Muttergefühle

Z

Zappel

Guest
Hallo Zusammen!
Ich weiß ja nicht, ob das was mir am Herzen liegt hier her gehört, aber ich muß mir das ganze einfach mal von der Seele reden (schreiben) - vielleicht kann ich mich dann besser damit auseinandersetzen.
Anfangen möchte ich damit, daß ich mit 21 Jahren plötzlich und unerwartet meine Mutter verloren habe. Sie ist einfach so gestorben - wir (meine Geschwister und ich) hatten nicht einmal die Möglichkeit uns von ihr zu verabschieden. Sie war allein als sie gestorben ist, weil ihr damaliger Freund es nicht für nötig gehalten hat uns Bescheid zu sagen, daß sie im Krankenhaus ist und uns erst einen Tag später informiert hat. Da war es zu spät. Den Tod meiner Mutter habe ich bis heute nicht verkraftet. Immer wieder die Frage warum. Ich habe zwar drei liebe Geschwister, aber das Thema ist irgendwie bei uns Tabu - jeder muß mit seinem Schmerz selbst fertig werden.
Nun - seit 10 Wochen bin ich nun glückliche Mutter eines Sohnes.. und jedesmal wenn ich den Kleinen auf dem Arm habe und er mich anstrahlt, wird mir klar, daß es meiner Mutter auch so gegangen ist... und dann muß ich heulen - ich weiß nicht warum..... diesr Schmerz einen geliebten Menschen zu verlieren, der hört wohl nie auf
 
C

Cat78

Guest
Hallo Zappel!
Ja das selbe hab ich auch durchgemacht meine Mutter ist als ich 189 war an Hepatites C gestorben. (Hat sie sich im Krankenhaus bei einer OP an schmutzigem OP-Besteck geholt)
Mein Vater hat mir erst sehr spät gesagt was sie hat, da die Diagnose einen Monat vor Weihnachten gestellt wurde und er mir damit das Weihnachtsfest nicht verderben wollte, welches wir sowieso im Krankenhaus feierten.
Meine Mutter starb mitte Jannuar des Folgejahres und ich habe erst anfang Januar erfahren was sie hat.
Nun ja jetzt bin ich mit 25 selber Mama geworden und in den ersten paar Wochen ging es mir genauso.
Auch weis ich das meine Mutter regelrecht geplatzt wöhre vor Stolz. Es tut schon weh wenn ich mir vorstelle wie sie den kleinen auf dem Arm gehabt hätte, wenn sie noch leben würde. Aber ich kann dir einen Rat geben, rede mit Freunden oder Familie darüber das hilft und ich bin auch ganz doll davon überzeugt das der Geist meiner Mutter liebevoll die Hand über uns hält und genau mitbekommt wie der kleine sich entwickelt.
Mir hilft auch das ich 100%ig weis das meine Mutter stolz auf mich gewesen währe.
:troest :troest :troest
 

Carmen

Namhaftes Mitglied
Zappel und Cat, laßt Euch mal drücken... :troest :maldrueck

Ich finde es schlimm, daß ihr dem Tod so machtlos gegenüberstehen musstet... aber man kann ihn nunmal nicht aufhalten... es tut mir so leid für euch...

Und ich kann verstehen, daß diese Gefühle bei Euch aufkommen, mir ging es ähnlich, aber nicht mit meiner Mutter, aber mit meiner geliebten Oma (mütterlicherseits)... es ist nicht zu vergleichen, ich weiß, aber es sind ähnliche Gefühle wie bei Euch...
Für mich war sie auch eine Art Zweitmama, ich wußte, daß ich als ältestes Enkelkind ihr Ein und Alles war... Wir sind jeden Sonntag zu ihr gefahren, ich hab jeden Tag mit ihr telefoniert, ich hab sie über alles geliebt...

Als sie starb war ich "erst" 12, aber auch heute, nach fast 20 Jahren, vermisse ich sie so unendlich... :heul
Sie ist durch einen Autounfall ums Leben gekommen... einfach so... von einer Minute auf die andere war sie nicht mehr da... meine Mutter war mit meinem kleinen Bruder hochschwanger... und meine Mutter war so unendlich traurig, daß meine Oma meinen Bruder nicht mehr sehen konnte...

Ich habe dann viele Jahre verdrängt, hab versucht damit zu leben, daß sie nicht alt werden durfte, hab nur noch selten geweint... und seit dem mein 1. Sohn auf der Welt war, habe ich mich so unendlich oft gefragt, warum sie ihren Urenkel nicht sehen durfte... sie war so vernarrt in kleine Kinder, sie wäre auch so stolz gewesen...

