Majus heile-Welt-Blog

Maju

Namhaftes Mitglied
Gibt es eigentlich noch irgendeinen Mod, der hier mal aufräumen könnte? Mein schöner Blog ist zugemüllt worden!

So, jetzt ist es endlich raus: Anna hat den ersten Platz gemacht im Malwettbewerb! Sie schwebt beim Gehen über dem Boden -und das liegt ausnahmsweise mal nicht am Untergewicht. Der erste Platz in der Kategorie 7.-9. Klasse ist schon etwas sehr ungewöhnliches für eine Hauptschülerin, denn die meisten Teilnehmer waren Gymnasiasten und die räumen meistens auch die Preise ab.

Und jetzt nimmt sie Schwung aufs nächste Event: Zwischen Mathe- und Englischprüfung hat sie einen Auftritt am Klavier zusammen mit einer Cellostudentin und einer "fortgeschrittenen" Geigerin. Anna ist erst seit einem Jahr in der Musikschule, aber hat offensichtlich gleich richtig Fuß gefasst. Nachdem sie ein paar Jahre halbprofessionell unterrichtet wurde von einer Organistin, entschieden wir uns für eine bessere Förderung ihres musikalischen Talents. Nachdem sie also am Klavier den Talentwettbewerb in ihrer Schule gewann und einige Auftritte mit der Band oder als Solistin hatte, lernte sie erstmals wie man richtig am Klavier sitzt und die Finger auf die Tasten setzt.

Es hat sie einige Anstrengung gekostet sich umzugewöhnen und die ersten Monate fühlten sich für sie an, als ob das Geld für den Klavierlehrer zum Fenster rausgeschmissen wäre. Immerzu nur Fingerübungen. Aber ich höre und sehe den Fortschritt -und den Unterschied zu meiner spärlichen Dilettantenkunst.

Es war uns ein großes Anliegen, dass Anna öfter Auftritte vor Publikum hat. Es ist heutzutage wichtiger denn je, sich präsentieren zu können, auf der Bühne des Lebens eine Rolle zu spielen und sich auf ihr wohl zu fühlen. Und tatsächlich meldeten uns einige Lehrer aus der Schule zurück, dass Anna endlich selbstbewusster auftritt im Unterricht und ganz besonders in den Prüfungen. Bei der Projektprüfung beispielsweise machte sie einen größeren Fehler bei der PowerPoint, aber ihre Reaktion darauf war so perfekt, dass sie keinen Nachteil daraus bei der Benotung erhielt. Sie lachte den Fehler einfach locker beiseite.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Marie hat ihre Deutsch-, Mathe- und Englischprüfungen hinter sich gebracht! Man dachte sich schon seit Wochen, dass dann wohl eine riesige Erleichterung eintreten würde, aber wie es so schön heißt: Wenn dir ein Fels vom Herzen fällt, so fällt er auf den Fuß dir prompt. The day after ist dann irgendwie gar nicht so euphorisch ausgefallen.

Sobald der Prüfungsstress rum war, wurden für Marie andere Dinge, die sie vor sich hergeschoben hatte, wieder wichtig. Sie braucht offenbar hoch gesteckte Ziele um seelisch in der Balance zu bleiben und schon ein halber Tag Chillen bereitet ihr Unwohlsein. Die Fahrschule z.B. "muss" jetzt in Rekordzeit durchgezogen werden, weil sie mit dem Ausbildungsbeginn dafür vermutlich keine Zeit mehr haben wird. Und in einigen Schulfächern werden tatsächlich noch Klassenarbeiten geschrieben und es gilt jetzt die eine oder andere Kuh (4) vom Eis zu holen. Letzte Chance sozusagen. Und die Vorbereitung auf die Geschichtsprüfung hat sie noch nicht einmal angefangen. Und. Und. Und.

Also, keine Spur von Atempause. Für vermutlich die nächsten 3 Jahre. Dafür aber auch keine Spur von ziel- und haltlosem Dahintreiben. Könnte man vielleicht beides haben? Auf ein Ziel hintreiben? Ein bisschen Müßiggang zwischendurch würde ich mir für sie jedenfalls schon wünschen.

Annas Prüfungen beginnen nächste Woche und auch da ist jetzt schon klar: Nach dem Stress ist vor dem Stress.

