Frage -  Hochbegabung

breit_seite

Neues Mitglied
Also ich lese hier hauptsächlich Tipps zum Thema Hochbegabung bei Kindergartenkindern. Mein Sohn ist 9 Jahre und der Lehrer sprach uns auf das Thema Hochbegabung an.
Mein Sohn hat mit 10 Monaten angefangen zu sprechen. Mit 14 Monaten bereits in ganzen Sätzen. Mir 3 Jahren konnte er uns schon in Grund und Boden diskutieren, konnte ironisch sein und auch Ironie verstehen. Einmal gesehene Dinge waren wie Fotos abgespeichert (z.B. suchte er mit 4 Jahren aus dem Jugendlexikon das Bild der DNA-Helix heraus, als wir über Vererbung sprachen und meinte, dass dort bei jedem Menschen stehen würde, ob er z.B. blonde oder schwarze Haare hat etc.).
Am Ende der ersten Klasse hatte er bereits 3 Harry Potter Bücher gelesen und im Laufe der 2.Klasse die restlichen 4 Teile. Nebenbei liest er auch noch jede Menge andere Bücher.
In der Schule fällt er auf, da er stets Sprüche klopft, die seine Klassenkameraden gar nicht verstehen. Lieber spielt er alleine, als mit seinen Klassenkameraden, obwohl diese regelmäßig bei uns anrufen und nach ihm fragen.
Den SSchulstoff schafft er ohne jede Anstrengung, womit ich schon beim Thema bin. Er hasst Anstrengung jeglicher Art (körperlicher und geistiger Natur). In der Motorik hängt er hinter den meisten Altersgenossen hinterher. Sobald für ihn die latente Möglichkeit besteht nicht vorne mit dabei zu sein oder bei Speilen z.B. zu verlieren, dann klinkt er sich aus den Situationen aus und schaut lieber zu.
Er hat großes schauspielerisches Talent und kann sehr genau Emotionen erkennen und auch ausdrücken. Auch naturwissenschaftliche Themen saugt er mit einmal hören oder sehen auf und kann diese Dinge jederzeit abrufen und in anderen Situationen wiederfinden, abwenden und umsetzen.
Jetzt zu meinem Problem:
Ich weiß nicht, ob ich ihn mal auf Hochbegabung testen lassen sollte und wenn ja, wo. Ich fürchte, dass er sich darauf was einbilden könnte oder alternativ beim Test gar nicht mitmacht. Ich bin auch unentschlossen, weil ich nicht weiß, welche Konsequenzen ich aus einem evtl.positiven Test ziehen sollte. Gibt es Beratungsstellen, wo man sich vorab mal mit einem Spezialisten über solche Themen unterhalten kann?
 
C

Coleman

Guest
Ehrlich gesagt ist mir völlig unklar, was du dir von einem Test versprichst. Was du von deinem Kind schilderst, sind Entwicklungen, die überdurchschnittlich früh zu sein scheinen. Das ist für mich weder ein Problem noch eine Krankheit noch eine besondere Leistung, und zwar weder von dir noch vom Kind. Es gibt schnellere und langsamere - und dein Kind gehört, so wie es aussieht, zu den schnelleren. Wenn er nicht unterfordert wird, muss das nicht zu Problemen führen. Ich würde versuchen, die Defizite im motorischen Bereich auszugleichen.

Was bitte würde sich für dich ändern, wenn dir jetzt noch irgendwer den Stempel "Hochbegabung" verpasst und du damit offiziell kriegst, was du eh weisst? Ich kann diese Stempel (man könnte auch sagen: Schubladen) nicht leiden und bin froh, dass es sie zu meiner Zeit nicht gab.

Achte auf Defizite und versuche, da gegenzusteuern. Ansonsten hast du halt ein begabtes, lernwilliges und lernfähiges Kind. Punkt.


