Neu-Vorstellung aus Jerusalem

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und auch ich möchte mich vorstellen: Mein Name ist Ariel; ich bin 35; verlobt; lebe in Jerusalem / Israel, und bin, das erwähne ich, weil es wichtig für meine Familien-Geschichte ist, bin religiöser Jude, der in einer gemischt säkular-religiösen Familie lebt. Denn: Seit ungefähr vier Monaten wohnt in unserer Wohnung der 16jährige Y (Lieblingsgericht: Hamburger oder Pizza mit extra Schweinefleisch) - bitte entschuldigt, dass ich seinen vollen Namen nicht nenne, denn das hat rechtliche Gründe, die auf seiner Vorgeschichte beruhen: Der Junge wurde von seinem mehrmals in Krankenhaus geprügelt; das letzte Mal so schwer, das ihm das Bein brach und die Behörden in Form von Polizei und Jugendamt einschritten, und meine Verlobte und ich mitten in der Nacht zu Pflegeeltern ernannt wurden, zu denen wir uns aber nicht eignen, weil wir uns gegenseitig ans Herz gewachsen sind. Lange Rede, kurzer Sinn: Vor einigen Wochen habe ich den Jungen adoptiert, um ihm das Gefühl zu geben, gewollt zu sein, und nicht nur aufbewahrt; meine Verlobte wird das automatisch mit der Hochzeit tun. Y ist der perfekte Sohn: Er ist lieb, nett, findet schnell Kontakt, und sucht die Nähe zu uns Eltern - und genau das bereitet mir manchmal leichte Sorgen: Er ist nicht wie andere 16jährige. Er will ständig gefallen, wenn man ihn nicht dazu zwingt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und seit einigen Tagen, genau genommen, seit ich ihm in aller Deutlichkeit gesagt habe (ich war ziemlich sauer auf ihn), was er uns bedeutet, und das es für uns keinen Unterschied zwischen leiblich und adoptiert gibt, ist er ganz unglaublich körperlich uns gegenüber geworden: Er umarmt bei jeder Gelegenheit, will Zeit mit uns verbringen, gibt gegenüber seinen Freunden mit seinen angeblich so tollen neuen Eltern an - die, also wir, allerdings so was von überhaupt keine Ahnung haben, wie man mit einem 16jährigen umgeht, und noch viel weniger davon, wie man mit einem traumatisierten Jugendlichen umgeht. So fordert er, dass ich ihn rituell beschneiden lasse, weil jüdische Väter das mit ihren Söhnen am achten Tag so tun, und er deshalb seiner Ansicht nicht selbst entscheiden kann, ob's gemacht wird, weil er mit 16 im Normalfall nicht vor dieser Entscheidung stünde, sagt er, nicht ich. Und das beschäftigt mich: Ich weiß nicht, ob eine Beschneidungszeremonie, wie er sie gerne hätte, also mit Verwandten und Freunden, das Richtige für ihn ist. Ich weiß auch nicht, ob seine Zutraulichkeit nicht zu weit geht. Und unsere Psychologin ist dabei keine große Hilfe: Sie findet immer alles toll, was nichts mit Tränen zu tun hat - und davon wurden bei uns in den vergangenen Monaten viele vergossen.

Wie immer auch: Sorry, dass ich Euch mit meiner eigenen privaten, bizzarren Seifen-Oper belästigt habe. Ich hoffe, dass der eine oder die andere den einen oder anderen Tipp parat hat.

Viele Grüße,

Ariel
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Erst mal Herzlich Willkommen dann Hut ab das ihr den Jungen aufgenommen habt der ja anscheinend traumatisiert zu sein scheint.
Wie ihr da jetzt am besten vorgehen sollt kann ich euch leider nicht sagen aber sicherlich findet sich jemand hier im Forum der dir Ratschläge geben kann.
 

schnuppe

Aktives Mitglied
Herzlich Willkommen hier im Forum!!

Könnt Ihr vielleicht einen zweiten Psychologen einschalten? Vielleicht sogar einen Mann, sozusagen als "Gegengewicht" zu Eurer Psychologin? Oder gibt es möglichweise Beratungsstellen, an die Ihr Euch wenden könnt?
Finde es toll, daß Ihr den Jungen zu Euch genommen habt. Meine Kids sind noch nicht so alt, aber hier im Forum gibt es schon einige Leute, die Kinder in dem Alter haben und bestimmt was dazu sagen können.
(Eine Frage noch, zum besseren Verständnis: Von wem wurde der Junge mißhandelt? Da fehlt ein Wort in Deinem Text).

Ich hoffe, Du fühlst Dich hier wohl!

