Majus heile-Welt-Blog

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich war mit Anna vom 1. bis zum 6. Januar in Lissabon. Letztes Jahr in dem Zeitraum machte ich mit Sofie Istanbul unsicher. Und nun stelle ich fest, dass die zwei Städte sich sehr ähnlich sind. Es gibt jeweils steile Hügel, Kopfsteinpflaster, enge mittelalterliche Gassen mit jede Menge romantisch vor sich hinbröckelnden Fassaden. In Istanbul kleben die Kacheln häufig innen und manchmal außen und in Lissabon kleben die Kacheln häufig außen und manchmal innen.

Und nächstes Jahr ist dann wieder Marie dran. Mit ihr war ich 2013 in Paris.

Wer seine Kinder mal so richtig kennenlernen möchte, der sollte mal ein paar Tage alleine mit ihnen verbringen. Das ist sehr faszinierend! Wenn die Eifersüchteleien und Streitereien mit den Geschwistern mit einem Schlag wegfallen, kommen völlig neue Personen zum Vorschein. Und ich habe wiederentdeckt: es sind meine Seelenverwandten!

Noch weit mehr als mit meiner Schwester und meinem Mann stimme ich in allen Belangen mit meinen Kindern überein -aber nur wenn ich sie einzeln habe. Oft verstanden wir uns wortlos, dachten gleichzeitig das Gleiche, wollten das Gleiche...6 Tage lang kein Streit in Sicht.
So anstrengend eine Städtetour ist -Anna schlief jeden Abend samt Kleidern und Schminke gleich nach dem Schuhe ausziehen auf dem Bett ein- so erfrischend wirkt die gute Stimmung noch tagelang hinterher.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Das klingt wirklich gut. Vielleicht sollte man sich ab und zu von der Vorstellung lösen, immer alles in Familie erleben zu müssen? Zu wollen? Wo doch bei zwei oder drei Ferienwochen der Streit im prinzip oftmals vorprogrammiert ist, weil die Vorstellungen zeitweise dramatisch auseinanderdriften.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Jugend Musiziert

6 Tage lagen zwischen dem misslungenen Vorspiel in der Musikschule und dem Wettbewerb "Jugend Musiziert". Diese Zeitspanne genügte, um mir eine steile Falte auf die Stirn zu verpassen. Meine Gedanken drehten sich pausenlos um die Fragen: Wird Sofie überhaupt den Mut haben zu spielen? Wird sie ihr Lampenfieber diesmal in den Griff bekommen oder wieder scheitern? Was kann ich noch alles tun und sagen, um ihr zu helfen?

Ich tat eine ganze Menge! Ich stopfte sie mit homöopathischen Mitteln voll. Ich analysierte mit Sofie und nahezu jedem Menschen in unserem Umfeld das Problem. Ich sammelte Erfahrungsberichte von Musikern und Tänzern, mit denen wir ja mehrmals in der Woche zusammenkommen. Und ich gab das Problem an die Beter in Amen.de ab.

Sofie blieb auch nicht untätig. Sie entwickelte eine ganz neue Strategie: Alle müssen draußen bleiben! Es war ursprünglich geplant, dass die ganze Familie im Publikum sitzen würde -und natürlich auch die Klarinettenlehrerin. Letztendlich durfte ich sie alleine hinfahren und dann draußen warten zusammen mit der Lehrerin, die mit großen Ohren hinter der Tür lauschte. 5 Minuten vor ihrem Termin entschied Sofie spontan, auch ihre Winterstiefel anzulassen, was ein böser Stilbruch war und das extra für den Wettbewerb veranstaltete vierstündige Powershopping verhöhnte. Wir ließen sie einfach machen.

Was davon letztendlich gewirkt hat, kann ich nicht sagen. Sofie ging absolut gefasst mit ihrem Pianisten vor die Jury. 11 Minuten lang drehte ich flehend und händeringend Runden um einen Tisch. Ums Ergebnis ging es dabei nicht -das ging es noch nie- es ging nur darum, dass sie nicht wieder abbrechen muss vor Aufregung.

Sofie kam zurück, strahlte und verkündete: "Das hat jetzt richtig Spaß gemacht!" Scherzkeks!

15 Minuten später kam das Ergebnis: 1. Platz
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Minecraft

Zwei Mal versuchte sie es: sie wartete ab, bis ich in bester Laune war; sie wählte mit Bedacht die Worte; sie bekräftigte, wie lange sie es schon wolle; sie versprach, nichts anderes darüber zu vernachlässigen. Sie war die perfekte Diplomatin, die genau wusste, dass ich in Bezug auf PC-Spiele und dergleichen eine echt harte Nuss bin. Den Geschwistern habe ich sowas nie erlaubt. Und ich sagte auch diesmal "Nein". Aber ich hängte noch ein "vielleicht nach dem Wettbewerb und der Halbjahresinfo?!" an.