Ich sollte vielleicht noch dazu sagen, dass ich kein Fachmann dafür bin, sondern nur meine private, subjektive Einschätzung wiedergebe. Aber so denke ich halt darüber.
 

breit_seite

Neues Mitglied
Das ist ja gerade das Problem, er ist nicht motiviert. Er sondert sich in seiner Klasse ab und macht sich so zum Außenseiter. Unsere Schule ist nur sehr klein (einzügig) und es gibt keine Angebote außerhalb des regulären Unterrichts.
Ich sehe in Zukunft Probleme auf uns zukommen und möchte gern rechtzeitig gegensteuern, da ich schon bei anderen Lehrern, die ihn nicht fordern, feststellen konnte dass er nicht mitarbeitet (da macht er nämlich nicht mit und schreibt schlecht Noten, obwohl er den Unterrichtsstoff mit leichtigkeit beherrscht). Bislang habe ich mich auch dagegen verwehrt, irgendetwas zu unternehme, weil ich ihm eine unauffällige glückliche Kindheit wünsche.
 
C

Coleman

Guest
Natürlich wünschst du ihm eine glückliche Kindheit! Unbeschwert? Jeder hat seine Probleme - bei ihm könnte es sein, dass er sich unterfordert oder unverstanden fühlt.

Ich frage mich aber immer noch, was du von einem Test erwartest - denn genau das war doch deine Frage:
Jetzt zu meinem Problem: Ich weiß nicht, ob ich ihn mal auf Hochbegabung testen lassen sollte und wenn ja, wo.
Wenn der Test positiv ausfällt, weisst du nur, was du jetzt auch schon weisst. Wenn der Tet negativ ausfällt (trotz der von dir beobachteten intellektuellen Leistung wird er nicht als hochbegabt eingeschätzt) - was nutzt dir das dann? Was er gelernt und bislang gezeigt hat, hat er gezeigt, egal, ob nach dem Ergebnis eines Tests hier bestimmte Kriterien als erfüllt angesehen werden oder nicht.

Wenn die Schule keine Angebote hat, dann wechsele die Schule oder suche nach ausserschulischen Alternativen, und achte dabei auf die motorischen Defizite.

Und auf jeden Fall suche dir Rat und Hilfe bei anderen Eltern mit sehr begabten Kindern: genauso wie es sinnvoll ist, Erfahrungen zu teilen, wenn ein Kind in einem bestimmten Bereich Defizite aufweist (so wie dein Kind im motorischen Bereich).

Ich halte nur ganz generell nichts (null) von Intelligenztests - sie werden von intelligenten Menschen für intelligente Menschen gemacht und bilden von daher immer nur einen Teil der Wirklichkeit ab. Und - falls das noch nicht deutlich geworden sein sollte - ich bin ein Gegner des Schubladendenkens.

Ich hoffe, du findest Hilfe bei anderen "Betroffenen" und kompetente Ansprechpartner in deinem Umfeld - denn in der Tat glaube ich, dass dein Kind Förderung braucht, um Problemen (die sich ja schon zeigen) möglichst entgegen zu wirken.

Ich drücke dir und deinem Kind die Daumen!!
 

breit_seite

Neues Mitglied
Ich kenne aber keine anderen Eltern mit solchen Problemen und suche auf diesem Wege ja genau solche, die auch mit dieser Art Problemen konfrontiert sind. In unserer unmittelbaren Umgebung gibt es keine alternative Schule. Außerschulische Angebote verweigert er schon im Vorfeld. Obwohl er gelegentlich Kurse an der Junioruni besucht, die ihm immer großen Spaß machen, aber er sucht halt immer nach dem Haar in der Suppe.
Außerschulisch nimmt er Keyboard-Unterricht.
Im motorischen Bereich ist es besonder schwer. Er hatte 1 Jahr lang Ergotherapie und ähnliches. Es ist nicht so, dass er völlig daneben ist, nur halt innerhalb der normalen Bandbreite eher im unteren Bereich. Da das kognitive aber im oberen Bereich bzw. sogar darüber liegt, bekommt er das natürlich sehr bewusst mit und verweigert sich da. Er muss meiner Meinung nach ja auch nicht überall super sein. Er selbst tut sich mit dieser Erkenntnis nur unbewusst schwer.
 
I

IlkaM.

Guest
Für Deinen Sohn kann ein Test auch durchaus eine gute sache sein. Nach dem, was Du beschreibst, hört sich das schon ziemlich nach HB an - und er selber hat vermutlich das starke Gefühl, irgendwie anders zu sein.

Ein Wort für sein Anderssein kann ihm helfen, sich selber zu akzeptieren - und daraus möglicherweise auch eine Motivation zu ziehen, seine Potentiale zu nutzen.

