Lamour est l´enfant de la liberté

E

eyrie

Guest
Ich möchte gerne noch einmal eine Diskussion anzetteln, die von Besitzdenken handelt und die die Kolonialisierung des Partners (Moeller, aaO) zum Gegenstand hat. Kennzeichen ist, dass ich denke, ich wüßte, was der andere denkt, will, wünscht, tut, etc. Wir leben miteinander, sprechen miteinander und gehen davon aus, dass wir verstanden werden. Dabei wissen wir oft gar nicht, WIE uns der andere verstanden hat, wir gehen einfach davon aus, DASS er uns (in unserem Sinne) verstanden hat. Oft entsteht aus diesem Missverständnis ein andauernder Streitherd, oder wir arrangieren uns stillschweigend und wundern uns, dass es zB im Bett nicht klappt.

"Die Liebe ist das Kind der Freiheit

...Für mich ist es eine tiefe Wahrheit. Sie ist schön. Und sie ist entsetzlich. Denn wir richten die Liebe zugrunde, indem wir in unseren Beziehungen Bindung mit dem Besitz des anderen verwechseln. wir verwandeln sehr schnell das zu jeder Liebe gehörende Gefühl, mit dem geliebten Menschen zusammensein und ihn in dieser Gefühlsform "besitzen" zu wollen, in den ausgesprochenen, ja oft tätlichen Anspruch: "Du gehörst mir". vermutlich ist es der Wunsch nach Sicherheit, das heißt, es ist unsere Unsicherheit, die auf diese Weise die Freiheit in der Partnerschaft in Unfreiheit verwandelt und die Liebe ganz geziehlt in tausend kleinen Alltagshandlungen zum Schwinden bringt.
Wollen wir die Liebe freilassen, geht es also darum, uns wechelseitig zu befreien - genauer geagt: die äußere und innere Unfreiheit zu mindern, die wir unter dem gesellschaftlichen Zwang, uns selbst unter Kontrolle zu halten, täglich nachproduzieren.
Diese Befreiung beginnt - und endet -mit dem Entschluß, uns so zu akzeptieren, wie wir sind! "
zitiert aus Michael Lukeas Moeller "Die Liebe ist das Kind der Freiheit"

Ich bin gespannt auf Eure Meinungen
 

sunnyside

warten auf godot....
hm hm , horst,

das stimmt.

grins

wir gehören uns letztendlich selbst und der partner ist nicht selbstverständlich sondern aus freien stücken bei uns. was auch immer ihn hält. er gehört auch sich selbst.

und doch macht man sich das leben oft schwer, weil wir nicht verstehen (wollen/können) was der andere uns sagt.

im laufe einer langen beziehung ist man ja auch auf bestimmte verhaltensmuster abonniert:
höre ich vielleicht nicht mehr aufmerksam zu?
meine ich den anderen zu kennen, habe ein bild von ihm, unverrückbar?
gebe ich mir mühe, ihn zu verstehen?
denke ich, ich weiß, was er sagt und meint und höre deshalb nicht mehr so zu?
denke ich: ja ja?
will ich verstehen?

es stimmt leider noch zu sehr, das wir aneinander vorbeireden.
es erfordert viel mühe und liebe, sich mit dem, was den partner bewegt, auseinanderzusetzen. und wenn es in arbeit ausartet, zíeht man sich schnell zurück. "nicht schon wieder reden" da liegt das mißverständnis?

bei uns ist es so. meine gefühle können wunderbar abgestritten und seziert werden - geht es an die gefühle meines mannes - gesprächsende - verweigerung. das ist schwer, aber ich bleibe am ball.....

akzeptieren wie wir sind?!? naja, ist schon richtig, aber wir werden immer wieder vor die zweifel gestellt, ob wir so, wie wir sind, auch richtig sind. dann fällt es schwer zu denken: ich bin ok. jede mißachtung, jedes mißverständnis, vertrauensbruch, ignoranz - alles egal ob bewußt oder unbewußt, läßt mich immer wieder zweifeln.

aber es gibt lichte momente.. hoffe, es werden mehr davon... :wand

liebe grüße :sonne

sunny
 

Angel

Aktives Mitglied
Gutes Thema, Horst

Und wieder mal ein verdammt schwieriges Thema.

