Hallo,
Gerade eben habe ich -in einem ganz anderen Zusammenhand- mit einer Mitarbeiterin des Amtes für Soziales, Familie etc gesprochen und die meinte auch, dass das Problem 'Hartz IV' zu wenig differenziert betrachtet und dargestellt würde.
Für manche Bevölkerungsgruppen sei der Abstand zwischen Sozialhilfe und Arbeit zu gering, für andere sei die finanzielle Unterstützung aus ihrer Sicht zu wenig.
Sie beobachte, dass sehr vielen Menschen und Familien die Flexibilität fehle, kreativ mit dieser schwierigen Lebensphase (wenn es denn eine Phase ist ...) umzugehen, weil die Ansprüche, die man zB aus einem 'Leben vorher' mit besserem Einkommen gewohnt sei, doch recht hoch seien.
Ich erlebe das auch sehr unterschiedlich:
eine meiner Freundinnen ist seit der (vom Vater ungewollten) SS mit ihrem Kind seit 7 Jahren Sozialhilfe-/Hartz IV-Empfängerin und macht nie den Eindruck 'arm' zu sein oder vor Sorgen nicht ein noch aus zu wissen, weil sie enorm gut planen, haushalten und sich disziplinieren kann. Die ist sehr zufrieden mit ihrem Leben und wird jetzt in absehbarer Zeit wieder arbeiten.
Das, was sie dazu verdienen durfte (um 100,- EUR) hat sie immer legal dazu verdient und sogar einen Urlaub alle 3 Jahre hat sie hinbekommen (mehr hatten wir jahrelang als voll berufstätige Eltern mit 3 KIndern auch nicht ...)
Eine andere Frau, die ich kenne, erlebt sich als unendlich arm, wütet gegen allen und jeden, weil sie meint, dass ihr 'sehr viel mehr' vom Leben zustehen müsse und nutzt ihre akademische Ausbildung in einem weiter gefragten Bereich nicht, sondern verwendet ihre Energie auf 'Streit' - zwei Schicksale, zwei völlig unterschiedliche Strategien und für die letztere Frau wird es 'nie genug' sein, egal wie viele Milliarden das Solidarsystem in die Grundsicherung steckt.
Damit wären wir vielleicht an der Stelle, wo wir wirklich ansetzen könnten und müssten: Menschen diese fehlenden 'günstigen Strategien' beizubringen und zwar möglichst früh, in der Kindheit.
Dazu allerdings müssten 'wir', letztlich also irgendwelche Institutionen, Einfluss nehmen darauf, was Eltern ihren Kindern beibringen bzw diese Dinge möglichst früh viel aktiver in die Kindergärten usw einführen (eine der Sachen, die möglicherweise erklärt, warum die Finnen bei Pisa so gut abschneiden ...) - das kollidiert dann aber wieder deutlich mit unseren Grundrechten der 'freien Entfaltung'
Bis dahin also aus meiner Sicht ein schier unlösbares Problem ... währenddessen schlittern wir demoskopisch und wirtschaftlich immer weiter in Richtung Bankrott ...
LG Lili