Hinsichtlich Möglichkeiten kommt es immer ganz drauf an, wo Ihr wohnt. Als erstes würde ich an Deiner Stelle mal googeln: Hochbegabung und Dein Heimatort. Auch übers Bundesland kommst Du an Adressen. Es gibt Elterninitiativen, bei denen Du mal unverbindlich vorbeischauen kannst (wenn Du Glück hast, sogar eine in Deiner Nähe, wo Ihr dann auch mal zu einem Treffen könnt).

Es gibt inzwischen immer mehr Schulen etc., die sich auch auf Hochbegabte konzentrieren. Um dort angenommen zu werden, ist ein Test in der Regel Voraussetzung.
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Also, das hört sich schin auffällig an und ich würde dein Kind testen lassen. Und zwar umfassend und nicht nur auf HB. Dann weiß ihr wodran ihr seid und dann kann man ganz speziell Hilfsangebote suchen.

Wo wohnst du, weil nur dann kann man Adressen nennen ;-) Es gibt in jedem BuLa jede Menge Beratungsstellen für Schulprobleme jeder Art.

Original von Coleman
Wenn der Test positiv ausfällt, weisst du nur, was du jetzt auch schon weisst. Wenn der Tet negativ ausfällt (trotz der von dir beobachteten intellektuellen Leistung wird er nicht als hochbegabt eingeschätzt) - was nutzt dir das dann?

Das eben ist in meinen Augen Quatsch.

Wenn ein Kind auffällig wird dann macht es doch *immer* Sinn nach den Ursachen zu forschen. Wie willste denn sonst helfen?
Ich verstehe echt nicht, warum gerade bei Verdacht auf HB immer soviele gegen einen Test raten....

LG,

Tina
 
C

Coleman

Guest
Original von Hextina
Original von Coleman
Wenn der Test positiv ausfällt, weisst du nur, was du jetzt auch schon weisst. Wenn der Tet negativ ausfällt (trotz der von dir beobachteten intellektuellen Leistung wird er nicht als hochbegabt eingeschätzt) - was nutzt dir das dann?

Das eben ist in meinen Augen Quatsch.

Wenn ein Kind auffällig wird dann macht es doch *immer* Sinn nach den Ursachen zu forschen. Wie willste denn sonst helfen?
Ich verstehe echt nicht, warum gerade bei Verdacht auf HB immer soviele gegen einen Test raten....
Schön, soll sie einen machen. Ich bin auch gegen andere Tests - es gibt wirklich nur sehr sehr wenige, die in meinen Augen wirklich Sinn machen. Und wenn alles, was sie beschrieben hat, stimmt (und ich habe keinen Zweifel, dass es stimmt), dann kennt sie das Ergebnis. Wenn ich schon die Worte "Verdacht auf Hochbegabung" lese... Braucht sie es wirklich schwarz auf weiss? Muss da jemand einen wissenschaftlich fundierten Test gemacht haben? Schaut fast so aus.

Und klar: wenn sie eine Schule für Hochbegabte oder sowas sucht, wo man nur mit entsprechendem Testergebnis aufgenommen wird, dann braucht sie eins. Aber sonst? Hilfe, Rat und Unterstützung braucht sie. Und in einem Forum wie diesem hier damit anzufangen, halte ich auch für richtig.

Aber wie ich schon sagte: ich bin auf diesem Gebiet Laie. Und erlaube mir trotzdem eine Meinung dazu. Es könnte früher oder später auch einer auf die Idee kommen, mein Kind auf irgendwas zu testen, was ich für Quatsch halte.




breit_seite, ich drück dir fest die Daumen, dass du es schaffst, deinem Sohn gerecht zu werden - das ist sicherlich nicht einfach. Und dass du es schaffst, die richten Personen zu finden, die dir wirklich helfen können. Ich gehöre sicher nicht dazu - aber ich bin ja zum Glück nicht alleine hier.
 

breit_seite

Neues Mitglied
Ich bin ja auch nicht für Gleichmacherei, und mir ist sehr wohl klar, das so ein Test eine Momentaufnahme unter Sonderbedingungen ist und nicht das ultimative Mittel. Ich möchte das ja auch gern umgehen, zumal ich gehört habe, dass solche Tests nicht gerade billig sind und ich nicht abschätzen kann, ob Sohnemann da mitmachen würde.
Ich möchte nur für unseren Sohn das Beste und die kleinen Probleme nicht zu groß werden lassen.
 