LG, Schnuppe
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und vielen Dank für die freundliche Aufnahme. Leider denke ich manchmal schneller als ich schreibe, weil ich als Ausländer mental immer zwischen hebräischer und lateinischer Tastatur umdenken muss. Der Junge wurde von seinem ex-Vater (und ich sage dass so, weil ich am Morgen nach der Adoption im Innenministerium jede Spur seines alten Namens und seiner alten Eltern tilgen lassen musste - wenn eines klar ist, dann ist es, dass sein Erzeuger aus seinem Leben gestrichen ist) misshandelt, und zwar nicht nur einmal, sondern, soweit unser Anwalt das den Polizeiakten entnommen hat, viele, viele Male, bis dann Knochen zu Bruch gingen.

Wir haben von Anfang an sehr viel Hilfe bekommen: Der Familienrichter, ein sehr verständnisvoller Mann, hat uns von Anfang an Psychologin und Jugendhilfe zur Seite gestellt, hat ohne Umschweife Umgangsverbote verhängt, und meine Verlobte und ich haben uns sehr viel Zeit genommen: Meine Verlobte an den Abenden, bei der gemeinsamen Essenzubereitung, und ich, indem wir einmal in der Woche einen Vater-Sohn-Tag machen, um ihm nach der langjährigen Erfahrung eines Elternhauses, indem es nur ums Funktionieren ging, ein völlig neues Bild von Familie zu vermitteln. Darüber sind wir zusammen gewachsen. Aber diese Gefühle für einander liegen erst auf dem Tisch, seit ich in der Nacht zum Freitag einen Wutanfall hatte, weil er mich angelogen hat: Eine Woche lang bin ich von Pontius zu Pilates gerannt, weil er Schmerzen in seinem Bein (das, was gebrochen war) hatte, um heraus zu finden, ob es psychisch oder physisch ist, um dann am Ende feststellen zu müssen, dass der Bruch wieder aufgegangen ist, weil er schon seit Wochen wieder Basketball gespielt hat, und das fünf mal die Woche. Seitdem sind wir auf einer neuen Stufe - auf der, auf der er Teil von uns sein will, mit allem, was in Israel dazu gehört. Versteh' mich nicht falsch: Ich sehe kein Problem darin, dass er uns Zuneigung zeigt. Aber ich mache auch Sorgen, dass ich das Falsche tue, und ihm schade, wenn wir ihn zu nah an uns heran lassen.

An einen zweiten Psychologen hatte ich auch schon gedacht. Allerdings möchte ich ihm nicht das Gefühl geben, dass er nicht richtig ist, denn er hat gerade erst aus seiner Opfer-Rolle heraus gefunden.

Viele Grüße,


Ariel
 
U

UserD

Guest
herzlich willkommen und hut ab das ihr die rolle übenehmen wollt .

was war das für ein wutanfall?

Eletrn sein heißt nähe zuzulassen um auch nähe geben zu können
vor was hast du angst?
 

desperate mum

Aktives Mitglied
lieber ariel , da auch ich ein aufgenommenes kind war (also adoptiert), möchte ich dir danken - dafür, daß du es für ein anderes getan hast.

sein wunsch nach nähe zu euch - ich habe im moment zwei gedanken, die mir durch den kopf gehen:

er braucht nähe, warum meinst du schadest du ihm? er braucht wärme liebe zuwendung wie jeder mensch- und auch mal streit, denn das zeigt ihm ja, daß er euch nicht egel ist, sondern wichtig.

und ich glaube er möchte einfach auch mal dazugehören, richtig dazugehören und deswegen der wunsch nach beschneidung.

ich muß erst noch weiter nachdenken und werde auf alle fälle hier weiterverfolgen, was du schreibst. ich hoffe auf gute ideen für dich. und ich bete für euch.

deine desperate mum
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und nochmals vielen Dank für die freundliche Aufnahme - und lasst den Heiligenschein im Schrank: Y ist der Sohn der Frau meines besten Freundes, der allerdings bis zu jener denkwürdigen Nacht im Februar nichts von Ys Existenz wusste, und feststellen musste, dass seine Frau sich nicht gekümmert hat (andere Baustelle). Erfahren haben wir davon, weil wir beide Kriminologen (ich arbeite allerdings als Journalist) sind und deshalb gute Kontakte zur Polizei haben, von denen einer uns mitten in der nacht angerufen hat. Zu meinem Kumpel konnte er nicht, also hatte ich ihn aufgenommen, für ein paar Tage, wie ich anfangs dachte, weil er sonst ins Heim gemüsst hätte, bis mir meine Zukünftige klar gemacht hat, dass der Junge von uns aus nirgendwo hingeht (ich hatte mich nicht getraut, ihr das zu sagen; wir beide haben recht schnell unabhängig gemerkt, dass er uns zu stark ans Herz wächst, und das, obwohl es richtig viel Arbeit war: In den ersten Wochen konnten wir ihn nicht allein lassen) außer ins Kinderzimmer, das wir praktischerweise im relativ schalldichten Luftschutzraum eingerichtet haben.