Und wenn dann vielleicht mal ein wenig Ruhe einkehrt bei den beiden, dann fängt Sofie mit dem Abi an. Und was darauf folgt, können wir uns beim besten Willen nicht einmal ansatzweise vorstellen. Alles ist möglich.

Fertig!? Ist man nie. Sollte man nie sein. Wäre eigentlich auch ein ganz trauriger Zustand...
 

lilly7022

Ich wohne hier
Besser so, als wenn Deine Mädels dauerhaft in den Tag hineinlebten, keine Vorstellungen von ihrer Zukunft hätten und es sie auch nicht wirklich interessierte ...

Irgendwann kommt der Tag, an dem auch die letzte Deiner Mädchen ihrer Wege zieht und Du "altes Muttchen" zurückbleibst und alle Zeit nur für Dich zur Verfügung hast. Was dann? Ich befürchte allerdings, auch dann wirst Du vor ehrgeizigen Projekten kaum Zeit für Dich, zum Gammeln und Fernsehen finden ;)
 

Maju

Namhaftes Mitglied
@Lilly: Das "alte Muttchen" hat bereits von ihren Kindern das Versprechen bekommen, dass es früh Oma werden wird und zwar ziemlich vielfach. Da mir ja in der Vergangenheit meine "ehrgeizigen Projekte" nie gereicht haben, wird hoffentlich auch die Zukunft aus einer Kombination aus ganz viel Familien- und Ehrenamtsstress bestehen. Wozu sonst bin ich auf der Erde?

Heute überraschte mich Sofie beim Mittagschlaf mit einem Stapel Urkunden. Hätte sie den nicht vor sich gehalten wie einen Schutzschild, dann wäre das für sie nicht ganz so lustig ausgegangen, denn mein Mittagschlaf ist mir immer noch heilig! Ich machte also eine Ausnahme und öffnete gnädig die Augen.

Teilnahmeurkunde -okay. Urkunde für den Landessieg und ein Buchpreis -schööööööön!!! Urkunde über die Teilnahme beim Bundeswettbewerb wegen herausragender Leistung -gaaaanz klasse!!!

Und weg war sie, die mittlerweile zweifache Landessiegerin im Malen. Ihr Buch lesen. Das macht sie immer so. Jeder Buchpreis wurde bisher noch am selben Tag durchgelesen und zum Abendessen kritisiert sie es dann.

Ich beschäftigte mich nach meiner ausgiebigen Pause lieber mit profaneren Dingen: Rasen mähen, Unkraut jäten. Gut, dass es auch noch einfache Leute wie mich gibt, für die niederen Tätigkeiten. Wo kämen wir denn hin, wenn wir wie Sofie alle malen und lesen würden wie bekloppt?! Unser Garten sieht übrigens sehr malerisch-wild aus. Auch preisverdächtig. Der Pokal geht an Mutter Natur. Gegen die komme ich einfach nicht an.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Freut mich, daß Du ab und zu auch mit solchen "profanen" Dingen beschäftigt bist. Gartenarbeit - die erdet einen so schön, finde ich. Und man sieht (meistens) sehr deutlich, was man geschafft hat. Ein schönes Gefühl!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
In den vergangenen Wochen musste ich mich sehr oft erden, denn es ist/war Prüfungszeit für meine zwei Großen. Da konnte man mich bei fast jedem Wetter und zu fast jeder Uhrzeit im Garten sehen, mit leerem Blick und tumbem Gesichtsausdruck, einem Schaf ähnlich, Gras rupfend. Wenn es im Garten nichts mehr zu tun gab oder meine Kraft nachließ, dann drosch ich auf mein armes Klavier ein. Es war eine sehr, sehr anstrengende Zeit! Und damit meine ich nicht körperlich anstrengend.

Marie wandelte ihren Stress in Aggression und Anna in Depression um. Das passte dann wiederum wie die Faust aufs Auge. Und der Rest der Familie will so gern helfen, etwas von der Last abnehmen, beruhigen, trösten und Mut machen, aber außer dass ich ihre Wohnung geputzt habe wochenlang, kann man gar nichts machen. Durch die Prüfung müssen halt alle letztlich ganz alleine. Psychoterror für Übermütter wie mich.

