Mann mit Kind

Balai

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

das Thema deutet ja bereits an, worum es bei mir geht. Ich werde versuchen, mein Gefühlschaos irgendwie zu ordnen, damit es für euch nachvollziehbar ist.

Zunächst einmal zu den Fakten: Ich bin seit 1,5 Jahren mit einem Mann zusammen (41), der ein 12 jähriges Kind hat.
Zu dem Zeitpunkt, als wir zusammenkamen, wohnte die Mutter im gleichen Haus, direkt eine Wohnung über jener meines Partners.
Sowohl er als auch seine Exfrau sind spezielle Persönlichkeiten. Die beiden waren nur wegen des Kindes und damit zusammenhängenden Verpflichtungen 8 Jahre lang zusammen und haben nur gestritten.
Schon beim zweiten Besuch bei ihm hörte ich die beiden von oben herunterbrüllen, als ich mit dem Kind in der Wohnung Tischtennis spielte.
Für das Kind war das alles ganz normal - traurig.

Zu dem Zeitpunkt herrschte ein merkwürdiges Wechselmodell, d.h. es gab keine Regelungen, sondern das Kind konnte dann dort hingehen, wo es wollte. Pädagogisch absolut hirnrissig mit Blick auf die Beziehung der Eltern.

Nun ja - als ich ins Leben dieses Mannes kam, fing die Mutter einen ekelhaften Sorgerechtstreit an (die beiden waren zu dem Zeitpunkt schon 3 Jahre getrennt, jedoch inmitten der offiziellen Scheidung), es wurden Lügen aufgetischt, mein Freund war immer und ständig in der Rechtfertigungsposition vor allen möglichen Ämtern und sogar der Polizei.

Schon da fingen wir an, uns ständig zu streiten. Die Stimmung war immer katastrophal gedrückt, er hatte nahezu jede Nacht Alpträume und das Kind war hin- und hergerissen, weil es auf eine Entscheidung zwischen den Eltern hinauslief.

Das Kind konnte sich natürlich nicht entscheiden, es war jedoch klar, dass das Modell so nicht weitergelebt werden konnte. Das Jugendamt wurde eingeschaltet und aufgrund der Unmöglichkeit, dass die beiden vernünftig kommunizieren, wurden offizielle Regelungen getroffen. Mein Partner entschied dann irgendwann, dass es besser sei (für uns und das KInd), wenn es seinen Lebensmittelpunkt bei der Mutter haben würde, damit die ständigen Lügen und Verleumdungen endlich ein Ende finden können.

So geschah es dann auch nach ca. einem halben Jahr. Die Mutter zog aus, das Kind kam nur noch alle 2 Wochen von Freitag bis Montag und in der Hälfte jeder Ferien. Inzwischen sind auch wir in eine andere Stadt gezogen, damit auch unser Lebensumfeld keine Überschneidungen mehr mit der Frau hat.

Das waren die Fakten.

Nun zu meinen 'Fehlern' in der Zeit: Ich war 27 als wir zusammenkamen und ein 12 jähriges Kind folglich eine enorme Umstellung für mich.
Bisher war ich es immer gewohnt, eine 'hoheitliche' Partnerschaft zu leben, d.h. es musste nie irgendetwas geteilt werden. Da ich eine relativ eifersüchtige Natur habe, war das Ganze umso schwieriger für mich.

Hinzu kam, dass mein Partner eine für mich sehr merkwürdige Erziehungsmethode lebte. Einerseits selber absolut naiv kindlich, andererseits über-autoriär mit teilweise cholerischen Zügen. Die Jugendamtmitarbeiterin sagte zu ihm, dass er entweder Vater oder Spielkamerad sein kann, nicht jedoch beides.
Hin und wieder habe ich mich dazu geäußert, jedoch niemals vor dem Kind, sondern immer nur vor ihm. Er fühlte sich in seiner ganzen Person ständig kritisiert, reagiert seit dem auf alles, was ich sage, empfindlich.

Seit der Wochenendbeziehung zu dem Kind ist er nur noch Spielkamerad. Erziehung ist weitestgehend egal, die beiden sind auf einer Stufe.

Alleine das bringt mich jedes Mal zum platzen, weil ich diesen Umgang nicht mag.
Hinzukommt, dass ich zu diesen Zeitpunkten eigentlich völlig handlungsunfähig gemacht werde, da jeder falsche Blick, jede Mine, die angeblich schlechte Laune vermittelt, in Grund und Boden kritisiert wird, was nahezu immer in einem riesigen Streit endet.
Ich darf den Jungen auf nichts mehr aufmerksam machen - nicht darauf, dass er in der Wohnung bitte die Schuhe auszieht, dass er nicht schmatzt wie ein Ferkel, dass er seinen Kram auch mal irgendwo wegräumt etc. Der Junge ist wirklich lieb und nett, er bemüht sich, nett zu mir zu sein und ergreift auch immer mal wieder Partei für mich, wenn irgendwas im Raum steht.
Auf der anderen Seite ist er (entschuldigung für diesen Ausdruck) ein Schwein, was Umgangsformen angeht (vermutlich auch altersbedingt) - und hängt und die gesamte Zeit an den Fersen.
Alle 2 Wochenenden finde ich das absolut in Ordnung aber in den Ferien nicht.

Es herrscht kein Alltagsprogramm, sondern ständig nur Bespaßung für dieses Kind. Es ist wirklich en gesamten Tag bei uns und ist nicht in der Lage, sich eigenständig zu beschäftigen. Mir raubt das die Luft, da ich zeitgleich Ferien habe (ich bin Erzieherin) und somit auch zuhause.
Ich versuche ständig, immer mal wieder zu flüchten für ein paar Std., manchmal auch für ein paar Tage.

Spreche ich diesen Umstand an, wird mein Freund sauer und unbeherrscht, da er dieses Kind ja schließlich nur noch so selten sehe und ihm sein Wohlbefinden wichtiger ist als das meine. So wörtlich. Vor einigen Tagen hat er mir auch in aller Deutlichkeit gesagt, dass er mit der Geburt des Kindes die Verantwortung für ihn übernommen hat und zwar in der Form, dass er ihn - hingen wir beide an einer Klippe - stets vor mir retten würde. Löblich für einen Vater, nicht hinnehmbar als Partnerin.

Diese Worte nagen an mir und seitdem denke ich wirklich darüber nach, diesen Mann zu verlassen. Ich kann eine Eltern-Kind-Beziehung als bisher kinderlos vermutlich nicht nachvollziehen aber diese Worte waren mir zu drastisch.
Wie sehen das denn andere Eltern unter euch? Bin ich da zu empfindlich? Das Ganze war übrigens eine Reaktion darauf, dass ich ihn an Sylvester darauf aufmerksam machte, dass ich auch noch da sei, da er mit seinem Sohn zu dem Zeitpunkt 20m vorgegangen ist und ich sowie an dem Abend nur sehr zweitrangig beachtet wurde.

Gerade sind wieder Ferien und das Kind ist noch bis zum Wochenende hier. Schon wieder fehlt mir die Luft zum atmen, da mir nichts weiterbleibt, als mich unterzuordnen, alles hinzunehmen, zu lächeln und 'nett' zu sein.

So kann es doch nicht weitergehen-
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Ich habe den Threat mal in das passende Forum verschoben wo du sicherlich ein paar mehr Antworten bekommst.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich habe gestern erst den SPIEGEL (Ausgabe 52/23.12.11) gelesen. Titelthema "ewige Liebe- Was Paare unzertrennlich macht".

Ich kann nur jedem, und dir speziell, Balai, wärmstens empfehlen, das einmal durchzulesen. Abgesehen von der Glücksformel für die gelingende Partnerschaft, die eigentlich ein alter Hut ist, stehen noch ein paar neuere Binsenweisheiten drin. Was wir Eltern schon immer geahnt, aber nie zugeben wollten: Kinder sind Beziehungskiller.

Warum sollte es jetzt in Patchworkfamilien harmonischer zugehen, als in anderen Familien? Balai, sei einfach froh, dass du den Wahnsinn nur ab und zu hast. Wir haben das jeden Tag! Und weil man lernfähig und reif ist, lernt man damit umzugehen, sprich man schluckt und hält so oft es irgendwie geht einfach den Mund, um des lieben Friedens Willen. Und irgendwann ist man durch damit.

Ich kann dir nur raten, unternehmt als Paar jede Woche etwas miteinander. Ohne Kind. Essen gehen, Kino, Sport...Dann fällt es dir vielleicht nicht mehr ganz so schwer, dass Papa und Sohn miteinander so intensiv Zeit verbringen.
 

Marco6

Neues Mitglied
Zu dem Punkt: Kind mehr lieben als Partner kann ich nur sagen, dass es in einer funktionierenden Beziehung nicht so sein sollte. MAn sollte beide "gleich" lieben nur halt auf eine andere Art und Weise. Natürlich muss der Partner (genau so wie die Mitter oder der Vater) auch mal was wegstecken da das Kind trotzdem oftmals Priorität hat weil es einfachmmehr Aufmerksamkeit braucht.
 
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