum, dass du dich einfach mit Freunden ablenken kannst und das Thema totschweigen solange deine Frau nicht darüber reden will...
Warum könnt ihr nicht so offen wie du auch hier schreibst miteinander reden?
Auch wenn sie sich zur Zeit noch nicht entscheiden kann, wären doch Gespräche etwas, was euch einander näherbringen könnte. Stattdessen zieht sie sich zurück (und kann dabei viel mehr an den anderen denken...).
Ich glaube auch nicht, dass jetzt die Zeit ist, zu taktieren und bestimmte Verhaltensweisen bewusst einzusetzen - vielmehr wäre es doch schöner, wenn ihr durch die Äußerung eurer Gefühle mehr Nähe zueinander herstellen könntet.
Ich würde mich nicht verstellen, sondern auch Gefühle zeigen - wenn sie sich für dich entscheidet, dann soll es ja auch für den Menschen gewesen sein, der du wirklich bist.
Ich wünsche dir viel Kraft, denn Geduld und viel Zuwendung sind natürlich schon notwendig.
Alle Gute,
Susanne

 

[Galaxie]

Dies ist das Thema Hilfe: Wie soll ich mich verhalten?