A
Aurelie
Guest
Hallo,
jetzt muss ich mich auch einmal aus :kotz: . Weiß im Moment nicht so richtig weiter.
Ich bin 26, habe eine einjährige Tochter und bin eigentlich noch im Studium. Eigentlich, da ich im Moment zwangsläufig pausiere, bis wir einen Krippeplatz bekommen. Mit dem Papa meiner Süßen lebe ich zusammen. Auch sein Studium läuft im Moment noch, allerdings in der Endphase.
Mein Problem ist nun folgendes: Mein Freund und ich kannten uns noch nicht sehr lange, als ich schwanger geworden bin. Das Kind war nicht geplant (wird aber so sehr geliebt). Bevor wir von der Schwangerschaft erfahren haben, war unsere Beziehung ein Schweben auf rosa Wolken. Alles war so toll, neu und gleichzeitig vertraut, behütet, geborgen, romantisch, tiefgehend, verstanden, und aufregend, intensiv, ver- und geliebt, neugierig, streichelzart, einfach wunderschön. Anders als in meinen vorangehenden Beziehungen hatte ich bei ihm ein ganz neues Gefühl: Das ist ER. Er wusste mich zu nehmen, hat mich aufgefangen, wenn es mir schlecht ging, ich zickig oder wütend war, hat mich auch dann noch respekt- und verständnisvoll behandelt, wenn ich selbst mein Verhalten total peinlich und ungerecht fand. Wenn wir uns streiten, wird er nie laut oder gemein, es sind eher konstruktive Streitgespräche, aus denen Lösungsvorschläge hervorgehen. Eigentlich ist alles so wunderbar. Und trotzdem - TROTZDEM. Bin ich nicht zufrieden.
Es gibt einen Punkt, der von Anfang an besonders war. Das Bett. So unterschiedlich wie unsere Vorgeschichten sind auch unsere Vorstellungen in sexueller Hinsicht. Mein Freund hatte außer mir erst eine Frau (seine erste Freundin, mit der er sechs Jahre lang zusammen war), ich war vor ihm mit vielen Männern intim, war neugierig und probierfreudig und immernoch auf der Suche nach meiner "sexuellen Identität". In der Anfangsphase unserer Beziehung empfand ich eine ungekannte Intensität, wenn wir miteinander schliefen. Ich wusste plötzlich, warum es heißt "Liebe machen" oder "sich lieben". Obwohl ich meine früheren Freunde natürlich auch geliebt habe, kam mit ihm eine neue Dimension dazu. Mit ihm zu schlafen war Ausdruck reinen Gefühls. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben, ich empfand es einfach als überwältigend. Nicht die Technik oder sowas, einfach nur, dass ER es war.
Und gerade, weil diese Gefühlsintensität für mich neu war und mich so überrollt hat, konnte ich das nicht einfach so hinnehmen und genießen. Ich wartete fast schon darauf, dass die heiße Phase vorbeigehen, dieses irre Liebesgefühl aus meinem Empfinden verschwinden würde und ich unser Sexualleben als langweilig erleben würde. Muss dazusagen, dass es - von außen betrachtet - auch nicht gerade einfallsreich war. Aber wir hatten - so dachte ich dann - ja noch so viel Zeit. Ich musste ja nichts überstürzen, mir noch keine Gedanken machen, über was-wäre-wenn. Ich konnte ihn langsam an ganz viele neue Ideen heranführen und versuchen, ihm meine "Welt" schmackhaft zu machen. Und WENN ich nach einer Zeit mit vielen Versuchen, Gesprächen und gegenseitigem Abklopfen irgendwann merken sollte, dass es im Bett nicht harmoniert, dann könnte ich immer noch entscheiden, ob mir eine ausgelebte Sexualität wichtiger wäre als dieser wunderbare Mensch. Ich dachte, dass sich das alles von alleine regeln würde.
Tja, und dann wurde ich schwanger (wir waren 13 Wochen zusammen), und plötzlich war nichts mehr einfach.