C

Coleman

Guest
Hach, Ilka.... *seufz*

Könntest du das nicht öfter sagen? Ich glaub, ich bin grad um einen oder zwei Zentimeter gewachsen!


breit_seite: Da kannst du mal sehen - ich habe gar nicht gewusst, dass solche Tests auch noch was kosten! Wäre für mich gleich das nächste Argument dagegen!

Offen für das Problem und mögliche Lösungen zu sein ist in meinen Augen schon die halbe Miete. Und natürlich muss dein Sohn auch mitmachen - aber er ist halt doch noch ziemlich jung, und die Verantwortung für wichtige Entscheidungen liegt dann doch bei dir.
:druecker
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von breit_seite
und mir ist sehr wohl klar, das so ein Test eine Momentaufnahme unter Sonderbedingungen ist und nicht das ultimative Mittel.

Klar ist es 'nur' eine Momentaufnahme, und nein, die müssen kein Geld kosten.

Du beschreibst ja durchaus noch andere Defizite bei deinem Kind. Das kann HB sein, genauso wie eine Wahrnehmungsstörung, oder eine Depression. Es kann alles mögliche sein so unspezifisch wie es klingt.

Erst würd eich mal mit dem KiA über die motorischen Defizite reden auch über Defizite bei der Konzentration (auch ADS ohne H kann das sein ;-)) und Motorik und dann evtl. in einem SPZ mal durchchecken und testen lassen.

HB ist bei dem was du schilderst für mich nur eine von einigen Möglichkeiten.

Das meine ich mit man braucht eine Grundlage für eine Beratung. Dein Kind braucht ganz andere Hilfe wenn es HB ist, als wenn es Intelligenz im Normalbereich hat aber eine Wahrnehmungsstörung usw usf.

LG,

Tina

P.S. @coleman: ich hoffe dein Kind wird nie auffällig, nochmal meine Frage wie willst du helfen wenn du nicht weißt wobei? Kannst du jemanden beraten ohne das wirkliche Problem zukennen, wenn ja dann möchte ich deine Kristallkugel auch haben. ;-)
 
C

Coleman

Guest
@Hextina:
Meine Kristallkugel kriegst du nicht - die würde bei dir eh nicht funktionieren.

Was du da beschreibst als mögliche Ursachen für die Auffälligkeiten dieses Kindes (Wahrnehmungsstörung, Depression) sind ernste Probleme, die man möglichst schnell erkennen sollte, um angemessen reagieren zu können. Das hat aber doch nicht das geringste damit zu tun, was breitseite in ihrem Eingangsposting über die Entwicklungsfortschritte ihres Kindes beschreibt!

Was verflixt nochmal ist denn Hochbegabung? Eine besonders ausgeprägte Begabung (meist nur im Sinne von intellektuellen Fähigkeiten gemeint), die nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung bzw. der Altersgruppe aufweist (ca. 2 %). Das ist eine statistische Wahrscheinlichkeit, eine Abweichung vom Mittelmass ohne Krankheitswert. Es ist mir bei meinem Kind doch vollkommen egal, ob es zu den "besten" oder "schlechtesten" zehn, zwanzig oder zwei Prozent gehört. Krieg ich denn eine Medaille, wenn es zu den besten gehört?

Eine Depression ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung - und ich wünschte, bei mir hätte man sie früher als Krankheit erkannt - und behandelt. Wahrnehmungsstörungen sind, wie das Wort schon sagt, eine Störung, die man vielleicht beheben oder behandeln oder zumindest ausgleichen kann.

Aber ich verstehe es leider immer noch nicht, wozu ich ein Kind mit den hier beschriebenenen intellektuellen Fähigkeiten einem HB-Test unterziehen soll, damit es später auch offiziell in eine bestimmte Schublade hinein darf. Tut mir leid: ich versteh's einfach nicht. Vielleicht gelingt es dir, es mir beizubringen (ja, ich traue dir das zu!).


Und die Information, dass solche Tests nichts kosten müssen, finde ich ebenso wertvoll wie beruhigend.
 

