Mein Defizit, das für meinen Mann nicht existiert.

P

papalagi

Guest
Männer verarbeiten Trauer anders als Frauen.
Männer konnten es sich schon in Urzeiten nicht erlauben Trauer zu zulassen, weil dann die Familie verhungert wäre.
Heute ist das natürlich ganz anders.
In unserer Gesellschaft haben auch Männer viel Zeit zum nachdenken und grübeln, es gibt zig Männer die an Depressionen leiden, bei vielen wird das aber erst sehr viel später diagnostiziert, weil sie nicht dazu stehen wollen, stark sein wollen.

Auch tun sich Männer schwerer im Bezug auf Hilfe von Aussen zu Rate zu holen.
Viele Frauen bekommen erstmal ein entschiedenes Nein zu hören.
Ist so, da war mein EX nicht anders.
Alle Ärzte die mit der Psyche zu tun haben sind in seinen Augen Seelenklempter, die da noch mehr kaputt machen können.

Ich würde dir raten, da erstmal nur etwas für dich zu tun, um deine Fehlgeburt zu verarbeiten und deinen Schmerz nicht auf ihn abzuladen.
Ich vermute mal, eben weil er selbst mit diesem Verlust zu kämpfen hat, kann er deinen Schmerz nicht ertragen, denn er wäre der erste Mann dem das nicht an die Nieren geht, sie geben es nur nicht zu oder tun es einfach ab... ach was da ist nix!

Mach du den Anfang, vielleicht kommt er ja nach, vielleicht kann dir der Therapeut ein paar Tipps geben wie du deinen Mann knacken kannst.
Mein Partner ist ab und an auch mit ir und meinen Problemen und Tiefs überfordert und wenn ich dann auf Teufel komm raus ein Gespräch will, endet es auch meist in Missverständnissen und Verletzungen, weil sie ja nicht in uns reinschauen können, weil sie ja nicht nachvollziehen können was uns wie quält.

Es ist wie mit dem Auto, wenn man kein Automechaniker ist, kann man in der Regel auch kein Auto reparieren und muss damit in eine Werkstatt.
Alle Selbstversuche würde das Auto evtl. nur noch mehr kaputt machen.

Verstehst du was ich meine?
Sie können uns ganrnicht wirklich helfen, weil sie es nicht gelernt haben.
Das einzige was sie könnten wäre zuhören.... aber selbst da versagen viele, weil auch Zuhören gelernt sein will.

:maldrueck
 

Katy70

Namhaftes Mitglied
heidesand:

Ich schließe mich an! Du hast eine Fehlgeburt hinter Dir, seitdem hängt der Haussegen und Deine Gefühle in Schieflage...Ich würde Dir auch empfehlen, mach eine Therapie, für Dich, Deine Psyche! Dir geht es nicht gut.

Ich habe eigentlich keine richtigen Beziehungsprobleme in dem Sinne mehr, hier und da spreche ich mit einer Freundin über Männe und mich.

Aber da hat uns unser Schwager indirekt auch sehr gut geholfen. Als ich das erste Mal zusammenklappte, nahm ich Tabletten, um weiter zu funktionieren, mein Mann hat nichts bemerkt, ich war für ihn nach einigen Wochen wieder die Alte.
Als ich erneut zusammenklappt, lief gar nichts mehr, sowohl er als auch mein Schwager mußten einspringen ich kam nicht mehr aus dem Bett.
Er hat sich in der Zeit so hilflos gefühlt, war total geschockt, wußte nicht, was er tun kann, dazu noch ein sehr stressiger Job mit vielen Geschäftsreisen und Überstunden.
Mein Schwager, der immer die Ruhe weg hat, sprang ein, zog oft bei uns ein, war ständig da, half. Mein Mann wurde also regelrecht rauskatapultiert. Aber ihm hat es geholfen. Er gab praktisch die Verantwortung ab, konnte sich das eher als Aussenstehender ansehen, hatte Unterstützung.
Als es immer besser ging, zog sich mein Schwager zurück. Mein Mann hat in den ganzen Monaten gesehen, wie mein Schwager geholfen hat, wie er reagiert hat. Außerdem hat mein Mann seit Februar einen neuen Job, die Konsequenz hat er dann gezogen, um da sein zu können. Er hat also mitbekommen, wie Schwager mir geholfen hat und hat dann wieder versucht, "zurückzukommen", seinen Part wieder zu übernehmen.

Inzwischen ist es so, daß ich mit ihm viel reden kann, er hört zu, hat mehr Ahnung, mehr Ruhe. Außerdem habe ich ihm ein Buch über Depressionen in die Finger gedrückt, in die er doch mal seine Nase steckt....

