A
AnnKathrin
Guest
Meine Oma ist heute gestorben. Ich bin nicht die Richtige, um da jetzt Beileid zu empfangen. Sie hat nicht wirklich eine Rolle in meinem Leben gespielt, nur insofern, dass sie die Mutter meiner Mutter war und ich sie als alte Frau faszinierend fand.
Sie ist 93 Jahre alt geworden, und vor drei Tagen hatte sie einen Schlaganfall. Sie ist eine halbe Stunde später von meiner Mutter gefunden worden und ins Krankenhaus gebracht worden. Dort ist sie noch einmal kurz zur Besinnung gekommen, als all ihre fünf Kinder um sie waren und hat jedem die Hand gedrückt, ohne die Augen zu öffenen. Sie hat die ganzen drei Tage dagelegen und geröchelt, und als meine Tante heute bei ihr war, hat sie nicht mehr geröchelt, sondern lag da mit offenem Mund und entspanntem Gesicht.
Ich erlebe das zum ersten Mal, dass jemand aus meinem näheren Umfeld stirbt, und da tauchen jetzt die Fragen auf, wo sie wohl jetzt ist. Sie hat einen schon vor langer Zeit gestorbenen Cousin von mir sehr geliebt - er war schwerstbehindert - und hat sich gewünscht, dass, wenn sie mal stirbt, ihr jemand das Foto von ihm in die Hand gibt, damit sie ihn im "Himmel", wie sie sich ausgedrückt hat, auch wiederfindet.
Was mich wirklich traurig macht, ist, dass sie auch in den letzten Wochen immer fest gesagt hat: Nein, ich will noch nicht sterben!
Ich habe mich da immer gefragt, ja, Oma, was hast du denn eigentlich noch für ein Leben, dass dir so lebenswert erscheint? Aber das habe ich natürlich nicht ausgesprochen. Sie wohnte alleine und beschäftigte sich den lieben langen Tag mit ihren kranken Beinen, die sie eingecremt und gewickelt hat. Aber für sie war es genug. Sie hat gern gelebt. Und sie war unglaublich zäh. Und nun ist sie tot.
Ich musste auch daran denken, dass es Leute gibt, die wochenlang tot in ihrer Wohnung liegen, ohne gefunden zu werden, weil sich keiner mehr für sie interessiert. Oder an die, die unendliche Qualen in einer Krankheit erleiden, die sie langsam dahinsiechen lassen.
Na ja. Alles Gedanken ohne Anfang und Ende. Ich wollte das nur aufschreiben, und es ist nicht so privat, dass ich es nur meinem Tagebuch anvertraue.
Vielleicht mag ja sonst noch jemand über den Umgang mit Sterben und die eigenen Gedanken und Gefühle schreiben.
Sie ist 93 Jahre alt geworden, und vor drei Tagen hatte sie einen Schlaganfall. Sie ist eine halbe Stunde später von meiner Mutter gefunden worden und ins Krankenhaus gebracht worden. Dort ist sie noch einmal kurz zur Besinnung gekommen, als all ihre fünf Kinder um sie waren und hat jedem die Hand gedrückt, ohne die Augen zu öffenen. Sie hat die ganzen drei Tage dagelegen und geröchelt, und als meine Tante heute bei ihr war, hat sie nicht mehr geröchelt, sondern lag da mit offenem Mund und entspanntem Gesicht.
Ich erlebe das zum ersten Mal, dass jemand aus meinem näheren Umfeld stirbt, und da tauchen jetzt die Fragen auf, wo sie wohl jetzt ist. Sie hat einen schon vor langer Zeit gestorbenen Cousin von mir sehr geliebt - er war schwerstbehindert - und hat sich gewünscht, dass, wenn sie mal stirbt, ihr jemand das Foto von ihm in die Hand gibt, damit sie ihn im "Himmel", wie sie sich ausgedrückt hat, auch wiederfindet.
Was mich wirklich traurig macht, ist, dass sie auch in den letzten Wochen immer fest gesagt hat: Nein, ich will noch nicht sterben!
Ich habe mich da immer gefragt, ja, Oma, was hast du denn eigentlich noch für ein Leben, dass dir so lebenswert erscheint? Aber das habe ich natürlich nicht ausgesprochen. Sie wohnte alleine und beschäftigte sich den lieben langen Tag mit ihren kranken Beinen, die sie eingecremt und gewickelt hat. Aber für sie war es genug. Sie hat gern gelebt. Und sie war unglaublich zäh. Und nun ist sie tot.
Ich musste auch daran denken, dass es Leute gibt, die wochenlang tot in ihrer Wohnung liegen, ohne gefunden zu werden, weil sich keiner mehr für sie interessiert. Oder an die, die unendliche Qualen in einer Krankheit erleiden, die sie langsam dahinsiechen lassen.
Na ja. Alles Gedanken ohne Anfang und Ende. Ich wollte das nur aufschreiben, und es ist nicht so privat, dass ich es nur meinem Tagebuch anvertraue.
Vielleicht mag ja sonst noch jemand über den Umgang mit Sterben und die eigenen Gedanken und Gefühle schreiben.