Die Unbeschwertheit unserer Liebe ist unter der großen Verantwortung verloren gegangen. Plötzlich waren wir nicht mehr nur deshalb zusammen, weil wir zusammensein wollten, sondern auch, weil das Kind uns verband. Ich hatte ein Gefühl, als könne ich nichts mehr freiwillig tun, sondern wäre über die Situation verpflichtet. Obwohl ich freiwillig höchstwahrscheinlich nicht anders gelebt hätte, als ich es tat: Ich empfand (und empfinde) es als beklemmend, keine Wahl zu haben. Genau dieses Gefühl (auch dann nciht anders zu können, wenn ich es wollte - unabhängig davon, ob ich wirklich will oder nicht) hat mich dann auch in sexueller Hinsicht blockiert. Von heute auf morgen vermied ich jeden Gedanken an Sex mit meinem Freund. Dass es früher immer so schön war, empfand ich plötzlich als ungeheuren Druck. Jegliche Lust ist mir bis heute vergangen. Zunächst schob ich das noch auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft, später auf die Hormonausschüttung beim Stillen. Zu einem Teil ist da womöglich auch wirklich was dran, aber mittlerweile ist unsere Tochter ein Jahr alt, und ich habe immer noch eine Riesenpanik vor dem ersten Mal. Ich weiß gar nicht genau, warum ich das Thema so verdränge (ich denke jetzt gerade überhaupt das erste Mal differenziert darüber nach, wo ich das hier aufschreibe). Laut meiner Frauenärztin ist es nicht ungewöhnlich, dass bis zu einem Jahr nach der Ankunft eines Kindes das Sexualleben der Eltern brachliegt. Trotzdem glaube ich, dass das bei uns nicht nur diese "normale" Pause ist. Es wäre ja alles anders, als wir es kennen, wenn wir jetzt miteinander schlafen. Als wir aufgehört haben, Sex zu haben, hatten wir ja praktisch noch nicht mal richtig damit angefangen. Und diese Verliebtheit von damals ist mittlerweile unter dem Alltagstrott verschütt gegangen und ich weiß nicht, wodurch sie ersetzt worden ist. Manchmal denke ich ganz zynisch, wir sind eine gut funktionierende WG.
Ich hab einerseits Angst, mich dem zu stellen, andererseits befürchte ich, mich durch meine Verdrängungs- und Stillhaltetaktik selbst ins Aus zu manövrieren. Wenn sich herausstellen sollte, dass wir nur noch gut befreundet sind, ich ihn aber nicht mehr liebe, dann kann ich doch nicht einfach gehen. Wir haben doch das Kind. Es ist auch nicht so, dass ich ihn gar nicht mehr liebe, ich merke es nur so selten vor lauter Baby-Alltags-Trott, und dann kann ich mich durch dieses asexuelle Verhältnis richtig in was reinsteigern.
Genauso durcheinander wie ich mich fühle habe ich es jetzt auch aufgeschrieben. Es fehlt auch noch so viel.
Vielleicht kann ja trotzdem jemand was mit meinem Gefühlswirrwarr anfangen. :dead
Ich weiß einfach überhaupt nichts mehr.
Lieben Dank fürs Lesen,
Aurelie
jetzt muss ich mich auch einmal aus :kotz: . Weiß im Moment nicht so richtig weiter.
Ich bin 26, habe eine einjährige Tochter und bin eigentlich noch im Studium. Eigentlich, da ich im Moment zwangsläufig pausiere, bis wir einen Krippeplatz bekommen. Mit dem Papa meiner Süßen lebe ich zusammen. Auch sein Studium läuft im Moment noch, allerdings in der Endphase.
Mein Problem ist nun folgendes: Mein Freund und ich kannten uns noch nicht sehr lange, als ich schwanger geworden bin. Das Kind war nicht geplant (wird aber so sehr geliebt). Bevor wir von der Schwangerschaft erfahren haben, war unsere Beziehung ein Schweben auf rosa Wolken. Alles war so toll, neu und gleichzeitig vertraut, behütet, geborgen, romantisch, tiefgehend, verstanden, und aufregend, intensiv, ver- und geliebt, neugierig, streichelzart, einfach wunderschön. Anders als in meinen vorangehenden Beziehungen hatte ich bei ihm ein ganz neues Gefühl: Das ist ER. Er wusste mich zu nehmen, hat mich aufgefangen, wenn es mir schlecht ging, ich zickig oder wütend war, hat mich auch dann noch respekt- und verständnisvoll behandelt, wenn ich selbst mein Verhalten total peinlich und ungerecht fand. Wenn wir uns streiten, wird er nie laut oder gemein, es sind eher konstruktive Streitgespräche, aus denen Lösungsvorschläge hervorgehen. Eigentlich ist alles so wunderbar. Und trotzdem - TROTZDEM. Bin ich nicht zufrieden.
Es gibt einen Punkt, der von Anfang an besonders war. Das Bett. So unterschiedlich wie unsere Vorgeschichten sind auch unsere Vorstellungen in sexueller Hinsicht. Mein Freund hatte außer mir erst eine Frau (seine erste Freundin, mit der er sechs Jahre lang zusammen war), ich war vor ihm mit vielen Männern intim, war neugierig und probierfreudig und immernoch auf der Suche nach meiner "sexuellen Identität". In der Anfangsphase unserer Beziehung empfand ich eine ungekannte Intensität, wenn wir miteinander schliefen. Ich wusste plötzlich, warum es heißt "Liebe machen" oder "sich lieben". Obwohl ich meine früheren Freunde natürlich auch geliebt habe, kam mit ihm eine neue Dimension dazu. Mit ihm zu schlafen war Ausdruck reinen Gefühls. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben, ich empfand es einfach als überwältigend. Nicht die Technik oder sowas, einfach nur, dass ER es war.