Die Nähe macht uns aus. Nur: Seine Suche nach Körpernähe scheint mir eher einem Kind im einstelligen Alter zu entsprechen. Allerdings ist das noch neu - wir hatten uns nie umarmt, bis ich ihm gesagt (das wäre der Wutanfall) habe, was wir für ihn empfinden, und wie sehr es mich enttäuscht, dass er glaubt, dass nur weil er Basketball gespielt hat, und ich ihn jetzt mit gebrochenem Bein durch die Gegend fahren muss, dass deshalb jetzt eine Tracht Prügel folgt, und dass er deshalb gelogen hat. Es hat mir später wahnsinnig leid getan; aber es war auch, als hätte man einen Schalter umgelegt: Es folgten Tage lange Massenversammlungen von Jugendlichen in unserer Wohnung, demonstrative Umarmungen von Elternteilen, Massenbestellungen von Pizza, und am Ende die Bekanntgabe: Sein Vater lässt ihn beschneiden, mit allem drum und dran. Das Thema hatten wir zwar gehabt, und ich hatte gesagt, dass ich drüber nachdenke, aber dass er das schon als abgemachte Sache ansieht, weil es nach seiner (von jeglicher Religionserziehung freien) Meinung keine andere Entscheidung für einen jüdischen Vater gibt, als dies, war mir so nicht bewusst gewesen.

Und damit wäre ich momentan bei meiner akutesten Sorge (eine Angst ist dies nicht wirklich): Man könnte es im Krankenhaus machen lassen, oder im stillen Kämmerlein, aber er möchte eine Feier, mit allem drum und dran, und mit Zuschauern: Freunden, Verwandten. Das es dann ohne Narkose gemacht wird? "Kein Problem - ich war oft genug verletzt". Seine Freunde finden es toll, aber ich mache mir Sorgen, dass das am Ende für ihn peinlich wird; aber wenn ich ablehne, in dieser Situation, dann hab ich ihm dem aus unserer kulturellen (nicht religiösen) Sicht, den ultimativen Bund zwischen Vater und Sohn versagt. Kompromisse? Unschließbar, weil er jede Beteiligung an dieser Entscheidung ablehnt. Für ihn ist die Öffentlichkeit des Ganzen der Schritt, allen in seinem neuen Umfeld zu zeigen, dass für ihn ein neues Leben beginnt. Manchmal
denke ich, dass ich den Peinlichkeitsfaktor einer Brith Milah bei Jugendlichen überschätze, aber ich mag auch nicht falsch liegen. Er ist unser Sohn, un wird auch bleiben.

Wirklich Angst habe ich davor, dass er sich in ein paar Jahren aus Gruppendruck heraus dazu entscheidet, in einer Kampfeinheit zu dienen.

Viele Grüße,


Ariel
 

mad

on the run....
Ariel shalom,
wir hatten ja schon das Vergnügen ;D
Jetzt bin ich dran, mit analysieren, wo ich Dir sicherlich das Wasser nicht reichen kann :rolleyes:

Die Suche nach nie empfundener Nähe kann ich Deinem Sohn nachempfinden. Obwohl ich ehrlich zugeben muß, wenn diese Nähe, wie Du ja schreibst, eher die eines Kleinkindes ist, ich auch das Problem hätte, wieviel davon gut für ihn ist oder doch übertrieben.Ein Jugendlicher kuschelt eigentlich nicht so gerne sondern gerade in dem Alter gehen sie ja doch auf Distanz.Wahrscheinlich ist es aber für ihn wichtig, diese innige Liebe erstmal zu lernen und zu fühlen.Er wird wahrscheinlich dann selbst, nach einer Zeit des Ausprobierens, die "normale" Nähe bzw Abstand finden.
Ich habe nicht so ganz verstanden, warum er nicht beschnitten ist.Eine Beschneidung ist für ihn sicherlich sehr wichtig, um sich nicht als Außenseiter zu fühlen.Allerdings würde ich eine ärztliche Beschneidung mit Betäubungsmittel sehr empfehlen und dann erst eine Feier geben. Dies ist doch heute gar nicht mehr so unalltäglich, wird sogar bei Babys immer öfter gemacht!
 

Irenchen

Aktives Mitglied
Hallo Ariel!

Ersteinmal herzlich Willkommen im Elternforum!

Ich bin Mutter von 5 eigenen Kindern und einer 10 Jährigen Pflegetochter, welche auch schlimmes erlebt hat. Davor nahm ich ein 16 Jähriges Mädchen auf, also in dem Alter, wie Dein Sohn jetzt ist.

Angenommene Kinder durchlaufen alle die gleichen Entwicklungsstufen.

Die erste wäre die Anpassung, danach kommt die Übertragung und das Ankommen.

Er ist also gerade in der Anpassungsphase, was er ja ganz deutlich zeigt.

Wie also damit umgehen?!

