Einschulung nach Ostern, deine Fragen
Hi, Corona,
nun will ich näher auf deine Fragen eingehen.
reg Mein Sohn wurde geboren an einem Freitag, dem 13. in einer Vollmondnacht um 0.51 Uhr. Er wog 4690 g und war mit seinen schwarzen Haaren und beinahe geschlossener Fontanelle bereit, dazuzulernen.
Er hielt sein Köpfchen beinahe von Anfang an und war mit 2 Wochen so gut drauf wie ein Vierteljähriger. Das fragten mich die Mütter in der Mütterberatung laufend.
„Ist Ihr Junge auch ein halbes Jahr? Er schaut so aufmerksam und schäkert mit mir.“
„Nein, er ist erst 2 Monate alt.“
Seine Entwicklung war immer irgendwie ausgefallen. Mit 1 ½ Jahren weinte er, weil sein „Übsülon putt dedangen“ ist. Das Ypsilon aus seiner Puzzlematte war sein Lieblingsbuchstabe. Mit 2 Jahren ordnete er die Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge.
Seine Holzpuzzle puzzelte er mit der Rückseite nach oben. Alle Dinge, die für 3jährige gedacht waren, ließ er links liegen, es musste etwas anspruchsvoller sein. Puzzle mit 48 Teilen waren kurzer Zeitvertreib, 300 Teile mit Mama zusammen war besser. Dabei fand er tatsächlich schneller die richtigen Teile als ich.
Mit 2 Jahren kam er in eine Mischgruppe des Kindergartens, wollte laufend an die Werkzeugbank. Allerdings wurde ihm immer wieder ein Bauklotz in die Hand gedrückt und gesagt: „Das ist nichts für dich, das ist für die Großen.“ Er war sehr traurig und schlich trotzdem weiter um die 5jährigen herum.
Dass er sehr klug ist, wussten wir von Anfang an, das behaupten allerdings alle Eltern von ihren Kindern. Nur bei mir war das etwas anders. Ich selber war als Kind „anders“ und war sehr traurig, dass mich niemand verstehen wollte. Sogar die Lehrerin meinte, ich würde mich in den Mittelpunkt spielen wollen. Dabei war es eher eine Art Helfertick. Ich dachte, ich müsste immer helfen, wenn jemand nicht so schnell ist oder so einfach wie möglich an die Aufgaben herangeht. Ich legte mich manchmal mit Lehrern an, warum wir so umständlich lernen müssten, wenn es doch so und so ganz einfach geht. Das war nicht so gut. Jedenfalls hatte ich alle Traurigkeit in mich hineingefressen oder ließ es an meinem Akkordeon aus und spielte traurige Melodien (ohne Noten). :crying
Also mein Spatz wurde im Kindergarten zur Vorschuluntersuchung geschickt mit fast 5 Jahren. Man gab ihm das Material für die Kinder, die zur Schuluntersuchung mussten, also die Aufgaben für die Kinder, die im letzten Jahr eingeschult werden sollten.
Er hatte die besten Ergebnisse und sollte sogar in die Schule. Ein Gesetz sagte jedoch, dass die Kinder, die bis Juni 6 Jahre alt geworden sind, eingeschult werden müssen und die bis Dezember 6 Jahre alt geworden sind, auf Antrag vorzeitig eingeschult werden können. Ansonsten gibt es Kampf mit Behörden.
Ich war darüber sehr froh, weil ich meinen Sohn noch zu bockig gesehen habe. Autoritäten waren für ihn Streitobjekte und in der Schule wäre er aufgestanden und nach Hause gegangen, wenn ihm etwas nicht so gefällt. Für mich war er einfach noch zu klein. Ich sah keinen Grund, ihn plötzlich einzuschulen. Er musste noch ein bisschen Sozialverhalten üben J.
Wir schickten ihn trotzdem zur Psychologin des Gesundheitsamtes und ließen ihn testen.
Auf fast allen Gebieten weit über 130, sagte sie. Genaue Zahlen sind noch nicht von Bedeutung und sie würde ihn im folgenden Jahr wiedersehen nach der Schuluntersuchung. Eventuell könne man ihn dann in das zweite Halbjahr der ersten laufenden Klasse einschulen.
Da kam damals für mich nicht in Frage. Aber dann machte mein Sohn einen Sprung im Denken, Handeln und Fühlen.
Mit 5 Jahren konnte er fließend lesen, rechnen bis 100, wenn er wollte, Kreuzworträtsel und Schatzkarten erfinden, Labyrinthe bauen und lauter clevere Dinge tun.