Die Mittlere Reife hat man dann erlangt, wenn man den Stress überlebt hat. Wer den ganzen Anforderungen der 10. Klasse gewachsen ist, der ist reif und kann anschließend auf die Menschheit losgelassen werden. Ist ja in Maries Fall so, dass sie ab September mit vielen, vielen Menschen zu tun haben wird und allesamt werden sie äußerst gebildet sein oder wenigstens so tun als ob. Da ist es doch gut fürs Selbstbewusstsein, wenn man weiß, wozu man fähig ist.

Vor zwei Wochen schrieb Anna eine prüfungsähnliche Mathearbeit, drei Stunden lang und dreifach gewertet, alle Themen querbeet. Die hat sie mit einer 3,7 gemeistert und ihre Zwei in Mathe war weg und ihre Panik vor der Prüfung war da.

Und dann kam die Prüfung und irgendwie war's wohl total einfach -ein Geschenk Gottes. Schon dass Anna an diesem Tag fast ohne Drama zur Schlachtbank ging und sich super konzentrieren konnte, war ein Wunder. Aber dass dabei auch noch eine 2,2 rauskam, haute uns alle um vor Glück! Sie selber am meisten, denn sie traut sich selber immer noch nichts Gutes zu. Weswegen sie im Gegensatz zu Marie nicht auf die Menschheit losgelassen wird und noch weiter zur Schule gehen muss.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Prüfungen geschafft!

Marie und Anna haben ihre schriftlichen Prüfungen geschafft und das mit gutem Ergebnis. Sie sind zufrieden, aber noch steckt ein Funke Ehrgeiz in ihnen, der sie weiter antreibt. Beide liegen in Mathe so nah bei der Zwei, dass sie noch ein bisschen weiter pokern wollen und sich für die mündliche Prüfung angemeldet haben. Man bereut ja immer das am meisten, was man nicht gemacht hat und bevor sie sich die nächsten Jahre immer wieder fragen, ob sie es vielleicht nicht doch geschafft hätten, probieren sie es einfach mal aus. Ausgerechnet an dem Fach, das in den vergangenen Jahren den meisten Ärger verursacht hat, haben sie sich jetzt festgebissen.

Marie hat in letzter Sekunde noch die oben erwähnte Kuh vom Eis holen können. Naja, eigentlich war's ein Geschenk der Lehrerin an sie...Ich hab's meiner Tochter die ganze Zeit schon gesagt: "Die gibt dir keine Vier!" Und tatsächlich, die Lehrerin hatte ein Herz.

Und dann gab es noch eine Ausschreibung eines Bundestagsabgeordneten: aus jeder Abschlussklasse dürfen drei Schüler an einer Berlinreise teilnehmen. Marie musste sich bewerben mit einem Motivationsschreiben, in welchem ausführlich steht, warum sie nach Berlin möchte. Schreiben können wir -unsere leichteste Übung! Fast alle Bewerbungsschreiben, die wir jemals verschickt haben, mündeten in eine Einladung. Wir verfassten gemeinsam einen halben Roman. Und jetzt darf Marie nach Berlin -all inclusive.

Es ist eine so wundervolle Woche! Erntezeit für all die Mühe.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ein Hobby, das Sofie seit Jahren völlig alleine organisiert und von dem ich fast nie etwas zu hören oder sehen bekomme ist das Karate. Sofie lief ihrem damaligen Freund (es hat keiner Schluss gemacht, sind sie also immer noch zusammen, obwohl sie sich in den vergangenen zwei Jahren nur zweimal getroffen haben???) einfach hinterher und nahm ein paar Schnupperstunden. Ihr Freund hat schon lange wieder aufgehört, auch Marie, die eine kurze Zeitlang mittrainierte. Da die Turnhalle nur ein paar Meter von uns entfernt liegt, war Sofie auf niemanden angewiesen. Und weil das Training in den Abendstunden liegt, kollidiert es auch fast nie mit der Schule oder anderen Hobbys, weswegen Sofie oft zweimal in der Woche hingehen kann um sich auszupowern.

Das 12jährige Mädchen ist entsprechend gut gewachsen -ein bisschen zu dünn vielleicht. Sofie hat außer dem Schulsport und den täglichen 7 km Radfahren zur Schule ja auch noch ihr wöchentliches Hip Hop.