Er braucht auf jeden Fall ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit, nur ihr dürft Euch dabei nicht vergessen. Also ihm auch ganz deutlich zeigen, wo Eure Grenzen sind.

Ihr bekommt Jugendhilfe und psychologische Unterstützung. Was ich leider nicht weiß, gibt es bei Euch auch ausgebildete Therapeuten, die sich mit Traumas auskennen? Ich habe bei meiner Tochter damit große Erfolge erzielt.

Damit Du Dich in die Problematik besser einfinden kannst, gibt es auch einige Pflegeelternforen, wenn Du die links möchtest, dann melde Dich gerne mit PN an mich, dann werde ich sie Dir schreiben.

Wie Du mit der Beschneidung umgehen sollst, ist eine schwierige Frage. Es werden doch fast alle beschnitten sein, ihm das zu verwehren, würde ihm ja immer vor Augen halten, dass er anders ist. Ich würde versuchen einen Mittelweg zu gehen. Ich würde die Beschneidung in einem Krankenhaus, ohne Zuschauer, durchführen lassen und danach ein ganz schönes und fröhliches Fest mit allen Verwandten und Freunden feiern.

Ich war auf einigen Seminaren und bei einem habe ich Prof. Eberhard kennen lernen dürfen. Er sagt, dass wichtigste was wir unseren besondern Kinder geben können, ist

Liebe, Ruhe und Stetigkeit.

In diesem Sinne,

lieber Gruß, Irechnchen
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und vielen Dank für Deine Analyse - Du lebst ja hier, und kennst Land und Leute, und die unterschiedlichen Auffassungen der Gesellschaftsgruppen über Religion, Nation und Kultur. Was meinen Vorgänger im Amt und dessen Auffassungen über seine Amtsführung betrifft, ist wohl die neutralste Beschreibung des gerichtlichen Gutachters: Nach dessen Meinung ist der Mann, Reserve-Offizier des Sayeret Matkal (eine Kampfeinheit), ein überzeugter Nationalist, ein überzeugter Armee-Mann, der von sich selbst sagt, dass ein Soldat keine politischen Ansichten zu haben hat Für Religion interessiert er sich nicht; Davidsstern, Jerusalem, der Kotel (die Klagemauer), selbst Yom Kippur sind für ihn Symbole der israelischen Nation - die Beschneidung kommt darin nicht vor, und fand auch bis Ende vergangener Woche auch bei uns keine Erwähnung, weil ich schlicht nicht wusste, dass er nicht beschnitten ist, und Y es mir gesagt hat, nachdem wir nach meinem Wutanfall Tacheles geredet haben, und er mir das quasi als Paradebeispiel dafür serviert hat, wie wenig an Vater-Sohn-Verhältnis zwischen ihm und meinem Vorgänger bestand, und wie wichtig ihm es ist, dass jemand die Rolle seines Vaters einnimmt - mittlerweile habe ich raus gefunden, dass ihn das Thema schon seit Wochen umtreibt.

Aber zurück zum Vater: Insgesamt beschreibt der Gutachter seine Ansichten zu diesen Themen als unreflektiert und undifferenziert, und die Gesamtperson als einen "emotional verarmten Menschen, der seinen Willen haben muss, und dazu bereit ist, das mit Gewalt umzusetzen." Die Lebensgefährtin dieser Person stehe völlig in ihrem Bann, auch wenn es keine Hinweise darauf gebe, dass auch der Frau gegenüber Gewalt angewendet wurde: Sie beschrieb ihn vor Gericht als Menschen, mit dem man gut zusammen leben kann, weil er klare Auffassugen zu richtig und falsch habe, und beklagte, dass der Staat "für den mein Mann sein Leben geopfert hat, nun sein Leben und das seiner Familie zerstöre". Und da kommt Y ins Spiel: Mein Amtsvorgänger äußerte dem Gutachter gegenüber die Ansicht, dass es das Wichtigste für einen israelischen Jugendlichen sei, auf seine Militärzeit vorbereitet zu sein, um dem Land so gut wie möglich dienen zu können. In der Praxis bedeutete dies, dass der Junge so mit lernen, Sport treiben zugepackt wurde, dass für ein Privatleben nicht nur keine Zeit blieb, sondern private Vergnügungen, Zuneigung, Kommunikation verpönt waren. Und Entscheidungen durften und konnten nicht getroffen werden, weil der Wille des Vaters in dieser Familie die allein selig machende Leitschnur des Handels sein musste.

Jetzt ist es wohl tatsächlich so, dass man Kindern nicht einfach die Außenwelt versperren kann, es sei denn man sperrt sie weg, und so kommen sie in der Schule, auf der Straße mit anderen Menschen in Kontakt, bekommen zwangsläufig etwas von deren Leben mit, und entwickeln eigene Wünsche, die in Ys Fall allerdings nicht mit dem Willen seines Vaters kompatibel waren. Y wollte lange schon weg aus diesem Leben - er hat erzählt, dass er mit 13 einen Ladendiebstahl begannen hat, um ins, wie er damals dachte, Gefängnis zu kommen. Blöd war nur, dass er nicht strafmündig war und ruckzuck von der Polizei nach Hause befördert wurde, wo es dann eine gehörige Tracht Prügel gab. Das war die Lage in einer Welt, von der ich mir nicht einmal im Ansatz vorstellen kann, wie es darin aussah.

Was ich mir vorstellen kann ist, warum er sich nun mit voller Wucht auf uns stürzt, jetzt wo in aller Klarheit auf dem Tisch liegt, wer und was er für uns ist, und ich kann auch verstehen, warum er damit vor seinen Freunden kokettiert: In den Familien von manchen von denen sieht es auch nicht gerade rosig aus - und sei es nur, dass man sich gegenseitig anschweigt, oder dass ein Haufen von Verboten die Regeln ersetzt haben. Was meine Sorge bei all' der Zuneigung ist, für deren Formulierung hast Du wunderbar die Steilvorlage geliefert: Ich sorge mich, dass er nicht in ein normales Verhältnis zurück findet.

Und im Zusammenhang mit seiner Vorgeschichte muss man wohl auch die Beschneidung sehen: Er möchte es so haben, wie man es bei einem achttägigen Kind tut, sagt er, und weil man sich damals nicht hätte selbst entscheiden können, kann er es auch heute nicht. Im Prinzip soll ich vor aller Welt, also auch seinen Freunden meine Vater-Rolle damit besiegeln, dass ich eine Entscheidung treffe, die längst gefallen ist, sagt die Psychologin, und spricht damit aus, was ich mir mit meinen paar Uni-Kursen in Psychologie schon selbst zusammen gereimt hatte. Die Logik dieser Denkweise muss sich einem nicht unbedingt erschließen.

Wir haben allerdings auch schon einen aktuellen Debattenstand: Er sucht sich fünf Freunde aus, die er gerne dabei haben möchte; außerdem soll mein Vater dabei sein. Darüber hinaus werden wir einen Arzt, die Psychologin und einen Rabbiner hinzu ziehen. Der Rabbiner wird vor Beginn der Zeremonie deren religiöse Bedeutung erläutern und ich werde die Spielregeln erläutern, und warum wir sie aufgesetzt haben: Wenn er sich unwohl fühlt, und verzichten will, wird verzichtet, ohne wenn und aber und großes "Y ist ein Feigling"-Geschrei; wenn er sich unwohl fühlt, aber Angst vor dem Schmerz bekommen sollte, wird der Arzt ein Narkosemittel spritzen. Wenn er plötzlich doch lieber allein sein möchte, werden alle, ohne zu murren, den Raum verlassen.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals mit so etwas hätte auseinander setzen müssen. Aber ich weiß auch nicht, wie ich in dem Alter reagiert hätte. Die positive Seite des Ganzen ist, dass Y dabei ist, einen eigenen Willen zu entwickeln.

Ich entschuldige mich für die längliche Ausbreitung der Gedankenwelt anderer Leute vor Euren Augen und bedanke mich fürs Lesen.

Viele Grüße,

Ariel
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und auch Dir, Irenchen, ganz lieben Dank für Deine Nachricht und Deine Tipps. Ich finde es schön, dass Du gleich zwei Kinder bei Dir aufgenommen hast.

Unsere Psychologin ist auf traumatisierte Jugendliche spezialisiert, und hilft uns wirklich sehr - vieles von dem, was wir bis heute erreicht haben, ist ihr Verdienst: Sie hat uns wunderbare Tipps gegeben und spricht auch jetzt wieder viel mit dem Jungen, nachdem er sich das Bein erneut gebrochen hat, und auch die Sache mit der Beschneidung auf dem Tisch ist. Sie hat auch unseren Beschneidungskompromiss ausgearbeitet, weil er ja eine medizinische Beschneidung im Krankenhaus ablehnt - er will diesen Moment bewusst erleben, und er will ihn gemeinsam mit den Menschen erleben, die ihm wichtig sind. Vermutlich hat das auch etwas damit zu tun, seinem Umfeld zu zeigen, dass er jetzt kein Opfer mehr ist.

