nur so ;-) -  Meine Kleine Geschichte der Hoffnung... ;-)

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Mary-Nick

Guest
Ich habe einfach mal Lust meine - etwas komplizierte - Geschichte von mir und meinem Sohn und seinem Daddy und meinem jetzigen Freund zu erzählen...
Sie passt eigentlich in alle Foren hier herein - Alleinerziehend, Trennung, Wie finde ich einen Partner etc...
Deswegen kommt sie nun hier herein.... :rofl

Ich habe Patrick 99 kennengelernt. Auf einer Party - stockbesoffen... Wir hatten einen netten One-night-Stand und der war so großartig, dass wir beschlossen, uns öfter mal zu sehen.
Haben wir auch gemacht. Ziemlich am Anfang aber war uns bewusst, dass da irgendwie eine sehr große Zuneigung ist - aber eben kein Verliebtsein oder ähnliches, damit es für eine Beziehung reicht. Wir nannten es spaßeshalber "Nicht-Beziehung".
Einen Monat haben wir uns täglich gesehen, und gelebt, als hätten wir eine Beziehung. Und fast täglich haben wir gesagt - "Ach, Mensch, warum verlieben wir uns nicht in einander??"
Es war crazy und unsere Freunde hielten uns für völlig belämmert.

Dann - am 16.12.99 wachte ich morgens auf und wusste plötzlich - ich bin schwanger. Ich war noch mitten in der Lehre, eine "Nicht-Beziehung" und lebte 600 km von meiner Familie entfernt. Eine grausige Vorstellung. Ich war eigentlich überzeugt, dass ich das Kind unter diesen Umständen nicht austragen wollte.
Eine Freundin, die ich angerufen habe um mir die Hand zu halten, während ich auf den Stick pinkel :rofl, war aber der Meinung, ich solle wenigstens Patrick davon erzählen. Er hätte immerhin ein Recht drauf. Ich habe gesagt, ich möchte nicht dass er es erfährt.
Sie hat ihn trotzdem im Büro angerufen und gesagt, er müsse heute unbedingt bei mir vorbeikommen, weil ich ihm was zu sagen hätte.
Mist - ich musste es also tun.
Wir sassen da abends 2 geschlagene Stunden rum. Ich hab gar nichts mehr gesagt, Heike (die Freundin) hat auch nur stumm gesessen und Patrick auch. Irgendwann hat er mich dann gefragt "Nick - bist du schwanger?"

Wir haben Heike nach Hause geschickt. Patrick hat total toll reagiert. Er hat mich in den Arm genommen und wir haben ein "Entscheidungs-Wochenende" gemacht. Ein ganzes Wochenende im Bett gelegen und nachgedacht. Komischerweise ist das Wort Abtreibung weder von meiner noch von seiner Seite nie gefallen.

Wir haben entschlossen, es zu versuchen und waren 6 Monate zusammen. Bei mir war mittlerweile mehr an Gefühlen für Patrick da und bei ihm irgendwie auch - aber wohl nicht genug.
Er fuhr mit seiner Mutter (die Eltern haben auch ganz spitze reagiert - beide Seiten) 2 Wochen nach Australien, als ich im 6. Monat war. Als er wiederkam, hat er die Beziehung beendet.

Wer sowas erlebt hat, schwanger - und "sitzengelassen" zu werden, kennt das Gefühl. Diese absolute Hilflosigkeit! Ich hab nur geheult, geheult geheult. Ich habe ihn sooo gehasst!

Meine Mutter bot mir an, wieder nach Hause zu ziehen - also zog ich wieder aus meinem geliebten Hamburg, in dem ich 5 Jahre studiert, gelebt und gearbeitet habe - nach Hause zu Mama. Es war schrecklich und ich war allein. Meine Freunde, die ich früher hatte, hatten alle die Landflucht gemacht und ich vermisste meine besten Freunde aus Hamburg sehr, die mir in den Jahren eine "Familie" geworden waren.
In meinem Dorf wurde ich komisch angeguckt...Na,klar...Ist 5 Jahre weg - kommt aus dem Sündenpfuhl Hamburg und ist auch noch schwanger ohne Kerl.
Ich fühlte mich wie der allerletzte Dreck.

Dann wurde Nils geboren in einer Mammut-Geburt, 36 Stunden Wehen, 24 Stunden Krankenhaus, 12 Stunden Kreissaal. Es war das Schlimmste, was ich je durchgemacht habe.
Am nächsten Tag kam Patrick, unter dem Arm ein DNA Test. Da hab ich ihn noch mehr gehasst.

Patrick hat sich aber gleich in Nils verknallt und kam uns 3 Monate später besuchen. Ich habe ihm nämlich von Anfang an gesagt, dass er immer kommen kann. Nils ist auch sein Sohn.
Wir haben uns an dem Wochenende noch mehr gehasst.
Und als er dann nochmal 2 Monate später zu unseren Geburtstagen (er hat am 01.12, ich am 02.12. geb) und Nils Taufe (am 03.12.) anreiste, haben wir geredet. Ich habe ihn angeschrien, wieso und überhaupt...(wir landeten nämlich wieder im Bett).
Da hat Patrick angefangen zu weinen und mir erzählt, dass er Zwangsneurotiker ist. Sein Leben läuft in gewissen Schemata ab, die er nicht ändern kann (das sind die Leute, die sich immer die Hände waschen usw.) und dass er deswegen unfähig ist, Beziehungen aufzubauen und auch aufgrund seines psychischen Problems so Gefühle wie "Liebe" usw. nicht wirklich akzeptiert. Er wurde als Kind schon deswegen theraupeutisch behandelt und er hat gelernt damit zu leben. Allerdings war da keine Nick und kein Nils vorgesehen und dass er mich und den Kleinen doch irgendwie über alles liebt, aber er einfach nicht kann - weil er schon nicht mit anderen Personen in einer Wohnung leben kann.