Nur wenn Prüfung ist, alle paar Jahre, dann möchte Sofie begleitet werden -am liebsten von der ganzen Familie. Und so trabten wir gestern zu viert an, um ihr ehrfurchtsvoll zuzuschauen. Beeindruckend war für mich schon das Aufwärmtraining. Nicht dass ich das nicht auch gekonnt hätte, es ähnelt dem Ballett doch sehr, aber die anderen Teilnehmer waren erwachsene Männer und das hatte ich nicht erwartet.

Sofie legte die Prüfung zum blauen Gürtel ab. Kraftvoll durchschnitt sie mit den Handkanten die Luft und ihr konzentrierter Blick spiegelte einen gefährlichen Gegner wider wo in Wirklichkeit keiner war. Ich erkannte meine Tochter nicht wieder. Der Prüfer behauptete hinterher, sie sei sehr, sehr nervös gewesen und Sofie selber weinte daheim, weil sie so schlecht gewesen sei. Das alles fiel mir gar nicht auf!

Passend zum blauen Gürtel hat sie sich heute einen blauen MP3-Player gekauft und scheint endlich versöhnt zu sein mit sich und der neuen Farbe.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Glückwunsch an alle! Ich beneide Dich um Deine so wunderbaren Kinder. Wie hast du das hingekriegt, daß sie die Schule so mühelos nehmen, ihren Hobys erfolgreich(!) nachgehen und keines Schubsens, Ermahnens o.ä. bedürfen? So scheint mit das jedenfalls, wenn ich hier mitlese. Neid, Neid, Neid.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ja, wie haben wir das nur hinkriegt?

Vielleicht durch Vorbild? Unsere Kinder sehen an uns, dass wir unsere Hobbys lieben. Ich spiele selber jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Klavier, gehe jede Woche ins Ballett und mein Mann fährt ca. 45 km Fahrrad in der Woche. Ohne Not, einfach weil's Spaß macht und wir danach total ausgeglichen und glücklich sind.

Vielleicht hilft es auch, dass die Kinder ihre Hobbys alle selber ausgesucht haben. Ich treffe immer wieder auf Kids, die nur die Erwartungen ihrer Eltern erfüllen sollen und das funktioniert nicht auf Dauer.

Vielleicht ist es die richtige Dosis an "Schubsen und Ermahnen" gewesen -ganz ohne geht und ging es auch bei uns nicht. Man überlegt einfach gemeinsam, wann man die Übezeiten am besten einrichtet und hakt dann notfalls nochmal nach. Aber eigentlich haben die Kinder durch Wettbewerbe, Prüfungen und Auftritte schon genug Druck. Sie wollen ja selber gut sein und vorankommen. Preise, Applaus und Urkunden sind ihnen oft Anreiz genug.

Wo allerdings in diesem oder im anderen Blog etwas davon stehen soll, dass sie die Schule mühelos nehmen...Lilly, da musst du nochmal genauer hingucken. Okay, Sofie ist ein Überflieger, aber das lässt zumindest in Französisch und Englisch schon deutlich nach. Die anderen beiden dagegen kämpfen schon ihr ganzes Schulleben lang und dabei ist aber durchaus beachtlich, dass ich seit langem schon fast gar nicht mehr "Schubsen" muss. Vor den Prüfungen war es sogar oft so, dass ich sie ermahnen musste, öfter mal vom Schreibtisch aufzustehen und Pause zu machen. Aber letztendlich haben sie den Fleiß und die Gewissenhaftigkeit auch von ihren Eltern abgeschaut.

"Erziehen heißt vorleben, alles andere ist Dressur", hat da jemand unter seinen Posts stehen. Und Dressur funktioniert eben nur so lange, bis die Kinder ihren eigenen Kopf entdecken. Leben wir ihnen also besser vor, wie man seinen eigenen Kopf durchsetzt ;-)
 

lilly7022

Ich wohne hier
Danke für den Hinweis :D Ja, daran arbeiten wir noch. Blöd, wenn die Eltern selbst völlig verschiedene Hintergründe hatten und damit einhergehende Werte vermittelt bekamen. Das macht es nicht einfacher!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Anna hat ihre Zwei in Mathe zurückerobert!!!