Genauso wie es mit seinem Beinbruch ist: Er hatte direkt nach dem ersten Ereignis Schamgefühle, weil er sich nicht gewehrt hat. Seinen jetztigen Bruch zelebriert er vor und mit seinen Freunden (auch wenn's zynisch klingt). Als ich ihm Ende vergangener Woche die Behandlungsmöglichkeiten präsentierte (wir wollten ihm die Entscheidung überlassen), waren gerade drei Freunde da, die damit begannen, munter zu debattieren, ob Neu-Ariel operiert wird oder einen Gips ans Bein bekommt, und die fleißig per SMS die halbe Schulklasse hinzu riefen. Das Ergebnis war eine aus Erwachsenenaugen bizzarre Spontan-Party, an deren Ende per elf-zu-zwei-Beschluss bekannt gegeben wurde, dass Narben am Bein hässlich sind, und man ja super zu Ys Ruhmvermehrung im Krankenhaus ein Video machen und bei Youtube hoch laden könnte. Das mit dem Youtube habe ich unter Androhung von Eurovision Song Contest nicht unter drei Jahrgängen allerdings unterbunden - es reicht, dass die Krankenschwester im Krankenhaus angesichts einer Flut von Jugendlichen fast einen Nervenzusammenbruch bekommen hat, und ich vor Angst zitternd auf die Rechnung des Pizza-Lieferservices warte. Wenn es den bizzarrsten Tag meines Lebens gibt, dann war es, glaube ich, dieser. Aber Y war trotz Schmerzen glücklich - als ich ihn mitten in der Nacht im Krankenhaus gefragt habe, warum er gelogen hat, und er gesagt hat, dass er Angst gehabt habe, und ich ihm daraufhin die Realität erklärt habe, hat er zum ersten Mal seit Wochen wieder geweint ( ich ehrlich gesagt auch, weil es mir so leid tat, dass ich auf ihn sauer war), und ich hatte den Eindruck, dass es Tränen der Erleichterung waren, denn seine Angst "weg geschickt" zu werden, wenn er nicht passt, stand immer im Raum.

Jetzt weiß er also, dass er nicht nur Liebe bekommt, sondern geliebt wird. Was die Grenzen betrifft, so setzen wir sie nach der Notwendigkeitsfrage: Was ist nötig, um unser Zusammenleben so zu organisieren,dass es jedem gut geht? Und: Kein Alkohol, keine Drogen, nichts Illegales und kein ungeschützter Geschlechtsverkehr. Abgesehen davon muss er sich Luxus-Wünsche wie Kino-Karten, Fußball-Tickets und das Eis essen mit der Dame seines Herzens (ich freue mich schon auf den ersten Liebeskummer) selbst vom Taschengeld finanzieren, und wenn das nicht ausreicht, mit uns reden. Im Moment reicht uns das vollkommen. Mal schauen, ob das so bleibt.

Viele Grüße,


Ariel
 

schnuppe

Aktives Mitglied
*seufz* Kann ich nicht auch mal für ein kleines Weilchen bei Dir Kind sein? *Ironiegenerator off*

Solche Eltern hätte ich auch gerne mal gehabt. Allerdings hat sie wohl niemand mehr verdient als Euer Sohn mit seiner Vorgeschichte. Ich denke, der Kompromiss, den Ihr für die Beschneidung gefunden habt, wird jedem gerecht und wünsch Euch eine wunderschöne Feier dazu!
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@schnuppe: Jedes Kind hat Liebe verdient, ohne wenn und aber, und wenn ich sehe, dass sich Hunderte von Eltern in einem Forum Gedanken um ihre Kinder machen, dann macht das Hoffnung, jedenfalls nach all' den Extremfällen, die ich während meines Studiums erzählt bekommen habe, oder während meines Berufs gesehen habe, oder von einem Freund, der bei der Polizei ist, gehört habe.

Der Kompromiss steht nun, die fünf Zeugen Ys (wobei mein Sohn nciht so heißt, wie die mit den Wachtürmen bei Euch) sind ausgesucht, der Rest darf derweil draußen warten, Mohel (der Messerschwinger) und Rabbi sind gebucht (sind die heftig teuer, meine Güte), die Kiddies organisieren die Party, am Samstag abend nach Schabbat-Ende geht's los und Y ist damit nach Wolke Sieben abgeschoben, wo er hoffentlich auch bleibt, und hört in seinem Zimmer die Pet Shop Boys.

Meine Verlobte hat sich derweil entgegen meines ausdrücklichen Verbots (sie ist eine grauenvolle Köchin) in die Küche geschlichen, und baut dort irgendwas zusammen, was in erster Linie nach grausam ins Nirwana gebratenem Hackfleisch riecht -ich vermute, das sollen Hamburger werden. Y hat jedenfalls schon mal vorsichtshalber der Tür-zu-Regel in Anspruch genommen - er kocht unglaublich gerne selbst (kein Scherz), was allerdings auf einem Bein schlecht geht, und ich war nicht schnell genug, um Frau aus der Küche zu werfen. Meine arme Küche. Er wird's trotzdem essen, weil eben Mamma gekocht hat, und eine Mutter hat er noch weniger gehabt als einen Vater.

Wie immer auch: Jetzt, wo alles geklärt ist, fühle ich mich echt erleichtert. Das nächste Problem kommt bestimmt.

Eines möchte ich sagen: Es tut wirklich gut, das alles mal zusammen schreiben zu dürfen, und dafür Feedback zu bekommen - es ordnet die Gedanken.