Er bemüht sich, hat mehr Ruhe durch den neuen Job und vor allem, weil Schwager uns beigestanden hat und noch immer da ist! So fühlte sich mein Mann sicherer, wurde ruhiger.

Ich hatte damals echt das Gefühl, es ist ihm zu viel gewesen, er kam nicht klar. Die Kids, die Förderungen für Simon, meine Krankheit .... er konnte nicht.

Vielleicht geht es Deinem Mann auch so?

Ich gehe alleine zur Therapie, wir haben auch die Beziehung angesprochen und ich habe auch dort einiges erfahren. Meinem Mann war es so wichtig, daß die Küche top ist, daß er regelrecht ausflippte, wenn ich die nicht gemacht hatte. Wenn ich aber nciht hochkam, war mir die völlig egal, ich war schon froh, die Kids zur Schule gebracht und abgeholt zu haben!!! Und das habe ich ihm auch sehr deutlich klar gemacht.... Ich habe ihn auch ständig über die Therapien auf dem Laufenden gehalten, so haben wir uns beide verändert, aber miteinander...

Ich weiß nicht, ob Dir meine Erfahrung hilft, vielleicht.... :druecker

Ich bin auf jeden Fall der Meinung, jeder kann sich ändern, egal wie alt man ist! Und Dein Mann muß ja kein großer Redner werden, aber zuhören kann er doch wohl, oder?! Und hier und da was sagen! Wie gesagt, mein Männe war früher auch recht schweigsam, inzwischen geht es - wobei er bei meinem Redeschwall inzwischen wohl gern mehr zu Wort käme.... :whatever
 

Katy70

Namhaftes Mitglied
Tja - ich konnte nicht schlafen, passiert zwar immer seltener, aber hier und da dennoch.... (Uhrzeit...) :pfeif

Hast Du Dein Gefühl mal Deinem Therapeuten erzählt??? Was sagt er denn dazu?

Mir wurde von meinem Therapeuten immer nur gesagt, eins nach dem anderen. Mein Mann ist ja auch nicht mitgegangen, zur Therapie und erzählen konnte ich ihm anfangs nichts davon, habe immer nur mit meinem Schwager gesprochen. Mit der Zeit ging das dann besser. Heute hört er brav zu....und gibt seinen Senf dazu...

Du hast die Fehlgeburten erlebt, Dir muß erst mal geholfen werden, laß doch Deinen Männe mal außen vor. Guck, daß Du klar kommst, vielleicht bekommst Du irgendwann auch Tips, wie Du Deinen Männe aus der Reserve locken kannst....

Mitten in der Therapie war ich fast soweit, daß ich unsere Ehe fast aufgegeben hätte. Ich hatte das Gefühl, er versteht nichts, meine Krankheit usw. - nichts.
Und ich war der Meinung, er verlange nur, daß ich schnell wieder so funktioniere, wie er es gewöhnt war....
Wir hatten oft Streit deswegen, weil mir klar wurde, was ich brauche, außerdem war mir klar, daß ich wohl nie wieder so werde, wie früher....aber ich dachte immer, ihm ist das nicht klar!
Ich ging mti dem Kopf durch die Wand, wir haben oft gestritten. Irgendwann war es wohl auch ihm klar. Ich habe es nicht verlangt, aber auf einmal machte er sich Gedanken, wie er sich jobmäßig die Zukunft vorstellt und auf einmal suchte er sich einen anderen Job, paßte sich mit der Zeit an unsere Situation an.

Aber eben mit der Zeit. Ansonsten hatte ich anfangs nur meinen Schwager, der mich verstand, der da war, der mir zuhörte. Mein Mann, so schien es, will mit der Krankheit nichts zu tun haben, sondern seine früher Frau zurück....so ähnlich fühlst Du Dich auch, oder?

Wenn er Dir im MOment nicht die Hilfe/ das Verständnis geben kann, das Du möchtest, dann suche sie Dir woanders. Guck, daß Du erst mal klar kommst. Lerne, klar zu kommen, einen Überblick zu bekommen, mache die Therapie weiter - und habe Geduld. Jeder kann sich ändern, aber nicht gestern, sondern morgen.....

Mein Mann und ich sind auch auf dem besten Weg, einem gemeinsamen!

Ich denke, eine gute Ehe gibt es nicht einfach, die muß Höhen und Tiefen überstehen und hart erkämpft sein..... :zwinker: :druecker

Denk nicht so viel über Euch nach, guck doch, daß Du mit den Verlusten zurecht kommst, daß Du wieder auf die Beine kommst und dann kommt der nächste Schritt....nicht alles auf einmal....
 
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