Sie hatte zwar gerade Pfingstferien, aber doch kaum Vorbereitung auf die mündliche Prüfung in Mathe gehabt. Die erste Woche chillte sie einfach mal, was ich ihr von Herzen gönnte. Sie feierte mit ihren Freundinnen ihren Geburtstag nach und die überstandenen schriftlichen Prüfungen.
In der zweiten Woche fuhren wir nach Tripsdrill; da bot sich der Montag einfach an mit sehr gutem Wetter und dem WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft, das dafür garantierte, dass es keine langen Wartezeiten an den Achterbahnen gibt.
Dann gab es wieder einen Ausruhtag und anschließend einen Koffer-Pack-Tag. Es sah fast danach aus, als ob sie ausziehen wollte, so türmte sich das Zeug. Anna fuhr wieder einmal zum Segeln an den Bodensee. Sie fand ihre Koje wie letztes Jahr an Bord der Weltmeisterin und hatte richtig Spaß mit ihr.
Wieder daheim kam dann die große Reue: Nichts gelernt.

Wir sind ja jetzt neuerdings ein bisschen prüfungserfahren und da sagte ich meiner Tochter: "Du musst nicht alles wissen. Heutzutage ist es wichtig sich selbst gut zu präsentieren und dabei ist es fast nebensächlich was man sagt. Das Wie ist wichtiger als das Was. Hab Spaß dabei und wenn es eine Drei wird, dann ist es auch okay." Sie ging dann zur Tür raus und wiederholte mantramäßig: "sieh's als Spiel, es ist nur ein Spiel, ich seh's als Spiel..." 30 Minuten später klingelte es Sturm an der Tür und bevor ich sie öffnete, schrie sie mir die 1,8 durchs Fenster entgegen.

Hammergeil!!!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Anna chillt jetzt völlig verdient beim Segeln im Ijsselmeer mit ihrer Klasse. Die Einzige, mit der sie sich nicht versteht, ist daheim geblieben und so nehme ich mal an, dass es ihr uneingeschränkt gut geht.

Währenddessen verlassen massig Kostüme meine Werkstatt und die Vorbereitungen auf einen bereits ausverkauften Bühnenauftritt laufen auf Hochtouren. In nur zwei Monaten entstanden ca. 30 Neuanfertigungen, teilweise handbemalt und natürlich alle selber entworfen. Darüber hinaus restauriere und ändere ich etliche "historische" Tanzkleider. Pailletten, Gummiband und Tüll haben ihre begrenzte Lebensdauer und gehören irgendwann ausgetauscht. Leider habe ich fast nur die Wochenenden für mein aufwändiges Hobby, was mir letztendlich eine 7-Tage-Woche beschert. Und das wird noch eine Weile so bleiben, denn noch weitere 30 Meter (!!!) Stoff warten auf Verarbeitung. Im Gegensatz zu den Tänzern bekomme ich für meine Werke aber schon vor dem öffentlichen Auftritt Applaus und das gibt mir viel Kraft.

Zwischendurch kam auch noch ein futuristisches Abschlussballkleid zustande. Wir tauften das Modell "Heavy Metal", denn es ist erstens heavy und zweitens voller Metall. Dazu gibt's -direkt aus dem Raumschiff geliefert- silberne Keilsneakers mit Nieten. Wie schon bei ihrer Konfirmation lautete Maries Devise: Ich will gesehen werden! Aber es gilt als so gut wie sicher, dass auch bei dieser letzten Gelegenheit, bevor die Klasse auseinander geht, die Jungen Tomaten -äh, Smartphones vor den Augen haben werden.

Außer mir -und meinem Mann natürlich- arbeitet nur noch Sofie regelmäßig. Für sie fühlt es sich seltsam an, dass die anderen beiden irgendwie schon Ferien haben, während sie noch Klassenarbeiten bestreitet. Die Großen wenden sich komplett den verschiedensten Künsten zu -Styling, Programmgestaltung der Abschlussbälle, Klavier- und Tanzeinlagen und nicht zu vergessen: die hohe Kunst des Ausruhens- und die Kleine verschwendet ihre Zeit mit müden Lehrern.

Aber in 4 Wochen ist alles, alles vorbei und dann fahren wir in den wohlverdienten Urlaub!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Heute hatte ich doch tatsächlich mal wieder Zeit für den Garten. Absoluter Luxus: den Rasen mähen, Unkraut jäten, Büsche zurückschneiden, Sonnenlicht tanken, blauen Himmel genießen. Schon wenige Stunden später kam ich wieder mit einem vollen Korb Näharbeiten aus der Tanzschule. Diese Woche wird es nochmal ganz hart.