Viele Grüße,

Ariel
 

desperate mum

Aktives Mitglied
lieber ariel -
ich wünsche euch weiterhin so viel liebe und humor - das ist doch der sinn des lebens!

also glück auf für euch! :druecker

lieben gruß, desperate mum

p.s. wenn er so gerne und gut kocht - wieder eine schöne verbindung - denn beim gemeinsamen kochen gibt es meistens auch gute gespräche!
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ja, das mit dem Kochen hatten wir ohnehin nur angefangen, damit er lernt, eigene Entscheidungen zu treffen: Essen muss jeder, und wir haben ihn in den Supermarkt geschleppt, ihm gesagt, such' Dir was aus, und denk' drüber nach, was dazu passen könnte. Darüber hinaus habe ich ihm gezeigt, wie man bestimmte Nahrungsmittel zubereitet und - bing - war ein leidenschaftlicher Koch geboren: Er isst ganz einfach gerne, und es war interessant zu sehen, wie er gelernt hat, dass Thunfisch nicht in einer Dose lebt, und was man mit Hackfleisch so alles machen kann. Normalerweise kocht er mit seiner Mutter (ich nenn' meine Verlobte jetzt einfach mal so) zusammen, die den Kram schippeln darf, während er ihn zusammen rührt - dass sind unsere Mutter-Sohn-Fixpunkte.

Und ja, Du hast Recht, nachdem ich viele Jahre auf Karriere verschwendet habe (was auch daran lag, dass ich niemals zuvor eine Partnerin gefunden habe, bei der es geklickt hat): Das ist der Sinn des Lebens.

Viele Grüße,

Ariel
 

Filiz

Lebe Dein Leben !
:geb4 hallo Ariel :geb4


Nachdem ich jetzt lange , lange alles durch gelesen habe ,finde ich Deine Denk-Weise und Dein Handeln einfach nur :respektvoll
Da merkt man ja , das Du Journalist bist ,dass alles liest sich wie ein Roman :anbet

ich wünsche Dir / Euch alles Gute und das mit der Beschneidung hat ja auch sein Vorteil , zumindest habe ich das so gehört :hihihi
Mein kl. Sohnemann muß vllt auch irgend wann Beschnitten werden , aber aus anderen Gründen .

Also dann alles Gute Euch :geb4 :geb4
 

Irenchen

Aktives Mitglied
Ich denke auch ... alles was Du schreibst hat Hand und Fuß ....

aber es stimmt .....

manchmal sieht man vieles klarer, wenn man es einmal ausgesprochen oder aufgeschrieben hat.

Ein wenig musste ich schon schmunzeln und hoffe, Du wirst Deinen Humor niemals verlieren!

Lieber Gruß, Irenchen
 

mad

on the run....
Ich freue mich für Euren Sohn, daß er nun so verständnisvolle Eltern gefunden hat, die versuchen, mit jeder ungewöhnlichen Situation klar zu kommen.
Viel Spaß bei der brit bzw dem Fest und wenig Schmerzen!
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und vielen Dank für Eure netten Nachrichten. Leider hat es mit der Antwort etwas gedauert, weil ich mich nach dem Lesen erstmal wegen einer akuten Weihrauch-Vergiftung behandeln lassen muss. Lob tut gut, und das noch viel mehr so, weil meine Verlobte und ich in den vergangenen Monaten und ein paar Mal ausgemalt haben, was wir an diesem Jungen anrichten können, wenn wir was falsch machen (als Kriminologe denkt man immer gleich an das Schlimmste). Jedenfalls ist es eine unglaublich schwer wiegende Verantwortung. Aber leider ist das Lob auch unangebracht: Das Einzige, was ich gut kann ist schreiben - und da liest sich dann manches weniger problematisch, oder schlüssiger, als es wirklich war. Ich wäre gerne jemand, der auf Anhieb das Richtige tut. In der Tat bin ich jemand, der Tage lang über wichtige Entscheidungen nachdenkt, sich die Meinungen anderer Leute einholt und erst dann entscheidet. Wirklich schlüssig wird mir alles erst dann, wenn ich es zusammen schreibe.

@mad: Ja, wir werden eine schöne Feier haben, und angeblich soll die Angst vor der Brith schlimmer sein als der Schmerz - ein paar Leute, bei denen es im fortgeschrittenen Alter gemacht wurde, haben mir gesagt, dass sie kaum was gespürt haben (eine religiöse Beschneidung wird allerdings anders gemacht, als eine Medizinische).

