Meine kleine Schwester

M

mamamia

Guest
Meine Schwester: Ich habe schon mal etwas von ihr erzählt. 19 Jahre (wird im September 20-hoffentlich) magersüchtig, bulämiekrank, drogensüchtig.

Wir hatten die Probleme tatsächlich einige Zeit im Griff. Es blieb uns nichts anderes übrig: Das Krankenhaus hat sie nicht weiter aufgenommen, es bestand für die Ärzte damals kein lebensbedrohlicher Zustand. Sie hätte sich das Rauchen abgewöhnen und eine andere Lebenseinstellung zulegen sollen. Dann hätten sie sich überzeugen lassen, ihr einen Therapieplatz zu geben! :wand
Wofür braucht man denn einen Therapieplatz, wenn man sich so unter Kontrolle hat? ?(

Na auf jeden Fall zu Teil 2 dieser Trauergeschichte:
Am Montag nacht wurde sie als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert. Diagnose: Ausgetrocknet. Ihr wurden bis heute morgen 10! Flaschen Flüssigkeit intravenös gegeben. Sie kann immer noch nicht essen, mit dem Trinken wird es wohl langsam.
Jetzt kümmern sich die Ärzte! Sie hat voraussichtlich in spätestens 2-3 Wochen einen Platz auf der psychosomatischen Station.

Ihr fragt euch jetzt sicher, warum wir als Familie sie nicht auffangen können.
Das ist schwierig. Die Kleine hatte schon immer einen eigenen Kopf. Und es gibt nun einmal Menschen, die lieber auf andere Menschen hören als auf ihre Familie. Sie ist inzwischen zu durchgeknallt (sorry, aber es ist so), sie sitzt da schon viel zu tief drin.
Sie braucht jemanden, der ihr die Hand gibt und ihr das Leben völlig neu definiert. Und das am Besten 24 Stunden am Tag. Das kann leider niemand von uns bewerkstelligen. Am besten wäre tatsächlich für sie: Festplatte löschen, neu bespielen. Sie hat so viel Müll in ihrem Kopf, dass sie nichts mehr auf die Reihe bringt, nur noch Denkblockaden hat, absolut aggressiv oder unendlich deprimiert ist ....

Wir als Familie können hier leider nichts mehr tun. Da muss wirklich ausgebildetes Personal ran - leider.

Das hört sich jetzt vielleicht alles recht sachlich an. Aber ich sitz hier am Computer und heule ohne Ende, weil es mir so unendlich weh tut, dass wir wirklich nichts mehr für sie tun können und sie so leiden zu sehen.

Warum ich das geschrieben habe weiß ich selber nicht. Vielleicht einfach, um meine Gedanken los zu werden, vielleicht, weil ich glaube, dass mir jemand zuhört und mich vielleicht versteht.

Ich hoffe nur, dass es meine kleine Schwester nun endlich übersteht! Die 8 Wochen Abstand von allem und Rund um die Uhr Betreuung muß jetzt einfach irgendwie zu Buche schlagen. Sonst wissen wir alle nicht mehr weiter.
 
D

die_stille

Guest
Liebe mamamia.....

lass Dich jetzt einfach mal in den Arm nehmen......-

Original von mamamia


Ich hoffe nur, dass es meine kleine Schwester nun endlich übersteht! Die 8 Wochen Abstand von allem und Rund um die Uhr Betreuung muß jetzt einfach irgendwie zu Buche schlagen. Sonst wissen wir alle nicht mehr weiter.

Geh mal davon aus, dass acht Wochen nicht reichen werden. Ich hatte eine Weile Kontakt mit Mädchen in ähnlicher Lage und unter einem Vierteljahr geht da eigentlich gar nix, doch das sollte keine Rolle spielen.

Natürlich wird man dort tun, was man kann, um sie in ein "normales" Leben zurückzuführen, doch der Wille dazu muss von ihr kommen. Andernfalls geht gar nix. Es tut mir leid, dass ich das sagen muß, aber es ist die Wahrheit. Sie muß bereit sein, mitzuabeiten, hart an sich selber zu arbeiten und das ist sehr, sehr schwer.

Mich macht es immer wieder traurig und nachdenklich und auch ein wenig schuldbewusst, wenn ich so junge Menschen erlebe, die noch nicht einmal richtig erwachsen sind, aber schon am Leben verzweifeln, keine Perspektive finden, keine Freude am Leben entdecken können.

Über die Ursachen zu philosiphieren macht wohl nicht viel Sinn, geholfen muß werden. Das Problem ist halt, dass die Mädchen sich nur selber helfen können. Dazu gehört als erstes die Einsicht, dass sie wirklich krank sind, denn meist fühlen sie sich ja gar nicht so und meinen eher, alle wollen ihnen nur was Böses.

Ich wünsch Deiner Schwester von Herzen, dass sie den Weg zu einem glücklichen Leben findet - ihr und allen anderen jungen Leuten auch.

Und so am Rande... mich würde interessieren, in welcher Klinik sie ist.
 