Liliki

Mensch
Hi Coleman,

Ohne der gewünschten Erklärung vorgreifen zu wollen: Eigenschaften, die deutlich über- oder unterdurchschnittlich (im Vergleich zum Mittelwert) ausgesprägt sind, bergen ein gewisses erhöhtes Risiko, damit zB Depressionen, Ängste, das Gefühl mangelnder Zugehörigkeit auszulösen.

Zum einen sicher bedingt duch das von Dir benannte Schubladendenken und "Umweltverhalten", zum anderen aber auch durch den (eigenen) Abgleich mit dem, was der Durchschnitt tut.

Wenn Du die Konstellation hast, dass ein Kind "anders" tickt, aber die Eltern zB mit diesen Abweichungen von der Norm überfordert sind (oder das Schulsystem ...), sind die Probleme vorprogrammiert, während alle (oft auch: noch so großen) Abweichungen in einem "kompetenten System" keine große Rolle spielen únd es egal wäre, ob das Kind einen Namen / eine Diagnose hat ...


Dazu kommt dann noch, dass Du in D ohne einen Stempel keinerlei Hilfe bekommst ... nur wenn es ein Gutachten mit Diagnose gibt, stehen Dir auf einmal alle Türen offen (die Betontüren im Kopf mancher Menschen, die dann mit Deinem Kind zu tun haben, vielleicht ausgenommen)

Ich hab trotzdem eine ambivalente Haltung zu all dem Testen und Begutachten:

eine Diagnose in Worten in der Hand von Menschen, die das nicht entsprechend werten und konstruktiv damit umgehend können, richtet manchmal mehr Schaden als Nutzen an: da wird ADHS zum beliebten Schutzschild oder zur Waffe im Sorgerechtsstereit oder für unendliche Streitereien mit unserem Solidarsystem ... dann würde ich mir auch wünschen, da hätte jemand mal das *eigentliche* Problem (oft der Eltern ...) beim Namen genant, statt dem Kind auch noch einen Namen zu verpassen ...


Wichtig ist in meinen Augen vor allem, dass man als Elternteil aufmerksam bleibt dafür, ob es dem eigenen Kind gut oder schlecht geht und konsequent Hilfe sucht, wenn es eben nicht gut ist ... aber dazu muss man zuallererst selbst den Blick frei haben ...

In dem Sinne würde ich bei den og Verhaltensweisen in der Schule eher Hilfe suchen ...


LG Lili
 

breit_seite

Neues Mitglied
Also ADS hat mein Sohn mit Sicherheit nicht. Er ist weder ein Träumer noch sonst irgendwie mit Wahrnehmungsstörungen belastet. Im Gegenteil, er nimmt sehr viel wahr, was uns Erwachsenen entgeht. Auch bin ich mir sehr sicher, dass er nicht depressiv ist. Er analysiert nur alles sehr genau, was er erlebt. Er kann Streits mit Worten lösen und ist sehr empfindsam bei Gefühlen anderer. Alles in Allem ist er ein toller Kerl. Ich befürcht nur, dass er sich irgendwann langweilt und dann zum Klassenkasper wird und weit unter seinen Möglichkeiten bleibt.
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Hmh, nu sag ich doch auch noch mal was aus der Sicht einer betroffenen Mutter.

Ich habe einen jetzt fast 14jährigen Sohn, dessen Verhalten in vielen Dingen mit dem oben beschriebenen Verhalten ähnlich war. Und ich habe mich immer gegen einen wie auch immer gearteten Test gewehrt. Wir hatten auch schon länger das Gefühl, dass "irgendwas anders" ist. Aber wir haben nichts unternommen - teils aus Feigheit (hier gibt es Leute, die sehr kritisch klingen... "heutzutage ist doch jeder hochbegabt oder hat ADS, wozu nutzt das Wissen überhaupt, die Kinder werden dann nur noch komischer und überhaupt liegt eh alles an der Erziehung der Eltern...) teils aus Ratlosigkeit (was machen wir mit dem Wissen?).

Leider sind wir erst vor einem Jahr nach massiven Problemen in der Schule und ehrlicherweise gesagt, auch aus reiner Verzweiflung zu einer KiJuPsychaterin gegangen. Wir waren vorher schon seit ca. 1,5 Jahren bei einer Erziehungsberatungsstelle - die hat uns im Umgang zu Hause auch sehr geholfen, aber in der Schule klappte es dennoch nicht.

Wir brauchten für die Schule tatsächlich einen Schein, nachdem uns eine Leherin vorgewarf, dass wir unseren Sohn nicht mit Medikamenten ruhig stellen wollten und er sollte doch eigentlich mal für einige Wochen in eine geschlosssene Einrichtung, damit er reflektieren lernt.

Wir oder besser unser Sohn brauchte Hilfe - schnell und dringend. Und wir haben ihn testen lassen - auf HB und AD(H)S, weil wir irgendwo anfangen mussten. Und wir Eltern hatten den richtigen Riecher - unser Sohn ist hat in zwei von fünf Bereichen den Wert des HB erreicht - in zwei Werten ist er obersten Bereich des Durchschnittes und in einem Bereich mitten im Durchschnitt. Er ist ein sogenannter Inselhochbegabter - und seine Schwierigkeiten kommen aus den Differenzen zwischen den einzelnen Bereichen.

Und nun, nach dieser langen Vorrede: Was hat es uns gebracht, dieses Wissen:
a) unserem Sohn ist eine zentnerschwere Last von der Schulter gefallen - er ist normal, kein Monster, nicht abartig, nicht im falschen Fim, nicht mehr gelangweilt, nicht mehr in dieser Ist-doch-eh-alles-egal-Stimmung! Er war von einem auf den anderen Tag wie ausgewechselt, wie angekommen in seinem Körper - ich kann es gar nicht beschreiben - das Posting von Liliki gibt einen kleinen Einblick, wie ein Kind sich fühlen kann.
b) die Schule fühlte sich nicht mehr bemüßigt, uns die ganze Zeit zu erzählen, dass unser Sohn auf dem Gymn. nichts zu suchen hätte, sie zweifelte auch nicht mehr unsere Erziehungsarbeit an, sondern unterstützt nun uns und vor allem unseren Sohn viel mehr in seinen Bedürfnissen und hilft ihm, sich gut zu entwickeln.

Tja, und ehrlichweise - wir machen kein Sonderprogramm, nur weil wir jetzt dieses Wissen haben, aber wir können jetzt ruhig arbeiten, die Differenzen sind mit ein paar Ausnahmen normale pubertäre Differenzen (er diskutiert uns leider immer noch gern an die Wand, wenn wir nicht aufpassen... HB 142 im sprachlichen Bereich!)

Ja, das ist unsere Geschichte - ich wollte auch nichts testen, aber irgendwann haben wir vor dem System kapituliert - und in diesem Fall vor der Schule. Das heutige Schulsystem ist auf "auffällige" Kinder nicht zugeschnitten, die passen nicht, die stören nur. Und nur, wenn Du einen "Schein" hast, bekommst Du Hilfe. Das ist zwar blöd, aber es ist, wie es ist. Heute bedauere ich nur, dass ich nicht eher auf einer Testung bestanden habe, wir hätten unserem Sohn und uns eine Menge erspart.

Ich bitte Dich, breit_seite, einfach nur - hör auf Dein Herz, schau auf Dein Kind, red mit den Lehrern und vielleicht auch dem KiA und dann mach einen Test, wenn Du es richtig findest. Ich drück Dir die Daumen für eine gute Entscheidung und schick schon mal ein Kraftpaket :maldrueck
 
C

Coleman

Guest
Schlimme Geschichte, die du da erzählst, Schiffchen. Nicht was mit deinem Sohn ist, ist schlimm. Sondern wie die Schule und das ganze System damit umgehen, ist schlimm.

Es übertrifft sogar meine schlimmsten Befürchtungen im Hinblick auf dieses verhasste Schienen-Denken - aber es rechtfertigt die Entscheidung, einen Test zu machen.
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Coleman
Was verflixt nochmal ist denn Hochbegabung? Eine besonders ausgeprägte Begabung (meist nur im Sinne von intellektuellen Fähigkeiten gemeint), die nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung bzw. der Altersgruppe aufweist (ca. 2 %).

Nein, HB ist viel mehr als ein IQ > 130 (siehe zb hier http://www.karg-stiftung.de/body/_glossar.php?Teil=O)

Ich stimme dir ja zu das HB (ähnlich wie ADHS) eine Modediagnose ist und ich bekomme hier auch regelmässig Pickel wenn ich hier von den ganzen angeblichen 3 und 4jährigen HB Kindern lese. Ich weiß auch das jede Diagnose missbräuchlich gehandhabt werden kann.
Weißt ich bin einfach der Meinung, nur weil etwas missbräuchlich angewendet werden kann, darf ich es nicht generell anprangern.