Und meine Großtante (die schwester der Oma) ist vor ca. einem jahr auch plötzlich an Unterzucker gestorben... mein 2. Sohn war gerade dabei das Laufen zu lernen da rief sie kurz vorher an und sagte, wenn Lukas läuft , ruft ihr mich aber dann an, das will ich schon wissen...
Leider konnten wir sie nicht mehr anrufen... ein paar Tage nach ihrem Tod hat er die ersten Schritte gemacht... :traene

Es ist so hart und man kann sich wirklich nur mit dem einen Gedanken trösten, daß unsere Lieben da oben alles mitbekommen und die schönste und beste Aussicht auf uns hier unten haben und sich daran erfreuen dürfen...

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft...
 
E

Elchen

Guest
Original von Zappel
Hallo Zusammen!
Anfangen möchte ich damit, daß ich mit 21 Jahren plötzlich und unerwartet meine Mutter verloren habe. Sie ist einfach so gestorben - wir (meine Geschwister und ich) hatten nicht einmal die Möglichkeit uns von ihr zu verabschieden. Sie war allein als sie gestorben ist, weil ihr damaliger Freund es nicht für nötig gehalten hat uns Bescheid zu sagen, daß sie im Krankenhaus ist und uns erst einen Tag später informiert hat

Hallo Zappel,

ich glaube,es gibt kaum was schlimmeres,einen geliebtnen Menschen zu verlieren und sich nicht verabschieden zu können....

Ich denke,das ist der Knackpunkt.Nicht da gewesen zu sein,als deine Mutter starb..

Der Gedanke ist sogar für mich schrecklich,obwohl ich mit meiner Mutter seit fast 8 Monaten keinen Kontakt mehr habe.....

Ich glaube,über so einen Verlust wird man niemals hinwegkommen,man wird nur einigermaßen lernen müssen,damit zu leben.

Es tut mir leid für euch Beide :traene
 
E

Engelflügel

Guest
Hallo Zappel,

mir geht es auch so. Ich habe meine Mutter 2001 an Krebs verloren. Ich war auch nicht bei ihr im Krankenhaus und mache mir Vorwürfe, weil ich nicht da war.
Ich vermisse meine Ma und wünschte ich könnte sie noch ein letztes Mal in den Arm nehmen.
 
Z

Zappel

Guest
Ich hatte nicht damit gerechnet so viel Anteilnahme zu bekommen. Zuerst einmal muß ich mir die Tränen aus den Augen wischen...
Meine Mutter hätte mittlerweile 6 Enkelkinder und konnte leider keines von ihnen in ihren Armen halten. Ich weiß, daß sie sehr stolz auf uns und ihre Enkel gewesen wäre und deshalb tut es nur umso mehr weh. Wißt Ihr, ich denke, wie man da empfindet kann nur jemand verstehen, der es selbst durchgemacht hat - einen lieben Menschen zu verlieren. Ohne meine Geschwister hätte ich diese schwere Zeit nicht überstanden und wir sind auch heute unzertrennlich. Es gibt nichts wichtigeres für mich als die Familie.
Das ich sie nicht mehr gesehen habe und sie allein gestorben ist - ja, das macht mir am meisten zu schaffen. Sie war immer für uns da - alleinerziehende Mutter mit 4 Kindern! - und in ihrer schwersten stunde war sie allein. Letztes Jahr im August ist meine Oma gestorben (die Mutter meiner Mutter). Mein Bruder hat mich angerufen und mir gesagt, daß es sehr schlecht um sie steht und wir sie am besten gleich besuchen sollen. Ich bin mit meiner Schwester auch gleich am nächsten Tag hin - aber ich kann Euch sagen, es war kein leichter Gang. Einei Woche später ist sie dann gestorben. Ich war da im 8. Monat. Ddie Beerdigung war der reinste Horror - all die Erinnerung an meine Mutter kamen wieder hoch und ich brauchte wieder eine ganze Weile bis ich das verkraftet hatte.
Was bleibt sind die Erinnerungen an meine Mutter und die Gewissheit, daß sie von oben eine schützende Hand über ihre Enkelkinder und Kinder hält und megastolz wäre....
 