Viele Grüße,


Ariel
 

mad

on the run....
Ich habe schon sehr viele religiöse Beschneidungen gesehen, schon alleine aus medizinischem Interesse, aber noch nie eine chirurgische durch einen Arzt.
Bei Erwachsenen denke ich, ist die Angst viel größer, als es der wirklich Schmerz dann wäre. Kann ich mir vorstellen, aber ich würde es auch nicht begeistert an meinen Jungs oder ggf mir, wäre ich Mann, durchführen lassen.Hätte ich keine Wahl ,würde ich immer eine örtliche Betäubung allen anderen voranstellen.So mußte ich mich auch mit Händen und Füßen gegen Medikamente bei meinen Geburten wehren, weil keiner verstand, daß ich zwar Schmerzen hatte, aber das so hinter mich bringen wollte, weil ich unter anderem mehr Angst vor den Spritzen habe :hae?
Es ist immer gut, ein bißchen Humor in Probleme einfließen zu lassen. Im Übrigen solltest Du jemanden bei der Beschneidung hinter Dir stehen haben, der Dich im Notfall auffängt, Väter nimmt der Eingriff oft mehr mit als das Kind selbst! :druecker

edit... bei der religiösen wird ja eigentlich nichts genäht und nach 5 Tage ist fals alle verheilt und man sieht nichts mehr, bei Beschneidungen im KH in Deutschland wegen medizinischer Probleme, wird allerdings genäht, und ich höe immer wieder, daß die Heilung dort länger dauert.
Bin gespannt, wie es bei Euch sein wird!
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

keine Sorge, das Schöne am Krimi-Studium war, dass ich in der Cafeteria immer einen Tisch für mich allein hatte - ich brauchte nur zu sagen: "O, Mann Leute, gerade war ich in dieser abgefahrenen Obduktion einer Wasserleiche; dass muss ich Euch unbedingt erzählen - ohr ist das Tomatensauce, oder was Anderes? Hmm, wo seid Ihr denn alle hin?" Ich werde also nicht schnell ohnmächtig, mehr Sorgen habe ich um Y gemacht, aber der sagt, dass er gar keine Angst hat, und so, wie er sich momentan aufführt, bin ich geneigt ihm das zu glauben - heute morgen war er mit seinen Kumpels bei Castro Men, um sich neu einzukleiden, weil die Kiddies entschieden haben, dass, in Abweichung von den normalen israelischen Kleidungsgewohnheiten, Abendgarderobe Pflicht ist. Ich war zwischendrin damit beschäftigt, die Anrufe der Besorgteren unter den Eltern anzunehmen, und denen zu erklären, warum ihre Kinder plötzlich komische Dinge tun, so wie über Beschneidungsfeiern zu reden, zum Beispiel, statt auf dem Kikar Zion rumzuhängen, oder laute Musik zu hören. Ich habe denen erstmal versucht zu erklären, warum es gemacht wird, warum seine Freunde dabei sein sollen und wollen. Sauer von denen war keiner. Eher erleichtert, denn die Ferien in Jerusalem sind eine heiße Zeit, in jeder Beziehung. Und, was mich erstaunt hat, es gab Zustimmung. Und auch den Vorschlag, mal alle gemeinsam Schabbat zu feiern, wenn sich die Kinder schon plötzlich für solche Dinge zu interessieren zu beginnen. Im Moment sieht es so aus, als werden wir das demnächst machen. Zunächst mal wollen wir Eltern uns demnächst zusammen setzen, und einfach nur mal reden - das haben wir außerhalb der monatlichen Elternabende nie getan, und ich frage mich nun, warum nicht. Ein Vater sagte mir, er habe habe schon lange keine Bindung mehr zu seinem Sohn, hätte aber gerne eine - ausgerechnet zu jenem Jungen, der Y neulich über die Vater-Sohn-Tage ausfragte. Es klingt kitschig, und einfach, aber wenn man einmal einen Brunnen gräbt, ist er tief, und dieses Gespräch hat mich einigermaßen getroffen, weil ich ihm nicht sagen konnte, dass sein Sohn genauso fühlt. Ich denke, die einfachste Lösung wird sein, in der kommenden Woche etwas zu viert zu unternehmen. Denn das Schöne, auch wenn es zutiefst zynisch ist, ist dass im Moment Y definiert, was cool ist, weil nur der weiß, was cool ist, der aus der wirklichen Kälte kommt - ungefähr so würde ich mir die Reaktion seines Umfeldes auf sein Verhalten zusammen reimen. Ich habe also die Hoffnung, dass es seinem Kumpel nicht schwer fallen wird, sich auf eine solche Unternehmung einzulassen. Mal schauen.

Bei einer medizinischen Beschneidung wird übrigens die Vorhaut zerquetscht und nicht per Messer abgetrennt; deshalb muss das genäht und unter Narkose gemacht werden (natürlich in umgekehrter Reihenfolge). Der Grund: Um religiös zu beschneiden, muss man sehr viel geübt haben, sonst fehlt am Ende möglicherweise zu viel.

So und jetzt mussich Y erklären, dass eine enganliegende Hose keine gute Idee ist, wenn man sie bei seiner eigenen Brith Mila tragen will.

Viele Grüße,


Ariel
 
Oben