Ich bin vollkommen einverstanden mit dem, was Du sasgst, aber WIE man dieses Problem lösen kann, weiss ich nicht. Ich hab mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen - aber letztendlich kann ich trotz allem Reden nicht in das Gehirn meines Partners eindringen, um zu sehen, ob er mich verstanden hat, oder ob ich ihn verstanden habe.

Es ist zum Verzweifeln :sn7

angel
 
E

eyrie

Guest
Kommunikation

Möglicherweise habe ich mal wieder zwei Themen kombiniert: Kommunikation und Besitzdenken.
@sunny
denke ich, ich weiß, was er sagt und meint und höre deshalb nicht mehr so zu?
, ja, Kolonialisierung des Partners bedeutet, den Partner in sein "eigenes Weltreich" einzugliedern und nicht mehr als den grundsätzlich anderen wahrzunehmen. Solange der andere sich diesem Weltreich anpasst, funktioniert das ja auch. Wie sehr der andere dann als Besitz gilt, erkennt man an den Eifersuchtsgefühlen, die sich nicht nur auf andere Personen beziehen. Es geht dann um das Machtspiel, wer wen kolonialisiert (Moeller aaO)
@Angel
nun, Moeller hat sich den Kopf zerbrochen und mit der Methode des Zwiegesprächs einen Weg gefunden, wie Partner sich wieder als getrennte Personen wahrnehmen können (M. L. Moeller, Die Wahrheit beginnt zu zweit, das Paar im Gespräch). Wie alles "Einfache" entpuppt sich diese Methode als ganz schön schwierig.

Ich glaube, die Gefahr in Beziehungen besteht darin, dass nach der Honeymoon-Phase (als Verliebte sind wir unglaublich aufmerksam und bezogen) und dem "Einrichten eines Nestes" der Alltag mit seinen Anforderungen auch die Beziehung zur Alltäglichkeit verkommen läßt. Noch schwieriger wird es, wenn sich früh Nachwuchs ankündigt und die Eltern auch noch jung sind. Wir nehmen unsere Rollen ein und "der Laden" läuft, wir konzentrieren uns auf Karriere, Hobbies etc., ein bestimmtes Mass bleibt der Familie, aber idR doch nur das Organisatorische, Zeitmanagement, Anschaffungen, Urlaub, Freizeit. Das "wer" ist der andere bleibt zurück.

Ich habe das bei mir gemerkt, dass meine Frau sauer wurde, wenn ich "geschafft" nach Hause kam, erst mal Ruhe wollte, dann aber das Telefon ging und ich dort plötzlich wieder höflich, interessiert und aufmerksam war. Da habe ich erst mal ihren Unmut abbekommen. Den wollte ich nun gar nicht hören: Streit. Auch hat sie gelitten unter der Rolle der "Nur-Hausfrau" und "Nur-Mutter" und ich habe wenig Verständnis aufgebracht, weil ich gut mit Job und Studium beschäftigt war.

Es hat lange gedauert, bis wir uns "verstanden" haben. Ich konnte immer gut erklären und meine Frau meinte/wollte eigentlich etwas ganz anderes. Für mich stand dann gleich die Beziehung in Frage, stand ich als Person in Frage. Es ist dann nicht leicht, auf die Bedürfnisse und Andersartigkeit des anderen einzugehen, weil das ja unter Umständen bedeutet, sein eigenes Weltbild zu verändern.

Wir versuchen jetzt also, hinzuhören, sprechen zu lassen, nicht in Rechtfertigung zu enden, selbst von sich zu erzählen.

Gar nicht so leicht ;D
 

Angel

Aktives Mitglied
Games people play

Original von Horst
Ich glaube, die Gefahr in Beziehungen besteht darin, dass nach der Honeymoon-Phase (als Verliebte sind wir unglaublich aufmerksam und bezogen) und dem "Einrichten eines Nestes" der Alltag mit seinen Anforderungen auch die Beziehung zur Alltäglichkeit verkommen läßt.