Oh, Gott. Mit allem anderen kann man ja leben. Andere Frau, man liebt sich nicht mehr usw. aber sowas??
Also habe ich mich die nächsten 2 1/2 Jahre als Psychotherapeutin bei ihm betätigt.
Für mich war das eine schreckliche Zeit. Ich hatte immer mal wieder nette Männer kennengelernt, die geradezu prädestiniert waren für mich - aber ich habe diese Beziehungen ziemlich schnell beendet - nach wenigen Wochen. Immer den Gedanken im Hinterkopf...Aber Patrick liebt dich doch, was ist, wenn er daran zerbricht???
Ich liebte ihn ja auch wie doof.

Dann kam letzten Sommer diese Bruce Springsteen Tour. Patrick und ich sind beide Riesen-Springsteen Fans - wir haben 10 Europa Konzerte zusammen gesehen, haben vor den Stadien übernachtet und zusammen unglaubliches erlebt (wir wurden vom Schlagzeuger in Kopenhagen backstage eingeladen) - dass hat uns total zusammengeschweisst. (Springsteen Fan wurde ich auch eigentlich die Jahre hinweg durch Patrick, die Texte von ihm haben mich in vielen durchheulten Nächten begleitet und aufgebaut...)

NA,ja...Und dann bin ich alleine nochmal zum Abschlusskonzert nach Mailand geflogen. (Patrick konnte nicht, musste arbeiten) - und da hab ich IHN getroffen: Stefan.
Es war Liebe auf den ersten Blick, obwohl ich an so einen Scheiss nie geglaubt hab.
Stefan ist sofort nach 2 Monaten von Lüneburg zu uns gezogen und wir sind superglücklich. Nils liebt ihn und ich natürlich auch.
Und Patrick??? Er war SUPERFROH! Er war und ist glücklich, dass ich meinen Kampf um ihn aufgegeben habe. Und dennoch - und das wissen wir, das weiss auch Stefan und alle anderen - verbindet uns auf ewig diese ganz tiefe Zuneigung.
Einer seiner Kommentare war auch bezügl. Stefan "und ich bin sooo froh, dass es ein Springsteen-Fan ist!" :rofl

Meine Ma hatte im September geburtstag und eine fette Party gefeiert. Sie hat Patrick auch eingeladen.
Und so standen wir dann alle an einem Tisch: Patrick, STefan und ich und redeten über die neuesten Konzertgerüchte von Bruce Springsteen.
Die folgende Situation war dann ein paar Mal:
Ein neuer Gast kommt und meine Mutter stellt vor:
"Dies ist meine Tochter, die Mutter meines Enkels." "Das ist Patrick, der Vater meines Enkels" " Und dies ist Stefan, der Lebensgefährte meiner Tochter" - woraufhin die Leute stets so dämlich geguckt haben, dass meine Ma und wir drei uns weggeschmissen haben vor Lachen.

Vor ein paar Wochen war Patrick wieder da und wir drei haben eine lockere Besprechung gemacht und über Themen gesprochen:
Wovor hat jeder einzelne Angst im Bezug auf unsere Konstellation? Wo könnten Probleme auftauchen? Darf Stefan Nils adoptieren bzw. darf Nils Stefans Nachnamen annehmen, falls wir heiraten.
Das war total klasse und hat uns allen 3 nochmal geholfen eine super-große Vertrauensbasis zu schaffen.
Aber einmal habe ich mich an meinem Kölsch verschluckt. Als Patrick über seine Probleme sprach, die er sieht, dass sie auftreten könnten, sagte er zum Schluss : "Na,ja...Und dann könnte es natürlich sein, dass ich mich doch noch so unsterblich in sie verliebe, dass ich sie wiederhaben will!"
Da haben wir alle drei gelacht. Ich habe Stefan angeschaut und wusste aber, dass mich die Vorstellung mit Patrick zusammenzuleben nicht mehr so vom Hocker reisst wie vorher.

Und die Moral von der Geschicht:

- und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
- Bruce Springsteens Musik ist Balsam für die traurige Seele und kann helfen, dass Menschen wieder zueinander finden
- je tiefer man fällt, um so höher gehts irgendwann wieder rauf - auch wenn man nicht mehr daran glaubt.
- durch Reden, Offenheit und Ehrlichkeit können solche schwierigen Situationen wie Ex-Partner/Partner/Kind gemeistert werden...

Es grüßt ganz lieb alle Mamis und Papis hier,

Eure Mary
 
R

Rabenvater

Guest
Eine klasse Geschichte und... wie selten im Leben ein wirklich tolles Happy End.

Viel Glück euch vier, das es weiter so toll läuft.

Gruß

Rabenvater :angel
 
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