Kleinkindverhalten in der Partnerschaft

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cili

Guest
Hallo Zusammen,

zu meiner Person: ich bin 30 jahre alt und seit 9 Jahren mit meinem Freund zusammen. Die ersten zwei Jahre waren der Horror, weil wir sehr unterschiedlich sind. Er ist eher der ruhigere, analysierende Typ aus behütetem Hause, ich bin extrovertierter und mutiger. Aber irgendetwas in mir hat mir immer gesagt, bei dem lohnt es sich nach Lösungen zu suchen, gemeinsam. Prinzipill weiß ich: er ist es und umgekehrt.

Wir haben Phasen des gemeinsamen Wohnens, Fernbeziehung und Beziehungspausen gemeistert. Zur Zeit leben wir in 300km Entfernung, was ich sehr genieße, weil jeder sein Leben hat und ein tolles gemeinsames. Gemeinsame Stadt ist mittelfristig unser Minimalziel.

Seit einem Jahr habe ich an mir in der Beziehung etwas beobachtet, was mich sehr beunruhigt, weil ich mich sonst als sebstbewußte zielstrebige Frau erlebe: Ich werde, um Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen, wieder fünf. Ist ja ein verjüngendes Gefühl, aber nicht in dem kontinuierlichen Ausmaß. Ich erahne, wieso sich dieser Verhaltenstrapelpfard für mich ergeben hat: es ist die einfachste Art, seine emotionalen Ängste und meine nicht zu schüren (vor ner 5 Jährigen braucht man keine Angst zu haben) und trotzdem zu bekommen, was ich will. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für z.B. unsere Sexualität... Als 5 Jährige habe ich keine Lust auf Sex mit einem 27 Jährigen und umgekehrt genauso.

Was kann ich da machen? :wow Ne IDEE?



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CS
 
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Andrea303

Guest
Hi Cili,

falls ich etwas zu direkt vorgehe, ist nicht bös gemeint, okay?

Kann es sein, dass Du Dir vormachst, so wie ihr lebt, glücklich zu sein.

Wenn ich mich täusche korrigiere mich bitte. Mir kommt das eher so vor, als seist Du die, die sich anpasst, während Deinem Freund es wirklich gefällt so wie es ist.

Ganz unabhängig von Deinem Freund. Wie hast Du Dir ursprünglich Deine Partnerschaft vorgestellt? So wie sie jetzt ist?

Ich belasse es jetzt einfach mal bei dieser Frage.

Liebe Grüße
Andrea
 

AiKju

Neues Mitglied
Hi,
als Dankeschön für deine Antwort möchte ich dir auch antworten. Ich denke, dass die Entfernung eher deiner Lebensweise entgegenkommt, du jedoch langsam merkst, dass ein wenig Geborgenheit (Sicherheit) auch was Wert ist. Das eigentliche Problem bei entfernten Beziehungen ist die fehlende Sensibilisierung für ein Auseinanderleben. Hat der Partner nur schlechte Laune oder ist da mehr hinter. Man sieht sich zu selten um das besser einordnen zu können und dann trifft man gerade als extrovertierter Mensch ja ziemlich einfach und häufig auf neue nette Menschen. Das projeziert man dann auf den Partner und bekommt Angst (so ist es zumindest bei mir mal gewesen). Also die einzige Chance ist eigentlich ein Zusammenleben. Wobei man sich damit wieder andere Probleme schafft ;-)

aikju
 
A

Andrea303

Guest
Hallo AiKju,

weder möchte ich für mich mit jemandem zusammenleben, es sei denn, jeder hat seine eigenen Bereiche, aber wenigstens die gleiche Stadt sollte es sein. Zu große Entfernungen lassen ja kaum noch Spontanes mit dem Partner zu. Man kriegt auch vieles nicht mehr mit, am Telefon lassen sich zum Beispiel keine "Sorgenfalten" sehen usw.

Gruß
Andrea
 

AiKju

Neues Mitglied
Hi Andrea,

genau! Wenn schon zusammenleben (gilt auch für "wenn schon Partnerschaft"), muss schon etwas mehr drin sein als die Freundschaft mit alten Kumpels...

Aikju
 
C

cili

Guest
Original von Andrea303

Liebe Andrea,

merci, für deine Fragen. :maldrueck

falls ich etwas zu direkt vorgehe, ist nicht bös gemeint, okay?

Keine Sorge, direkte Fragen und Kommentare stören mich nicht. Ich will ja Licht auf meinen blinden Fleck bringen...

Kann es sein, dass Du Dir vormachst, so wie ihr lebt, glücklich zu sein.

Mag sein, dass das so wirkt, aber ich bin bis auf den Grand von Spontanität, Abendteuer und emotionalem "Was kost die Welt hier bin ich" in meiner Beziehung sehr glücklich und zufrieden. Ich kann mit meinem Freund bis in die Nacht reden, streiten, Visionen schaffen, in Urlaub (ohne Sprachkenntisse und Hotel) fahren, Krisen bewerkstelligen, arbeiten etc.

Wenn ich mich täusche korrigiere mich bitte. Mir kommt das eher so vor, als seist Du die, die sich anpasst, während Deinem Freund es wirklich gefällt so wie es ist.

In Bezug auf: "ich passe mich meinem Freund an" ein interessanter Aspekt. Ich gebe dir mal ein Beispiel, was ich aber allgemein damit meinte: Ich habe den Eindruck als scheuche ich meinen Freund auf, aus seinem (Arbeits-)alltag, habe Minishushi für den Abend als Überraschung, schnappe Bettzeug und wir Essen am Rein zu Abend, verbinde ihm die Augen und verführe ihn in der Dusche mit Öl, mache spontan das Radion lauter und schwof mit ihm, bringe Themen ein wie: Wie stehen wir zu Kindern, Adoption, Heirat, Auswandern etc. [das heißt für mich, ich passe mich nicht an, sondern bleibe mir treu, setze Impulse...] Ich bin mir sicher, wenn man ihn Fragen würde, wie er das findet, würde er sagen: super interessant, genial und schön. Wennman ihn fragen würde, wieso er nicht auch öfter sowas macht würde er vermutlich sagen: mir fällt sowas nicht ein oder ich habe Angst mich lächerlich zu machen... Prinzipiell ist er bereit sich auf Neues einzulassen. Wenn ich beispielsweise früher aus dem Zug stieg und er mich abholte, war ich meist in Nullkommanix, auch auf der Sacheben wir er: "Hallo, schön dich zu sehen, wie wars." Ich habe ihm dann erklärt, wieso mir das nicht gut tut bzw. dass mir Öffnung seinerseits gut tun würde. Jetzt dreht er mich und blendet alle anderen Menschen im Bahnhof aus. Ich finde das herrlich lebendig, fühle mich ihm und mir selbst unglaublich nah.

Ganz unabhängig von Deinem Freund. Wie hast Du Dir ursprünglich Deine Partnerschaft vorgestellt? So wie sie jetzt ist?

Ich schwöre, ich habe sie mir, bis auf die (emotionale) Spontanität genau so vorgestellt. Aber ich habe Angst, mich selbst zu verlieren, wenn ich Spontanität und Konventionsbefreiung (mein ganz wesentlicher Identitätsanteil) nur in den Augenblicken zu erhaschen scheine, wenn ich die kindliche Schiene fahre.

Verstehst du, was ich meine? Kannst du nachvollziehen, wieso mir Lebendigkeit etc. sooo wichtig ist?

Freu mich auf Antwort.
 
C

cili

Guest
Hi Aikju,

ich weiss nicht, ob das rüber gekommen ist, aber ich habe mit meinem Freund insgesamt schon fünf Jahre zusammengewohnt. Wir wollen das mittelfristig wieder tun, ist z.Z. nut jobmäßig schwierig. Wir überlegen aber auch nur in der gleichen Stadt mit getrennten Wohnungen zu wohnen. Denn gerade beim Zusammenwohnen steigt, die Schwierigkeit der gesunden Abgrenzung und Bedürfnisbefriedigung (kindl. Verhalten) für mich.

An der Wunschprojektion kann was dran sein.

Wenn dir zu meinem Geschreibsel an Andrea noch was einfällt, lass es mich wissen, wäre sehr erfreut von dir zu lesen.

Bis dann :winken:
 
L

Luthien

Guest
Hi Cili,
habe ich das richtig verstanden? Du selbst bist eher der ein quirliger Typ und Du brauchst auch mal spontane, "bekloppte" Aktionen, weil man dabei das Leben am besten spürt. Dein Freund sieht Dir gerne zu (und liebt wahrscheinlich auch gerade dieses verspielte Verhalten an Dir), hat aber eine viel höhere Hemmschwelle (Veranlagung, Erziehung?), selbst die Initiative zu ergreifen? So in etwa würde ich das Verhältnis zwischen meiner besten Freundin und mir bezeichnen, wobei mein Part der Deines Freundes wäre. :rofl
Ich sehe das Problem, aber ich weiß auch nicht, wie Du aus der Struktur, die sich da heimlich etabliert hat, wieder herauskommst, ohne sie explizit zu thematisieren.
Wie verhält sich denn die "erwachsene" quirlige Cili, zB. anderen Leuten gegenüber?
 
C

cili

Guest
100 Punkte im Verstehen

Hi Luthien,

you get it. Tolles Gefühl beim Lesen deiner Reaktion. Merci. :kisses

Die Cili verhält sich bei Freunden in der Mitte. Mal verspielt, dann reflektiert, mal verrückt, mal traurig (Kann aber schlecht nach außen jammern. Bin manchmal zu lange stark nach außen. Ich arbeite noch dann).

Ich überlege gerade, ich habe ja nicht nur verrückte, unkonvetionelle Freunde. Bei den weniger verrückten versuche ich mein Temperament, zu dosieren, damit ich nicht wie eine Dampfwalze und/oder der letzte Depp in irgendeiner Aktion alle plätte und allein da stehe. Das macht dann ja auch keinen Spass.

Du schreibst, du empfindest Parallelen zu deinem Freund. Vielleicht kann mir das helfen zu verstehen. Könnte dein Freund igendetwas machen, damit du dich traust deine Ideen zu veröffenlichen bzw. überhaupt erst einmal anzudenken? Wie ist es, wenn dein Freund mal wieder kreativ dich überschüttet? Hast du dann das Gefühl sowas könntest du niemals so gut oder so? Ich will echt verstehen, und nicht an wunden Punkten nachboren, verstehe mich bitte nicht falsch.

Bis hoffentlich bald. :bounce3

Und weiter gehts mit Kleinkindverhalten in der Partnerschaft
 
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