Ja. Aber nicht nur. Ich glaube, es liegt auch daran, dass man die Vielschichtigkeit eines Menschen immer wieder unterschätzt. Am Anfang einer Beziehung ist man auf ganz natürliche Weise bereit, vom anderen alles aufzusaugen. Alles ist neu und dadurch ist einem auch bewusst, dass der andere eine Person für sich ist. Man möchte sie aus Neugier erforschen, in ihr Gehirn eindringen, um alles zu sehen oder eben auch um den anderen zu kolonialisieren. Doch je mehr Informationen man vom anderen bekommt, desto mehr setzt sich in uns ein Bild vom anderen zusammen und wir haben schnell das Gefühl, ihn zu kennen.

Mit der Zeit, meinen wir zu wissen, weshalb der andere dieses und jenes sagt, und was damit meint. Mit der Zeit wird man immer unfähiger dazu, einen Satz des anderen einfach neutral anzunehmen. Ich habe in meinen Beziehungen oft erlebt (auch von mir selber), dass auf ganz "normale", sachliche Fragen oder Äusserungen etwas Emotionales zurückkommt. Beispielsweise: "Arbeitest Du heute wieder länger?" Antwort: "Verdammt, setz mich nicht immer unter Druck". Man beginnt, Dinge in den anderen hinein zu interpretieren, weil man meint, ihn alle seine Motivationen, etwas zu tun oder zu sagen, eh zu kennen.

Diese Kolonialisierungsgeschichte hat doch was mit Kommunikation zu tun - hat man nämlich erst mal das Gefühl, man besitze das Gehirn des anderen, hört man auf wirklich miteinander zu kommunizieren. Eigentlich laufen da oft nur noch Spiele ab. Guter Klassiker übrigens: "Games people play - the Psychology of Human Relationships" von Eric Berne, Begründer der Transaktionsanlyse (Modell zur Erklärung von Kommunikationsproblemen).

Darin geht es vereinfacht gesagt um verschiedene Ich-Zustände, die ein Mensch einnehmen kann. Das Erwachsenen-Ich, das Kindheits-Ich, und das Eltern-Ich. Je nachdem, wie wir uns gerade fühlen, oder wie sich die Kommunikation entwickelt, reden wir aus dem Standpunkt dieser verschiednen ICHS. Das führt zu Problemen. Mein Frage-und-Antwort Beispiel weiter oben wäre beispielsweise eine von einem Erwachsenen-Ich gestellte Frage und eine Antwort von einem Kindheits-Ich (Die Frage war neutral, sachlich ohne Wertung oder Vorwurf gestellt - der andere fühlt sich angegriffen, interpretiert die Frage als versteckter Vorwurf - wie ein Kind, das von den Eltern getadelt wird - und antwortet demzufolge aus dem Kindheits-Ich heraus. Resultat: unmöglich, eine anständige Diskussion zu führen. Das Spiel beginnt.)

Irgendwie müsste man wieder dahin kommen, dass man den anderen wieder als Erwachsenen, eigenständigen Menschen sieht. Ihm ohne Interpretationen oder Vorurteile zuhört. Und auch selber so spricht. Vom Erwachsenen-Ich aus. Sachlich.

Eigentlich ist es auch sehr erniedrigend, wenn man meint den anderen zu kennen. Unterstellt man dem anderen doch einfach, dass er im Grunde eine "einfache" und "banale" Perönlichkeit ohne viele Facetten ist.

War sicher wieder eine wirre Meinung von mir. Vielleicht lieg ich auch völlig neben dem Thema.

angel
 
S

sommerbrise

Guest
Ja, denke ich auch, daß das eine Kombination von zwei Themen ist. Besitzdenken oder Kolonialisierung muß nicht zwangsläufig mangelhaft funktionierende Kommunikation bedeuten.