E

Elchen

Guest
Das tut mir wirklich leid für euch..........Ich habe selber noch eine kleine Nachzügler-Schwester,15 Jahre jünger als ich,im Februar 17 geworden.Sie ist total dick,raucht,seit sie 14 ist,kleistert sich zu und und und..
Leider habe ich kein so häufigen Kontakt zu ihr,da sie fast nur noch bei ihrem Freund ist und in Frankfurt wohnt..
Ich kann mir vorstellen,daß man sich als Familie erst mal Gedanken macht nach dem WARUM......
Sich hat Deine Schwetsre Probleme und es ist gut,daß sie jetzt erst mal professionelle Hilfe hat.Es wird sicher hart für euch alle,ich weiß nicht,dürft ihr sie besuchen???
Ich würde es auch total schrecklich finden,meine Schwester in diesem Zustand zu wissen,man ist ja auch total machtlos....
Ich drücke Dich ebenfalls mal ganz doll,und wünsche,daß Deine Schwester ganz schnell wieder übern Berg ist und ihr junges Leben nicht mehr so aufs Spiel setzt.... :(
 
E

Engelflügel

Guest
Mir fehlen die Worte.

Sei mal ganz feste geknuddelt von mir.
 

tinchen

Aktives Mitglied
Laß DIch auch von mir mal ganz fest in den Arm nehmen.

Das was da abläuft liegt nicht in Deinem Verantwortungsbereich. So blöd, wie sich das auch anhört. Ich denke, wenn sich da jemand Vorwürfe machen sollte, dann wohl eher die Eltern. Aber auch die können oft nur wenig bewirken. Der Sohn meiner Freundin ist vor einiger Zeit auch von heute auf morgen in das Drogenmilleu gerutscht. Kam auf Pille und ist total abgedreht. War vorher ein ganz normaler Junge mit ganz normalen Hobbies usw.

Mit der Droge hat er nur Mist gemacht. Wollte sogar aus dem 3. STock springen. Der Junge hat es zum Glück wieder in den Griff bekommen. Hat auch eine Therapie gemacht. Heute läuft wieder alles normal.

Ich wünsche Euch auch alles Gute.
 
M

mamamia

Guest
Erst mal vielen lieben Dank euch allen! Es tut gut so lieb gedrückt zu werden.
@Stille: Sie weiß, dass sie ganz unten ist und sie sieht auch alles ein, was die Ärzte zu ihr sagen. Sie weiß nur nicht, wie sie aus diesem Teufelskreis raus soll.
Meine Mum sagte, sie habe das erste mal verstanden, dass es auch Natalie kapiert, als sie zu ihr sagte:"Mama, lass mich bitte nicht sterben!" Das zerreisst einem das Herz.
Vor allem, weil meine Mum nun wirklich nicht allzu viel dafür kann! Das muss ich leider sagen. Die Kleine war schon immer ein Rebell. Und die nerven manchmal gewaltig. Was soll man tun, wenn eine 11jährige meint, sie müsse bis nachts um 2 unterwegs sein? Zureden half nix, Strenge half nix, verbote helfen sowiso nie. Und der Psychologe hat meine Mum gefragt, was sie denn habe. Natalie wäre doch ein ganz normales Kind! Man sieht, wie normal sie war und dadurch geworden ist!
Sie hat es aber auch schwer! Sie ist Jungfrau, was heißt, dass sie äußerst sensibel ist und alles in sich reinfrisst. Aber ihr kennt vielleicht auch die blöde Schraube, wenn ein Wort das andere gibt. Wenn sie die Tür schon reinläuft, dann könnte man ihr was an den Kopf werfen! Der erste Satz und es reicht.
Wir haben schon mit ihr darüber geredet und sie sagt auch, dass ihr das leid tut. Sie möchte das gar nicht sagen, aber es kommt einfach.

Ausserdem ist ihr Vater (sie ist ein Scheidungskind und ihr Vater ist leider nicht der der anderen Kinder) ein Schwerverbrecher. Leider. Das muss für ein Kind sehr hart sein, dies zu erfahren. Und für sie doppelt. Sie hat auch viele "negative" Eigenschaften von ihm "geerbt". Ich persönlich finde das Schwachsinn, denn erstens gibt es für mich keine negative Eigenschaften und zweitens keine vererbten. O. K sie ist jähzornig, geht oft :wand , ist launisch .... aber ist das nur negativ zu betrachten?

Auf jeden Fall ist sie schwer durch den Wind und muss wirklich erst mal allen Mist aus dem Kopf rauskriegen. Wenn es sein muss so :wand .
Sie macht sich nämlich mehr Gedanken über andere als über sich selbst. Das ist momentan falsch.

Zum Besuchen: Ich werde versuchen, dass sie keinen Kontakt von ausserhalb bekommt ausser die Familie und ihr Freund.Ihre ganzen "Freunde" haben sie erst so tief sinken lassen und sind keine wirkliche Hilfe.

Sie muss also erst mal zu sich finden, sich selbst akzeptieren und lieben, dann sind wir ein großes Stück weiter. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg. Ich hoffe, dass wir alle stark genug sind, sie zu begleiten.
 
D

die_stille

Guest
Vermutlich wird sie die erste Zeit eine völlige Kontaktsperre haben und leider ist so eine Therapie alles andere als einfach. Viele brechen ab, weil sie es nicht durchstehen, es muß wirklich die Hölle sein.

Ich hoffe für die Familie und natürlich vor allem für sie selber, dass sie es durchsteht.
 
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