Pfadfinder

David

Armer Irrer! *g*
Nachdem ich nun mehr oder minder freiwillig selbst als Leiter bei den Pfadfindern gelandet bin interessieren mich logischerweise eure Erfahrungen mit diesem Verein.

Viele sind sich ja gar nicht bewusst, dass es so etwas immer noch gibt! :)
 
E

Elchen

Guest
Hey,Du warst ja lange nicht mehr da :D David :D

Leider kenne ich mich mit Pfadfindern überhaupt nicht aus,dewegen wäre es schön,wenn Du mal was darüber schreiben würdest


Zum Beispiel,gibt es ein Mindesalter
Was macht ihr als Pfadfinder??
Sind auch viele Mädchen da oder nur Jungs??
Gibt es Pfadfindervereine überall??
 

David

Armer Irrer! *g*
:shock:

Wieso wusste ich, dass jetzt so etwas kommt? :)

OK, Pfadfinder.

Erst mal ein Bisschen was Geschichtliches:
Jedem Pfadfinder in der ganzen Welt sind die Buchstaben B.P. ein Begriff. Bezeichnen sie doch den Chiefscout of the world", Sir Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, Lord of Gilwell.

Um den tieferen Sinn der Pfadfinderbewegung verstehen zu können, muß man sich zuerst mit der genialen Schöpferfigur beschäftigen, die durch ein Buch die Grundlage zu der großen pädagogischen Bewegung legte, die heute die ganze Welt umfasst.

B.P. wurde am 22. Februar 1857 als fünftes Kind von insgesamt sieben in London geboren. 2 Jahre später verstarb sein Vater, Professor für Theologie, Naturwissenschaften und Geometrie. Bereits 19 Jahre später trat B.P. in die militärische Laufbahn ein, welche ihn zuerst nach Indien und später nach Afrika führte. Während dieser Zeit nahm B.P. die Eindrücke und Erkenntnisse auf, die sich später bei der Gründung der Pfadfinderbewegung als überaus fruchtbar erwiesen.

So z.B. sind folgende persönliche Erlebnisse Baden-Powells in den Grundlagen der heutigen Pfadfinder nachweisbar: B.P. entwickelte in der Armee in Indien das Patrolsystem. In der Pfadfinderarbeit gilt das Prinzip der kleinen Gruppe" (Patrol=Sippe). Ferner erfand B.P. als Auszeichnung und Kennzeichnung der Armeekundschafter das Abzeichen Arrowhead" (Pfeilspitze). Aus dieser Idee entwickelte sich die Lilie als Pfadfinderabzeichen.

Eine sehr wichtige Begebenheit für die Entwicklung der Pfadfinderarbeit ist die Begegnung mit Rudyard Kipling, dem Verfasser der Dschungelbücher. Kipling beschreibt ein Menschenkind, das bei den Tieren im indischen Dschungel aufwächst, deren Sprache und Lebensgewohnheiten erlernt und die große Tierfamilie begreift. Dieses Buch diente u.a. Walt Disney als Vorlage für den weltbekannten Zeichentrickfilm Das Dschungelbuch". Aus dieser Begegnung mit Kipling sind folgende, heute noch gebräuchliche Begriffe der Pfadfinderarbeit abzuleiten: Wölflinge" als Bezeichnung der Kinderstufe in der Pfadfinderarbeit, Akela" als Bezeichnung für den Leiter von Wölflingen, Baghira" als Bezeichnung für die Helfer der Akelas. Auch die weitere Symbolik in der Pfadfinderarbeit, vor allem in der Kinderstufe, ist auf Kipling zurückzuführen. (Treffen am Ratsfelsen, Wolfsgeschrei etc.)

Aus den Treffen mit verschiedenen afrikanischen Stämmen, erhielt B.P. weitere Anregungen für die Pfadfinderidee. Die Gebräuche der Zulus fanden ihren Niederschlag im Pfadfinderpfiff und in den Pfadfindertänzen. Die Askantin Expedition" brachte den Pfadfindern das Signalverfahren mit Trommel und Rauch. Die Idee des Jamboree", des im vierjährigen Rhythmus stattfindenden internationalen Pfadfindertreffens stammt von den Buschmännern.