Bei Freundschaften usw. ist es selbstverständlich, dem anderen zuzuhören, ihn wahrzunehmen. Eine der der Grundlagen dafür ist meines Erachtens eine gewisse innerliche Distanz, die es erst ermöglich, den anderen als eigenständige Person wahrzunehmen. Diese fehlt oft in Liebesbeziehungen. Oder wird aufgegeben. Nicht nur bei demjenigen, der die Kolonialmacht darstellt. Sklaverei und Versklavung gehen immer Hand in Hand.Menschen lassen sich oft auch leicht zum Besitz machen. Akzeptieren Dinge, auf Grundlage "angeblicher " Liebe, um ihre Ruhe zu haben, nicht zu verletzen, nicht verletzt zu werden usw. Sie sind dann nicht mehr authentisch. Stichwort narzistische Liebe: Wenn ich geliebt/gemocht werde/um geliebt/gemocht zu werden, akzeptiere ich Verhalten, dem ich im Normalfall widersprechen würde, weil es mir nicht entspricht, mir als Individuum.

Das ist meines Erachtens nicht nur eine Frage der Kommunikation, sondern auch der Angst vor Liebesverlust. Eigene Ängste, die verhindern, Grenzen zu ziehen, wo sie hingehören.
 
E

eyrie

Guest
RE: Kommunikation

Nein, Angel:
Angel War sicher wieder eine wirre Meinung von mir. Vielleicht lieg ich auch völlig neben dem Thema.
;D , ich finde, Du hast das Transaktionsmodell nach Berne sehr gut dargestellt. Ich glaube,dass wir die Rollen IMMER spielen, es kommt nur darauf an, sich ihrer bewußt zu sein. So können Partner angemessen darauf reagieren. Seit ich die Modelle kenne, "höre" ich anders und kann auch angemessener auf meinen Partner eingehen.
Ich glaube jedoch, dass der Kolonialisationsgedanke von Moeller noch davor steht
Angel Doch je mehr Informationen man vom anderen bekommt, desto mehr setzt sich in uns ein Bild vom anderen zusammen und wir haben schnell das Gefühl, ihn zu kennen.
und die Kommunikation darauf aufbaut. Dann ist gewissermassen der Karren schon im Dreck.
sommerbrise Diese (Distanz)fehlt oft in Liebesbeziehungen. Oder wird aufgegeben. Nicht nur bei demjenigen, der die Kolonialmacht darstellt. Sklaverei und Versklavung gehen immer Hand in Hand.
genau, das finde ich sehr wichtig, was Du schreibst: Sklaverei und Versklavung gehen immer Hand in Hand. Und schon läuft die Auseinandersetzung zwischen Partnern "aufrührerisch" ab. Aufbegehren, Unterdrückung, Krieg.
 

sunnyside

warten auf godot....
RE: Kommunikation

ui ui, wie recht ihr alle habt!

man braucht nicht viel näher auf die einzelnen postings eingehen, wäre wiederholung.

die frage ist doch eigentlich die, wie wir es erreichen können, damit kommunikation und besitzdenken einen anderen stellenwert bekommen.

wir lesen bücher (übrigens auch gut: Terrence real: was kann ich tun, das du mich hörst - wie männer und frauen sich wieder nahe kommen können) über die verschiedenasten möglichkeiten zu werden, zu sein, aber es müssen eben beide partner das tun. dennoch zieht doch jeder wieder etwas anderes daraus. jeder sieht sich anders - als individium. trotzdem könnte die annäherung funktionieren, bei beiderseitiger "mühe".
was sommerbrise sagt stimmt schon: es fehlt eine gewisse distanz und die ist bei einer emotionsgeladenen diskussion unter partner eben nicht da. oder könnt ihr so sachlich diskutieren, wenn es um probleme geht? ich leider nicht.

es stimmt, wenn man den anderen nicht mehr wahrnimmt, setzt sich das "feindbild" im kopf fest. diese verkrustungen (müssten sie sein? oder kann man es vermeiden, in dem man sich immer wieder bewußt macht: das ist der andere, ich muss ihn objektiv sehen. aber kann man das? fällt man im laufe der zeit nicht immer wieder zurück in seine rolle?) wieder zu lösen, bringt oft viel leid, streit und arbeit mit sich. "ich sehe was, was du nicht siehst" nämlich dich, wie ich dich sehe. und das ist immer gefärbt von gefühlen, wir verlieren vielleicht den realen blick.

das wir menschen sind, mit vielen dingen, die wir unbewußt tun, macht es uns so schwer, "neutral" zu bleiben und immer einen offenen blick zu haben. wir können uns sagen, das der andere uns nicht gehört, aber wir hoffen das er >zu<uns gehört. seufz- besitzdenken.
wollen wir nicht auch >zu jemandem/jemandem< gehören? wie weit kann oder darf das gehören gehen?

verlangen wir nicht mitunter auch zuviel, wenn wir denken, der andere muss erkennen, wie ich fühle? warum können wir nicht akzeptieren, das unsere gefühle nicht 1:1 die selben/gleichen sind? wir wollen in der regel doch geliebt werden wie wir sind und haben uns verliebt, als die die wir sind. wenn wir die schmetterlinge loslassen und vielschichtigere, tiefere gefühle den platz einnehmen, fangen wir irgendwann an, zu sezieren: der andere müsste doch...

verzwickte situation!

und doch, wenn man sich bewußter wird, welchen platz in dieser "ordnung" man einnimmt, in welche rolle man sich hineinsetzt oder sogar hineinsetzen läßt, ist raum zum lernen, wie man es besser machen kann.

übrigens: jippieh: ich habe den eindruck, bei uns klappt es immer besser: nicht immer, aber immer öfter! :engel

im moment voller hoffnung (mein mann ist heute das erste mal nach einer härteren diskussion erst beleidigt weggegangen aber zurückgekommen und hat gesagt, das er mich doch liebt und das er verstanden hat, was ich uhm sagen will), das männer und frauen sich irgendwann verstehen (wollen)


liebe grüße :sonne

sunny
 
E

eyrie

Guest
RE: Kommunikation

Ich möchte das gerne noch erweitern.
sunny wir lesen bücher (übrigens auch gut: Terrence real: was kann ich tun, das du mich hörst - wie männer und frauen sich wieder nahe kommen können) über die verschiedenasten möglichkeiten zu werden, zu sein
was geschieht, wenn wir Bücher lesen? Wir lernen idR gut begründete Theorien und wenden sie ... meistens falsch an. Indem wir oft unser Wissen gegen den anderen ins Feld führen. Anscheinend hilft also das "mehr Wissen" nicht unbedingt, eben, weil wir die Distanz sommerbrise nicht haben.
Umso dringlicher steht dann natürlich die Frage nach dem WIE Angel im Raum.
Wenn es uns also nicht sehr hilft, oder da hilft, wo wir es uns wünschen, wenn wir mehr darüber wissen, wie mann / frau kommuniziert, muß es noch etwas anderes geben.
Auch, wenn ich Euch damit nerve, aber ich habe in dem praktischen (!) Ansatz Moellers der Zwiegespräche eine gute (und auch gut begründete) Methode gefunden, um zurück zur Partnerschaft zu finden. Allein das Auseinandersetzen mit dieser Methode verändert schon.
aus Moeller:
Ich wurde an einen Satz aus der chassidischen Lehre erinnert: «In jedermann ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist.» Das klingt kitschig in einer kapitalistischen Gesellschaft, die vor allem unsere geldgleiche Arbeitskraft im Auge haben muß. Doch in der Freundschaft und in der Liebe spüren wir die Wahrheit dieses Satzes noch. Martin Buber sagte dazu: «Was aber an einem Menschen <kostbar> ist, kann er nur entdecken, wenn er sein stärkstes Gefühl, seinen zentralen Wunsch, das in ihm, was sein Innerstes bewegt, wahrhaft erfaßt.» Genau das scheint mir die Leitlinie für das Zwiegesprächspaar zu sein. Deshalb verändert das Gespräch vor allem auch die Beziehung zu sich selbst. Das ist wohl seine Hauptwirkung.
und besonders wichtig:
Dabei komme ich noch einmal auf eine hartnäckige Illusion: So sehr wir es auch wünschen, wir können den anderen nicht verändern; er kann sich nur selbst verändern. Wir können glücklich sein, wenn es uns gelingt, uns selbst zu verändern. Dadurch entstehen andere Bedingungen in der Beziehung - etwa größere Offenheit. Nur auf diesem Wege bewegen wir auch den anderen.
aber auch
Heute nenne ich die Zwiegespräche gern den «Austausch von Selbstporträts». Wenn das beiden klar ist, kann sich keine sogenannte «Beziehungskiste» entwikkeln. Ich meine jene ermüdenden Diskussionen, in denen sich besonders gebildete, verbal hochtrainierte Menschen mit Worten zerfleischen .
und ich glaube, in letzterem sind wir alle gut ausgebildet :evil:

:argue vielleicht finden ja einige Leser dieser zeilen zu einer anderen Umgangsform :love2 , das würde mich :rofl freuen.
Ich würde mich aber auch über kritische Auseinandersetzung freuen
 

sunnyside

warten auf godot....
RE: Kommunikation

hallo horst,

ja, es ist schon so, das wir begierig was wir lesen auf uns, unsern partner, unsere umwelt anzuwenden versuchen. dabei vergessen wir wirklich, das der andere das vielleicht nicht gelesen hat, das nicht anwendet, es mit sicherheit auch nicht 1:1 so sieht wie wir, so ein mist, :gap ist er doch sein eigener mensch! :( .....

naja, aber im ernst, all diese bücher sollte man auch mit der nötigen distanz sehen. denn wenn ich mir zum beispiel j. grey anschaue, der die therapiewütigen amerikaner (und das sind wir nicht!) mit seinen suggestionen wieder "auf die reihe kriegt" - es ist gut zu lesen, aber wir deutschen sind schon etwas anders drauf. man kann aus allen büchern honig saugen, aber es sollte in erster linie dazuführen, das WIR SELBST uns besser erkennen. kann man dann nicht auch eher mit dem andeen umgehen? :rolleyes: sehe gerade dein zitat von buber....

zitat:
Ich meine jene ermüdenden Diskussionen, in denen sich besonders gebildete, verbal hochtrainierte Menschen mit Worten zerfleischen .


ja, das sind wir wirklich und die, die anders sind, machen wir leicht nieder indem wir ihnen wortgewaltig klarmachen, was sie verbal und überhaupt nicht draufhaben. s.o. und mein anderes posting.

ich merke immer mehr, und es ist nicht leicht, das zuzugeben, glaubt mir, das ich meinen eigentlich eher wortkargen mann damit auch oft an seine grenze bringe, dann gibt es streit und er zieht sich zurück. es ist mein job zu reden, seiner nicht. und diese unterschiede gilt es in allem zu berücksichtigen, auch ich muss das lernen, wie ich mir von meinem mann anderes wünsche, nämlich, das er mich versucht zu begreifen und nicht wenn ich mich öffne und meine gefühle preisgebe, sagt: quatsch.

wichtig bei allem ist aber auch, das eine basis da ist, überhaupt über den anderen nachzudenken und zu versuchen ihn zu verstehen.

vielleicht muss man auch lernen, dem anderen noch mehr zu vertrauen, in dem was er sagt... (ist bei uns der fall)

auf dem weg....

sunny :sonne :sonne :sonne
 

Angel

Aktives Mitglied
RE: Kommunikation

Original von sunnyside
...das ist der andere, ich muss ihn objektiv sehen. aber kann man das? fällt man im laufe der zeit nicht immer wieder zurück in seine rolle?)

Doch, ich denk schon. Aber....

Original von sunnyside
oder könnt ihr so sachlich diskutieren, wenn es um probleme geht? ich leider nicht.

....ich wäre schon zufrieden, wenn mein Partner (wenn ich denn einen hätte) sich dieser Dinge auch bewusst ist, und mich dann von Zeit zu Zeit wieder darauf aufmerksam machen könnte, dass unsere Gespräche nicht mehr wirklich konstruktiv sind.

Aber eben, dazu braucht man einen Partner, der mit dieser Kolonialisierungsgeschichten, Transaktionsanalyse-Zeugs etc. überhaupt was anfangen kann. Sonst ist er nämlich gar nicht dazu bereit, einmal die Woche 1,5 Stunden mit mir ein Zwiegespräch nach Moellers Methode zu führen.

Es bleibt eben immer noch verzwickt. Denn was nützts uns, darüber zu diskutieren, wenn unsere Partner vielleicht nicht mal das Problem sehen.

Original von sunnyside
übrigens: jippieh: ich habe den eindruck, bei uns klappt es immer besser: nicht immer, aber immer öfter!