Nicht nur meine Kostümwerkstatt läuft auf Hochtouren, auch das Training wird immer anspruchsvoller. An den Samstagen kann es vorkommen, dass meine Kinder 4 Stunden am Stück tanzen. Und natürlich bringe ich sie jetzt auch mehrmals unter der Woche in die Tanzschule.

Marie führt zwei selbst choreographierte Stücke auf und wurde bei der letzten Probe von einem professionellen Schauspieler "entdeckt". Sein Urteil: Eindeutig große schauspielerische Qualitäten. Nicht dass wir das nicht schon vorher gewusst hätten, aber es tut trotzdem gut, sowas von einem zu hören, der schon in zweiter Generation auf der Bühne steht und Regie führt.

Sofie hat es geschafft, ALLE ihre Talente auf einen Termin zu bringen. Sie wird nicht nur viermal tanzen, sondern auch eine Karatenummer aufführen, Klarinette spielen und außerdem hat sie ihr Kostüm selbst designed und mit japanischen Schriftzeichen bemalt. Multitalent und Rampensau -die beste Kombination.

Letzte Woche stagnierte meine Arbeit zwei Tage lang, weil mich die Vorbereitung der Abschlussbälle sehr in Anspruch nahm. Ich kam mir vor wie eine Kammerzofe. Selbst mein Mann musste einen Urlaubstag opfern, damit alle Mädels zur richtigen Zeit am richtigen Ort im richtigen Styling erscheinen konnten. Proben, Aufbau, Friseur, Fototermin. Es war sehr hektisch.

Sinnvollerweise feierten Marie und Anna am selben Tag ihren jeweiligen Abschlussball, weswegen wir Eltern uns eine Veranstaltung komplett schenken konnten. Marie ging allein.

Bei Annas Abschlussball war es für uns ein wenig interessanter, weil sie sich in vielfältiger Weise am Programm beteiligte. Sie spielte zwei Stücke auf dem Klavier, hatte zu einem davon eine PowerPoint mit umgedichtetem Liedtext vorbereitet, tanzte und führte ein Spiel mit Freiwilligen aus dem Publikum durch. Außerdem gehörte sie zu den vier Preisträgern mit einem Durchschnitt von 1,7 (Das war einmal mein größtes Schulsorgenkind!).
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll mit Berichten. Jetzt rächt es sich, dass ich hier so selten schreibe. Es geht nicht mehr anders -ich muss euch mit Kurzversionen abspeisen:

1. Die Uraufführung unseres Programms im ausverkauften Theater verlief erfolgreich und 2 weitere Vorstellungen noch dieses Jahr auf einer größeren Bühne sind in Planung.

2. Unseren Urlaub in Bibione traten wir tatsächlich zu sechst an, sodass sich die Investition in unser neues Riesenauto auch wirklich gelohnt hat. Wer hätte das gedacht, dass die Teenagerliebe so lange anhält?! Und dass sie nach 14 Tagen Urlaub immer noch Bestand hat, gleicht auch einem Wunder...
Wir waren dreimal in Venedig und je einmal in Triest und Lignano, machten Radtouren und faulenzten ansonsten ausgiebig und völlig verdient!

3. Seit einer Woche befindet sich Marie in der Ausbildung. Sie kriecht morgens Viertel vor sechs aus dem Bett und abends um halb sieben wieder um die Straßenecke. Aber sie ist total glücklich und zufrieden und irgendwie angekommen in ihrer Welt. Ich bin sehr stolz auf sie!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Nun hatte gestern endlich auch für Anna und Sofie das Faulenzen ein Ende. Während Anna der Sprung an eine neue Schule in einer ihr völlig fremden Stadt keine Ruhe ließ, sodass sie sich intensiv darauf vorbereitete, chillte Sofie bis zum Schluss und selbst jetzt versinkt ihr Schreibtisch noch unter Nichtschulischem. Sie ist immer noch so ein Chaot. Wenigstens hielt sie sich auch dieses Jahr an die Tradition und vertickte Überflüssiges am Ende der Sommerferien auf dem Flohmarkt. Maries Zimmer hat mittlerweile Hotelflair: Es wird nur noch zum Schlafen benutzt und enthält nur noch wenig persönliche Dinge. Ihr Leben findet jetzt woanders statt.