Diese und andere Erkenntnisse setzte B.P. in seinem ersten Buch Aids to scouting" für die Ausbildung der Kundschafter in der britischen Armee um. Das Buch erschien 1899, gerade als er im Verlauf des Burenkrieges die Leitung der Verteidigung der belagerten Stadt Mafeking hatte, und fand bald Einlaß als Erziehungsmittel in verschiedenen Knaben- und Mädchenschulen. In diese Zeit fällt auch die Entstehung einer britischen militärischen Jugendorganisation, der Boys Brigade". B.P. wird 1903, nach einer Parade dieser Organisation aufgefordert, sein Buch Aids to scouting" für diese Boys Brigade" umzuschreiben. B.P. beschäftigte sich einige Jahre intensiv mit dem Problem der Jugenderziehung und entwickelte nach und nach eine Erziehungsmethode, die in der Welt ihresgleichen sucht".

Schließlich 1907 ist es soweit. B.P. fährt mit einer Gruppe von Jugendlichen aus allen Bevölkerungsschichten auf das erste Zeltlager der Pfadfindergeschichte auf Brownsea Island" vor der Küste Englands. Die Teilnehmer trugen eine einheitliche Uniform, um die sozialen Unterschiede nicht erkennbar werden zu lassen. Das Lager bestätigte Baden-Powells Methode in allen Punkten und übertraf sogar noch seine Erwartungen. B.P. schrieb daraufhin sein nächstes Buch Scouting for Boys". Eigentlich als Arbeitsbuch für die Boys Brigade" gedacht, entwickelte sich das Buch zu einem Bestseller. Die Jugendlichen schlossen sich zu Gruppen zusammen, ohne jedoch der Boys Brigade" beizutreten. Bereits ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches trafen sich 11.000 Pfadfinder in London. 1910 zählte die Bewegung bereits 100.000 Mitglieder. Überall auf der Welt traf die Idee B.P.'s auf fruchtbaren Boden. Pfadfindergruppen schossen wie Pilze aus dem Boden. B.P. wurde von seinen Aufgaben in der Armee freigestellt, um sich ausschließlich der Pfadfinderbewegung widmen zu können.

Seine Frau, Olave St. Clair Soames, die er 1912 heiratete, war von seiner Idee ebenfalls so begeistert, daß sie den Anstoß zur Gründung von weiblichen Pfadfindergruppen gab. Kaum beeinträchtigt durch den ersten Weltkrieg, trafen sich Pfadfinder aus 21 Nationen zum ersten Jamboree 1920 in London, bei dem B.P. zum Chiefscout of the world" gewählt wurde.

In der Folgezeit unterstützte und leitete B.P. die Gründung der Wölflings- und Roverarbeit. Weitere Bücher ergänzten die Pfadfinderidee und förderten deren Verbreitung.

B.P. starb, fast 84-jährig, am 6. Januar 1941 auf seiner Farm in Nyeri bei Nairobi in Kenia und wurde dort beerdigt.

Pfadfinder heute:
Selbstverständlich ist auch heute die Bewegung der Pfadfinderschaft durchaus aktiv, auch wenn sich im Gegensatz zu früher einiges geändert hat.
Mittlerweile gliedern sich die Pfadfinder in Deutschland auf mehrere Verbände auf:
An erster Stelle währe hier die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (Kurz DPSG) zu nennen, in welcher auch ich tätig bin.
Dann wäre da noch die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg, eine wie man am Namen unschwer erkennen kann rein weibliche Organisation.
Natürlich gibt es auch noch weiter Verbände, wie den Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder oder aber den Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder.
Natürlich gibt es noch weiter (kleiner) Verbände, die ich hier aus zwei Gründen nicht nenne:
1. Die hier erwähnten Verbände sind unter einem großen Dachverband dem Ring deutscher Pfadfinderverbände zusammengefasst.
2. Andere Verbände kenne ich nicht! :D

Logischerweise ist beim sog. RdP noch nicht Schluss, es geht noch weiter auf Weltebene, die ich hier erst mal aufgrund der Übersichtlichkeit außer Acht lasse.