Und gerade, weil diese Gefühlsintensität für mich neu war und mich so überrollt hat, konnte ich das nicht einfach so hinnehmen und genießen. Ich wartete fast schon darauf, dass die heiße Phase vorbeigehen, dieses irre Liebesgefühl aus meinem Empfinden verschwinden würde und ich unser Sexualleben als langweilig erleben würde. Muss dazusagen, dass es - von außen betrachtet - auch nicht gerade einfallsreich war. Aber wir hatten - so dachte ich dann - ja noch so viel Zeit. Ich musste ja nichts überstürzen, mir noch keine Gedanken machen, über was-wäre-wenn. Ich konnte ihn langsam an ganz viele neue Ideen heranführen und versuchen, ihm meine "Welt" schmackhaft zu machen. Und WENN ich nach einer Zeit mit vielen Versuchen, Gesprächen und gegenseitigem Abklopfen irgendwann merken sollte, dass es im Bett nicht harmoniert, dann könnte ich immer noch entscheiden, ob mir eine ausgelebte Sexualität wichtiger wäre als dieser wunderbare Mensch. Ich dachte, dass sich das alles von alleine regeln würde.
Tja, und dann wurde ich schwanger (wir waren 13 Wochen zusammen), und plötzlich war nichts mehr einfach.
Die Unbeschwertheit unserer Liebe ist unter der großen Verantwortung verloren gegangen. Plötzlich waren wir nicht mehr nur deshalb zusammen, weil wir zusammensein wollten, sondern auch, weil das Kind uns verband. Ich hatte ein Gefühl, als könne ich nichts mehr freiwillig tun, sondern wäre über die Situation verpflichtet. Obwohl ich freiwillig höchstwahrscheinlich nicht anders gelebt hätte, als ich es tat: Ich empfand (und empfinde) es als beklemmend, keine Wahl zu haben. Genau dieses Gefühl (auch dann nciht anders zu können, wenn ich es wollte - unabhängig davon, ob ich wirklich will oder nicht) hat mich dann auch in sexueller Hinsicht blockiert. Von heute auf morgen vermied ich jeden Gedanken an Sex mit meinem Freund. Dass es früher immer so schön war, empfand ich plötzlich als ungeheuren Druck. Jegliche Lust ist mir bis heute vergangen. Zunächst schob ich das noch auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft, später auf die Hormonausschüttung beim Stillen. Zu einem Teil ist da womöglich auch wirklich was dran, aber mittlerweile ist unsere Tochter ein Jahr alt, und ich habe immer noch eine Riesenpanik vor dem ersten Mal. Ich weiß gar nicht genau, warum ich das Thema so verdränge (ich denke jetzt gerade überhaupt das erste Mal differenziert darüber nach, wo ich das hier aufschreibe). Laut meiner Frauenärztin ist es nicht ungewöhnlich, dass bis zu einem Jahr nach der Ankunft eines Kindes das Sexualleben der Eltern brachliegt. Trotzdem glaube ich, dass das bei uns nicht nur diese "normale" Pause ist. Es wäre ja alles anders, als wir es kennen, wenn wir jetzt miteinander schlafen. Als wir aufgehört haben, Sex zu haben, hatten wir ja praktisch noch nicht mal richtig damit angefangen. Und diese Verliebtheit von damals ist mittlerweile unter dem Alltagstrott verschütt gegangen und ich weiß nicht, wodurch sie ersetzt worden ist. Manchmal denke ich ganz zynisch, wir sind eine gut funktionierende WG.
Ich hab einerseits Angst, mich dem zu stellen, andererseits befürchte ich, mich durch meine Verdrängungs- und Stillhaltetaktik selbst ins Aus zu manövrieren. Wenn sich herausstellen sollte, dass wir nur noch gut befreundet sind, ich ihn aber nicht mehr liebe, dann kann ich doch nicht einfach gehen. Wir haben doch das Kind. Es ist auch nicht so, dass ich ihn gar nicht mehr liebe, ich merke es nur so selten vor lauter Baby-Alltags-Trott, und dann kann ich mich durch dieses asexuelle Verhältnis richtig in was reinsteigern.
Genauso durcheinander wie ich mich fühle habe ich es jetzt auch aufgeschrieben. Es fehlt auch noch so viel.
Vielleicht kann ja trotzdem jemand was mit meinem Gefühlswirrwarr anfangen. :dead
Ich weiß einfach überhaupt nichts mehr.
Lieben Dank fürs Lesen,
Aurelie