Dann vergingen noch einige Wochen, während denen Sofie nur schaute. Sie schien sich auf die Zunge zu beißen, das merkte ich genau. Dieser Blick...voller Sehnsucht. Aber sie wusste, dass sie mich mit dem Thema nicht nerven durfte, sonst könnte ich ja vielleicht mal vorschnell ein "Nein!" aussprechen. Und davor warnen ihre großen Schwestern sie schon seit Jahren. Sie sagen, wenn Mama "Nein" sagen würde, dann bliebe das so bis in alle Ewigkeit. Also lieber nur stumm anflehen. Ich verstand sie auch ohne Worte.

Der Wettbewerb ging vorbei und danach hatte Sofie einiges mehr an Freizeit. Dann kam die Halbjahresinformation. Sofie ist Zweitbeste in ihrer Klasse mit einem minimalen Einsatz an Lernen. Mit dem Vorlegen des Zeugnishefts holte sie Luft und fing vorsichtig an: "Könnten wir jetzt..." Ich unterbrach sie gleich: "Ja, das können wir jetzt!"

Es dauerte dann noch ein paar Tage bis es endlich geklappt hat mit dem Anmelden, Kaufen und Downloaden. Unfassbar, wie kompliziert und empfindlich der Server von Mojang ist. Man meint g'rad, die wollen kein Geld verdienen. Als wir aber für unsere Hartnäckigkeit belohnt wurden, ich für mein tagelanges und Sofie für ihr monatelanges Warten, da war sie das glücklichste Kind auf Erden!

Und wie glücklich war ich erst, als ich entdeckte, dass Minecraft sogar an Schulen angeboten wird, ja, sogar Schulfach sein kann.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Juhuuuu, Fastenhalbzeit!!!

Sofie: Keine Süßigkeiten, kein Fernsehen, kein PC
Anna: Keine Süßigkeiten
Marie: Keine Süßigkeiten
Maju: Keine Süßigkeiten

...dass die Kleine aber auch immer so übertreiben muss!
 
Und wie glücklich war ich erst, als ich entdeckte, dass Minecraft sogar an Schulen angeboten wird, ja, sogar Schulfach sein kann.
Echt? Wusste ich gar nicht. Ich spiele noch immer Minecraft, weil ich es so toll finde.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Vor einigen Wochen erfuhr mein turbulenter Alltag ein Update: Ein überraschender Anruf, ein unglaubliches Angebot und ich schlug zu.

Eine mir völlig unbekannte Schneidermeisterin mit eigenem Atelier im Nachbarort las meinen Namen und Berufsstand im VHS-Programm und bat mich um eine längere Krankheitsvertretung in ihrem Ein-Frau-Geschäft. Ich habe seit 20 Jahren keine Maßanfertigung mehr gemacht und fühlte mich schlicht ungeeignet. Sie dagegen war von Anfang an davon überzeugt, dass man alles wieder lernen kann.

Innerhalb einer Woche hatte ich meinen alten Job gekündigt -wurde auch gleich "freigesetzt", damit ich ja keine Kunden abwerben kann- und fing endlich damit an, das zu tun, was ich schon immer wollte. Nach nur einer gemeinsamen Woche begann ich die Krankheitsvertretung und jetzt kämpfe ich mich schon tapfer durch die siebte Woche alleine.

Mittlerweile ist klar: Ich soll Teilhaberin werden und später -in nicht allzu weiter Zukunft- den Laden übernehmen.

"Meine" neuen Kunden sind lustig. Sie haben Schwimmbäder im Haus und nie Zeit für Anproben, weil sie ständig reisen. Ihre Autos sind schnell und unübersichtlich und sie können damit nicht anständig parken, weshalb vor dem Geschäft die Straße und der Gehweg oft blockiert sind. Kleider, die sie zum Ändern bringen, tragen Namen, die ich nur aus den Medien kannte.

Und jetzt geht Maju eben wieder in die Lehre. Schnittzeichnen muss ich irgendwo in meinen Gehirnwindungen verloren haben. Aber ich schaff das -weil ich es will!
 

Acquings

Neues Mitglied
Das kann ich gut nachvollziehen. Es muss zwar nicht 'Tagebuch schreiben' sein, aber ab- und zu innehalten und in sich kehren, das hilft einem enorm. Und es macht süchtig. Auf eine positive Art und Weise. Manche nennen es auch Meditation. Auf jeden Fall gibt es einen Energieschub und Fokussiertheit. Außerdem kann man sich dann auch wieder besser auf andere einlassen.