Konfessionen
Da die Pfadfinder aus einer Zeit stammen, in der die Kirche eine ziemlich große rolle im Leben der Menschen spielte, sind bestimmte verbände auch bestimmten Konfessionen zugeordnet. (Das heißt jedoch nicht, dass man an einen bestimmten Verband gebunden wäre! Selbstverständlich sind alle Verbände offen für alle Glaubensrichtungen.)
DPSG und PSG - Katholisch
VCP - Evangelisch
BdP - Konfessionsfrei

Altersgruppen:
Grundsätzlich ist es immer Sache des Stammes, ab welcher Altersgruppe Kinder aufgenommen werden. Ich kenne Stämme, deren jüngste Mitglieder gerade mal 5 Jahre alt sind.
Grundsätzlich kann ich daher nur von den Richtlinien des DPSG sprechen, dieser ist in 4 Altersgruppen eingeteilt.
Wölflinge von 7 bis 11 Jahren
Jungpfadfinder von 11 bis 14 Jahren
Pfadfinder von 14 bis 16 Jahren
Rover ab 16 Jahren
Normalerweise kann man ab ca. 18 Jahren vom Roverstatus zum Leiter überwechseln, es gibt aber durchaus auch 20-Jährige Rover, die gar nicht daran denken sich zum Leiter berufen zu lassen! ;)

Was wird getan?
Die Aktivitäten der Pfadfinder sind vielseitig, und Erstecken sich über diverse gebiete. Letztendlich liegt es hier wieder im ermessen des Pfadfinderstammes, was er in welcher Altersgruppe an Aktivitäten anbieten möchte.
Normalerweise haben alles Stufen min. ein mal die Woche ihre Gruppenstunde, in der die Leiter versuchen den Kinder ein möglichst Altersentsprechendes Programm zu bieten. Während in den unteren Stufen meist in den Gruppenstunden gespielt wird werden mit zunehmendem Alter die Anforderungen langsam gesteigert, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Kinder lernen sich mit einem Kompass durch die Stadt. (Gibt es tatsächlich!) zu bewegen. An sich also eine ganz lustige Geschichte, die vor allem den Kindern ziemlichen Spaß macht.
Nicht zu vergessen wären dann auch die Altersübergreifenden Aktivitäten, wie z.B. die klassischen Pfadfinderlager, die in der Tat so ablaufen, wie es sich vermutlich jeder vorstellen würde. (Lagerfeuer, schlafen im Zelt, Gesang usw.)

Ja sind das nun nur Jungs oder gibt es da auch ein paar Mädchen?
Hehe, das ist mein Lieblingsthema.
An sich sind Pfadfinderverbände eine gemischte Einheit, auch wenn diese in ihren Anfängen nach Geschlechtern getrennt waren, so gibt es heute, wenn man von den reinen weiblichen verbänden absieht an sich keine Geschlechtliche Trennung mehr.

Wo gibt es Pfadfinder?
Eigentlich überall!
Es gibt vermutlich kaum einen Landkreis, in dem nicht mindestens ein Pfadfinderverband aktiv ist. Sprich wenn Interesse bestehen sollte einfach die entsprechenden Verbände anschreiben, normalerweise erfolgt die Antwort ziemlich schnell. (Man ist eben um eine hohe Mitgliederzahl bemüht.)

So, jetzt hab ich genug geschrieben... ;)

Grüße
David
 
E

Elchen

Guest
Hey,da hast Du Dir ja echt viel Mühe gegeben..Wäre nicht schlecht für meine 7jährigen,sowas......

Machst Du das schon lange??
 

David

Armer Irrer! *g*
Jugendarbeit im Allgemeinen mache ich schon länger (So ca. seit 5 Jahren), bin praktisch schon ein *alter Hase*, aber bei den Pfadfindern bin ich noch nicht ganz so lange. Die letzen 10 Monate war ich quasi auf Ausbildung. Richtig aktiv (Also so mit eigener Gruppe und so.) bin ich seit ca. 1,5 Monaten. Aber es macht Spaß! ;)

Also bis zur 2ten Klasse würde ich noch warten aber dann kann er ja mal ganz unverbindlich in der Gruppenstunde eines Pfadfinderstammes vorbeigucken. Wenn es ihm Spaß macht kann er ja regelmäßig gehen. (Erfahrungsgemäß bleiben gerade die Wölflinge gerne dabei.)

Ergo:
Einfach mal versuchen, mehr als nicht gefallen kann es ihm ja nicht!

Frohe Weinachten
David
 
F

feli63

Guest
Mann jetzt bin ich echt aufgeklärt - das wußte ich auch noch nicht. Danke für die ausführliche Erklärung.
Ich habe nur mal mitbekommen, daß meine Cousine bei den Pfadfindern war (ob sie´s noch ist, weiß ich nicht). Sie war sehr begeistert und hat auch einige Freizeiten mitgemacht.

Frohe Weihnachten
Feli
 
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