Anna hatte gestern Gutes zu berichten vom ersten Schultag: Sie sind 26 Jungen und 4 Mädchen. Das ist besser als wir erwartet hatten!

Mein Alltag ist etwas auf den Kopf gestellt. Mein Mittagessen braucht fast keiner mehr. So ändern sich die Zeiten. Ah, es klingelt! Schön -heute muss ich nicht alleine essen...
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Morgens um 6:45 Uhr steigen meine zwei Großen in den selben Bus. Sie haben völlig unterschiedliche Ziele und sehen absolut nicht wie Schwestern aus.

Anna, die jüngere, größere ist stets mit großem Gepäck unterwegs. Sie trägt ihre wilde Mähne ordentlich zusammengebunden; ihre zarten Füßchen stecken in Stahlkappenschuhen und der Rest ertrinkt in der schmalsten Arbeitslatzhose, die sich auffinden ließ. Size Zero hat in der Welt der Berufsbekleidung noch keinen Einzug gehalten...Wimperntusche und Kajal sind als Kontrastprogramm üppig aufgetragen, schließlich gilt es das
99-Prozent-Überangebot Jungs an der Schule zu beeindrucken.

Marie, die ältere, kleinere bekam auf die Frage nach einem Dresscode in ihrer Institution folgende Antwort: "Sie repräsentieren das Land Baden-Württemberg". Also erscheint sie stets frisch geduscht, glatt gekämmt und scharf gescheitelt und mit äußerst dezentem Make-up. Ihre Kleidung schafft den Spagat zwischen zweckmäßiger Bewegungsfreiheit und klassischer Eleganz. Doch das beste an ihrem Outfit ist, dass es ab jetzt vom eigenen Geld bezahlt wird.

Es bringt mir jeden Morgen große Freude, wie die zwei verschiedenen Persönchen hochmotiviert und gemeinsam losziehen. Hoffentlich bleibt das lange so.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Sofies Zaubereien

Ein Blick in Sofies Kinderzimmer ruft Erinnerungen an Merlin in "Die Hexe und der Zauberer" hervor. Tatsächlich besitzt sie einen selbstgemachten Zauberstab, aus dem richtigen Holz, zum richtigen Zeitpunkt geschnitten. Glücklicherweise ist er noch nicht lang genug "abgelagert", sodass die Gefahr in einen Frosch verwandelt zu werden noch in weiter Ferne liegt.

Natürlich hat sie auch ein echtes Zauberbuch (sehr wertvoll) und sammelt leidenschaftlich Mineralien. Die Steine dürfen nicht miteinander in Kontakt geraten, was schon zu heftigen Auseinandersetzungen auf dem Heimweg vom Markt führte. Sie sind großzügig im Zimmer verteilt.

Unter dem Tisch steht ein Mikroskop und rund um die Schreibunterlage sammeln sich tote Insekten und kleine Skelette. Seit drei Monaten steht dort auch eine Flasche Bodenseewasser. Man muss sich wirklich nicht in Unkosten stürzen, wenn man Sofie eine Freude machen will. Irgendwas Botanisches reicht völlig aus als Mitbringsel.

Meine Mutter brachte ihr neulich 8 Raupen mit. Lebende. Da war dann kurz Stress in der Bude. Marmeladegläser suchen, Deckel durchlöchern, Futter ranschaffen. Brennnesseln -dreimal dürft ihr raten, wer da helfen musste...

Die Raupen fanden ihre neuen Lebensumstände nicht witzig und verpuppten sich nach nur drei Tagen. Sie waren viel zu winzig. Nach ein bis zwei Wochen schlüpften genauso winzige Pfauenaugen. Alle 8 überlebten und flatterten munter davon. Raupenmutter Sofie war prompt ein bisschen rührselig, wie ihre Kinder schließlich flügge waren.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Die Steine dürfen sich nicht berühren? Gut, daß ich meine einzeln in Zeitungspapier gewickelt habe, bevor ich sie vor 30 Jahren alles zusammen in eine Kisten eingesperrt habe, die sich seitdem bei jedem Umzug allgemeiner Beliebtheit erfreute :D
 
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