Freundliche Grüße
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Und wieder liegt eine wahnsinnig stressige Prüfungszeit fast hinter uns. Wie vor zwei Jahren, als Annas Hauptschulabschluss und Maries Mittlere Reife genau aufeinander fielen, machten die zwei nun Mittlere Reife mit erstem Lehrjahr in Holztechnik und Fachhochschulreife. Da ich immer noch so ein wahnsinniges Muttertier bin, habe ich den beiden zwei bis drei Monate lang die Wohnung geputzt und alles abgenommen, was nur geht.
Gleichzeitig fällten mein Mann und ich die hoffentlich letzte weitreichende Entscheidung dieser Art. Wir fingen an, sein elterliches Haus im ganz großen Stil zu renovieren, um dort dieses Jahr noch einzuziehen. Die erbrachten Eigenleistungen -das totale Auseinanderreißen des Hauses- bescherten mir den sportlichsten Body, den ich je besaß in meinem Leben und die Hochachtung meiner Schwiegermutter. Sie wusste schon immer, dass ich quirlig bin, aber dass ich solche Kraft besitze, erschüttert sie regelrecht. Es wundert mich ja selber, zu was ich fähig bin.
Lustigerweise ziehen wir jetzt auf eine etwas kleinere Wohnfläche um, sodass ich unsere momentane Möblierung und Ausstattung drastisch reduziere. Naja, wer mich kennt, weiß, dass mir das nichts ausmacht. Entrümpeln befreit!
Ein Ortswechsel -sogar anderer Landkreis-, Sofies Schulwechsel und Annas Ausbildungsbeginn (Tischlerin) geben als nächstes unserem Leben die Würze. Es bleibt spannend! Das gefällt mir.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Das zweite Jahr in Folge wurde Sofie nominiert für eine spezielle musische Förderung. Nachdem wir uns 2015 buchstäblich überschlagen hatten mit der Bewerbung und eine Absage erhielten mit dem Hinweis, dass 800 Bewerbungen eingegangen seien, hatten wir dieses Jahr keinen Bock mehr überhaupt eine Bewerbung zu basteln.
Wir taten es trotzdem nach langem Zögern und schickten einen Tag vor Einsendeschluss ab. Statt Aufnahmen mit dem Tontechniker gab es diesmal eine vom Smartphone und statt ausgefeiltem Motivationsschreiben nickte ich nur noch Sofies Entwurf ab.
Und dann hat's geklappt mit der Zusage. 500 Bewerber auf 20 Stellen und Sofie ist dabei! Wir können es noch gar nicht richtig fassen.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Hallo,
Ja, es gibt uns noch! Aber wie fast alle anderen Mütter sind auch wir der "Mode" unterworfen, "Kinder, Kirche, Küche" noch mit Arbeiten gehen kombinieren zu wollen und dieses Ensemble schnürt eben ein bisschen ein, sodass für Accessoires wie das Elternforum oder überhaupt soziale Kontakte außerhalb der Arbeit nicht mehr viel Spielfläche bleibt.

Natürlich gäbe es unheimlich viel zu erzählen! Annas Liebesgeschichte ohne Happy end, das Einleben in einer neuen Umgebung, der Aufbau meines eigenen Betriebs, Maries Umzug nach Berlin, Sofies Musikerkarriere...Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass nicht nur ich keine Zeit mehr habe, sondern dass es hier auch fast keine Leser mehr gibt.

Dabei wäre es sicherlich sehr interessant, hier die Geschichten aus dem Alltag mit Pubertierenden und jungen Erwachsenen zu teilen. Diese Zeit ist, verglichen mit der Klein- und Schulkindzeit, facettenreicher und spannender und zu Erziehungsfragen gibt es kaum noch allgemein gültige Antworten. Mir scheint, es reicht schon, sich gegenseitig Trost zu spenden und sich zuzurufen: "Halt durch! Das wird schon von alleine! Später wirst du drüber lachen!"

Frohe Weihnachten wünsche ich euch!
Maju
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Update

Marie studiert "Bibliothekarin".
Anna ist erfolgreiche Tischler-Gesellin und meldete sich zur Meisterschule an. Beide wohnen mit ihren Lebensgefährten zusammen.
Sofie studiert Musik/Grundschullehramt und wohnt noch bei uns.

Die vielen Förderungen und auch das Vorbild der Eltern - so vieles fließt wieder in die eingeschlagenen Wege der Kinder ein. Nichts war umsonst.

Mein Fokus liegt derzeit unter anderem auf dem Naturgarten, der Selbstversorgung und dem Umweltschutz.

Herzliche Grüße an die alten Freunde hier. Gibt's euch noch?
 
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