Aber es geht hier um einen Grundschulkind, das auffällig ist, wo die Schule vermutet. Da würde ich immer zur Abklärung raten.

Das ist eine statistische Wahrscheinlichkeit, eine Abweichung vom Mittelmass ohne Krankheitswert.

Nein, eben weil es soweit von der Norm abweicht beinhaltet es einen erheblichen Krankheitswert. Die Folgeerkrankungen (gerade psychischer Art) können erheblich sein, wenn ein HB Kind nicht ihm angemessen 'behandelt' wird.

Es ist mir bei meinem Kind doch vollkommen egal, ob es zu den "besten" oder "schlechtesten" zehn, zwanzig oder zwei Prozent gehört. Krieg ich denn eine Medaille, wenn es zu den besten gehört?

Nein, natürlich nicht, aber es ginge ja nicht um dich sondern um dein Kind. Und dem wäre es uU überhaupt nicht egal zu merken das es ganz anders 'denkt' alles die meisten anderen Kinder, aber nicht zu wissen warum es so anders ist.

Aber ich verstehe es leider immer noch nicht, wozu ich ein Kind mit den hier beschriebenenen intellektuellen Fähigkeiten einem HB-Test unterziehen soll, damit es später auch offiziell in eine bestimmte Schublade hinein darf.

Es geht *mir* nicht darum es in eine Schublade stecken zu können, sondern zu ergründen wodrin seine Besonderheit liegt und dem Kind dann ganz individuell helfen zu können.
Weißt, ich hasse diese Eislaufeltern die sich dann mit ihrem HB Kind schmücken. HB ist nicht einfach und auch kein Segen, es vereinfacht die Dinge nicht sondern es macht sie verdammt viel komplizierter, auch und gerade für das Kind. Es sind meistens nicht die Hochleitungskinder, sondern oft die Aussenseiter mit einem immensen inneren Leidensdruck und den mag ich nehmen.
Es geht mir nicht um die Eltern sondern um das Kind.

LG,

Tina
 
I

IlkaM.

Guest
Ich kann aus eigener, nunmehr erwachsener Erfahrung und aus der Erfahrung meines Mannes und eines anderen guten Freundes sagen: Wir alle wären froh gewesen, wenn unser "Anderssein" in manchen Gebieten früher durch das Aussprechen dessen, was wir höchstens fühlen konnten (Wir sind schlauer und wir denken völlig anders ...), bestätigt worden wäre.

Ich will hier gar nicht in diverse Details ernsthafter psychischer und psychosomatischer Probleme eintreten, die dann entstehen, wenn ein HB aus dem relativ geschützen Schulraum in die "wirkliche" Welt entlassen wird und dann plötzlich vor eine Wand nach der anderen läuft. Ich will nur sagen: Ich sehe es als Fortschritt, dass Kinder heute durchaus mal genauer angeguckt werden, und zwar auch von Psychologen.

Viel zu lange wurden Kinder alleine gelassen mit diesen Dingen.

Davon ganz abgesehen bin ich aber vollständig (und ich glaube, das kommt bei dem, was ich hier so rundum schreibe, generell auch durch) auf der Seite derer, die sagen: Das Kind ist wichtig! Dein Herz ist wichtig!

"Vorbeugend" würde ich übrigens tatsächlich NICHTS analysieren lassen. Also nicht nach dem Motto "Wir machen uns Sorgen, dass er irgendwann mal ..."

Diese Zukunft ist vollkommen unsicher. Ihr SOLLTET Euer Kind beobachten und eingreifen, wenn es Probleme hat.

ABER Ihr solltet ihm auch die Chance lassen, einen eigenen Weg zu finden. Ihn in seiner Art stärken, das könnt Ihr ja trotzdem. Sein Selbstbewusstsein aufrechterhalten.
 
C

Coleman

Guest
Ja, Hextina, dir nehme ich ohne weiteres ab, dass es dir um das Kind geht. Ganz ernsthaft.