E

Elchen

Guest
Das erinnert mich an den Tod meiner Oma 1995.Ich war damals im 5ten Monat schwanger,und sie hatte sich sogar noch so auf ihr Urenkelchen gefreut....
Meine Schwester war in ihrer Todesstunde bei ihr,ich und meine Eltern ca.1 Stunde vorher...Irgendwie hatten wir alle das gefühl,sie wollte uns alls nochmal sehen und sich verabschieden,obwohl sie nichts mehr mitbekam...Sie ist erst gestorben,als wir alle an diesem Tag intuitiv hingefahren sind ins KH :traene

Ich weiß noch,wie der Anruf kam vom KH,ich ging nämlich ans Telefon.... :traene Mir kommen jetzt noch die Tränen..Obwohl ich schwanger war und mit den Nerven am Ende,bin ich nochmal mitgefahren in die Klinik,sie haben uns unsere tote Oma nochmal gezeigt,so konnten wir letztendlich Abschied nehmen..

Sorry,ich kann gar nicht mehr weiterschreiben,ich habe sie ja so geliebt :traene :traene
 
C

Cat78

Guest
@ Elchen zappel und Melli
:troest :troest :troest :troest :troest :troest :troest :troest :troest :troest
 
E

Engelflügel

Guest
danke cat

auch ich war mit Alina schwanger.

Ich finde es so unfair. Damals als ich mit Joey schwanger war, starb mein Schwiegervater.
Und als ich mit Alina schwanger war, meine Mutter und meine Schwiegeroma.
 
R

Regina 1

Guest
Mein Vater starb, da war ich 14. Meine Mutter starb, als ich gerade 18 war. Ich habe 4 Geschwister, bin die "jüngste". Das war damals sehr wichtig für mich, wir hielten stark zusammen. Ist auch heute noch so.

Ob es einfacher ist wenn man Abschied nehmen kann, hmmm. Ich wußte damals, das sie nur noch kurz leben wird, konnte mich darauf vorbereiten. Als es dann geschah, da war ich zuerst froh, das sie es geschafft hat. Kein Leiden mehr, ihr Wunsch hatte sich endlich erfüllt. Sie war lange Zeit sehr krank, mit vielen starken Schmerzen!

Ich bin dann nicht mehr in das Krankenhaus, ich wollte sie anders in meiner Erinnerung behalten. Sie hatte beim letzten Besuch von mir, sich lächelnd verabschiedet.

Habe dieses Erlebnis dann viele Jahre verdrängt. So mit 25 kam dann eine Wut bei mir. Ja, wirklich Wut. Ich fühlte mich um so vieles betrogen. Mir wurde klar, das ich so viele Dinge von ihr nicht wußte, hätte gern vieles noch gefragt.

Dann kam unser Sohn und er sprach so oft aus, was auch ich dachte. Er war traurig, alle haben eine Oma, nur er nicht. Denn leider verstarb auch meiner Schwiegermutter bevor unser Sohn kam.

Heute bin ich schon älter als meine Mutter werden durfte. In mir ist eine Angst, die Angst zu sterben, bevor unser Sohn lebensfähig ist.

Ich wünsche mir für ihn, das ich noch viele Jahre "hier" bin.

@Zappel,

nein der Schmerz hört nie auf, aber er wird anders. Irgendwann, wenn die Bilder verblassen, dann tut es nicht mehr so weh.

Regina :troest
 
Z

Zappel

Guest
@regina
ich habe meine mutter nochmal angesehen. Auf der Beerdigung haben wir den Sarg offen gelassen und ich dachte ich müßte mich von ihr verabschieden. Ich habe es nicht geschaffft. Als ich sie so liegen sah - nein, das war sie nicht. Ich versuche diese Bilder zu verdrängen und rufe mir immer wieder unser letztes Zusammentreffen in Erinnerung. Sie hatte meinen damals 2 monate alten Hund auf dem Arm und er leckte ihr übers Gesicht - sie hat gelacht und das ist das Bild, daß ich mir in schweren Zeiten immer wieder in Erinnerung rufe. Ich denke hätte ich mich von ihr verabschiedne können, würde ich heute besser damit klar kommen. Anfangs denkt man das Leben geht nicht weiter, aber das tut es doch. Man lernt mit dem Schmerz zu leben.
Ich bin manchmal auch wütend. Wütend auf sie weil sei einfach von uns gegangen ist und uns allein gelassen hat, wütend weil sie nicht bei unseren Hochzeiten dabei war, wütend weil sie ihre Enkel nie sehen wird und ich sie manchmal so sehr brauche und sie nicht da ist.
Angst vorm Sterben, ja die habe ich auch, gerade jetzt, wo man selbst mutter ist.
 
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