:] :) :sonne

angel
 
E

eyrie

Guest
RE: Kommunikation

original von Angel
dazu braucht man einen Partner, der mit dieser Kolonialisierungsgeschichten, Transaktionsanalyse-Zeugs etc. überhaupt was anfangen kann. Sonst ist er nämlich gar nicht dazu bereit, einmal die Woche 1,5 Stunden mit mir ein Zwiegespräch nach Moellers Methode zu führen.
ich glaube, man kann erst einmal für sich anfangen. Es verändert sich das Zuhören und auch das Reden über sich selbst. Das hat schon Auswirkungen auf den anderen.
Übrigens auch auf alle anderen Beziehungen. incl. Kinder. Wenn auf den Partner kein Druck ausgeübt wird, komm, wir machen jetzt dies ..., sondern indem man es für sich anwendet, erweckt das vielleicht die Neugier des Partners und vielleicht auch die Bereitschaft, sich darauf einzulassen.
Man sollte also schon etwas Geduld mitbringen.
original von Angel
der mit dieser Kolonialisierungsgeschichten, Transaktionsanalyse-Zeugs etc. überhaupt was anfangen kann.
das ist ja auch ein grundsätzliches Problem, es bestehen (zu recht) ja viele Vorbehalte gegen Psychologisierungen und oft wird der Partner zum Therapeuten (um besser zu kolonialisieren :evil: ).
Da ändert sich erst mal gar nichts.
original von Angel
einmal die Woche 1,5 Stunden

;D hi, Angel, 8) Du hast´s gelesen, gelle ? :rofl

(verflixt! :evil: wie macht ihr das mit den Zitaten original von ...? Ich mache das "nachträglich per Hand", das muß doch auch anders gehen. Wenn ich vom Originaltext ausgehe, habe ich den ganzen Text drin, wo ist der Kniff?)
 

Angel

Aktives Mitglied
RE: Kommunikation

Horst,

ICH mach das so: oberhalb der Postings klick ich auf "Zitat", dann kommt automatisch das Antwortfenster. Dort steht dann (quote)(i)Original von Horst(/i) schon drin und Dein gesamtes Posting als Zitat dazwischen. Am Ende dann (/quote). Musste jetzt runde statt eckige Klammern machen, damit es jetzt eben nicht als Zitat durchgeht.

So habe ich gemerkt, dass offenbar (quote)(i)Original von Horst(/i) da stehen muss. Weil ich zu faul bin, mir das zu merken, antworte ich prinzipiell nur über den Zitat-Button, kopiere schnell die blöde Formel mit Ctrl + C und setze sie dann ein, wo ich will Ctrl + V.

Am ende noch schnell das Zitate mit (/quote) beenden. Das tu ich schnell von Hand.

Klingt mega-kompliziert, ists aber nicht.

Aber ich hab mich auch schon gefragt, obs nicht noch einfacher geht.....
Wär doch noch cool, wenn man einfach den Text, den man als Zitat haben möchte, markieren könnte und dann irgendwo draufklicken.

angel
 

Angel

Aktives Mitglied
RE: Kommunikation

Original von Horst
ich glaube, man kann erst einmal für sich anfangen...

Verdammt, wusste ichs doch, dass wieder mal ICH mit der Drecksarbeit beginnen muss :sn7

Original von Horst
Man sollte also schon etwas Geduld mitbringen.

Aaaarggh, wie immer.... :sn7

Original von Horst
;D hi, Angel, 8) Du hast´s gelesen, gelle ?

So wies aussieht, haben wir eh ganz ähnliches Zeug im Bücherregal... :hat3

Ach. Ach. Ach.

angel
 
E

eyrie

Guest
RE: Kommunikation

@Angel betr. zitieren:

na ja, ich kopiere die zu zitierende Stelle und klicke "Zitat einfügen" an, füge ein und klicke auf ok.
Zitat: eckige Klammer / Name / eckige Klammer und Tag-Schluß füge ich per Hand ein.
Wenn es ein posting betrifft, dass vorher erschien, gehe ich über "zurück / vor Button" hin und her und kopiere /einfoge die markierte Textstelle.

;D Wir sind alle recht kreativ und findig ;D
 
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