Nach wie vor kann ich einer überdurchschnittlichen (auch weit überdurchschnittlichen) Intelligenz keinen Krankheitswert beimessen. Risiken und Begleiterscheinungen: ja, selbstverständlich! Unterforderung, soziale Schwierigkeiten, alles, was hier und andernorts beschrieben wird. Daher ist auch ein besonderer Umgang erforderlich - aber doch keine Behandlung einer Krankheit! Das würde für mich bedeuten, nach Möglichkeit die Wurzel des Übels zu beseitigen und nicht nur die ungewollten Begleiterscheinungen zu minimieren. Wenn man hohe Intelligenz als Krankheit begreift, müsste man mithin in letzter Konsequenz das Kind dümmer machen. Das will kein Mensch.

Ich glaube durchaus, dass es sowohl für das Kind als auch für die Eltern nicht leichter, sondern schwieriger wird, ein hochbegabtes Kind zu haben. Ich glaube auch, dass es wichtig ist, zu erkennen, woher Probleme und Auffälligkeiten kommen.

Wir lehnen beide das weit verbreitete Schubladendenken ab und können es nicht leiden, wenn Eltern sich mit ihren (angeblich) hochbegabten Kindern brüsten.

Aber wenn nicht zwischenzeitlich Schiffchen ihre Geschichte erzählt hätte, würde ich noch immer nicht erkennen, wozu breit seite ihr Kind (von dem sie doch längst weiss, dass es hoch begabt ist und weit über dem Durchschnitt liegende intellektuelle Fähigkeiten besitzt) einem standardisierten Test unterziehen sollte.

Es tut mir sehr leid, Hextina, aber dieses mal warst nicht du es, die es geschafft hat, meine Meinung zu ändern, sondern Schiffchen. Du kommst also zu spät, und trotzdem sehe ich inzwischen ein, dass es sinnvoll sein kann, einen derartigen Test zu machen.



Edit: ich habe einen deiner Sätze nicht vollständig gelesen - und daher missverstanden. Du sagst: HB ist nicht einfach nur ein IQ über 130, und ich hatte verstanden, du sagst: HB ist ein IQ über 130. Darum habe ich einen Teil meines Postings wieder gestrichen - obwohl ich nicht weiss, was ausser dem hohen IQ noch dazugehört, um HB zu definieren.
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Coleman
Nach wie vor kann ich einer überdurchschnittlichen (auch weit überdurchschnittlichen) Intelligenz keinen Krankheitswert beimessen.

Okay, okay, okay, das habe ich wohl sehr missverständlich ausgedrückt.

Die HB hat keinen eigenen Krankheitswert sondern ein hohes Krankheitsrisiko für Folgeerkrankungen.

Es tut mir sehr leid, Hextina, aber dieses mal warst nicht du es, die es geschafft hat, meine Meinung zu ändern, sondern Schiffchen.

Damit kann ich gut leben, Hauptsache jemand hat dein Ohr öffnen können :)

Und Schiffchen beschreibt genau das was ich mit innerem Leidendruck des Kindes meinte ;-)

LG,

Tina
 
C

Coleman

Guest
Und jetzt müssen wir nur noch aufpassen, dass und nicht wieder irgendwer einen Schmusekurs vorwirft. Aber ich glaube, selbst damit kämen wir klar, oder?

breitseite, halt uns auf dem laufenden, wie sich die Dinge entwickeln, ja?
 

breit_seite

Neues Mitglied
Was schiffchen beschreibt, ist insgeheim meine Hoffnung:
Ich würde mir von einem Test erhoffen, dass unser Sohn sich besser akzeptieren kann und mit seinen Fähigkeiten auch was anfangen kann. Ich möchte nicht, dass er auf ein Internat mit lauter HB-Kindern gehen muss, sondern in der Familie, in der näheren Umgebung mit seinen Freundeskreis bleiben kann. Ich möchte auch keine extremen Fahrzeiten und ich bin so egoistisch, dass ich sage, ich möchte auch meine Zeit mit meinem Kind verbringen und es gibt eine Welt außerhalb der Schule.
Noch ist ja nichts tragisches eingetreten, lediglich können wir und der Klassenlehrer gewisse Tendenzen erkennen, die uns etwas besorgen.
Schiffchen, wo hast du denn dein Kind testen lassen und was hat der Test gekostet?
 
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