Die Schuluntersuchungen waren aber nun sehr spät angesetzt und ich fragte mal rum, wie weit die ersten Klassen sind. Sie würden im zweiten Halbjahr anfangen mit der Schreibschrift.
Ich bekam fast Panik. Was haben sie das erste halbe Jahr getan? Ich wollte nicht, dass mein Sohn die Lust in der ersten Klasse verliert, wenn er ein halbes Jahr Schlangenlinien malen muss und nur bis 10 Plus und Minus rechnen darf. Das wäre eine Riesenenttäuschung für ihn.
Es war dann die Rede von normaler Einschulung und nach zwei Monaten Sprung in die zweite Klasse.
Das wäre aber mit sehr viel Stress verbunden. Abschied vom Kindergarten, mit alten Freunden eingeschult werden, zwei bis drei Monate langweilen, dann die Klasse und die liebgewonnenen Lehrer verlassen, die Hortgruppe ebenfalls, rein in die zweite und dann voll rein in ein gefestigtes Klassengebilde.
Ich dachte, es wäre schöner, wenn er diese Umwege vermeiden könnte. Also gleich in die Klasse, in die er ohnehin gekommen wäre. Was bisher in der Schule gelaufen ist, hat er drauf und die Schreibschrift ist das, was er lernen müsste. Ich fand den Zeitpunkt noch ganz gut.
Leider dauerte das Ganze mit den Behörden doch etwas länger. Ich musste die Schuluntersuchung vorziehen, lief hervorragend. Sie konnten sich noch an ihn erinnern und hatten kein anderes Material mehr für ihn. Also las er ein bisschen aus dem Buch vor und verblüffte sie Schulärztin. Unbedingte sofortige Einschulung wurde empfohlen.
Der Direktor der Schule ist sehr aufgeschlossen und engagiert in solchen Angelegenheiten. Es sind bereits Hochbegabte an der Schule in anderen Klassen. Eine tolle Klassenlehrerin ist auch bereit, sich den Nerv rauben zu lassen. Also kam die Schulpsychologin dazu und testete noch einmal. Die erste Klasse von Anfang an wäre total unsinnig in seinem Fall. Eher würde sie ihn in die zweite Klasse einschulen lassen. Aber warum die Zeit verstreichen lassen und ihm nicht noch ein paar Monate der ersten Klasse gönnen. So habe ich das auch gesehen.
Das Wichtigste allerdings ist, dass mein Sohn selber seit längerer Zeit äußerte, dass er endlich in die Schule gehen möchte. Ich fragte gezielt, ob er auch auf diese und diese Dinge verzichten würde. Er sagte immer wieder: „Schule ist ja viel wichtiger, dass ich was lernen kann.“
Er hat zum Glück keine Vergleichsmöglichkeiten, wie eine große Einschulung stattfindet. Ich habe auch noch keine Kinder erlebt, die nach einem Jahr noch davon reden. Also in seiner zukünftigen Klasse wird niemand davon schwärmen und ihm das Gefühl geben, als hätte er die große Runde auf dem Schulhof verpasst.
Eine Schultüte bekommt er so oder so. Nur in welchem Rahmen ist noch nicht klar.
Die große Einschulung der anderen Freunde aus dem Kindergarten kann man umgehen, indem wir das Wochenende schön an die Ostsee fahren an den leeren Strand, denn die anderen schwitzen in der Sonne auf dem Schulhof mit Riesentüten vor dem Bauch.
Jetzt muss nur noch die Schulrätin persönlich ihr o.k. geben, nachdem die Juristen schon nein gesagt haben. Aber ich habe gehört, dass sie sich durchsetzen wird und ich solle mich auf Ostern einrichten. Das habe ich getan. Die Schulbücher bekamen wir schon mal und aus lauter Neugier begann mein Sohn, zu schreiben. Ich würde sagen, jetzt ist er schon auf dem Laufenden auch mit der Schreibschrift. Das Mathebuch nimmt er wie ein Rätselheft mit ins Bett und ich muss es ihm entreißen nach 16 Seiten pausenlosem Rechnen und Knobeln oder Spielen, je nach dem, wie er es sieht.
So, das war’s. Ich hoffe, ich habe alle Beweggründe und Wege erklärt. Nun wollte ich doch nur wissen, wie ich ihm am besten die Tüte überreichen kann und feiern kann, ohne dass uns die Leute dumm angucken und der Osterhase vielleicht noch beleidigt ist, wenn hier Schultüten unterwegs sind zu OSTERN.
Liebe Grüße
Silvia
:winken: