RE: Matten Herrn (Martinssingen - Norddeutschland)
Nein. Nicht in den protestantischen Regionen. Hier verlegte man den - aus dem kath. Regionen bekannten - Martinstag auf den Geburtstag des Reformators Martin Luther, das Marintssingen bezieht sich auf Martin Luther in den nordischen Gebieten.
Wikipedia hat einen guten Artikel dazu:
Es ist ein Brauch, in dem sich mehrere Ursprungselemente mischen. Traditionell war der 10. November der Tag, an dem Landarbeiter und Dienstpersonal über Winter entlassen wurden. Für diese weitgehend besitzlosen Bevölkerungsschichten galt es nun, eine ausgesprochene Notzeit zu überstehen. Einen Beitrag dazu leisteten dann die Kinder, die an diesem Tag von Haus zu Haus zogen und insbesondere bei wohlhabenden Bauern und Bürgern um Gaben bettelten. Was sie dabei einsammelten waren ursprünglich Lebensmittel, die tatsächlich für den Wintervorrat mit eingelagert werden und nach und nach verzehrt werden konnten.
Später wandelten sich diese Gaben mehr und mehr zu symbolischen Spenden und heute gibt es überwiegend Süßigkeiten. Zu den traditionellen Gaben dagegen gehören Stutenkerl, Moppen (moppen) und Pfeffernüsse (ppernööten) sowie Äpfel.
Das Betteln um Gaben erfolgte in gereimten Sprüchen oder dem Vortrag entsprechender Lieder wobei die Kinder Laternen (kipkapköögels) mit sich führten, die früher aus einer Runkelrübe geschnitzt wurden. Später benutzte man wohl auch gelegentlich kleine Kürbisse dazu und es setzten sich nach und nach farbige Papierlampions durch, wie sie noch heute gebräuchlich sind. Auch verschiedene selbst gefertigte Geräuschinstrumente (Rasseln, Rummelpott) kamen zum Einsatz.
Schon früher pflegten insbesondere die etwas älteren Sänger sich auch zu verkleiden oder Gesichtsmasken (sabellenskoppen) aufzusetzen. Diese Sitte überwiegt mittlerweile und man sieht zu Martini allerorten eine Vielzahl teilweise phantasievoller Verkleidungen.
Es mischte sich inhaltlich das ursprüngliche Motiv des Bettelns mit Ausbreitung der Reformation mit religiösen Motiven und der Verehrung des Reformators Martin Luther. Die protestantische Kirche war gezwungen, auf die ursprünglich katholische Sitte zu reagieren.[1] Anlässlich der 300-Jahrsfeier der Reformation von 1517 wurde 1817 das Martinisingen auf den Vorabend des Martinstages vorgezogen. Von da an wurde nur noch Martin Luther, der „Lichtfreund und der Glaubensmann" gefeiert, „de de Papst in Rom de Kroon offschlog". So wurde denn auch der Martinstag mit dem Martinisingen auf 10. November, den Geburtstag des Reformators, vorverlegt.[2] Zunehmend wurde als Anlass des Martinisingens die Feier des Geburtstages Luthers herausgestellt und das Bettelmotiv mit Gebräuchen der Mönchsorden erklärt. Die vorgetragenen Lieder bekamen eine religiöse Färbung oder es wurden neue geschaffen, die allein der religiösen Bedeutung des Tages Rechnung trugen bzw. sich auf die Verehrung Martin Luthers bezogen.
In anderen Bereichen Deutschlands ging diese Vermischung andere Wege. Dort geht der Martinstag einen Tag später am 11. November auf den heiligen Sankt Martin von Tours zurück. Die Feier wird es mit einem Laternenumzug durch die Dörfer und Städte eingeläutet, an dessen Ende die Mantelteilung zelebriert wird und Weckmänner verteilt werden, die man in Ostfriesland als Klaaskerle kennt und hier aber eher an den heiligen St Nikolaus erinnern. Daran schließt sich das Martinisingen an.